Online Seminare sterben am Anfang

Mit der abgeschlossenen Planung wird es Zeit, das Seminar zu terminieren und die Teilnehmenden zu informieren. Die Länge des Online Seminars hängt im wesentlich davon ab, welche Lernziele erreicht werden sollen und wie groß die Teilnehmergruppe ist. Wenn alle Teilnehmenden das vermittelte Wissen auch anwenden sollen und die Gruppe groß ist, dann benötigt man entsprechend viel Zeit und muss einen Präsenztag möglicherweise online an mehreren Tagen stattfinden. Dazu kommt natürlich die Frage, ob Teilnehmer vom Arbeitgeber freigestellt sind oder berufsbegleitend lernen. Rechnet auch noch Zeit ein, falls Eure Teilnehmer Selbstlernzeiten oder Projektaufgabe bekommen.

Ein Tag Präsenz Seminar ist Online max. 3 x 90 Minuten

Nehmen wir einmal an, Dein bisheriges Training füllt einen ganzen Tag. Das können dann – je nach zeitlichem Rahmen und Pausenlänge – zwischen sechs und sieben reine Seminarzeit sein.

Nun kannst Du diese bis zu sieben Stunden an einem Tag im virtuellen Klassenraum durchführen. Für die Teilnehmer ist es viel zu anstrengend, egal, wie gut Dein Online Seminar methodisch/didaktisch ist – die Wirkung in Bezug auf das Lernen wird fragwürdig.

Günstige Tageszeiten für Online Seminare sind

09:00 Uhr – Da haben die meisten ihre E-Mails schon geöffnet und gefiltert

11:00 Uhr – schnell vor dem Mittagessen noch etwas Produktives tun

15:00 Uhr – das Suppenkoma ist verdaut

17:00 Uhr – Start der privaten Weiterbildung

18:00 Uhr – spätester Termin, da sonst die Aufnahmefähigkeit zu gering ist

Anmeldeverfahren

Bei offenen Seminaren, bei denen jeder teilnehmen kann, gilt, wenn ein Interessent Lust hat, an unserer Weiterbildung teilzunehmen, macht es ihm so einfach wie möglich, sich anzumelden.

Per Email und Bestätigungsmail, Rechnung zu Kursstart

Webseite und Registrierungslink mit einem automatisierten Registrierungsservice zum Beispiel Eventbrite oder Xing Event

Oder komplett kostenpflichtige Gesamtanwendungen wie Elopage, Coachy, Digimember etc.

Warte mit dem Versand der Zugangsdaten, bis klar ist, ob Du die erforderliche Anzahl an Teilnehmern erreichst. Wenn Du zwei Wochen vor dem Seminar Start die Zugangsdaten versendest, reicht das aus.

Die Plattform / den virtuellen Klassenraum einrichten

Für die Einrichtung ist der Seminarleiter zuständig, d.h. wenn Du vom Kunden Zugänge zu einer eigenen Plattform erhältst bist Du genauso verantwortlich für die Einrichtung Deines Raumes wie im Präsenzseminar. Du schaust doch bestimmt im Seminarraum, ob ein FlipChart vorhanden ist, ein Whiteboard oder andere Materialien, die Du benötigst. Mach Dich vertraut, mit den technischen Begebenheiten und Möglichkeiten.

Dann kannst Du in Ruhe Deine benötigten Medien hochladen, Freigaben und Aufgaben terminieren.

Wenn Du parallel mit einem Lern-Management-Tool z.B. moodle, arbeitest um eine asynchrone Kommunikation zu ermöglichen kannst Du auch hier schon einmal eine Begrüßung im Forum vorbereiten, oder Aufgaben schon einstellen, um den zeitgerechten Download zu sichern.

Vielleicht möchtest Du auch schon Voreinstellungen vornehmen, Chatfunktionen deaktivieren.

Support

Für den Erststart ist es vielleicht, gut, eine zusätzliche Person zur Hand zu haben, die den Teilnehmern bei technischen Problemen helfen kann. Bei den Teilnehmenden kommt bei Audio Problemen schnell Frust auf und wenn man sich als Seminarleiter die ganze Zeit um technische Probleme eines Teilnehmers kümmern muss, dann hat der Gruppe wenig Freude am Start.

Bei der Einladung ist es ganz wichtig im Unterschied zum Präsenzseminar, dass ich außer Datum und Uhrzeit den Einwahllink ggf. mit Passwort sende. Aus meiner Erfahrung heraus ist es ganz gut, in der Mail noch einmal genau zu erläutern, wie die Einwahl funktioniert, ob Software geladen werden muss.  Oft machen Teilnehmer das zum ersten Mal und sind sehr verunsichert.

Teste die Links und Deine technische Einrichtung vorher. Wenn Du kannst, schicke die Einladung mit einem Kalendereintrag. Erinnere die Teilnehmer freundlich einen Tag vorher noch mal an den Termin. Sende eine Kontaktmöglichkeit. wo Teilnehmer sich bei Einwahlproblemen melden können.

