Störer*innen im Online-Seminar – Wie geht man mit ihnen um?

Jede*r Trainer*in kennt die klassischen technischen Störfaktoren eines Online-Seminars: Audio-Probleme, instabile Verbindungen und fehlende Links.

Aber die zweitgrößte Störungsquelle ist wohl menschengemacht. Unter Trainer*innen hört man häufig von „schwierigen Teilnehmer*innen“ und wie sie einen Lernprozess unterminieren können.

Viele Pädagog*innen sind zwar mit engelsgleicher Geduld ausgestattet, aber an einem gewissen Punkt werden einzelne Teilnehmer*innen zum Lernhindernis für die gesamte Lerngruppe.

Denn das ist leider oft das größere Problem: Störer*innen beeinträchtigen unter Umständen das Lernerlebnis aller Teilnehmer*innen und weiten sich eventuell sogar noch aus, wenn man sie zu ignorieren versucht.

Was kannst Du also tun, um die Gruppenharmonie zu wahren und den betroffenen Teilnehmer*innen wieder in die richtige Spur zu helfen?

Wie werden Lernende zu Störer*innen?

Die gute Nachricht ist: Auf viele der Faktoren, die Störungen hervorrufen, hast Du als Trainer*in aktiven Einfluss.

Natürlich gibt es auch Ursachen für Störungen, die aus der Persönlichkeit einzelner Teilnehmer*innen entspringen, aber in vielen Fällen entsteht das Verhalten aus verschiedenen Seminarsituationen.

Denn es kann uns manchmal leicht fallen, die Schuld für suboptimale Situationen auf die Lernenden zurückzuführen anstatt unsere Seminargestaltung zu hinterfragen.

Die häufigsten Ursachen für Störungen umfassen unter anderem:

  • Missverständnisse durch mangelnde Informationen
  • Unsicherheit durch unklare Ziele und Aufgabenstellungen
  • Frustration durch Mangel an Erfolgserlebnissen und Anerkennung
  • Unter- oder Überforderung (eventuell durch methodische Mängel)
  • Gefühl der Isolation durch fehlenden Austausch und Interaktion
  • Konzentrationsprobleme

Wie Du siehst, beruhen viele potentielle Störungen auf Missverständnissen oder fehlenden Informationen.

Als Trainer*in konzipierst Du Deine Seminare inklusive aller Inhalte und Methoden und hast den vollen Überblick über Deine Struktur.

Dabei vergisst man schon mal schnell, dass die meisten Dinge aus der Sicht Deiner Teilnehmer*innen neu sind.

Daher neigen wir als Trainer*innen vielleicht manchmal dazu, den Lernenden nicht genügend Informationen an die Hand zu geben. Indem Du alle Deine Arbeitsanweisungen und Materialien so klar und eindeutig wie möglich formulierst, kannst Du vielen Missverständnissen vorbeugen.

Auch indem Du immer wieder genug Raum für Nachfragen einräumst, kannst Du für maximale Klarheit sorgen und verhindern dass sich Blockaden verfestigen.

Digital unkonzentriert?

Eine der häufigsten Ursachen für Störungen sind Konzentrationsprobleme. Wir vergessen manchmal, wie anstrengend langanhaltende Konzentration ist und unterschätzen, wie schnell sie abnimmt.

Fehlende Konzentration verwandelt sich schnell in Demotivation und führt im nächsten Schritt oft zu störendem Verhalten.

Da Konzentrationsschwächen in digitalen Lernräumen sogar noch schneller und ausgeprägter auftreten, solltest Du Deinen Ablauf daran anpassen können.

Manche Teilnehmer*innen sind sicher individuell anfälliger für mentale Schwächephasen, aber insgesamt solltest Du allen Lernenden zuliebe die Einheiten kurz und knackig mit viel Beteiligung gestalten.

