Kritikfähigkeit – eine theoretisch sehr schöne Kunst

Niederlagen sind im Leben unvermeidbar.

Jeder von uns erhält von Zeit zu Zeit negatives Feedback oder muss eine persönliche Niederlage einstecken. Negative Rückmeldungen spuken uns oft wesentlich länger im Kopf herum, als wir zugeben möchten.

Denn selbst wenn es sich um berufliche Dinge handelt, können wir manchmal einfach nicht anders, als es persönlich zu nehmen. Gerade wenn wir an einem Projekt lange gearbeitet haben und wirklich unser Herzblut investiert haben.

Vor allem wenn negatives Feedback von Menschen kommt, die wir besonders schätzen – ob fachlich oder persönlich – kann es insgeheim schmerzen.

Wie wir damit umgehen, ist natürlich individuell verschieden. Es ist leichter gesagt als getan, Feedback neutral anzunehmen und einfach daraus zu lernen. Denn auch die konstruktivste Kritik greift unter Umständen unser natürliches Bedürfnis nach Anerkennung und unser Selbstwertgefühl an.

Ich möchte nicht vorgeben, hier eine Patent-Lösung zu präsentieren, mit deren Hilfe uns negatives Feedback nicht mehr persönlich tangiert. Sondern ich möchte vielmehr meine eigenen Erfahrungen teilen. Dabei geht es vor allem um die Theorie im Konflikt mit der Praxis.

Als Trainer oder Kommunikationsexperte befasst man sich oft auch damit, anderen die Grundätze des Feedback-Gebens zu vermitteln. Doch wie sieht es mit der eigenen Kritikfähigkeit wirklich aus?

Gerade für Selbstständige ist die Akzeptanz von Kritik von außen wohl manchmal schwierig. Denn wenn man für alles allein verantwortlich ist, dann fallen eben nicht nur Erfolge, sondern auch Niederlagen nur auf einen selbst zurück. Der psychologische Luxus, negative Rückmeldungen auf ein Team oder ein Unternehmen abwälzen zu können, entfällt in einer One-Person-Show.

Natürlich bin ich mir auch bewusst, dass der objektive Ansatz ist, Kritik an der Arbeit nicht auf die eigene Person zu beziehen. Da ich mit der praktischen Umsetzung dieser Grundsätze aber häufig an meine Grenzen stoße, möchte ich diese Theorien gemeinsam mit Euch einmal genauer diskutieren.

Wie geht man laut Experten am besten mit Feedback um?

Sprechen wir also erst einmal über die Theorie – die ideale Realität, in der wir berufliches Feedback aller Art ohne jede Wertung für uns akzeptieren und umsetzen. Ich habe einige Grundregeln zusammengetragen, die dabei helfen sollen, den Softskill Kritikfähigkeit besser umzusetzen.

1. “Ruhig bleiben”

Der erste Experten-Tipp klingt beinahe lächerlich offensichtlich.

Doch die erste Reaktion kann entscheidend sein und ist mit den meisten Emotionen behaftet. Und unsere Gefühle sind nicht gerade dafür bekannt, sonderlich konstruktiv zu sein.

In vielen Fällen ist eine natürliche Reaktion auf Kritik eine defensive innere Haltung einzunehmen, um sich davon abzuschirmen. Wir möchten uns rechtfertigen und verwickeln uns so meistens nur in unnötig emotional aufgeladene Diskussionen.

Daher empfiehlt es sich, zunächst einmal tief durchzuatmen und innerlich einen Schritt zurück zu treten.

2. Nachfragen und Nachdenken

Nachdem man kurz etwas Abstand von der geäußerten Kritik genommen hat, sollte man um Konkretisierung bitten – manchmal liegen auch einfach Missverständnisse vor. Zudem gewinnt man auf diese Weise weitere Zeit, um seine Reaktionen emotional zu ordnen.

Außerdem fällt es wesentlich leichter, das Feedback auf bestimmte inhaltliche Aspekte zu beziehen und so den Standpunkt des Feedback-Gebers nachzuvollziehen. Des Weiteren kann man so eventuell konkrete Verbesserungsvorschläge einholen. So kann Feedback auch immer zu einer Chance auf Weiterentwicklung werden.

Es gibt sicherlich auch Fälle, in denen Menschen einfach nur das Haar in der Suppe suchen – oder der Kritik eine weitere persönliche Ebene zu Grunde liegt. Ein solches Feedback hat gar nicht die Intention konstruktiv zu sein. Man kann dieses häufig daran erkennen, dass die Aussagen sehr verallgemeinert und wenig differenziert sind. Daher kann man durch gezielte Nachfragen in Erfahrung bringen, ob das Feedback tatsächlich auf konkreten Aspekten basiert.

Anschließend sollte man sich einen Moment nehmen, um wirklich über die Rückmeldung nachzudenken und mit sich selbst ehrlich ins Gericht zu gehen. Unter Umständen muss man sich eigene Fehler eingestehen – das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen eines persönlichen Lernerfolgs.

3. Respekt – nicht zwingend Zustimmung

Grundsätzlich sollte man jede Kritik ernst nehmen und auch tatsächlich über die Rückmeldung nachdenken – und sie nicht einfach abtun, da sie von einer Person ausgeht, deren Meinung wir vielleicht nicht sonderlich schätzen. Jeder Standpunkt von außen bietet eine einzigartige Perspektive, die prinzipiell wertvoll sein kann.

Es kann hilfreich sein, grundsätzlich Kooperationsbereitschaft zu signalisieren. Wenn man zunächst ausdrückt, dass man die Meinung des Gegenübers respektiert, kann sich die Situation direkt entspannen.