Deine persönliche Vorbereitung

  • greifbar hast:
  • Teilnehmerliste, je nachdem, wer das Seminar bezahlt muss Anwesenheit überprüft und dokumentiert werden
  • Ablaufplan
  • Ausdruck Präsentationsfolien mit Notizen
  • Dateien zum Teilen vorab öffnen
  • Tee oder stilles Wasser bereithalten
  • Telefon und mobile Geräte stumm schalten
  • Einwahldaten noch einmal als E-Mail Vorlage bereithalten, falls bei Teilnehmern etwas mit dem gesendeten Einwahllink nicht funktioniert
  • Audio testen, manchmal funktionieren die Steckerverbindungen erst durch Nachjustieren

Gleich starten wir

Der Ablauf eines Online Seminars ist dem Aufbau eines Präsenz Seminars sehr ähnlich.

Die ersten Minuten sind natürlich vom Technikcheck geprägt. Manchmal muss man Teilnehmer, erst aus dem Wartebereich in den eigentlichen Raum einlassen. Achte darauf, dass im Wartebereich eine freundliche Begrüßung mit einem Hinweis erscheint:

Begrüße nach dem Eintreten jeden Teilnehmer mit Namen und mache mit ihm einen kurzen Technik-Check. Audio bzw, Video und bitte dann nach Deiner Begrüßung alle Teilnehmer Ihr Mikrofon stumm zu schalten.

Anschließend solltest Du kurz in die vorhandene Technik einführen, Chatfunktionen oder Beitragsfunktionen stumm schalten etc.  kurz erläutern, Du kannst dazu natürlich auch noch eine Präsentationsfolie erstellen. Wichtig ist, dass zu diesem Zeitpunkt alle Teilnehmenden die technischen Grundfunktionen der Plattform, verstanden haben.

Falls Du genau weißt, dass Du es mit „Online-Anfängern“ zu tun hast, bitte die Teilnehmer, sich 15 Minuten vorher einzuwählen, damit Du die Probleme vor dem Start des eigentlichen Seminars klären kannst, um pünktlich anzufangen. Eine andere Möglichkeit ist, ein „Technik-Test“ Vorabtreffen anzubieten, wenn Deine Teilnehmer sehr unterschiedliche Wissensstände in Bezug auf Technik haben.

Ankommen

So wie in Präsenzphasen auch dient diese Phase der Orientierung, der Klärung von Erwartungen, das Kennenlernen der Teilnehmer untereinander und natürlich lernen die Teilnehmer in dieser Phase auch Dich kennen. Diese Phase wird in Online Seminaren gerne abgekürzt um Zeit einzusparen. Da aber genau jetzt der Grundstein für das gemeinsame soziale Lernen gelegt wird, solltest Du hier nicht abkürzen. Im Gegenteil, da die Teilnehmer wenig Gelegenheit haben sich in Pausen informell zu unterhalten solltest Du ihnen hier eine Chance geben die Mitlernenden kennenzulernen. Die Methode sollte also unbedingt auch private Komponenten mit einschließen.

Methodenvorschlag Vorstellung

NameErfahrungsachse
ZielIn einer XY Achse werden Erfahrungen der Teilnehmenden visuell dargestellt
GruppengrößeMax. 12 Teilnehmer
Dauer3-5 Minuten
MedienFolie mit Whiteboard Funktion
VorbereitungAuf einer Folie wird die Frage oben platziert (z.B. Wieviel Erfahrungen hast Du mit Präsenz Seminaren? bzw. auf der einen Achse wieviel Erfahrungen hast Du mit Online Seminaren?
AblaufDie Teilnehmenden notieren mit einem Kreuz ihren eigenen Erfahrungsstand
HinweisVor der Durchführung müssen die Teilnehmenden mit der Whiteboard Technik vertraut gemacht werden
VariationenBei kleineren Gruppen können die Teilnehmer an den Schnittpunkt auch Ihren Namen eintragen. Damit kann man ablesen, wer welche Erfahrungen hat. Dann kann man individeuell über die eigenen Erfahrungen berichten lassen

In dieser Phase werden auch die Ziele des Seminars geklärt, Kommunikationsregeln werden aufgestellt, z.B. wie man signalisiert, dass man eine Frage hat. Das ist wichtig, wenn die Teilnehmenden stumm geschaltet sind. Eine Agenda sollte den Ablauf verdeutlichen, allerdings tue ich mich persönlich sehr schwer, eine Agenda mit Uhrzeiten und konkreten Punkten abzuarbeiten, weil ich lieber flexibel auf Teilnehmerwünsche eingehen möchte bzw. ein Thema lieber abschließe als nach der Pause evtl. noch einmal anzufangen.