Auch die Pausenstruktur kannst Du frei an die aktuelle Lage anpassen – wenn Du eine erhöhte Unruhe oder zu große thematische Abschweifung bemerkst, wird es Zeit für eine Pause. Idealerweise umfasst diese Pause auch den Abbau von etwas angestauter Energie in Form von Bewegung oder kleinen Lockerungsübungen.

Lernschwierigkeiten bei Erwachsenen

In der Erwachsenenbildung hast Du es häufig mit Menschen zu tun, deren formale Bildung Jahrzehnte zurückliegt. Das systematische Lernen erfordert für viele Menschen mehr Anstrengung als wir uns vorstellen können.

Wenn Menschen sich unsicher und inkompetent fühlen, reagieren sie häufig defensiv oder resignieren. Gerade ältere Menschen haben Befürchtungen, dass sie sich in digitalen Kontexten blamieren. Dadurch verhalten sie sich vielleicht sehr passiv und beteiligen sich weniger aktiv am Lernprozess.

Die Furcht vor Misserfolg führt auch dazu, dass diese Lernenden bei Unklarheiten nicht nachfragen und sich in die Gruppenanonymität flüchten.

Was für Dich also wie Arbeitsverweigerung aussehen kann, hat seine Wurzeln eventuell in großer Unsicherheit.

Was kannst Du tun, um in solchen Lerngruppen das Arbeitsklima aufzulockern?

  • Befürchtungen offen ansprechen und Erfolgsdruck nehmen
  • So viele kleine Lernerfolge wie möglich schaffen
  • Viel positive Bestärkung und einen anerkennenden Umgang
  • Erfahrungsaustausch ermöglichen, das hilft auch älteren Teilnehmer*innen sich einzubringen
  • So langsam und kleinschrittig wie nötig vorgehen, gerade am Anfang nicht überfordern

Keine Motivation?

Die Motivation in der Lerngruppe aufrecht zu erhalten ist eine dauerhafte Aufgabe für Dich als Trainer*in, die nicht immer einfach ist.

Leider werden Teilnehmer*innen in Unternehmen oft zu Fortbildungen „verdonnert“ und haben so manchmal von Beginn an eine ablehnende innere Haltung.

Hier hilft am besten eine ganz offene und proaktive Herangehensweise. Eröffne ruhig einen Raum, in dem Deine Teilnehmer*innen über ihre Ablehnung des Lerninhalts sprechen können. Oftmals bauen Lernende auf diese Weise etwas von ihrer Abwehrhaltung ab und Du bekommst mehr Informationen über die Hintergründe.

Denn manchmal äußern Teilnehmer*innen sich oberflächlich eher negativ – oft stecken aber lösbare Blockaden dahinter.

„Das interessiert mich nicht“ ➔ Die Inhaltsschwerpunkte entsprechen nicht den Vorstellungen

„Das hilft mir nicht“ ➔ Der Lernertrag wird als zu gering eingeschätzt

„Das ist zu theoretisch“ ➔ Der Praxisbezug ist nicht erkennbar

In vielen Fällen hilft Dir Deine Flexibilität. Du kannst versuchen mehr interaktive Methodik, einen höheren Praxisbezug oder andere thematische Schwerpunkte einzubeziehen. Natürlich musst Du oft an Deinem grundlegenden Seminarplan festhalten, aber Deinen Teilnehmer*innen ein Stück entgegenzukommen, bewirkt manchmal Wunder.

Gleichzeitig kannst Du direkt am Anfang ein inhaltliches Segment einfügen, indem Du die Bedeutsamkeit Deines Themas anhand von konkreten Beispielen erläuterst. So können die Lernenden einen realen Nutzen für die Lerninhalte erkennen.

In beruflichen Fortbildungen ist die Praxisnähe ohnehin besonders wichtig, um einen hohen Wissenstransfer zu gewährleisten.

Was, wenn Einzelne wirklich “schwierig” sind?

