Pädagogisches Grundwissen – Wie viel brauchst Du als Trainer*in?

Wenn man sich in der Erwachsenenbildung bewegt, wird man schnell eines feststellen: Viele der Trainer*innen, Coaches und Dozent*innen haben ihren Weg in die Lehre über einige Umwege gefunden.

Insbesondere freiberufliche Trainer*innen haben oft ihre Bestimmung über die eigene Praxis gefunden und geben im nächsten Schritt ihr Wissen in ihren Trainings und Seminaren weiter.

Was Du auch feststellen wirst: Diese Trainer*innen haben Jahre oder Jahrzehnte an praktischer Erfahrung, die ihre heutige Arbeit so wertvoll machen.

Anders als in klassischer Schul- oder Hochschulbildung ist oft kein bestimmter pädagogischer Abschluss erforderlich, um als Trainer*in erfolgreich zu sein.

Ist es also für Trainer*innen überhaupt notwendig, einen anerkannten Berufsabschluss in der Tasche zu haben? Bringt es Dir als Lernbegleiter*in überhaupt einen echten Vorteil, wenn Du Dich in pädagogisch-didaktischem Grundwissen weiterbildest?

Praxis macht weise

Wir sprechen hier oft über die Wichtigkeit von Handlungskompetenz. Das gilt für Deine Lernenden, aber natürlich auch für Dich als Trainer*in.

Wenn Du seit vielen Jahren Berufspraxis gesammelt hast, hast Du sicherlich auch ein ganzes Füllhorn an Wissen über Lernprozesse erlangt. Erfolgreiche Trainer*innen zeichnen sich auch selbst immer durch das Streben nach lebenslangem Lernen aus und entwickeln ihre Seminare kontinuierlich weiter.

Du bist als erfahrene*r Trainer*in ziemlich sicher auch ein Mensch, der besonders gut aus praktischen Erfahrungen lernt und sie analysiert. Denn es ist unwahrscheinlich, dass Deine Seminare einfach so von Anfang an perfekt funktioniert haben.

Ein wichtiges Element aus der Praxis ist außerdem das Feedback von echten Teilnehmer*innen. Ein theoretischer Leitfaden ist immer nur so gut wie das Feedback der Lernenden. Und sicherlich hast Du schon auf Basis von Rückmeldungen Deiner Lerngruppen Deine Methoden angepasst.

Was kann eine Fortbildung für Dich tun?

Wenn Du Dir Dein pädagogisches Wissen autodidaktisch oder rein praktisch angeeignet hast, weißt Du sicherlich eines: Es ist ziemlich zeitaufwendig. Dir alle Informationen selbst zusammenzusuchen, kann anstrengend und langwierig sein. Zudem bleibt immer die Frage, wie gut die gefundenen Informationen in der Praxis wirklich sein werden.

Außerdem: Wenn Du gerade erst anfängst und vielleicht eher planlos Methoden und Tools zusammenfügst, leiden eventuell Deine Teilnehmer*innen als „Versuchskaninchen“. Sie geben Dir dann wertvolles Feedback und Du kannst Dich weiterentwickeln, aber Deine ersten Seminare haben vielleicht weniger Qualität.

Aber wenn Du Deine Seminare direkt mit einem pädagogischen Hintergrund aufbaust, kannst Du viel Versuch und Irrtum vermeiden. In einer Fortbildung bauen die Informationen genau aufeinander auf und geben Dir ein stimmiges Gesamtkonzept statt eines Flickenteppichs.

Abgesehen davon, dass wir hier ganz genau wissen, dass kompetente Trainer*innen nicht zwingend einen bestimmten Abschluss brauchen, gibt es durchaus einige Auftraggeber*innen, die darauf Wert legen könnten. Das heißt, Du kannst Dir mit Hilfe eines Berufsabschlusses neue Zielgruppen erschließen.

Manchmal haben Erwachsene große Bedenken, in einem gewissen Alter noch eine strukturierte Weiterbildung anzugehen. Sie glauben nicht mehr, dass theoretisches Wissen wirklich Wert für sie haben kann.

Dazu sind zwei Dinge anzumerken: Eine gute Fortbildung sollte immer auf das besagte Handlungswissen ausgerichtet sein. Eine qualitative Weiterbildung orientiert sich an Berufspraxis und hilft Dir bei der konkreten Verbesserung Deiner Seminare.

Zweitens muss man manchmal selbst als Praktiker*in in den sauren Apfel der Theorie beißen, um praktische Erfolge möglich zu machen. Denn pädagogisches Grundwissen kann Dir ganz neue Einsichten geben.