Methodenvorschlag Warm Up

NameTeilnehmer Tabelle
ZielTeilnehmer lernen sich kennen und entdecken Gemeinsamkeiten und Unterschiede
GruppengrößeMax. 12 Teilnehmende
Dauer10 – 15 Minuten
MedienFolie mit Whiteboard Funktion bzw. kollaboaratives Tool
VorbereitungAuf einer Folie wird eine Tabelle mit 4 Spalten und sechs Reihen erstellt. In der ersten Spalte werden die Namen (optional Fotos) der Teilnehmer eingetrageb, Die weiteren Spaltenüberschriften sind frei wählbar, Alter, erlernter Beruf, ausgeübter Beruf, Wohnort etc. Folie für jeweils 6 Teilnehmer duplizieren.
AblaufDann können sich jeweils 6 Teilnehmer in die Folie eintragen, falls Du Dich bereits mit kollaborativen Werkzeugen auskennst können die Teilnehmenden natürlich auch gleichzeitig daran arbeiten.
HinweisTeilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen erkennen sehr schnell die Gemeinsamkeiten
VariationenMan kann gut am Schluss die Gemeinsamkeiten farblich markieren und den Teilnehmern einen Moment für Smalltalk geben. Wenn Teilnehmer sich bereits kennen kann man z.B. mein größter Wunsch oder mein größter Erfolg als Gesprächsthema nutzen.

NameAlterWohnorterlernter Berufausgeübter Beruf
Teilnehmer 1    
Teilnehmer 2    
Teilnehmer 3    
Teilnehmer 4    
Teilnehmer 5    
Teilnehmer 6    
Muster Tabelle

Wichtig ist am Anfang, dass Du eine Atmosphäre von Gemeinsamkeit und Vertrauen schaffst, damit soziales Lernen auch online stattfinden kann. Hier legst Du den Grundstein, ob Deine Teilnehmer mit Dir gemeinsam lernen möchten. Denn spätestens, wenn Du in das Thema des Seminars fachlich einsteigst, sollte für Deine Teilnehmer klar sein: Lernen kann Spaß machen, auch online.

Webinar – Marketing Veranstaltung oder Wissensvermittlung?

Lernen kann auch im Online Seminar Spaß machen.

Wenn man über Webinare spricht, dann kommt einen zunächst einmal der Markenschutz von Herrn Mark Keller in den Sinn. Herr Keller hat sich den Begriff im Moment bis 2023 als Wortmarke schützen lassen.

Der Markeninhaber hat sich die Marke in den Klassen 35, 38 und 41 schützen lassen. Damit erstreckt sich der Schutz insbesondere auch auf das Bereitstellen von Informationen im Internet, der Präsentation von Firmen im Internet und anderen Medien sowie auf Veranstaltungen und Durchführungen von Seminaren, Organisationen und Veranstaltungen von Konferenzen. Damit dürfen unter den Schutzbereich angesichts der relativ offenen Formulierung der Waren- und Dienstleistungsklassen wohl relativ problemlos Online-Seminare zu fassen sein, die im allgemeinen Sprachgebrauch als Webinare, was ein Wortspiel aus „Web“ und „Seminar“ ist, bezeichnet werden.

Laut Auskunft von Rechtsanwälten droht eher eine Löschung der Marke als eine Welle von Abmahnungen.

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Was ist ein Webinar

Deshalb würde ich den Begriff für mich weiterverwenden. Allerdings kann man sich, die Zielsetzung und die Inhalte oder den Ablauf eines Webinars auch aus lerntechnischer Sicht einmal anschauen.

Als Wissensvermittlung läuft ein Webinar in der Regel so ab, dass man sich im Vorfeld dazu anmeldet, oft zu einem Fachthema und es erfolgt eine Einladung über eine spezielle Webinar Software wie z.B. Webex, Zoom, clickmeeting oder Goto-Meeting.

Zum angekündigten Termin kann man sich dort über das Internet oder auch Telefon einwählen, ein Moderator begrüßt Dich freundlich, fängt dann mit einem PowerPoint Vortrag an. Das Foliendesign reicht von schrille Farbkombi bis mehr-Text -auf-eine-Folie-geht nicht. Von den anderen Teilnehmern siehst und hörst Du nichts. Im Chat kannst Du vielleicht sehen, wer noch mit Dir teilnimmt aber meist ist die Interaktion untereinander gar nicht gewünscht.

Der mehr oder weniger (hoffentlich weniger) vorgelesene Vortrag wird durch Fragen belebt, die der Moderator sich allerdings schnell selbst beantwortet.

Nach gefühlten Ewigkeiten, in Wahrheit 60 -120 Minuten ist das Webinar zu Ende und man bekommt eine Teilnahmebescheinigung per E-Mail.  Schlimmstenfalls muss man das weiter 60 – 120 Minuten aushalten und bekommt dann erst die Teilnahmebescheinigung. Eigentlich müsste es Anwesenheitsbestätigung heißen, da eine (An)Teilnahme gar nicht stattfindet.

Verlagerter Frontalunterricht

Wenn Dich das an den klassischen Frontalunterricht erinnert dann liegst Du sehr richtig, dieses Webinar hat alle Merkmale des lehrerzentrierten Unterrichts.

Die moderne Berufspädagogik ist sich allerdings schon lange darüber im Klaren, dass Erwachsene so nicht gut lernen können. Man kann einem mündigen Menschen Wissen nicht überstülpen.

Die zweite Möglichkeit wie ein Webinar stattfindet ist, dass Du Dich zu einem kostenlosen Webinar angemeldet hast zu einem Problem, welches Du aktuell mehr oder weniger dringend lösen möchtest. Z.B. jemand bietet ein kostenloses Seminar zum Thema Essgewohnheiten an. Du möchtest gerne etwas darüber lernen und freust Dich über die Gelegenheit.