Es ist möglich, die andere Seite zu respektieren und nachzuvollziehen, ohne zwangsläufig allen Aussagen zuzustimmen. Es kann Gelassenheit bringen, die Meinung anderer Menschen als genau das anzusehen – als eine Seite der Geschichte von mindestens zweien. Es kann also auch eine Option sein, kritisches Feedback wahrzunehmen, aber es als Meinung einer Einzelperson zu verstehen.

4. Selbstbild überprüfen

Es gibt viele Menschen, die mit Unsicherheit und mangelndem Selbstwertgefühl kämpfen. Dann wirkt jede kritische Äußerung besonders schnell verletzend.

Verletzt und gekränkt reagieren wir meist dann, wenn unser innerer Kritiker uns schon vorher unbewusst verurteilt hat.

Business-Coach Anja Gerber-Oehlmann

Um Kritik gelassener und souveräner zu begegnen, muss man eventuell sein generelles Selbstbild reflektieren und festigen. Wenn negativ gefärbtes Feedback das eigene Selbstwertgefühl über ein gesundes Maß hinaus ankratzt, kann es nötig werden, die Ansichten und Einstellungen zu überdenken.

Denn grundsätzlich ist es keine schlechte Eigenschaft, selbstkritisch zu sein. Aber auch hier ist das richtige Maß ausschlaggebend.

5. Feedback aktiv einfordern

Da konstruktive Kritik unsere persönliche Entwicklung befördern kann, sollten wir uns daran gewöhnen, regelmäßig Feedback einzufordern.

In einem Arbeitsumfeld können Kollegen und Vorgesetzte sich durch einen kontinuierlichen Austausch gegenseitig fördern.

Daher kann es auch förderlich sein, Feedback bewusst in (Online-)Seminare einzubinden. Indem man auch die Teilnehmer*innen an Feedback-Runden gewöhnt, fördert man das Äußern und Annehmen von Rückmeldungen zu Leistungen. So kann auf Dauer die Barriere der Angst vor Kritik abgebaut werden.

Was tun, wenn die Theorie versagt?

Die gute Nachricht scheint zu sein, dass man Kritikfähigkeit lernen kann.

Der erste Schritt ist wie in vielen Fällen, in denen wir eigenes Verhalten anpassen möchten, sich des Problembereichs bewusst zu werden.

Der zweite Schritt ist die Erkenntnis, dass unsere Person und unser Verhalten tatsächlich zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Verhalten lässt sich stets erlernen und anpassen. Wenn wir unsere Persönlichkeit und unsere Arbeit als zwei verschiedene Einheiten begreifen, fällt es leichter, Feedback anzunehmen. Grundsätzlich geht es darum, eine gewisse emotionale Distanz zu beruflichen Leistungen einzunehmen.

Kritikfähigkeit scheint eine Kunst zu sein, die am besten funktioniert, wenn man Selbst- und Fremdbild in einen Ausgleich bringt.

Ich neige – wie vermutlich viele Menschen – dazu, selbst mein größter Kritiker zu sein. Wenn man selbst zu Perfektionismus neigt, findet man immer Kritikpunkte an der eigenen Arbeit, bevor jemals ein anderer Mensch Feedback geübt hat. Wenn dann kritisches Feedback kommt, bestätigt das im Grunde nur die innere Stimme.

Eine wichtige Erkenntnis ist für mich auch, dass man kritische Meinungen nicht unbedingt teilen muss. Jeder Mensch verfügt über ein individuelles Empfinden und manchmal sind Menschen einfach verschiedener Meinung. Das heißt nicht, dass man sofort das Gesamtkonstrukt seines Selbstbilds in Frage stellen muss.

Die eigene Intuition kann schlussendlich doch der beste Wegweiser sein und man sollte sich durch kritische Einzelstimmen nicht unbedingt von diesem Weg abbringen lassen. Der Mensch an sich hat ein natürliches Bedürfnis gemocht und gelobt zu werden – daher gehen uns negative Rückmeldungen auch oft so an die Nieren.

Auch wenn die Grundsätze der Kritikfähigkeit wohl inhaltlich kaum jemanden überraschen werden, so kann sich eine bewusste Auseinandersetzung damit lohnen. Für mich ganz persönlich manifestiere ich diese Tipps daher in Form dieses Artikels, mit dem Ziel diese in Zukunft besser umzusetzen.

Warum man Methodenschlachten meistens verliert

Die Aufgabe, ein Präsenzseminar in eine Online-Veranstaltung umzuwandeln, hat dieses Jahr viele Lehrende vor neue Herausforderungen gestellt. Und dabei stand oft eine zentrale Sorge im Vordergrund: wie erzeuge ich in einem Online-Seminar Interaktion?

Das ist wohl auch der größte Wermutstropfen, über den im Zusammenhang mit E-Learning gesprochen wird. Es gäbe keine echte Community, keine Seele.

Viele erfahrene und versierte Präsenz-Trainer haben sich die Frage gestellt, wie sie ihre gewohnt vielfältigen Methoden online abbilden können. Das Ergebnis dieser Frage endet häufig in einer Methodenschlacht. Denn der erste Instinkt sagt einem vielleicht, dass man für viele Methoden auch viele Programme und Tools braucht.

Dabei ist auch in diesem Falle – wie so häufig im Leben – weniger doch mehr. Und zwar nicht weniger Interaktion, weniger Vielfalt oder weniger Expertise. Sondern weniger Methodenchaos.