Natürlich gibt es auch Einzelfälle, in denen Teilnehmer*innen durch private Faktoren abgelenkt oder missgelaunt sind. Du kannst hier immer ein Einzelgespräch anbieten, um zu versuchen diesen Lernenden zu helfen, soweit möglich.

In einigen seltenen Fällen kann es natürlich trotzdem vorkommen, dass einzelne Teilnehmer*innen sich bewusst destruktiv verhalten.

Wenn diese Menschen sich trotz Deiner besten Bemühungen und offener Kommunikation nicht zum Lernen motivieren lassen wollen, brauchst Du es auch nicht persönlich zu nehmen.

Diese Fälle kannst Du in der Erwachsenenbildung häufig zum Glück umgehen, da die meisten Deiner Teilnehmer*innen hoffentlich freiwillig und gerne mit Dir arbeiten.

Wenn Du aber bei unterschiedlichen Aufträgen mit immer wechselnden Lerngruppen arbeitest, kannst Du ab und zu auf Widerstand stoßen.

Wir sagen immer, es kann niemand gelernt werden. Außerdem haben manche Menschen auch tatsächlich eine ganze Menge andere Probleme, die sie leider in diesem Moment auf Dich projizieren.

Online hast Du aber sogar noch mehr Kontrolle über Deinen Lernraum. In Präsenz würdest Du Dich vielleicht vor einem „Rausschmiss“ oder der Konfrontation mehr scheuen.

In größeren Live Veranstaltungen kommt es nämlich leider manchmal sogar dazu, dass sich anonyme Störer*innen einklinken. Diese einzelnen Menschen sind auch gar nicht wirklich Deine Teilnehmer*innen, da sie von Beginn an nur die Intention des Störens hatten.

Aber in einer Online-Veranstaltung kannst Du Dich wirklich problematischer Einzelpersonen mit einem Klick entledigen und auch für die Zukunft dafür sorgen, dass sie das Lernklima nicht mehr stören können.

Störungen können meist behoben werden

Die positive Quintessenz ist, dass die Mehrheit der Störfaktoren behoben werden kann. Auch viele individuelle Störer*innen können rehabilitiert werden und meinen es meistens auch gar nicht böse.

Aber natürlich nehmen wir unsere Störer*innen manchmal persönlicher als nötig oder lassen uns zu sehr durch sie ablenken.

Außerdem – wenn wir mal ehrlich sind – schieben wir alle die Verantwortung für schlechte Abläufe gerne von uns weg. Daher suchen wir die Ursachen manchmal lieber auf der anderen Seite.

Aber indem Du die Kontrolle über einen positiven und strukturierten Ablauf übernimmst, kannst Du Missverständnisse vermeiden.

Du kannst viele Störungen besser einordnen, wenn Du Dich immer nach dem Warum fragst und versuchst die Gründe für das störende Verhalten zu verstehen.

Je offener Du auch scheinbar sehr ablehnenden Reaktionen begegnest, desto näher kommst Du einer Auflösung. Denn hinter negativen Aussagen verstecken sich häufig Verbesserungsvorschläge – sie sind leider nur nicht sehr konstruktiv verpackt.

Die 5 größten Herausforderungen in Online-Seminaren (und wie Du sie meisterst)

Wir gehen einfach einmal davon aus, dass Du Trainer*in oder Coach aus ganzem Herzen bist.

Wahrscheinlich hast Du Deine jetzige Tätigkeit ergriffen, weil Dir die Arbeit und der reale Kontakt mit Menschen wirklich wichtig ist.

Dann ist es auch wahrscheinlich, dass Du mit gewissen Eigenheiten von Online-Seminaren nicht ganz glücklich bist und das Gefühl hast, dass Du Deine bewährten Präsenz-Methoden einfach nicht angemessen umsetzen kannst.

Mit diesem Gefühl bist Du sicherlich nicht alleine. Viele angehende Online-Trainer*innen glauben, dass der fehlende persönliche Kontakt ihre üblichen Ziele aus der Präsenz beinahe unmöglich macht.