Welches Grundwissen ist besonders hilfreich?

Den praktischen Nutzen von theoretischem Basiswissen können wir also nicht abstreiten. Aber welches Wissen ist für Dich als Dozent*in oder Trainer*in besonders essentiell?

1. Lernpsychologie

Du kannst den Lernenden immer nur bis vor die Stirn gucken. Mit Hilfe von lernpsychologischem Wissen kannst Du ganz genau verstehen, wie der Lernprozess funktioniert und Deine Lernbegleitung daran ausrichten.

Dazu zählt auch der methodische Einsatz von Lernmedien und Lernmitteln und wie diese am besten wirken.

Als Lernprozessbegleiter*in kannst Du Deine Lernenden individuell angemessen unterstützen und zum selbstständigen Lernen ermutigen. Denn als Lernbegleiter*in sollst Du schließlich nicht nur stumpf Input vermitteln, sondern Deinen Lernenden zeigen, wie sie ein Lernziel erreichen.

Dieses Wissen wird Dir auch besonders dann helfen, wenn einzelne Lernende auf Schwierigkeiten stoßen und Deine Begleitung besonders benötigen.

2. On- und Offline Lernprozesse

Mittlerweile geht an vielen Bildungsstätten und in Unternehmen nichts mehr ohne Online-Angebote. Und auch wenn das Präsenz-Lernen nicht in der nahen Zukunft gänzlich verschwinden wird, wird die Online-Sphäre sicherlich immer wichtiger werden.

Daher ist es für Dich als Pädagog*in auch wichtig, dass Du (digitale) Lernprozesse verstehst und einen erfolgreichen Lernweg vorzeichnen kannst – sowohl on- als auch offline. Das ist ganz schön viel verlangt, aber dieses Wissen kann Dir viele neue Zielgruppen und Auftraggeber*innen erschließen.

Zudem kannst Du mit dem Wissen über beide Lernprozesse auch eine kompetente Verbindung in etwa einem hybriden Setting aufbauen.

3. Verzahnung von Aus- und Weiterbildung

Hast Du vielleicht einen Ausbildereignungsschein? Dann hast Du bereits grundlegende Erfahrung damit, wie sich ein Ausbildungsprozess gestalten sollte. Der Weiterbildungsprozess für Erwachsene ist sicherlich in einigen Faktoren ähnlich und beide werden in der Praxis immer mehr verzahnt.

Ein wichtiger Wissensbestand beschäftigt sich also damit, wie Du den jeweiligen Kompetenzbedarf eines Betriebs oder Berufes in einen Lernprozess umsetzt. Aus- und Weiterbildungen orientieren sich idealerweise stark an den realen Arbeitsabläufen und erzeugen Handlungskompetenzen.

Daher ist hier auch besonders Wissen über Lerntransfer von Nöten. Denn Transferschwierigkeiten, also die mangelnde Überführung des Wissens an den Arbeitsplatz, ist ein großes Manko von ineffektiven Weiterbildungen.

4. Planungsprozesse

Wir haben schon herausgestellt, wie wichtig und lehrreich praktische Erfahrung als Lehrende*r ist. Gerade die methodische Planung einer längerfristigen Weiterbildung erfordert aber besonders viel strategisches Vorgehen.

Eine effektiv aufgebaute Weiterbildung zu erstellen, erfordert durchaus pädagogisches Wissen. Hinzu kommt, dass es Prozesse für Evaluation und Qualitätsmanagement geben muss. Denn diese Aspekte machst Du in der Praxis häufig eher ungesteuert oder einfach zu wenig.

Zu Planungsprozessen zählt auch die adäquate Planung und Durchführung von Prüfungen. Diese sind vielleicht nicht in allen Fällen nötig, aber die Prinzipien lassen sich auch auf Tests zur reinen Wiederholung anwenden.

Fazit

Viele Dozent*innen und Trainer*innen halten tolle und effektive Veranstaltungen ab, auch wenn sie als Quereinsteiger*innen zum Beruf gekommen sind. Es gibt nie den einen richtigen Weg, auf dem Menschen zu erfolgreichen Trainer*innen werden.

Eine strukturierte Weiterbildung kann Dir dennoch viele neue Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen. Denn Du bekommst einfach viel erprobtes Wissen an einer Stelle strukturiert vermittelt.