Es ist vollkommen verständlich, dass Du dich eventuell mit dem Gefühl innerhalb kurzer Zeit viele neue Dinge in dein Repertoire aufnehmen zu müssen, überfordert fühlst. Daher plädieren wir für etwas mehr Leichtigkeit des Lernens.

Weniger Breite, mehr Tiefe

Das Internet ist unheimlich groß und vollgepackt mit mehr oder weniger nützlichen Apps und Programmen. Am Ende deiner Planung hast Du also wahrscheinlich eine ganze Menge an Online-Tools in Deinem neuen Methodenarsenal.

Doch man muss sich bei der Auswahl einer Methode und eines Tools immer fragen:

Dient dies wirklich dem Lerninhalt? Oder will man einfach nur zwanghaft an den Formen des Präsenzunterrichts und den eigenen Lehrgewohnheiten festhalten?

Indem wir möglichst viele verschiedene Tools in den Lehrplan integrieren wollen, belasten wir unter Umständen nicht nur uns selbst, sondern auch die Lernenden. Denn wenn wir uns als angebliche Experten schon mit der Vielfalt an Programmen überfordert fühlen, können wir wohl kaum anderes von unseren Teilnehmer*innen erwarten.

Es ist natürlich unrealistisch zu verlangen, dass ein Trainer jedes einzelne Programm in- und auswendig kennt. Daher kann es stattdessen ratsam sein, sich ein vielseitiges Tool zu suchen und dieses bis ins Detail zu beherrschen.

Die Allzweckwaffe Zoom

Die Konferenzsoftware Zoom ist mittlerweile fast jedem ein Begriff. Die Chancen sind groß, dass du bereits damit gearbeitet hast, oder in Zukunft damit arbeiten wirst.

Viele Trainer verwenden Zoom vielleicht als Ausgangspunkt und möchten es im Seminar um viele weitere Apps ergänzen. Dabei bietet die Software selbst bereits einige integrierte Funktionen, die sich vielseitig einsetzen lassen.

Zoom hat drei wesentliche Features, die Dir in einem Online-Seminar methodisch besonders hilfreich sein können. Dabei sei erwähnt, dass darauf geachtet werden sollte, dass alle Teilnehmer*innen stets die neueste Version der Software verwenden, um Unregelmäßigkeiten zwischen den Versionen zu vermeiden. Zudem lassen sich einige Funktionen, wie etwa die Umfragen, ausschließlich in der lizensierten Version verwenden.

1. Whiteboard + Kommentieren

Das Whiteboard-Feature lässt sich über die Bildschirmteilung nutzen. Es bietet die Möglichkeit zum kollaborativen Zeichnen, Skizzieren und Visualisieren in Echtzeit.

Öffnet man das Whiteboard, erscheinen die Optionen zum Annotieren für alle Teilnehmer*innen des Meetings. Die Zeichentools sind bei Zoom zwar eher auf der schlichten Seite, erfüllen aber viele grundlegende Zwecke. In vielen Szenarios reichen Textfelder und verschiedenfarbige Zeichnungen sicherlich aus. Zusätzlich ist das Stempel-Feature immer eine beliebte Weise einzelne Bereiche zu markieren.

Der aktuelle Status des Whiteboards lässt sich jederzeit als PNG-Screenshot abspeichern. Die Kommentieren-Funktion lässt sich im Übrigen nicht nur im Zusammenhang mit dem Whiteboard verwenden, sondern auch bei der allgemeinen Bildschirmteilung.

Auf diese Weise können Teilnehmer*innen alles annotieren, was auf dem Bildschirm freigegeben wird. So kann man auch als Trainer etwa vorbereitete Grafiken teilen und bearbeiten lassen.

Auch bei der Bildschirmfreigabe lohnt es sich, die Möglichkeiten unter den Reitern „Erweitert“ und „Dateien“ durchzusehen – so kann man beispielsweise auch nur einen frei wählbaren Ausschnitt des eigenen Bildschirms oder Dateien direkt aus Google Drive freigeben.

Falls Dir die Funktionen des Zoom-Whiteboards aber tatsächlich nicht reichen sollten, kannst Du natürlich auf eine zusätzliche App zurückgreifen. Ich habe im Rahmen dieses Artikels insgesamt 10 verschiedene Whiteboards für Browser und mobile Geräte getestet:

Die Tafel 3.0 – Virtuelle Whiteboards im Test

2. Der Chat

Auch der in Zoom integrierte Chatroom kann für vielfältige Zwecke genutzt werden. Als Host hast Du stets die Kontrolle über den Chat: Du kannst in den Einstellungen festlegen, wer mit wem chatten darf oder ob die Funktion überhaupt genutzt werden kann.

Einige Trainer und Vortragende haben wohl Sorge, dass der Chat die störenden, halblauten Nebengespräche aus den Präsenzveranstaltungen zu ersetzen droht. Denn sofern es der Host erlaubt, können die Teilnehmer*innen wahlweise Nachrichten nicht nur an alle anderen, sondern auch an einzelne Mitglieder senden.

Die gezielte Nutzung des Chats kann aber durchaus ratsam sein, denn auf diese Weise lassen sich einige methodische Knoten lösen. So kann man beispielsweise über den Chat nicht nur Textnachrichten und Links verteilen, sondern auch Dateien verschicken.

Die Chat-Funktion kann außerdem in solchen Situationen als Ausweich-Methode verwendet werden, in denen die Mikrofone technische Schwierigkeiten bereiten – und wir alle wissen, dass diese häufiger auftreten, als uns lieb wäre.

Der Chatverlauf lässt sich zudem auch über das Meeting hinaus sichern und so können wichtige Ergebnisse später nachvollzogen werden.