Du bekommst wieder eine Einladung, wählst Dich ein, und wirst vom Veranstalter höchst freundlich begrüßt. Auch hier hast Du wenig Kontakt mit Deinen mitlernenden Teilnehmern, es sei denn es handelt sich um eine Serie von Webinar Veranstaltungen, dann wird in der Regel auch in irgendeiner kontrollierten Form, das Interagieren mit den anderen angeregt. Beispielsweise in einer Slack-Gruppe https://slack.com/intl/de-de/

Dann startet wahrscheinlich wieder ein PowerPoint Vortrag allerdings in der Regel mit Deinen Schmerzpunkten zum Thema Essen, z.B. die Hosen werden zu eng, man kann sich nicht mehr gut bewegen, das Flirten klappt auch nicht mehr, und allmählich wird klar, man muss seine Gewohnheiten ändern. Um Dich dabei zu unterstützen bekommst Du kostenlos einen Wochenplan in dem Deine Trigger Situationen in andere Situationen oder Essverhalten umzuwandeln.

Am Ende der Woche stellst Du begeistert fest, dass es in dieser Woche wunderbar funktioniert hat. Du hast abgenommen.

Jetzt fehlt Dir nur noch jemanden, der Dich die nächsten Wochen dabei begleitet das langfristig umzusetzen. Du brauchst eine Abkürzung. Was soll man sagen: Genau diese Lösung hat der Veranstalter jetzt in petto.

Du kaufst also das super tolle Angebot mit den Ernährungsplänen und der Slackunterstützung und wirst vermutlich sogar langfristig Deine Gewohnheiten ändern.

Hier entpuppt sich das Webinar allerdings nicht als Bildungsangebot, sondern als Marketingveranstaltung. Nichts gegen Marketing, im Gegenteil. Allerdings möchte ich Online-Weiterbildungsveranstaltungen planen, entwickeln, durchführen und evaluieren. Deshalb benutze ich den Begriff Webinar nur selten.

Online Seminar

Für das Live Online Lernen, welches sich vom Online Kurs dadurch unterscheidet, dass der Lehrende in Echtzeit mit den Teilnehmern interagiert. Hier spreche ich persönlich von Online Seminaren. Ein Unterschied zum Webinar ist, dass ein Online Seminar durchaus über einen längeren Zeitraum, als Tages- oder auch als Wochenveranstaltung durchgeführt werden kann.  Da wir für Online Seminare immer mehr Zeit einplanen müssen ist eine ½ Tages Veranstaltung schon sehr herausfordernd.

Das soziale Lernen und die Interaktion ist nicht nur gewünscht, sondern ganz im Sinne von heterogenen Lerngruppen, sogar notwendig.

Im Online Seminar gibt es in aller erster Instanz ein Lernziel. Was sollen die Teilnehmer nach der Weiterbildung können? Wie in Präsenz-Weiterbildungen gibt es auch im digitalen Seminar die klassischen, immer wieder vorkommenden Weiterbildungssituationen:

  • Begrüßung, Eröffnung, Vorstellungsrunde
  • Sammlung von Beiträgen/Meinungen
  • Wissen erarbeiten
  • Anleiten und Einteilen einer Gruppenarbeit
  • Präsentieren und Auswerten der Gruppenarbeit
  • Diskussionen im Plenum
  • Gestaltung von Feedback- und Abschluss- bzw. Rückblickrunden

Jede diese Situationen birgt Online, wie offline spezielle Herausforderungen und Klippen, worauf man besonders achten sollte. Um die Weiterbildungssituationen online zu bewältigen, kommen auf Lehrende und Ausbilder ganz neue Herausforderungen zu. Zur pädagogisch-didaktischen Kompetenz kommt nun auch auf jeden Fall digitale Kompetenz, welche Technik ist vorhanden und kann genutzt werden, welche Lernplattform muss ich im Zweifelsfall nutzen oder vorbereiten, wie kommen Teilnehmer in den digitalen Raum, was benötigen die, um am Online Seminar teilnehmen zu können. Und dann stellt sich noch die Frage, welche Methoden nutze ich in Präsenz, wie kann ich eben diese online umsetzen und mit welchen Tools kann ich sie system- und geräteübergreifend umsetzen? Und last but not least, welche zusätzlichen Kosten entstehen für den Seminaranbieter bzw. für die Teilnehmer?

Vertraue dem Prozess

Für mich als Berufspädagogin bedeutet ein Online Seminar noch mehr Vorbereitung, Planung und Konzeptarbeit um den Lernprozess in Gang zu bringen mit der klaren Ausrichtung, das Lernziel für jeden einzelnen Teilnehmer so zu erreichen, dass der Lernende sagt: „Das Seminar hat meine Erwartungen übertroffen und Spaß hat es auch gemacht.“

Wieso brauche ich beim Online Lernen eine Community und was sind die wichtigsten Faktoren?

Wann brauche ich beim Online Lernen eine Community und was sind die wichtigsten Faktoren?