Das spart Dir Zeit und Nerven und bringt Dich außerdem noch mit anderen Pädagog*innen zusammen, die den Weg mit Dir gemeinsam gehen. Denn vor allem als Freiberufler*in ist man so oft Einzelkämpfer*in und vermisst oft den regelmäßigen, wertvollen Austausch mit Gleichgesinnten. In einer Weiterbildung knüpfst Du also Kontakte und eignest Dir im Verband neues Wissen an, dass Dir zukünftig beim noch fundierteren Aufbau Deiner Seminare helfen wird.

Du bist interessiert an einer Aufstiegsfortbildung, die Dich mit neuer Handlungskompetenz und wertvollem pädagogischem Wissen ausstattet?

Dann können wir Dir den Masterkurs zum/zur IHK-geprüften Berufspädagogen/in empfehlen. Es ist die Fortbildung, die Andrea selbst absolviert hat und seit einigen Jahren ebenfalls als Lernbegleiterin und Prüferin begleitet.

Du kannst hier weitere Informationen zum Abschluss finden oder Dir das kostenlose Info-Paket herunterladen. Am Dienstag den 02.11.2021 findet ebenfalls ein weiterer Live Infoabend statt, an dem Du mit Andrea und verschiedenen Absolvent*innen sprechen kannst.

Die verschiedenen Sozialformen – Wie Du sie effektiv einsetzt

Ein Seminar wird oft durch die verschiedenen Input- und Arbeitsphasen strukturiert. Grundsätzlich unterschieden wir hier zwischen 4 Sozialformen: Plenum (Input), Partnerarbeit, Gruppenarbeit und Einzelarbeit.

Mit der gewählten Sozialform gibst Du den Rahmen für die jeweilige Arbeitsphase vor. Die Sozialform löst bestimmte Verhaltensweisen und gruppendynamische Prozesse aus, die Du methodisch nutzen kannst. Eine Sozialform bringt Deine Teilnehmer*innen in eine gewünschte Kooperations-Situation und initiiert bestimmte Handlungsmuster.

Wahrscheinlich wendest Du die verschiedenen Sozialformen schon regelmäßig an – aber vielleicht noch ohne System. Daher schauen wir uns hier an, für welche konkreten Anwendungskontexte die unterschiedlichen Sozialformen sich eignen.

Grundsätzlich gilt: Teilnehmer*innen sind verschieden und sprechen auf Methoden und Sozialformen unterschiedlich an. Daher empfiehlt sich immer, eine Variation an Sozialformen einzusetzen, um alle besser in den Lernprozess einzubinden.

1. Plenum

Bei einem Plenum stehst Du als Lehrende*r mit Deinem Input im Vordergrund. Plenum wird manchmal auch „Frontalunterricht“ genannt, aber die meisten Menschen haben zu diesem Begriff mittlerweile schlechte Assoziationen, da es die Gruppe praktisch ausblendet.

Dabei ist die Gruppe selbst und die einzelnen Lernenden im Plenum ein nicht zu vernachlässigender Teil der Dynamik. Auch im Plenum solltest Du darauf achten, nicht an Deinen Teilnehmer*innen vorbei zu präsentieren und ihnen Raum für Fragen und Reflexion einzuräumen.

Ein Input selbst sollte immer strukturiert und am besten auch visuell angereichert sein. Halte Dich im Zweifel immer lieber kurz und teile längere Einheiten auf verschiedene Plenumsphasen auf, die mit anderen Sozialformen verwoben sind.

Stärkere Aspekte:

  • Vermittlung von wichtigem Basiswissen durch Expert*in
  • Gute Steuerung des Ablaufs möglich

Schwächere Aspekte:

  • Hoher Redeanteil der Lernbegleiter*innen bedeutet oft wenig Interaktion
  • Kann Konzentration und Aufmerksamkeit schnell abbauen

2. Einzelarbeit

Einzelarbeit bietet sich immer dann an, wenn Lernende sich einen Inhalt wirklich selbstständig erarbeiten sollen. In Einzelarbeit muss jeder für sich arbeiten und daher können sich einzelne Lernende nicht hinter einer Gruppe „verstecken“ und abschalten.

Einzelarbeit kannst Du auch zur Aufteilung von Arbeit nutzen, wenn sich eine kooperative Arbeit weniger anbietet.

Stärkere Aspekte:

  • Konzentriertes Arbeiten ohne größere Ablenkungen möglich
  • Gibt introvertierteren Teilnehmer*innen Raum, sich mit Inhalten auseinanderzusetzen
  • Fördert Selbstständigkeit und Verantwortung

Schwächere Aspekte:

  • Gibt sozialen Lerntypen keine Möglichkeit zur Diskussion
  • Eher reine Rezeption statt Reflexion
  • Kann lernschwächere Teilnehmende überfordern und demotivieren

3. Partnerarbeit

Partnerarbeit umfasst Kleingruppen aus genau 2 Mitgliedern. Für Partnerarbeiten bieten sich auch immer langfristigere Lern-Partnerschaften an, um individuelle gegenseitige Unterstützung zu fördern.