3. Umfragen

Die Umfrage-Funktion ist ein oft übersehenes Feature der Konferenzsoftware. Dabei können die Umfragen als Tool ebenfalls in verschiedenen methodischen Kontexten von Nutzen sein.

Hierbei ist zu erwähnen, dass Umfragen aktuell nur in einem geplanten Meeting genutzt werden können. Zudem muss der Host selbst den Desktop-Client von Zoom verwenden – die Teilnehmer*innen können auf Umfragen aber auch von mobilen Endgeräten zugreifen. Sie können nur vom ursprünglichen Host gestartet werden und nicht nach Übertragung der Host-Steuerung beliebig von anderen Mitgliedern genutzt werden.

Mit der Umfragen-Funktion lassen sich vor einem Meeting Fragen mit mehreren Auswahlmöglichkeiten erstellen. Dabei kann eingestellt werden, ob die Teilnehmer*innen eine oder mehrere Antworten auswählen können. Eine Umfrage kann maximal 10 einzelne Fragen enthalten und man kann pro Meeting bis zu 25 Umfragen erstellen.

Es besteht neben der vorherigen Planung von Umfragen auch die Möglichkeit, während eines Calls über die Schaltfläche „Abfrage“ in der Menüleiste eine Umfrage zu erstellen. Je nach Umfang und Komplexität der Fragen kann es natürlich sinnvoller sein, eine Umfrage im Vorfeld zu planen – etwa bei einer abschließenden Feedbackrunde. Jedoch kann diese Funktion auch zu spontanen Abfragen genutzt werden.

Die Ergebnisse der Abstimmung können später auch als Bericht gesichert werden – bei Bedarf auch vollkommen anonym.

Die Tatsache, dass Umfragen als Feature relativ unbekannt sind, hängt unter anderem damit zusammen, dass man dieses erst in den Kontoeinstellungen freischalten muss. Falls Du eine detaillierte Anleitung hierzu benötigst, findest Du diese im Help Center von Zoom.

Es lohnt sich bei Zoom wirklich die Einstellungen und Funktionsmöglichkeiten einmal genau zu studieren, denn das Programm ist vielseitiger als es zunächst scheinen mag. Hier verbergen sich unter anderem auch die Breakout-Rooms, auf deren Nützlichkeit wir im Zusammenhang mit Zoom immer wieder gerne hinweisen, da sie in Lernveranstaltungen insbesondere Gruppenarbeitsphasen ermöglichen.

Finde Deine persönliche Allzweckwaffe

Wir haben hier Zoom als Schweizer Taschenmesser unter den Tools vorgestellt, aber derselbe Gedanke lässt sich auch auf andere Programme übertragen. Es gibt viele Apps, die sich für den vielfältigen Einsatz anbieten. Es ist sicher nicht nötig, für jede methodische Kleinigkeit ein designiertes Programm zu nutzen.

Es ist die Anstrengung auch eigentlich gar nicht wert, Zeit und Mühe zu investieren um für jede Methode eine spezialisierte Software zu finden – oder sogar zu kaufen. Stattdessen sollte man sich Programme vielleicht lieber etwas mehr im Detail ansehen und ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten entdecken.

Denn am Beispiel von Zoom erkennt man schnell, dass viele Tools mehr können, als sie auf den ersten Blick offenbaren. Außerdem werden die meisten Online-Tools stetig mit Updates und neuen Features versorgt – es lohnt sich auch hier die neuen Entwicklungen zu verfolgen und auszutesten.

Nur weil Dein Seminar eventuell derzeit online stattfindet, heißt das nicht, dass damit alles aufwändiger und anstrengender werden muss. Und es ist anstrengend, während eines Seminars 25 verschiedene Tabs offen zu haben und 10 verschiedene Programme kompetent bedienen zu müssen.

Auf diese Weise verstrickt man sich lediglich in methodischen und technischen Feinheiten und verliert das eigentliche Ziel der Interaktion doch wieder aus den Augen. Daher ist es eine Überlegung wert, das Online-Lernen nicht komplexer als nötig zu gestalten.

Denn mit etwas weniger Komplexität tun wir wohl nicht nur uns selbst einen Gefallen, sondern auch den Lernenden.

YouTube als Lernplattform – Viel mehr als nur Katzenvideos

Jede Minute werden auf YouTube 400 Stunden Videomaterial hochgeladen und insgesamt wird pro Tag weltweit über eine Milliarde Stunden Videos angesehen – das ist mehr als auf Netflix und Facebook zusammen. Diese Zahlen sind kaum vorstellbar und unterstreichen den Stellenwert der Plattform als Unterhaltungs- und Informationsmedium.

Das allererste Video, das jemals auf YouTube hochgeladen wurde, trug übrigens den Titel „Me at the zoo“ und war ein 19-sekündiger Clip eines der Gründer vor dem Elefantengehege des San Diego Zoos.

Das war im Jahr 2005 – das Thema Tiere ist bis zum heutigen Tag in der YouTube-Landschaft eines der populärsten. Neben den obligatorischen Katzenvideos sind vor allem auch Videos aus den Bereichen Gaming, Beauty und Lifestyle beliebt.

Doch die Video-Plattform hat noch so viel mehr zu bieten –

YouTube ist ein wahrer Abenteuerspielplatz und gleichzeitig eine schier unendliche Quelle des global geteilten Wissens. Dieses Wissen kann man sich auch als Trainer zu Nutze machen.

Man muss tatsächlich nicht unbedingt zu jedem Thema eigene Erklärvideos aufnehmen – dazu fehlt sicherlich auch oft die Zeit. Es kann sich durchaus lohnen, im Vorfeld eines Online-Seminars auf YouTube ein gezieltes Tutorial zu einem verwendeten Tool zu suchen und den Teilnehmer*innen zur Verfügung zu stellen.