Im Vorfeld der Online Weiterbildung muss ich planen und klären wie die Kommunikation läuft:

Synchron

Alle Beteiligten sind gleichzeitig anwesend und können aufeinander Bezug nehmen. Z.B. Der Vortag eines Lehrers wird aus dem Klassenraum an de PC Zuhause oder in eine andere Schulklasse übertragen. Die Teilnehmer können unmittelbar miteinander kommunizieren und aufeinander Bezug nehmen.

Asynchron

Teilnehmer sind an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten aktiv. Die Erstellung von Beiträgen oder Bezugnahme in wechselseitiger Kommunikation sind zeitlich entkoppelt. Beispiel: Ein  Lehrer stellt eine Aufgabe in eine Plattform, die von den Lernenden per E-Mail oder per Chat oder per Kommentarfunktion beantwortet wird. Die Kommunikation geht in alle Richtungen allerdings zeitverzögert durch den Austausch von Nachrichten.

Warum ist das wichtig?

Soziales Lernen

Ein ganz erheblicher Teil unseres Lernens findet im Austausch zwischen Menschen statt – eben auch abseits von institutionellen Lernangeboten: in der Freizeit, in persönlichen Gesprächen am Arbeitsplatz oder auch im Internet. Das Internet ist immer mehr ein sozialer Raum, in dem Menschen sich Informationen beschaffen oder Wissen abrufen, sondern in dem sie sich auch über private oder berufliche Themen austauschen. Menschen mit gleichen Anliegen oder Interessen bilden Communities. In Fachforen werden teilweise hochkomplexe Probleme diskutiert. Manches was dort publiziert wird, ist faktisch falsch und dennoch können solche Netzwerke Menschen zum gegenseitigen Teilen von Wissen und Erfahrungen motivieren.

In Communities treffen sich Liebhaber von Orchideen um über die Aufzucht und Pflege zu diskutieren. Viele tausende Beiträge haben die Plattformen in denen Menschen ihr Wissen bereitwillig preisgeben und anderen Orchideensammlern Tipps und Hilfestellungen zu geben. Über Suchfunktionen lassen sich die umfangreichen Informationen aus den Forenbeiträgen hervorholen, in denen teilweise tiefgehendes Wissen sichtbar wird, teilweise sind die Beiträge auch unsinnig und falsch, Mitglieder, die bereits lange sind und viele Antworten gegeben haben genießen einen guten Ruf und sind optisch sichtbar. Es entsteht ein Anreiz: Man möchte Anderen helfen und von Anderen Wertschätzung bekommen.

So können Communities und Gruppen eine erstaunliche soziale Bindungskraft entwickeln, ohne, dass sich die Menschen je von Angesicht zu Angesicht getroffen hätten. Oft kennt man sich nur mit Nutzernamen. Dabei basiert die lebendige Community doch auf sozialen Gratifikationsmechanisemn, die erwünschtes Verhalten belohnen und unerwünschtes bestrafen. Positive Bewertung und Liken erschaffen einen Rang, die Person erhält Anerkennung von Anderen und gewinnt soziales Prestige in der Community.

Dabei ist der Aufbau von Communities gar nicht so leicht planbar. Es reicht eben nicht, einen Server im Internet bereitzustellen, auf dem eine Software installiert wird. Nichts ist langweiliger als ein leeres Forum oder eine leere Gruppe. Hilfreich kann es sein im Vorfeld Initial-Content zu veröffentlichen , um einen Reiz zu setzen, zu dem ein Verhalten von Menschen erwartet werden kann. Gezielt Menschen ansprechen und zur Mitarbeit bewegen, Menschen mögen, wenn sie um Hilfe gebeten werden. Events oder Verlosungen können eingesetzt werden, um die Nutzung attraktiv zu machen.

Der Erfolg von Online Communities hat die Weiterbildungslandschaft inspiriert, wie sich diese Ansätze auch die Bildungsarbeit übertragen lassen. Die Versuche, in Organisationen Wissensmanagement über Plattformen zu steuern, um den Wissenaustausch von Mitarbeitenden zu fördern. Der Gedanke war, damit Wissen innerhalb der Organisation auch anderen Mitarbeitenden zu Verfügung zu stellen.

Lernbegleitung als Community Management

Als schwerfällig und wenig akzeptiert fanden diese Plattformen wenig Nutzer. Also hat man versucht, Blogs, Wikis und Co. einzusetzen, da viele diese ja in der Freizeit bereits genutzt haben. Manche Unternehmen haben es so geschafft, eine Community innerhalb der Organisation aufzubauen, allerdings haben diese alle eines gemeinsam:

Es braucht unbedingt eine Community Managerin, die die Plattform strukturiert, moderiert, Beiträge verschiebt, bewertet, löscht und auf die Einhaltung von Kommunikationsregeln achtet.

Wenn Antworten nicht aus der Community kommen muss der Manager/die Managerin darauf achten, dass kein Beitrag unbeantwortet bleibt. Diskussionsfäden müssen evtl. aufgegriffen und in richtige Richtungen gelenkt werden.