Denn in vielen Fachgebieten, die beispielsweise Kommunikation, Mediation oder Soziales betreffen, ist die persönliche Ebene unerlässlich.

Die folgenden Punkte nennen Trainer*innen als die 5 größten persönlichen Ziele und gleichzeitig Herausforderungen in ihren Onlinekursen:

  1. Du möchtest eine vertrauensvolle Verbindung Deiner Teilnehmer*innen zu Dir als Trainer*in
  2. Du möchtest Deine Teilnehmer*innen und ihre individuellen Geschichten kennenlernen
  3. Du möchtest als konkreter Ansprechpartner erreichbar sein
  4. Du möchtest den Überblick über den Lernfortschritt behalten und bei Bedarf aktiv unterstützen können
  5. Du möchtest, dass Deine Teilnehmer*innen sich untereinander kennenlernen, fördern und austauschen können

Diese Ziele sind vermutlich auch für Dich so wichtig, da ein Training meist auf einer sehr individuellen Basis stattfindet. Du musst Deine Teilnehmer*innen oder Kund*innen zu einem gewissen Grad persönlich kennenlernen, um mit ihnen arbeiten zu können.

Sprechen wir also über jedes einzelne dieser Ziele und wie Du sie auch in einem Onlinekurs erreichen kannst. Die folgenden Methoden helfen dir, mehr Persönlichkeit und echten Kontakt in Dein Online-Seminar zu integrieren.

1. Persönliche Videos aufnehmen

Viele Trainer*innen greifen sehr gerne auf Videomaterial und Erklärvideos zur Unterstützung ihrer Lerninhalte zurück.

Visuelle Hilfen veranschaulichen die Inhalte sehr gut und helfen bei der Speicherung des Gelernten. Vielleicht holst Du Dir Deine Videos auf YouTube und verlinkst sie für Deine Teilnehmer*innen.

Aber hast Du schon mal darüber nachgedacht, Deine eigenen Videos aufzunehmen?

Als Trainer*in bist Du wahrscheinlich in einer Sache am besten: Deine Inhalte live vermitteln. Auch wenn Dir beim Aufnehmen eigener Videos dann natürlich leider das Live-Feedback fehlt, merkst Du vielleicht, dass die mündliche Vermittlung Dir mehr Spaß macht als nur eine Verschriftlichung.

Außerdem haben Deine Teilnehmer*innen beim Anschauen so das Gefühl, dass Du wirklich ganz persönlich mit ihnen sprichst. Und wie Du aus der Präsenz sicher weißt, baut sich ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Trainer*in und Teilnehmer*in genau auf diesem Gefühl auf.

Falls Du nicht genau weißt, wie Du das technisch umsetzt, kannst Du dir beispielsweise das Programm Loom angucken. Alternativ kannst Du Videos auch immer direkt über Zoom aufnehmen.

2. Wieder mehr kommunizieren

Manchmal geht die zweiseitige Kommunikation in Onlinekursen tatsächlich etwas unter.

Da der aktive Dialog in einem Lernprozess aber sehr wichtig ist, kannst Du mit Hilfe von Umfrage- und Feedback-Tools die Stimmen Deiner Teilnehmer*innen wieder stärker einbinden.

Denn als Trainer*in baust Du schließlich oft auf den individuellen Fall Deiner Kund*innen auf und dafür musst Du wissen, was ihre eigenen aktuellen Ziele und Herausforderungen sind.

Umfrage und Quizzes kannst Du an vielen verschiedenen Stellen einbauen: Als Einstieg, zur Reflexion zwischendurch und als Abfrage des Fortschritts oder zur Evaluation.

Es gibt viele kostenlos nutzbare Umfrage-Tools und Apps. Wenn Du ein Tool suchst, das für Deine Teilnehmer*innen ohne Anmeldung und anonym funktioniert, kannst Du beispielsweise Google Forms verwenden.