Auf diese Weise kann bereits vor Beginn des Seminars oder einzelnen Einheiten eine eigenständige Vorbereitung der Lernenden erfolgen. Dies kann unter Umständen für einen reibungsloseren Ablauf sorgen und Wissenslücken zwischen den Teilnehmer*innen schließen.

YouTube ist seit 2006 auch eine Google-Tochter, man braucht für die grundsätzliche Nutzung der Inhalte aber kein Google-Konto. Dieses benötigt man lediglich zum Kommentieren, Bewerten und Hochladen.

Denn auch wenn man selbst Lehrvideos erstellen möchte, kann man diese auf YouTube hosten. Falls Dich dieses Thema näher interessiert, kann ich Dir diesen Blogartikel ans Herz legen:

Lernen bewegt – Erklärvideos im Online-Seminar

Was macht YouTube als Lernmedium so effektiv?

Auch aus der Perspektive des Lernenden ist YouTube eine wahre Goldgrube. Denn es gibt im Prinzip keine Grenzen bei dem, was man so alles lernen kann. Vom Kochrezept, über amerikanische Geschichte, bis hin zur Quantenphysik. Für beinahe jede Wissens- und Interessensnische bietet YouTube ausgewiesene Experten und eine eigene Community gleich mit dazu. Denn YouTube ist nicht nur eine Video-Plattform, sondern gleichzeitig auch das zweitgrößte soziale Netzwerk mit knapp 2 Milliarden aktiven Nutzern.

Ja, Milliarden. Das ist kein Tippfehler – YouTube wird tatsächlich von einem guten Viertel der Erdbevölkerung genutzt.

Ich persönlich schätze an YouTube vor allem seine Koch-Community. Denn wie die meisten Menschen lerne ich besonders gut audio-visuell. Die Verbindung von Bild, Ton und Text erschafft eine Informationsdichte, die verschiedene Sinne anspricht und eine besonders effektive Wissensvertiefung ermöglicht. Insbesondere komplexe Zusammenhänge lassen sich oftmals wesentlich einfacher demonstrieren als ausschweifend erklären. Die Dreidimensionalität eines Videos kann Verhältnisse abbilden, die allein mit Bildern oder Texten kaum zu greifen wären.

Natürlich kann man ein Rezept für Käsekuchen auch in rein geschriebener Form finden. Jedoch ist es wesentlich leichter zu verfolgen, wenn man tatsächlich sämtliche Einzelschritte in der Entstehung beobachten kann. Ich kann beispielsweise immer wieder nur vermuten, was genau der Autor eines Rezepts nun unter „flüssig“ oder „sirup-artig“ verstehen mag.

In einem YouTube-Video kann ich die zu erzielende Konsistenz live in Aktion sehen und so wesentlich erfolgsversprechender meine eigenen Unternehmungen daran ausrichten. Denn wer gerne backt, weiß, dass Sieg und Niederlage in der Küche manchmal nur 15 Sekunden quirlen auseinander liegen.

In Form von YouTube steht dem Lernenden nicht nur der Trainer der jeweiligen Disziplin zur Verfügung, sondern immer auch die Weisheit der Masse in den Kommentaren. Hier finde ich unter Umständen Menschen, die dieses Rezept bereits ausprobiert haben, oder Antworten auf Nachfragen, die ich mir auch gestellt hatte. Kann ich zum Beispiel statt Quark auch Frischkäse verwenden? Im Kommentarbereich kann man sich mit anderen Hobbyköchen austauschen und sich deren Meinung und Erfahrungen zu Nutze machen.

Viele Menschen, die YouTube regelmäßig als Unterhaltungs- oder Informationsmedium nutzen, stellen zudem fest, dass die Einbindung in bestimmte Communities und die Interaktion mit anderen Abonnenten und den Kanalbetreibern einen Mehrwert bietet. Die dargestellten Informationen können einfach viel lebendiger wirken, wenn sie mit einer sympathischen Persönlichkeit verknüpft werden.

Natürlich gilt auf YouTube dieselbe Grundregel wie im Internet allgemein: Informationen sind mit Vorsicht zu genießen. Ein gesundes Maß an Skeptizismus ist im Umgang mit Online-Material fast immer angebracht. Daher sollte man sich im Falle von im Rahmen eines Seminars zu verwendenden Videos auf jeden Fall der Qualität versichern.

Wieso sollte ich YouTube konkret als Tool im Seminar nutzen?

Viele Menschen nutzen die Plattform YouTube im alltäglichen Leben als Lernplattform. Zudem haben wir die Möglichkeit angesprochen, YouTube-Videos als vorbereitende Maßnahme im Vorfeld eines Seminars oder einer einzelnen Einheit zu nutzen.

Doch gibt es noch weitere Gründe die Video-Plattform als didaktisches Hilfsmittel zu nutzen. Im Folgenden möchte ich Euch daher zwei Anwendungsszenarien vorstellen, in denen der Trainer YouTube als Tool einbinden kann.

Show, don’t tell

In vielen Vorlesungen und Seminaren hören Lernende von großen Poeten, Wissenschaftlern oder Geschäftsleuten. Als Trainer kann man den ganzen Tag über die vortrefflichen Präsentationstechniken des Steve Jobs berichten. Dabei ist es doch so viel aussagekräftiger, den Teilnehmer*innen einen kurzen Videoclip des Apple-Gründers höchstpersönlich zu zeigen. Eine YouTube-Suche liefert in Sekunden tausende von Videos, mit Hilfe derer sich die eigenen Aussagen anschaulich untermalen lassen.