Dann kann hier ein informelles Lernen am eigenen Problem stattfinden. Menschen werdendazu animiert, Problemlösefähigkeit zu trainieren. Hinzu kommen Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit. Zusammen mit dem Wunsch nach sozialer Anerkennung ist also eine Community ein wichtiger Online Lernraum und unter bestimmten Voraussetzungen hat Lernen in der Gruppe einen Leistungsvorteil.

Für das Internet ist die Frage ob, und wie wir andere Personen als präsent erleben, obwohl sie eben nicht körperlich anwesend ist.  

Deshalb sind hier dem sozialen Lernen auch Grenzen gesetzt, wenn der Lernende aufgrund der Gruppengröße keine Chance hat, die anderen Mitglieder kennen zu lernen, dann entwickelt sich kein „Wir-Gefühl“ welches man von Präsenzlerngruppen kennt. Es bilden sich dann keine Gruppennormen und auch kein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein für das gemeinsame Lernziel. Dennoch können auch in sehr großen Gruppen soziale Prozesse stattfinden, die mit einer emotionalen Bindung einhergehen, die für das Lernen wichtig sind. Hier ist die betreuende Instanz diejenige, die den Lernprozess initiiert und steuern kann.

Einen weiteren positiven Einfluss auf die Leistung der Gruppe hat die Kohäsion: Darunter versteht man die Bindungskraft der Gruppenmitgliedschaft und damit die Attraktivität der Gruppe für den Einzelnen sowie die Stärke des Wunsches, in der Gruppe zu bleiben und Anerkennung zu erhalten.

Entstehung von Kohäsion

Die dargestellten Überlegungen machen die Bedeutung von Kommunikation und Kooperation bei digitalen Lernangeboten deutlich. Es reicht nicht aus, die entsprechenden Werkzeuge in der Lernumgebung bereitzustellen. Die Voraussetzung für soziales Lernen ist vielmehr ihre aktive Nutzung. Egal ob bei der Erstellung von Beiträgen oder der Bearbeitung von Lernaufgaben und das Posten für andere Lernende. Wenn die aktive Mitarbeit eine so wichtige Rolle spielt, wie kann der Moderator die Teilnehmenden zu solchen Aktivitäten motivieren und die Plattform so gestalten, dass sie auf den sozialen Austausch ausgelegt ist.

Im Rahmen von Online Seminaren bzw.  Kursen kann die Aufforderung erfolgen, Lernaufgaben in einem bestimmten Format in der Lernplattform oder der Community einzustellen und die Beiträge anderer Teilnehmer zu kommentieren bzw. Feedback zu geben.

Hier kann durch solchen einen Impuls die Basis für Kommunikation und Austausch zwischen den Lernenden geschaffen werden.

Gewünschte Nebenwirkungen und gewollte Wechselwirkungen des Online-Lernens

Textarbeitgerne genommen, um bei Lernenden Grundlagenwissen zu verankern. Häufig als Einzelarbeit Zuhause, wird der Text auswendig gelernt, und bei Prüfung des gewünschten Grundwissens, rezitiert der Lernende eben mehr oder weniger gut. Wie sieht es beim Online lernen damit aus? Schauen wir uns erst einmal an, in welchem Kontext das Online Lernen geschieht.

Kontext des Online Lernens

Der Kontext, in dem man sich für die didaktische Planung von Online Weiterbildung bewegt. Lernende werden dabei von Lehrenden betreut je nachdem in unterschiedlichem Ausmaß. Und sie interagieren mit anderen Lernenden. In allen von E-Learning spielt das selbstgesteuerte Lernen eine große Rolle, als Voraussetzung für webbasiertes Lernen aber eben auch als wichtiges Ziel des Lernens.

E-Learning Erläuterung

Kognitive Werkzeuge

Eine Lernumgebung, die dazu anregt, sich mit Gegenständen und Handlungen auseinanderzusetzen, fördert grundsätzlich das Lernen und schafft es, das Lernende neue Erkenntnisse gewinnen. Digitale Tools unterstützen den Lernenden bei der Verarbeitung und Aneignung von eben diesen Lerninhalten.

Wenn z.B. die Auseinandersetzung mit Texten und eine nachfolgende Zusammenfassung von den Lernenden gefordert ist, so müssen sie sich den Text erschließen und Informationen extrahieren, Die meisten Menschen markieren sich bestimmte Stellen im Text, notieren Schlüsselbegriffe und behalten prägnante Begriffe. Diese Form der Auseinandersetzung führt unter bestimmten Vorbedingungen zu einem Lernen und zu einer Verankerung von Wissen. Diese Bearbeitungsschritte lassen sich gut in Papierform umsetzen.

MindMap als Hilfe für den kognitiven Wissenserwerb

Demonstration MindMap
Mind Map digital erstellt

Je länger und je Komplexer ein Text ist, desto intensiver müssen Lernende sich damit auseinandersetzen. Das braucht in der Regel Zeit, Ruhe und Lerntechniken, die Lernenden auch eine visuelle Auseinandersetzung mit dem Text ermöglichen. Das Erstellen von Mindmaps ist eine Form der Lernhilfe, die Struktur zu durchdringen.