Bei der Zusammensetzung kannst Du entweder bewusst leistungshomogene Gruppen bilden, um unter den Gruppen keine Frustration auszulösen oder leistungsheterogene Gruppen einsetzen, um individuell zu fördern.

Stärkere Aspekte:

  • Mehr Beteiligung des Einzelnen als in Gruppen
  • Die Kleingruppen lernen sich untereinander besser kennen als in größeren Verbänden (kann bei bestimmten Inhalten sehr von Vorteil sein, wenn auf Vertrauen aufgebaut wird)

Schwächere Aspekte:

  • Partner musst Du vielleicht sorgfältiger auswählen als Gruppen, um gutes Arbeiten zu ermöglichen

4. Gruppenarbeit

Gruppenarbeiten sind vom Prinzip den Partnerarbeiten sehr ähnlich, umfassen aber mehr Mitglieder. Auch Gruppen können über einen längeren Zeitraum gebildet werden. Trotzdem solltest Du aber auch auf eine regelmäßige Durchmischung an anderer Stelle achten, um die Gesamtgruppe zu stärken.

Partner- und Gruppenarbeiten haben den zentralen Vorteil, dass mehrere inhaltliche Bereiche parallel bearbeitet werden können und so innerhalb derselben Zeit eine höhere Inhaltsdichte erzeugt werden kann. Beide fördern außerdem kooperative und kommunikative Fähigkeiten.

Die Gruppengröße sollte dabei in den meisten Fällen 3-5 nicht übersteigen, da ansonsten die Beteiligung der Einzelnen sehr oberflächlich werden kann. Idealerweise sollten Gruppenaufgaben so konzipiert sein, dass jedes Mitglied einen Beitrag leisten muss. Das kannst Du beispielsweise erreichen, indem jedes Gruppenmitglied einen separaten Text- oder Videoteil zugewiesen bekommt.

Stärkere Aspekte:

  • Fördert breitere gruppendynamische Prozesse, die insbesondere Online sehr wichtig sind
  • Interaktion und Reflexion des Inhalts festigt das Wissen
  • Erlaubt auch immer wieder mehr informellen Austausch

Schwächere Aspekte:

  • Stillere (oder unmotivierte) Lernende können sich leichter hinter einer Gruppe oder einzelnen leistungsstärkeren Lernenden „verstecken“
  • Das kann eventuell auch die ursprünglich motivierten Mitglieder auf Dauer runterziehen

Sozialformen kombinieren

Welche Sozialform Du auch einsetzt, ein paar Voraussetzungen sollten immer gegeben sein: Die Aufgabenstellung, Koordination und mögliche Ergebnispräsentation sollten von Anfang an deutlich sein. Insbesondere wenn Gruppenarbeiten oder Projekte bewertet/benotet werden, solltest Du auf besondere Klarheit achten.

Bei komplexen Gegenständen kannst Du auch immer mehrstufige Methoden einsetzen, die mehrere Sozialformen verbinden. Du kannst beispielsweise erst einzelne Teilbereiche in Einzelarbeit erarbeiten lassen und diese Arbeit dann in einer längeren Gruppenarbeit zusammenfügen lassen.

Die Kombination der Sozialformen hat den Vorzug, dass die potentiellen Nachteile aufgewogen werden können. Indem der Inhalt in verschiedenen Phasen erschlossen wird, bekommen die Lernenden außerdem ausreichend Zeit, um das Wissen zu verinnerlichen und sich zu beteiligen. Zudem werden so alle Schlüsselkompetenzen der verschiedenen Formen gefördert.

Eine sehr effektive Kombinationsmethode ist beispielsweise das Gruppenpuzzle. Es vereinigt Einzel- und Gruppenarbeit mit einem abschließenden Plenum. Diese Methode besteht grundsätzlich aus vier verschiedenen Phasen:

1. Selbstständiges Arbeiten (in der Stammgruppe)

Zunächst einmal werden Stammgruppen gebildet und jedem Gruppenmitglied wird ein Unterthema des Inhalts zugewiesen. Du kannst praktisch jedem Mitglied eine Zahl von etwa 1-5 geben zur späteren Identifizierung.

In dieser ersten Phase bearbeitet jeder Lernende dann seinen/ihren Teil des Oberthemas in Einzelarbeit.