Natürlich hängt die Anwendung dieser Methode immer vom jeweiligen Themengebiet ab und sollte wohl auch gut dosiert sein, aber insgesamt kann etwas mehr Anschaulichkeit wohl den wenigsten Veranstaltungen schaden. Zudem durchbricht ein kurzer Wechsel des Input-Mediums an der richtigen Stelle stets gut eventuelle Monotonie und verhindert die kognitive Ermüdung der Teilnehmer*innen.

Wichtig ist daher aber auch immer, dass man diese nicht zu lange mit Videos berieselt, denn sonst kommen schnell Flashbacks zum „Film gucken“ in der Schule auf – damals war der Film öfters ein Zeichen, dass der Lehrer an dem Tag einfach keine Lust hatte. Kurze Clips eignen sich daher deutlich besser an bewusst gewählten Stellen zur Akzentuierung eines bestimmten Aspektes.

Und auch bei der Arbeit mit YouTube sind die Voraussetzungen gegeben um das Tool sowohl in Online- als auch in Präsenzveranstaltungen zu nutzen. Wie so oft ist die Funktion der Bildschirmteilung eine praktische Online-Variante, aber man kann auch Links über den Chat oder eine E-Mail zur Verfügung stellen.

YouTube als Recherche-Tool

Wir reden immer wieder davon, wie Lernende in Einzel- und Gruppenarbeiten zur eigenständigen Erarbeitung eines Themenbereichs geführt werden können. Die Vorteile dieser Herangehensweise liegen vor allem darin, dass die Teilnehmer*innen sich aktiv am Lernprozess beteiligt fühlen und das Gelernte auch wesentlich nachhaltiger abspeichern.

YouTube bietet sich als Recherche-Tool insbesondere für Einzelarbeitsphasen an. Wenn man also im Rahmen dieser Phasen verschiedene Themengebiete erarbeiten lässt, können sich die die Teilnehmer*innen auch im selben Raum mit unterschiedlichen Dingen befassen ohne einander in die Quere zu kommen – vorausgesetzt sind in einer Präsenzveranstaltung natürlich Kopfhörer!

Die Vorteile einer multimedialen Erarbeitung des Themas über Videos im Vergleich zu etwa Texten haben wir bereits erörtert. Zusätzlich ist es sinnvoll, die Präsentation der Ergebnisse in die Verantwortung der Lernenden zu legen. Auf diese Weise werden die Lernergebnisse besonders gut konserviert.

YouTube als Lernmedium – auf jeden Fall!

Insgesamt lässt sich festhalten, dass YouTube als Lernplattform zwei wesentliche Vorzüge bietet: Multisensualität und Selbstständigkeit.

Die Einbindung verschiedener Sinneskanäle ist für den Lernerfolg besonders förderlich und erlaubt auch den Zugang zu komplexeren Themenbereichen. Zudem ist der Lernende besonders selbstständig: er kann gezielt Informationen zu einzelnen Inhalten suchen und den Lernprozess selbstbestimmt steuern. Das Lerntempo kann an die individuellen Bedürfnisse angepasst und einzelne Passagen beliebig oft angesehen werden. Darüber hinaus stellt der Community-Aspekt eines sozialen Netzwerks wie YouTube einen zusätzlichen Mehrwert dar.

Und man sollte sich auch nicht davor scheuen, YouTube-Inhalte als visualisierendes Element gezielt in der eigenen Veranstaltung einzusetzen. Und übrigens hier noch ein kleiner Geheimtipp: YouTube bietet auch eine barrierefreie Live-Streaming-Funktion inklusive Chat über einen generierten Link. Die Plattform kann also durchaus auch als kostenfreier Hosting-Service für Webinare & Co. in Betracht gezogen werden.

Das Lernen in heterogenen Teilnehmergruppen – Wieso Unterschiedlichkeit lernförderlich ist

Es ist in der Erwachsenenbildung der absolute Worst Case: innerhalb ein und derselben Teilnehmergruppe ist eine Seite des Raumes gänzlich mit den Lerninhalten überfordert, während die andere sich schon halb zu Tode gelangweilt hat.

Beide Fälle wirken sich destruktiv auf die Motivationskurve aus. Wie kann man also beide Seiten und auch alle Teilnehmer dazwischen ideal fördern und für das Gefühl eines Lernerfolgs sorgen?

Die Heterogenität von Lerngruppen stellt den Trainer immer wieder vor Herausforderungen in der Planung und Durchführung eines Seminars. Da in vielen Fällen die individuellen Wissensstände und der Background sehr unterschiedlich sind, lässt sich nur schwerlich eine Lernmethode in Einheitsgröße finden, die allen Teilnehmern passen soll.

Spontan wünschen sich wohl einige Trainer eine möglichst homogene Lerngruppe, in der die Zusammenstellung im Bezug auf Alter, Bildungshintergrund, Berufsbild und Leistungsfähigkeit möglichst einheitlich sind. Denn es mag leichter erscheinen, eine solche Lerngruppe pädagogisch anzuleiten.

Tatsächlich zeichnen sich aber auch scheinbar homogene Gruppen durch eine individuelle Verschiedenheit aus, die durch ein starres Lehrkonzept vernachlässigt werden. So wird es am Ende des Tages auch innerhalb einer solchen Gruppe Lernende geben, die sich unter- oder überfordert fühlen. Indem die Individualität ignoriert wird, verfestigt sich die Unterschiedlichkeit nur immer weiter.