Zunehmend kommen jedoch auch hier digitale Tools zum Einsatz: sie haben in diesem Zusammenhang weitere Vorteile, wenn es nämlich darum geht, gemeinsam mit anderen an bestimmten Aufgaben zu arbeiten oder Materialien weiterzuleiten.

Computer werden so zu kognitiven Werkzeugen (D.H. Jonassen, 1992), Damit ist auch die Sichtweise auf den Wissenserwerb verändert. Denn, der Computer oder das Tablet präsentieren den Lernenden nicht einfach das Wissen, welches in die Köpfe der Lernenden hinein soll, wie in einem Lernprogramm. Der Computer fördert als kognitives Werkzeug die aktive Erzeugung und Verarbeitung von Informationen und fördert damit die gewünschte und gewollte eigenständige Auseinandersetzung mit Fachtexten.

Das Ziel der kognitiven Werkzeuge ist es also nicht, Lehrinhalte didaktisch aufzubereiten und als digitalen Lerninhalt (Content) zur Verfügung zu stellen. Man unterstützt damit die eigenständige Auseinandersetzung und Durchdringung von Fachtexten, durch die Lernenden. Möglich ist dies durch Software, wie beispielsweise oben gezeigtes Tool für die Erstellung von digitalen Mindmaps, Gliederungs- oder Anmerkungstools in der Textverarbeitung und Visualisierungstools oder Erweiterungen.

Für einfache Fakten oder Prozeduren eignen sich die kognitiven Werkzeuge eher nicht, hier geht es eher um abstrakte Konzepte, die erarbeitet werden sollen.

Das Positive ist, sie können genauso für das individuelle Lernen als auch für das kollaborative Arbeiten von Lernenden eingesetzt werden und über den Austausch können unterschiedliche Lernkanäle auch beim Online Lernen berücksichtigt bzw. angesprochen werden.

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Andrea Schauf · Blog6 Vom 05 – 07.2020 Nebenwirkungen und Wechselwirkungen des Online Lernens

Was ist eigentlich lernen

Was ist eigentlich Lernen?

Jemand, der, anderen etwas beibringen, also lehren möchte, sollte sich auf alle Fälle auch mit dem Lernen beschäftigen; denn erst, wenn er weiß, was Lernen ist, wie Lernen funktioniert, dann kann er hoffen, dass die Lernenden auch wirklich lernen. Im besten Fall lernen sie dann sogar gerne.

Lernen kann Spaß machen

Erst einmal gilt es, mit einem verbreiteten Missverständnis aufzuräumen: Unter „Lernen“ wird von vielen Menschen „Aufnehmen und Behalten von Wissen“ verstanden. Das ist das eben jenes Lernen, mit dem wir es in der Schule hauptsächlich zu tun hatten, und bei den meisten Menschen hat diese Erfahrung das Bild vom Lernen nachhaltig beeinflusst. Lernen bedeutet allerdings viel, viel mehr, und genau genommen muss der Mensch praktisch alles Lernen, was er benötigt, um in seiner Umgebung leben und handeln zu können: Das Allerwenigste kann er von Geburt aus, das Meiste – Gehen, Sprechen, Autofahren, Nahrung zubereiten, Konflikte behandeln, sich anziehen, Lesen und Schreiben, Flirten, zuverlässig sein, sich ausdrücken, ein Handy bedienen, sein eigenes Leben in den Griff bekommen und unendlich viel mehr – muss er sich im Laufe seines Lebens erst aneignen, d.h. eben: lernen.

​Bewusster oder gewollter Lernvorgang

​Lernen ist somit die Selbstentwicklung des Menschen. Hinter jeder Veränderung der Person (ohne die körperliche Veränderung) steckt ein – bewusster oder unbewusster, gewollter oder auch nicht gewollter – Lernvorgang, mit dem sich der Mensch an die Bedingungen seiner Umwelt anpasst und dadurch prägt, formt und bringt er sich selbst hervor. Man unterscheidet verschiedenen Lernebenen, die deutlich machen, was alles erlernt und gekonnt werden soll:

​Wissen

Fertigkeiten

Fähigkeiten

Kompetenzen

Selbstbild

​Insofern kann man Lernen als eine Art menschlichen Grundprozess ansehen, der genau so zum menschlichen Leben gehört wie etwa das Atmen oder Verdauen. Lernen ist permanente Verarbeitung von Erfahrungen mit der Umgebung und ihre Umsetzung in „persönliche Ausstattung“ (also in Wissen, Fähigkeiten, Einsichten, Gefühlsstrukturen, innere Haltungen usw.). Lernen ist somit Teil der menschlichen Grundausstattung.

​Lernen liegt in unserer Natur

​Lernen ist etwas, was gesunder Mensch nicht erst lernen muss, sondern ganz selbstverständlich als eine zunächst ganz unbewusste Energie mitbringt. Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man kleine Kinder beobachtet, die gar nicht anders können, als Lernen – und denen das offenbar auch Spaß macht.