2. Austausch in Expertengruppen

In Phase 2 treffen sich alle Lernenden mit demselben Unterthema in Expertengruppen (also z.B. alle Teilnehmer*innen mit der Nummer 2 in einer Gruppe).

In dieser zweiten Gruppenphase können sich die „Expert*innen“ mit Lernenden austauschen, die dasselbe Thema bearbeitet haben. So kannst Du Missverständnisse ausräumen und eine weitere Reflexion durch den Austausch anregen.

3. Rückkehr in die Stammgruppe

Im Anschluss kehren die jeweiligen Expert*innen in ihre ursprünglichen Gruppen zurück und jeder stellt sein/ihr Unterthema den anderen vor, um am Ende ein Gesamtbild zusammenzufügen. Hier kannst Du auch eine Ergebnissicherung anfertigen lassen.

4. Abschlussdiskussion & Evaluation

Zu guter Letzt kommen alle im Plenum zusammen und reflektieren den Prozess und klären eventuell offene Fragen.

Nach einer so umfangreichen Methode sollte auf jeden Fall auch immer ein Feedback oder eine Evaluation erfolgen. Das ist auch wertvoll für Dich, um in Zukunft vielleicht noch einige Stellschrauben im Ablauf anzupassen.

1 Tool, 4 Methoden

Viele Trainer*innen haben mittlerweile sicherlich eine ganze Menge an Online-Tools ausprobiert.

Gerade wenn Du in der digitalen Welt noch neu bist, neigst Du vielleicht sogar dazu, Dir ein ganzes Arsenal an Tools für jedes Szenario zuzulegen.

Dabei liegt genau darin oftmals eine Stolperfalle. Denn wenn Du Dich ohnehin virtuell noch nicht 100% sicher fühlst, trägt die Überforderung durch eine Bandbreite an Tools wahrscheinlich nicht zur Entspannung bei.

Selbst für erfahrene Trainer*innen können zu viele Tools mehr Schwierigkeiten als Nutzen haben. Und auch für Teilnehmer*innen kann es manchmal hauptsächlich Verwirrung oder Überforderung stiften – insbesondere bei Lerngruppen mit weniger digitaler Kompetenz.

Daher empfehlen wir den meisten Trainer*innen sich eher auf ein oder zwei gute Allround-Tools zu konzentrieren und diese auf verschiedene methodische Weisen einzusetzen.

Es gibt sicherlich einige Tools, die sich als Allround-Methode eignen; für dieses Beispiel haben wir uns das Jamboard ausgesucht. Dieses Tool ist besonders niedrigschwellig und kann daher für praktisch jede Zielgruppe verwendet werden.

Zudem benötigt das Jamboard keine vorherige Anmeldung und ist kostenlos in der Anwendung. Ein Tool wie das Jamboard eignet sich also sehr gut für relativ einfache kollaborative Übungen.

Wenn Deine Teilnehmergruppen also über eine höhere digitale Kompetenz verfügen, kannst Du natürlich ein komplexeres Tool verwenden. Umgekehrt kannst Du für andere Gruppen auch komplett auf externe Tools verzichten und stattdessen das eingebaute Zoom Whiteboard verwenden.

Wir zeigen hier nur den Grundgedanken auf, dass Du mit einem Tool verschiedene methodische Zwecke bedienen kannst und nicht für jede Methode ein designiertes Tool benötigst.

Vorbereitung macht souverän

Gerade wenn Du Dich in Online-Settings noch nicht komplett souverän fühlst, wird Dir eine umfassende Vorbereitung viel Sicherheit geben. Am Beispiel des Jamboards bedeutet das vor allem, die benötigten Boards und zugehörigen Links parat zu haben.

Wenn Du mehrere Jamboards einsetzt, solltest Du Dir auf jeden Fall vor Beginn Deines Online-Seminars alle Boards öffnen und/oder eine Linkliste erstellen. So hast Du auch immer direkt die Links bereit, die Du dann über den Chat an Deine Teilnehmer*innen weitergibst.

Vielleicht möchtest Du für Deine Methoden auch Bilder, vorbereitete Textfelder oder ähnliches einsetzen:

Du kannst auch direkt ein passendes Bild als Hintergrund vorgeben

Je nach Teilnehmergruppe kannst Du auch vor den eigentlichen Methoden eine kleine Einführung in das Tool geben, damit Deine Lernenden genau wissen, welche Funktionen es gibt und wie sie diese anwenden können.

Im Falle des Jamboards sollte diese Einführung auch relativ kurz ausfallen können, da die Funktionen überschaubar sind. Bei komplexeren Tools kannst Du eventuell eine Einführungsmethode vorschalten oder vor Seminar-Start einen Technik-Test mit den Teilnehmer*innen machen.

