Wenn Du Dich seit einer Weile mit digitalem Lernen beschäftigst, sind viele Dinge für Dich zur Normalität geworden.
Daher vergessen wir manchmal, dass die >>Digitalisierung des Lernens immer noch nicht alle mit an Bord genommen hat. Und das nicht immer nur aus eigener Unwilligkeit, sondern einfach durch fehlende Berührungspunkte im Berufsalltag.
Wir haben zuletzt darüber gesprochen, aus welchen Gründen in Unternehmen und Organisationen noch immer zu wenig Digitalität umgesetzt wird.
Nun sprechen wir einmal darüber, was Du tun kannst, wenn diese betroffenen Menschen in Deinen Veranstaltungen landen. Denn vielleicht möchten sie sich eigenständig weiterbilden oder Du bist am Start der Digitalisierung beteiligt.
Dann wirst Du nämlich eventuell feststellen, dass das Thema Online nicht ganz ohne innere Widerstände oder sogar Ängste ablaufen kann.
Woher kommt diese Lernangst?
Wenn Du eine dieser Personen bist, die sich neuen Dingen furchtlos stellt und ständig lernt, magst Du Dir angesichts dieser Berührungsängste manchmal den Kopf kratzen.
Dabei kommen Lernängste und gerade die Angst vor fehlender digitaler Kompetenz selten über Nacht. Viele Menschen haben einfach den Anschluss verpasst oder sind nach einer schlechten Lernerfahrung in die Defensivhaltung gegangen.
Oftmals begegnen Dir dann Ausflüchte wie „Dafür bin ich schon zu alt“, die eigentlich nur das eigene Selbstwertgefühl schützen sollen. Doch durch diese Grundhaltung werden natürlich die Lücken nur immer größer.
Wir haben vor einiger Zeit im Detail über diesen >>Teufelskreis der Lernschwierigkeiten gesprochen und auch darüber, wie wir betroffenen Lernenden besser helfen können.
Heute sprechen wir konkret über das Thema digitale Kompetenz und wie wir bei Schwierigkeiten mit Online-Lernen unterstützen können!
Was brauchen Lernende?
Damit eine Online-Weiterbildung gelingt, müssen natürlich alle Lernenden über gewisse Grundkenntnisse und Schlüsselkompetenzen verfügen. Welche genau?
Eine Studie des Kompetenzentrums für Fachkräftesicherung (KOFA) definiert beispielsweise die folgenden Aspekte, die im Zuge der allgemeinen Digitalisierung zunehmend an Bedeutung gewinnen:
- Grundkenntnisse aus der IT (Anwenderkenntnisse)
- Selbstständigkeit, Planung und Organisation
- Kooperation und Kommunikation
- Berufliches und IT-Fachwissen
- Führungskompetenz
Zu Punkt 1 sei noch einmal betont, dass hier zu Beginn wirklich die Anwendungskenntnisse von zentraler Wichtigkeit sind. Wie genau ein Computer oder Smartphone funktioniert oder Software programmiert wird, ist im ersten Moment sicherlich nebensächlich.
Die Lernenden müssen die Geräte und Tools kompetent nutzen können und an dieser Stelle Sicherheit aufbauen, dann kann sich auch weiterführendes Interesse ergeben. Daher kann man hier den Faktor IT-Fachwissen in den meisten Fällen vorerst ausklammern.
Alle anderen Punkte sind hauptsächlich Kompetenzen, die im Idealfall ohnehin auch über jede andere berufliche Weiterbildung gefördert werden – hier geht es also vor allem um die Übertragung dieser Fähigkeiten auf neue Bereiche.
Aber wenn Du hier an bekannte und hoffentlich bereits gefestigte Kompetenzen anknüpfen kannst, finden sich alle schneller ein.
Wir würden zu den genannten Aspekten vermutlich noch den Faktor Medienkompetenz ergänzen. Also die Fähigkeit, Online-Informationen zu recherchieren und vor allem auch kritisch zu bewerten.
Denn gerade Neulinge auf dem Gebiet verlieren sich schnell in der Informationsflut oder haben Schwierigkeiten bei der Einschätzung der Seriosität von Inhalten.
Den richtigen Start erwischen!
Wenn Technik-Skeptiker:innen und digital unerfahrene Lernende gänzlich unvorbereitet in Deiner ersten Sitzung sind, hast Du den bestmöglichen Start eigentlich schon verpasst.