Wenn Du eine Lernplattform oder ein Lernmanagement-System verwendest, kannst Du Deine Umfragen und Quizzes eventuell sogar direkt über diese erstellen.

3. Verschiedene Kontaktmöglichkeiten anbieten

Der Kontakt zu Dir als Trainer*in ist für Deine Teilnehmer*innen natürlich äußerst wichtig. Daher solltest Du auch klar kommunizieren, wie sie Dich als Ansprechpartner*in erreichen können.

Insbesondere in Online-Seminaren und -Kursen haben Teilnehmer*innen manchmal das Gefühl, dass sie eine weniger direkte Verbindung zu ihrer Lernbegleitung haben. Vor allem bei Fragen oder Problemen sollten sie daher genau wissen, an welche Adresse sie sich wenden müssen.

Einige der Kontaktmöglichkeiten, die wir auch bei Train The Online Trainer nutzen, umfassen:

  • Mail-Kontakt zu Lernbegleiterin Andrea und dem Team
  • Wöchentliche Zoom Coaching Calls, bei denen die Gruppe zusammenkommt und alle Teilnehmer*innen live ihre Fragen stellen können
  • Kommentarfunktion unter den Lernvideos
  • Facebook-Gruppe zum Austausch mit Andrea und den anderen Teilnehmer*innen

Wie Du siehst, versuchen wir sowohl den Kontakt zur Lernbegleitung als auch den Austausch innerhalb der Lerngruppe aktiv anzuregen. Denn viele Teilnehmer*innen beklagen in Online-Seminaren schließlich auch den mangelnden Kontakt zu anderen Lernenden.

Daher kann eine Facebook-Gruppe beispielsweise eine wichtige Plattform für den Austausch und Dialog sein, durch den sich eine positive Gruppendynamik entwickelt. In unserem Fall ist die Facebook-Gruppe auch direkt an unsere Lernplattform angebunden, sodass die Teilnehmer*innen den Weg dorthin problemlos finden.

Wenn dir eine ständige Erreichbarkeit nicht möglich oder einfach zu viel ist, kannst Du durchaus auch zeitliche Rahmen festlegen. Du kannst etwa über die Woche alle Fragen aus den Mails oder den Kommentaren sammeln und im wöchentlichen Call oder Webinar gesammelt beantworten.

Du kannst auch die Zeiten, in denen Deine Teilnehmer*innen direkte Antworten in einer Gruppe erwarten können, eingrenzen. Egal, was Du als Kontaktmöglichkeiten festlegst, Du solltest es nur deutlich kommunizieren.

4. Lernfortschritt im Blick behalten

Auf Distanz kann es für Dich als Trainer*in manchmal schwieriger sein, den Lernfortschritt Deiner Teilnehmer*innen zu kontrollieren.

Da Du in der Präsenz oft ein direkteres Feedback erhältst und Deine Lernenden mehr beobachten kannst, entgehen Dir online vielleicht ab und zu kleine und große Lernhindernisse.

Vielleicht möchtest Du auch ganz individuell wissen, wie einzelne Lernende mit den Inhalten vorankommen, damit Du sie bei Bedarf unterstützen kannst.

Wenn Dir diese Dinge auch online besonders wichtig sind, bietet sich die Integration einer Lernplattform oder eines Lernmanagement-Systems an.

Als Kurs-Admin kannst Du dann bei den meisten Anbietern auch den Lernfortschritt überprüfen. So sieht das beispielsweise auf unserer Plattform Coachy aus:

Ein solches Feature kann Dir dabei helfen, den Lernstand Deiner Teilnehmer*innen zu einzelnen Kapiteln oder Modulen zu kontrollieren. Wenn Du dann bemerkst, dass einzelne Lernende inhaltlich zurückliegen, kannst Du sie kontaktieren und bei Bedarf Unterstützung anbieten.