Auch für die Teilnehmer*innen selbst ist eine Situation, in der die Heterogenität der Gruppe zu einem Nachteil wird, alles andere als angenehm. Jeder von uns war sicherlich auch im Leben schon einmal in der Rolle des Lernenden, der sich in einem Lernumfeld nicht richtig abgeholt fühlte. Denn natürlich ist es schwierig einen Lernraum zu schaffen, in dem jedem Teilnehmer individuell entsprochen werden kann.

Die gute Nachricht: Heterogene Lerngruppen sind lernförderlicher!

Auch wenn die Durchführung eines Seminars mit einem heterogenen Teilnehmerfeld manchmal besondere Herausforderungen darstellt: in der Unterschiedlichkeit der Teilnehmer liegt auch das größte Lernpotential!

Denn wenn Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenkommen, kann der Austausch besonders lebendig und das Lernen besonders fruchtbar werden. Daher liegt es beim Lernbegleiter, dafür zu sorgen, dass dieser Austausch auf einen entsprechenden Boden fallen kann. Denn wenn in der Erwachsenenbildung Abiturienten oder Akademiker neben Schulabbrechern sitzen, mag ein mancher Trainer unterbewusst zunächst dazu zu neigen die letztere Gruppe als benachteiligt – oder sogar als hinderlich – zu empfinden.

Doch genau diese unterschiedlichen Voraussetzungen kann man durch das richtige methodische Lernumfeld zu einem Katalysator des Lernerfolgs machen!

Lehrformen, die eine Teilnehmergruppe in ihrer Gänze anzusprechen versuchen – wie der klassische Frontalunterricht – machen häufig von diesen potentiellen Vorteilen keinen Gebrauch. Die Herangehensweise, die tatsächlich von der Heterogenität profitieren kann, ist eine Form des sozialen Lernens.

Wie wirken sich Unter- und Überforderung konkret aus?

Überforderung bedeutet Frust. Und anhaltender Frust führt letztendlich zum Aufgeben und resultiert oft auch in einem verminderten Selbstwertgefühl. Das ständige Arbeiten an der persönlichen Leistungsgrenze ist kognitiv äußerst anstrengend und führt letzten Endes nur zu Demotivation.

Dabei liegt die Problematik meist keinesfalls in der intellektuellen Leistungsfähigkeit der Teilnehmer, sondern vielmehr in mangelndem Vorwissen oder methodischen Fehlkalkulationen.

Auf den ersten Blick mag Unterforderung wie das kleinere der beiden Probleme wirken. Denn was macht es schon groß, wenn man mehr weiß und kann als gefordert ist? Tatsächlich ist diese Situation auf Dauer aber für den Lernerfolg genauso hinderlich. Teilnehmer*innen, die sich konstant unterfordert fühlen, schalten irgendwann einfach ab und sind für ein Lernerlebnis nicht mehr zugänglich.

Unterforderung und Desinteresse kann aus verschiedenen Faktoren resultieren, wie etwa einem Vorsprung an Vorwissen oder höherer persönlicher Leistungsfähigkeit gegenüber anderen Teilnehmer*innen.

Zunächst scheinen die beiden Pole wie unvereinbare Extreme zu wirken, doch es gibt Möglichkeiten und Wege die Verschiedenheit der Gruppenmitglieder zu Gunsten einer produktiven Lernerfahrung zu nutzen – ohne dabei eine der beiden Seiten einfach ihrem Schicksal zu überlassen.

Welche Voraussetzungen kann ich vor dem Seminar schaffen?

Zunächst einmal kann man als Lehrender die eigene Grundeinstellung reflektieren. Man kann die Heterogenität einer Lerngruppe bewusst annehmen und sich vornehmen sie zum Vorteil zu nutzen. Zudem muss man eventuell ein klein wenig von der klassischen Lehrerzentrierung ablassen, wenn man zuvor vor allem Lehrformen wie den Frontalunterricht gewöhnt war. Denn wie bereits angesprochen, entfaltet sich das Potential einer heterogenen Lerngruppe erst im sozialen und kooperativen Lernen.

Doch natürlich kann auch die sorgfältigste Planung und die beste Einstellung nicht vor unerwarteten Entwicklungen im tatsächlichen Seminar schützen. Was kann ich also tun, wenn ich bemerke, dass einzelne Teilnehmergruppen unter- oder überfordert scheinen?

Wie lässt sich das Lernumfeld wieder in die Balance bringen?

Der Lehrende muss in diesen Situationen vor allem als Lernbegleiter fungieren. Dieser muss für die Unterschiedlichkeit der einzelnen Gruppenmitglieder offen bleiben und die Inhalte und Methodik gegebenenfalls an ihren Lernstand anpassen. So kann beispielsweise dieselbe grundsätzliche Aufgabenstellung in unterschiedlicher Differenzierung gestellt werden.

Auf diese Weise bekommen lernschwächere Teilnehmer mehr Zeit für die Bewältigung der Aufgabe und leistungsstärkere Gruppenmitglieder üben dabei durch ihre Schnelligkeit keinen Druck aus.

Die beste methodische Vorgehensweise liegt in der Gruppendynamik. Die Arbeit in heterogenen Lerngruppen blüht am meisten in lebendigen Gruppenprozessen auf. Die Individualität der Teilnehmer*innen wird nicht ignoriert, sondern bewusst angesprochen. Hierzu zählt oft auch eine dynamische Anpassung des methodischen Vorgehens.