Anwendung 1: Erwartungen abfragen

Diese erste Methode ist wirklich ein Basic im Methodenkoffer, das Dir zeigt, wie Du ein Jamboard für eine einfache Form der kollaborativen Übung nutzen kannst.

Dafür musst Du lediglich ein Jamboard mit verschiedenen Textfeldern vorbereiten und den Link an Deine Gruppe verteilen, damit sie dazukommen können. Natürlich kannst Du aber auch noch einen passenden Hintergrund festlegen, um das Jamboard visuell etwas an den Inhalt anzulehnen.

Falls nötig, erkläre noch einmal kurz, wie Die Teilnehmer*innen selbst Textfelder oder Klebezettel erstellen können. Da das Jamboard keine Registrierung erfordert, können die Lernenden ihre Erwartungen und Meinungen auch anonym und ehrlich äußern. Daher funktioniert dasselbe Prinzip auch beispielsweise für Feedback oder ähnliches.

Anwendung 2: Dokumentation

Ein Jamboard können Deine Teilnehmer*innen auch für die Dokumentation und Präsentation von Ergebnissen aus Gruppenarbeiten nutzen. Das heißt für Deine Vorbereitung natürlich, dass Du im Vorfeld die entsprechende Anzahl an Jamboards erstellen und den Gruppen zur Verfügung stellen musst, bevor Du sie in die Gruppenräume schickst.

Wenn Du Dein Tool wie das Jamboard bereits zum Einstieg genutzt hast, kennen Deine Teilnehmer*innen sich auch bereits etwas aus und können sich nun in den Gruppen weitergehend mit den Funktionen vertraut machen.

Durch den begrenzten Platz auf einem Jamboard bietet es sich hier besonders an, die Ergebnisse auf das Wesentliche zu reduzieren und vor allem auch Bilder einzubinden. Passende Bilder können sich die Gruppen über kostenlose Webseiten wie beispielsweise Pexels oder Pixabay holen.

Das hat gleichzeitig auch noch den Vorteil, dass die Lernenden sich das Wissen durch die visuelle Verknüpfung noch besser merken können.

Falls eine Gruppe mehr Platz benötigen sollte, kann ein Jamboard aber übrigens auch mehrere Seiten umfassen. Im Anschluss kann ein Jamboard immer leicht als PDF oder Bilddatei gespeichert werden.

Anwendung 3: Flipchart

Das Jamboard eignet sich sehr gut für kollaborative Übungen, aber auch Du als Trainer*in kannst es als Präsentations-Tool verwenden.

Verwendest Du beispielsweise in Präsenz gerne Flipcharts, die Du abklebst und nach und nach aufdeckst? Dieselbe Methode kannst Du auch mit einem Jamboard nachbauen:

Die bunten Klebezettel sind also nicht nur bei den Teilnehmer*innen beliebt, sondern können auch von Dir genutzt werden. Mit Hilfe einer solchen Methode bringst Du etwas mehr Bewegung und visuelle Reize in Deinen Input als durch eine statische Präsentation.iHilfe ei

Zusätzlich kannst Du so auch Deine echten Flipcharts virtuell verwenden. Einfach abfotografieren und in ein Jamboard hochladen!

Anwendung 4: Energizer

Ein wirklich toller Energizer ist das digitale Puzzle. Es aktiviert die Gruppe sofort und regt sehr lustige Interaktionen an, wenn alle gleichzeitig an den Teilen ziehen. Wenn Du ein wenig gemein sein möchtest, kannst Du auf ein paar extra Teile mitgeben und die Verwirrung beobachten 😉

Um ein digitales Puzzle umzusetzen, musst Du zunächst ein Bild mit Hilfe eines Image Splitters teilen und die Teile dann in ein Jamboard hochladen:

Mit einem Tool wie imageonline.co kannst Du ein Bild in beliebige Teile aufteilen

Wie Du siehst, kannst Du bereits mit einem recht simplen Tool wie dem Jamboard verschiedenste methodische Zwecke bedienen. Auf diese Weise kannst Du Sicherheit gewinnen und Deine Lernenden werden nicht überfordert.

Falls Dein persönliches Gefühl und die Gruppendynamik es später zulassen, kannst Du immer weitere Tools nach demselben Prinzip hinzunehmen. Grundsätzlich empfehlen wir aber, Dich eben auf eine kleine Anzahl an vielseitigen Tools zu beschränken und diese Tools lieber kreativ einzusetzen.