Lernen ist geradezu die ursprüngliche Lebensform, und es gehört zu den irritierenden Erfahrungen, wenn man erlebt, wie diese Lernenergie später dann möglicherweise erlahmt, Lernen verweigert, vermieden, abgewehrt wird und nur noch schrecklich viel Mühe zu machen scheint.

Lernlust oder Lernlast – Lernprozesse wieder in Gang bringen

​Dann lautet die Frage nicht: Wie kann jemand lernen, sondern sie lautet: Was ist passiert, dass diese ursprüngliche Energie des Lernens versiegt ist, und welche Barrieren müssen über weggeräumt werden, damit sich diese Lernlust wieder entfalten kann?

​Im Kontext des lebenslangen Lernens geht es also darum, nicht nur Lernprozesse in Gang zu bringen, sondern eben sehr oft, Lernhindernisse zu beseitigen. Die entscheidende Frage lautet also: Was hindert Dich eigentlich am Lernen?  Es ist selbstverständlich auch ein Lernvorgang, wenn wir Eigenschaften und Gewohnheitenbilden oder ablegen, wenn wir unser Verhalten oder unsere Überzeugungen ändern.

​Für berufliches Lernen ist dieses weite, über bloße Wissensaufnahme hinausgehende Lernverständnis außerordentlich wichtig, denn hier reicht es ja niemals aus, die Dinge zu wissen – man muss sie auch tun können, d.h., man muss lernen, zu handeln undsich selbst, seine Bewegungen, Gefühle, Absichten, Erwartungen, Vorgehensweisen usw. entsprechend zu steuern.

Formelles und informelles Lernen

Wenn man Lernen so weit fasst, dann fällt gleich noch wichtiges Merkmal des Lernens auf: Das wenigste, was der Mensch lernt, lernt er mit Lehrer und innerhalb von organisierten Lerninstitutionen wie Schulen u. ä. Lernen ist also offenbar überhaupt nicht daran gebunden, dass einer da ist, der lehrt. Das hat in der Lernforschung zu der begrifflichen Unterscheidung von formellem und informellem Lernen geführt. Formelles Lernen bezeichnet geplante Lernwege die meist dann in Umgebungen stattfinden, die ausdrücklich zum Lernen geschaffen worden sind.

​Das informelle Lernen dagegen ist das Lernen, welches sich praktisch überall abspielt, ohne dass es geplant oder organisiert wird. Es findet ganz selbstverständlich und spontan statt. Beim informellen Lernen handelt es sich häufig um sogenanntes „implizites“, d.h. unbewusstes Lernen, das sich beinahe als ein Nebenprodukt anderer Tätigkeiten ergibt.

Man schätzt, dass auf diese informelle Weise etwa 70% allen menschlichen Lernens zustande kommt! Das heißt: Weitaus das Meiste, das wir lernen, lernen wir außerhalb von speziell dafür vorgesehenen „Lernanstalten“ und vollkommen unabhängig davon, dass da einer ist, der uns etwas beibringen will oder uns zum Lernen anleitet.

Wer kennt das nicht, dass man gar nicht merkt, dass und was man gelernt hat. Es gibt keine Lebens- und Handlungssituation in der nicht gelernt wird, unabhängig davon, ob sie in einem institutionellen Rahmen stattfindet, der bewusst dem Lernen dient – also in Schulen, Kursen, Seminaren, etc., vorausgesetzt, es sei denn, diese Situation wird bereits vollständig beherrscht.

Informell zu lernen, ist die primäre, ursprüngliche Entwicklung. Formelles Lernen tritt dann auf, wenn etwas zu komplex ist, um informell, d.h. ohne Hilfe gelernt werden zu können, oder wenn etwas gelernt werden soll, dass der Lernende von sich aus nicht lernen möchte, z.B., weil es ihn gerade nicht interessiert bzw. weil er es ausseiner aktuellen Situation heraus nicht braucht (oder nicht zu brauchen meint).

​Fremdbestimmtes Lernen

​Bei diesem letzten Fall handelt es sich um eben jenes fremdbestimmte Lernen, d.h. um ein Lernen, von dem andere sagen, dass es wichtig und notwendig ist. In diesem Fall werden Lernziele durch irgendwelche Instanzen definiert und vorgegeben. Das Lernen wird also nicht durch den Wunsch oder die Notwendigkeit ausgelöst, eigene Erfahrungen zu verarbeiten, sondern durch eine Forderung außenstehender.

​Da dies die vorrangige Erfahrung in der Schule ist, identifizieren Lernende häufig formelles Lernen vor allem mit Fremdbestimmung, Zwang und fremden Forderungen. Auf diese Weise ist Lernen bei sehr vielen Menschen negativ besetzt und löst nicht gerade Lust und Bereitschaft aus (zweifellos einer der Gründe, weshalb die Kraft zum Lernen im späteren Leben bei vielen Menschen blockiert ist).

​Allerdings darf nun auch klar sein, dass dieses fremdbestimmte formelle Lernen nur einensehr geringen Teil des Lernens überhaupt ausmacht und keineswegs allgemein für Lernenstehen kann. Coen van Houten unterscheidet z.B. drei verschiedene Arten des Lernens:

Das Lerndreieck


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