Wie die Prinzipien des kooperativen Lernens zeigen, ist der Lernerfolg an das Kollektiv geknüpft. Lernen ist keine Einbahnstraße, sondern entsteht zwischen vielen Knotenpunkten. Der Lehrende schafft dabei den Lernraum, in dem die Lernenden besonders viel selbstständige Lernleistung und Eigenaktivität zeigen dürfen. Die Verantwortung des Lernens wird zwischen Trainer und Teilnehmer*innen geteilt, sodass sich jeder Einzelne aktiv beteiligt fühlt.

Besonders zu betonen ist auch die Wichtigkeit von Kommunikation innerhalb der Gruppe. Ein offener Dialog und kontinuierliches Feedback können dabei helfen, den Lernprozess besser zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen.

Bei der Arbeit mit heterogenen Lerngruppen bietet es sich durchaus an, die Sozialformen im Seminar regelmäßig zu wechseln. Es sollte eine gesunde Mischung aus Plenum, Einzel-, Paar- und Gruppenarbeit herrschen. Viele Methoden erlauben auch die stufenweise Kombination mehrerer Sozialformen und bieten so mehr Variation und auch Zeit für die Vertiefung des Gelernten.

Da wie bereits erwähnt die größte Stärke heterogener Teilnehmerverbände in der Gruppendynamik liegt, bietet sich eine besonders hohe Quote an Gruppenarbeiten an. An dieser Stelle möchte ich daher exemplarisch zwei Methoden für Gruppenarbeiten vorstellen, die das kooperative Lernen besonders fördern können.

1. Think-Pair-Share

Diese Methode vereinbart Einzelarbeit mit Gruppenarbeit. Jeder Teilnehmende entwickelt zunächst zu einem vorgegebenen Thema in Einzelarbeit seine eigenen Gedanken und formuliert Ideen. Anschließend werden, abhängig von der Gruppengröße, diese Ideen innerhalb einer Tandem- oder Kleingruppe diskutiert und daraus hervorgehend eine gemeinsame Lösung entwickelt. Jede Gruppe kann schließlich noch ihre Ideen im Plenum vorstellen.

Die Methode bietet einerseits jedem Teilnehmer die Möglichkeit in Einzelarbeit seine Gedanken niederzuschreiben und gleichzeitig den Vorteil der Deliberation in Kleingruppen. Diese Sozialform ermöglicht die besonders aktive Reflexion der Ideen und fördert durch die Vorgabe einer gemeinsamen Lösung die Zusammenarbeit.

2. Die Sandwich-Methode

Auch die Sandwich-Methode kombiniert mehrere Sozialformen und besteht aus verschiedenen Arbeitsphasen. Hier werden die Teilnehmer*innen ebenfalls zunächst in Kleingruppen eingeteilt und erarbeiteten ein vorgegebenes Themenfeld eigenständig.

Die erste Arbeitsphase wird dann durch einen eingeschobenen Input durch den Trainer erweitert. Daraufhin überarbeiten die Gruppen auf Basis der neuen Informationen ihre bisherigen Ergebnisse. Anschließend können die Gruppenergebnisse zudem im Plenum diskutiert werden.

Die Sandwich-Methode bietet den Vorteil, dass die Teilnehmer*innen sich in der ersten Arbeitsphase einer Thematik selbstständig und unvoreingenommen nähern können. Der anschließende inhaltliche Input durch den Trainer gibt den Gruppen daraufhin die Möglichkeit ihre Ergebnisse weiter zu vertiefen und eventuell aus neuen Perspektiven zu betrachten.

Das Prinzip der mehrstufigen Erarbeitung eröffnet insgesamt ein großes Lernpotential. So bietet die Methodik den lernschwächeren Teilnehmer*innen die Chance sich in mehreren Arbeitsphasen mit einer Thematik zu befassen. Gleichzeitig ist durch den zusätzlichen Input durch die Lehrperson dafür gesorgt, dass auch leistungsstärkere Gruppenmitglieder nicht durch eine zu ausgedehnte Arbeitsphase ermüdet werden.

Im Übrigen lassen sich Methoden zur Gruppenarbeit auch in Online-Kontexten umsetzen. Hierzu bieten sich beispielsweise die sogenannten Breakout-Rooms an, die einige Anbieter von Konferenztools zur Verfügung stellen. Die Planung eines Online-Seminars sollte nicht dazu verleiten, die Gruppenprozesse auf ein Minimum zu beschränken!

Unterschiedlichkeit: Herausforderung oder Chance?

Am Ende des Tages bleibt vor allem eine Erkenntnis stehen: der Lernbegleiter muss als Konzept offener und eine Lehrveranstaltung individueller werden. Den Lernenden muss so viel Raum wie möglich gegeben werden, sich mit den Inhalten auf einer ganz persönlichen Ebene auseinanderzusetzen und ihr Wissen zu verknüpfen.

Der aktive Dialog ist hierbei ganz wichtig. Denn es geht darum zu vermeiden, dass man sich als Trainer stets nur mit einer kleinen Teilgruppe befasst, während viele andere Lernende frustriert zurückgelassen werden. Ein dynamischer Wechsel an Methoden und Sozialformen ist die ideale Art mit heterogenen Lerngruppen zu arbeiten.

Natürlich ist ein solcher Anspruch an den Pädagogen ein deutlich höherer als die Durchführung eines akribisch vorbereiteten Lehrplans. Jedoch nimmt eine solch dynamische Vorgehensweise auch etwas Verantwortung von den Schultern des Lehrenden und verteilt diese gleichmäßiger auf jeden Einzelnen.

Die Unterschiedlichkeit innerhalb einer Gruppe muss nicht zwanghaft nivelliert werden, sondern kann zu einem Antrieb werden – nicht nur für inhaltliches, sondern vor allem auch für soziales Lernen .