Theoretische Themen lebendiger vermitteln – Tipps & Methoden

Viele Trainer*innen und Dozent*innen müssen regelmäßig sehr theoretische Inhalte vermitteln.

Okay, sagen wir ruhig einfach „trocken“. Denn vermutlich würden die wenigsten Menschen Gesetzestexte als lebendig bezeichnen.

Dabei ist theoretischer Background oftmals unerlässlich oder sogar Teil eines verbindlichen Curriculums oder Prüfungswissen.

Das heißt: Gewisse Zahlen und Fakten müssen einfach vermittelt werden und es führt kein Weg daran vorbei.

Dennoch gibt es Möglichkeiten, um auch theorielastige Einheiten mehr anzureichern. Auf diese Weise hältst Du nicht nur die Aufmerksamkeit Deiner Teilnehmer*innen über längere Einheiten aufrecht, sondern verankerst dieses Wissen auch noch langfristiger.

Denn es geht nicht darum, einem Thema die Ernsthaftigkeit zu nehmen, sondern für Deine Teilnehmer*innen einen besseren Zugang zu öffnen.

Deinen persönlichen Bezug finden

Als Trainer*in oder Dozent*in bist Du bei theoretischen Themen oftmals vornehmlich Input-Geber*in. Dabei kannst Du dieses Wissen sogar noch effektiver vermitteln, wenn Deine Teilnehmer*innen Dich weniger als neutrale Vermittlungsinstanz wahrnehmen.

Was hat Dich ursprünglich zu Deinem Thema gebracht? Was begeistert Dich auch heute noch daran?

Wenn Du theoretisches Wissen in einen persönlichen Bezug bringst, steigerst Du die Motivation sich dieses Wissen anzueignen.

Perspektive wechseln

Manchmal sehen wir Inhalte einfach zu sehr als unveränderliche Fakten. Wenn Du möchtest, dass Deine Lernenden wirklich interessiert sind, musst Du ihre Perspektive einnehmen.

Was ist der konkrete Nutzen dieses Wissens? Wie werden sie es in Zukunft konkret anwenden können?

Je konkreter und persönlicher die Anwendungszenarien sind, desto plastischer wird der Lerngegenstand. Dabei solltest Du auch immer Deine Zielgruppe bedenken und was für sie im Berufsalltag wirklich wichtig ist.

Du erinnerst Dich sicher noch an den fortgeschrittenen Mathematik-Unterricht, bei dem sich die Schüler*innen ständig gefragt haben, wozu sie das überhaupt lernen sollen. Und zugegeben können sich die meisten Erwachsenen wohl nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal bewusst den Satz des Pythagoras angewandt haben.

Das Gefühl des fehlenden Praxisbezugs kann also ein Motivationskiller sein. Daher ist es so wichtig, dass Deine Teilnehmer*innen den konkreten Nutzen Deiner Inhalte immer vor Augen haben.

Das Wissen, das Du vermittelst, kann für Deine Teilnehmer*innen eine Lösung für reale Probleme sein. Dein Wissen kann ein Geschenk sein, das Du Deiner Lerngruppe gibst. So fühlen sich selbst Zahlen und Fakten weniger wie eine Pflichtübung an.

Finde die Geschichte

Storytelling wird immer mehr zum pädagogischen Trend. Und das nicht ohne Grund, denn Kontextualisierung ist neurologisch wirklich effektiv. Wir merken uns Geschichten wesentlich leichter als isolierte Fakten. Daher ist ein übergeordneter Zusammenhang Deinem Gegenstand immer dienlich.

Finde den roten Faden in Deinen Lerninhalten und ordne die theoretischen Inhalte in eine größere Geschichte ein.

Dieser Ansatz lässt sich auch immer gut mit dem ersten Tipp verbinden, denn wenn die erzählte Geschichte auch noch auf persönlichen Erlebnissen beruht, ist sie doppelt effektiv.

Wenn Du Probleme hast, eine wirksame Geschichte zu finden, stelle die Fragen, die wir in den ersten zwei Tipps aufgestellt haben. Denn sie zielen immer darauf ab, dass Du den wahren Nutzen Deines Lerngegenstandes herausstellst.

Weniger Blocken

Teilst Du Deine Inhalte in vorgeschaltete Theorie und im Anschluss kommt die Anwendung? Das ist schließlich eine übliche Vorgehensweise, da wir denken die Inhalte können nur so logisch aufeinander aufbauen.

Doch Du merkst immer häufiger, dass die Lernenden Dir direkt zu Anfang aussteigen und sich überfordert fühlen?