Zwei Stichworte sind hier daher noch vor Beginn der Veranstaltung wichtig:
- Wissensstand prüfen
- Onboarding
Schritt 1 des gesamten Onboarding-Prozesses ist die Überprüfung des Wissens- und Kenntnisstandes. Hier ist es wichtig, dass diese Abfrage wirklich ohne Wertung geschieht, damit sich Ängste nicht weiter verhärten.
Mache also klar, dass alle Lernenden einen Platz in der Gruppe haben und unabhängig von ihrer erweiterten digitalen Kompetenz an der Weiterbildung teilnehmen können.
Für die Art und Weise der Abfrage gibt es viele Varianten, Du kannst beispielsweise einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung verschicken. Hier siehst Du ein Beispiel von blink.it:
Vor allem wenn Du eine heterogene Lerngruppe erwartest, ist die Erhebung des Kenntnisstandes wichtig. Denn auf Basis dieser Ergebnisse kannst Du schon viel besser einschätzen, wie die digitale Kompetenz in der Gruppe verteilt ist. Dieses Wissen kann Dir bei der konkreten Gestaltung und Auswahl von Tools helfen.
Der andere wichtige Schritt ist in der Folge das inhaltliche und technische Onboarding.
Je weniger Fragen in den Köpfen schwirren, desto mehr allgemeine Unsicherheit wird abgebaut und desto offener werden alle sein. Diese Fragen sollten etwa bereits vor Start ganz klar beantwortet sein:
- Was ist das Lernziel der Online-Weiterbildung und wieso ist das für sie konkret relevant?
- Wie läuft das Online-Lernen formal ab?
- Wie können sich Lernende bei technischen Fragen Hilfe holen?
- Wie können sie sich bei inhaltlichen Fragen Hilfe holen?
- Wie sieht der Zeitplan aus?
- Auf welchen Geräten können Lernende teilnehmen bzw. welche werden benötigt?
Du kannst beispielsweise auch im Vorfeld zu Technik-Tests einladen oder Selbstlern-Inhalte wie kurze Erklärvideos zur Verfügung stellen. Dann können Lernende diese Angebote in Anspruch nehmen, um die Basics bereits vor Start zu klären.
Das wird ihnen nicht nur Sicherheit geben, sondern auch den Ablauf der eigentlichen Veranstaltung für alle erleichtern. Denn dann können alle schneller in die Inhalte einsteigen, ohne sich zu lange an technischen Details aufzuhalten.
Weitere Tipps für die Weiterbildung
Idealerweise hast Du also bereits vor dem Beginn der Veranstaltung ein solides Fundament gelegt und Barrieren abgebaut.
Mit diesen Extra-Tipps kannst Du auch bei der Gestaltung und Vermittlung der Inhalte dafür sorgen, dass auch digital skeptische Lernende sich schneller aufwärmen:
- Anschaulichkeit
Technische Einzelheiten und Fachbegriffe verwirren oftmals Lernende, die mit einem Thema noch wenig Berührungspunkte hatten.
Verwende daher so viele anschauliche Beispiele wie möglich, am allerbesten aus der beruflichen Praxis.
- Einfache Allround-Tools
Die Wahl der digitalen und kollaborativen Tools sollte auf Niedrigschwelligkeit angelegt sein. Also eher Jamboard statt Miro.
Tools dieser Art sind ebenfalls mit etwas Kreativität vielseitig einsetzbar, was den kognitiven Aufwand erneut reduziert. Wenn Du es so zentralisiert wie möglich halten möchtest, kannst Du auch direkt die eingebauten Tools der jeweiligen Konferenzplattform nutzen.
- Viel Gruppenarbeit
Soziales Lernen ist gerade auch bei >>heterogenen Lerngruppen sehr bewährt. Grundsätzlich ist eine gute Mischung aller Sozialformen ratsam, aber wenn der Fokus mehr auf der Gruppe liegt, entfaltet sich meistens eine besonders gesunde Dynamik.
- Offene Lern- und Fehlerkultur
Denn auch das ist wichtig: „Fehler“ werden passieren und Lernende müssen von Anfang an die Angst davor abbauen. Alles gehört zum Lernprozess und gerade bei Unwissenheit um digitale Themen soll keine Scham aufkommen!
Ein Gedanke zu „Angst vor Online-Lernen? So nimmst Du alle mit!“