Dann probiere vielleicht einmal, diese Struktur aufzubrechen. Indem Du eher theoretische und mehr praktische Einheiten abwechselnd einsetzt, fühlen sich beide Teile weniger separiert an.

Entgegen althergebrachter Pädagogik kannst Du sogar mit einer einfachen praktischen Übung beginnen, um den Praxisbezug von Anfang an deutlich zu machen. Gleichzeitig hilft die Verzahnung von Theorie und Anwendung dabei, den praktischen Nutzen über das gesamte Seminar noch besser zu erkennen.

Insgesamt gilt auch, dass die einzelnen Einheiten (insbesondere Online!) oftmals kürzer und knackiger sein könnten. Je besser Du einen komplexen Inhalt aufbrichst, desto weniger fühlen sich die Lernenden überfordert. Gleichzeitig können visuelle Hilfen Deinen Lernenden mehr Ankerpunkte bieten als etwa ein reiner Text. Grundsätzlich gilt für theoretische Gegenstände immer: Anschaulichkeit und Verständlichkeit. Für mehr Tipps bezüglich anschaulicher Lernmaterialien, kannst Du beispielsweise diesen Artikel lesen.

Die Gruppe nutzen

Die Lerngruppe an sich sollte auch bei theorielastigen Themen methodisch eingebunden werden. Eine längere Input-Phase sollte meistens mit einer Gruppenarbeit verbunden werden, bei der das neue Wissen häppchenweise reflektiert werden kann.

Das Diskutieren und Hinterfragen der Theorie füllt sie mit deutlich mehr Leben als reine Rezeption. Indem sich die Teilnehmer*innen über den Inhalt austauschen und ihn sich gegenseitig erklären, können sie ihr Wissen besser überprüfen. So werden auch Unklarheiten deutlich, auf die Du später erneut eingehen solltest.

Denn Du kennst es vermutlich: Wenn Du einfach nur nachhakst, ob es Fragen gibt, kommt meistens nicht viel. Das heißt nicht einmal unbedingt, dass alles verständlich war. Sondern vielmehr, dass die Lernenden noch keine Zeit hatten, sich richtig mit den Inhalten zu befassen.

Eine interaktive Gruppenarbeit kann den Teilnehmer*innen daher genau diese wichtige Zeit geben und das Wissen besser festigen. Zeit ist allgemein immer ein Faktor, der Trainer*innen im Nacken sitzt. Aber es lohnt sich wirklich, Dir für die angemessene Anwendung der theoretischen Teile zu nehmen – Deine Lernenden werden es Dir auf jeden Fall danken.

Wenn Du immer noch das Gefühl hast, dass Du Deine Lerngruppe nicht angemessen motivieren kannst, bietet sich vielleicht ein Gamification-Ansatz an. Mit einem spielerischen Belohnungssystem oder Team-Spielen lassen sich Gruppen oftmals natürlich motivieren.

Mehr Infos zu Gamification findest Du in unserem Artikel zum Thema.

Methoden für Gruppenarbeiten

Zwei verwandte methodische Ansätze, die sich gut für die Aufarbeitung theoretischer Konzepte eignen sind Rollen- und Planspiele.

Beide sollen reale Situationen simulieren und erfordern von Deinen Teilnehmer*innen Reflexion und Transfer des Gelernten. Auf diese Weise holst Du Deine theoretischen Konzepte in die Realität und gibst Deinen Teilnehmer*innen ganz plastische Anwendungskontexte.

Rollenspiele beziehen sich normalerweise auf eine einzelne, konkrete Situation. Ein Rollenspiel kannst Du beispielsweise auch in Form einer Diskussion durchführen, bei der die Lerngruppe in Pro- und Contra-Gruppen eingeteilt ist. Denn Rollenspiele befassen sich oft auch mit der Identifikation mit verschiedenen Rollen und der eigenen Interpretation dieser. So kann sich der Gegenstand besonders echt und persönlich anfühlen.

Planspiele sind dabei meistens etwas differenzierter und erstrecken sich über mehrere Runden. Nach jeder Teiletappe wird ein weiteres Ziel oder eine zusätzliche Information in die Gruppen gegeben, das sie in der nächsten Phase erreichen müssen. Besonders interessant (und anspruchsvoll) gestaltest Du ein Planspiel, wenn Du nach einer Phase einen Störfaktor einbaust, der eine reflektierte Änderung der Planung erfordert.

Da ein gutes Planspiel also natürlich genügend Zeit erfordert, eignet sich auch gut als eine Art Abschlussprojekt am Ende Deines Seminars.