Bei vielen Plattformen kannst Du zusätzlich auch noch Tests zu verschiedenen Abschnitten einbinden. Auf diese Weise können sowohl Du als auch Deine Lernenden selbst ihren Lernfortschritt und -erfolg überprüfen.

5. Online gemeinsam arbeiten

Wir haben eben bereits darüber gesprochen, wie Du den grundsätzlichen Kontakt unter den Lerngruppenmitgliedern herstellen und anregen kannst.

Aber auch bei den Inhalten solltest Du darauf achten, dass sie online so interaktiv wie möglich gestaltet sind. Kollaboratives Lernen bringt Deine Teilnehmer*innen auch digital zusammen.

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Online-Tools, die Gruppenarbeiten mühelos ermöglichen. Dabei ist es aber immer ratsam, nicht für jede einzelne Methode ein neues Tool zu suchen.

Es ist für Dich und Deine Teilnehmer*innen angenehmer, wenn Du eine Handvoll gute Allround-Tools findest. Insbesondere wenn Du es mit Lernenden zu tun hast, die über weniger digitale Kompetenz verfügen.

An das Level der digitalen Kompetenz Deiner konkreten Lerngruppen kannst Du dann auch dein methodisches Vorgehen anpassen. Aber insgesamt sollte es Dich nicht davon abhalten, in Deinen Online-Seminaren kollaborativ zu lernen.

Wenn Du eine gute, praxiserprobte Auswahl an Tools für Einsteiger in Online-Seminare brauchst, kannst Du diese auch in unserem Starterkit: Methodenkoffer finden!

Nahbarkeit oder Autorität – Was brauchen Lernende wirklich?

Als Person in einer lehrenden Funktion legt man sich früher oder später wohl eine bestimmte Herangehensweise zu.

Diese basiert vielleicht auf der individuellen Persönlichkeit oder aber auch auf Erfahrungswerten aus der Vergangenheit oder ist auf dem Vorbild des früheren Lieblingslehrers aufgebaut.

Als Lehrende*r findet man sich häufig in einer gewissen Autoritätsfunktion wieder – ob man nun möchte oder nicht. Denn Autorität beruht oftmals auch auf einem Wissensvorsprung und den hältst Du als Trainer*in oder Coach ja vermutlich auch inne.

Jedoch kannst Du natürlich Deine Rolle als Trainer*in ganz individuell ausgestalten und frei entscheiden, wie viele Stufen und Grenzen es zwischen Dir und Deinen Lernenden gibt.

Als Trainer*in bist Du gewissermaßen eine Führungskraft, die ein Team leitet und dirigiert. Dabei kann es also verschiedene Ansätze geben auf einer Skala von „Kumpelhaft“ bis „Autoritär“.

Welche Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen Trainingsstile und welches Arbeits- und Lernklima erzeugen sie?

Brauchen Erwachsene überhaupt Autorität?

Der Faktor Alter spielt bei der Betrachtung sicherlich eine Rolle. Wenn Du mit Kindern und Jugendlichen arbeitest, hast Du vermutlich eine andere Position als ein*e Trainer*in in der Erwachsenenbildung.

Durch den Altersunterschied ergibt sich fast automatisch eine Hierarchie basierend auf dem vollkommen verschiedenen Stand im Leben. Das heißt natürlich keinesfalls, dass Kinder immer eine harte Hand brauchen und nur durch Autorität lernen können.

Aber wir sprechen an dieser Stelle immer mehr über Erwachsenenbildung und wie dieser Faktor das Lernen mit beeinflusst.

Denn wenn Du mit Erwachsenen arbeitest, stehen Deine Lernenden häufig an einer sehr ähnlichen Stelle im Leben wie Du selbst. Dadurch ergeben sich einige interessante Dynamiken.

Zunächst einmal sind Erwachsene in den meisten Fällen freiwillig Deine Lernenden. Daher kannst Du in der Erwachsenenbildung auch grundsätzlich von einer höheren Eigenständigkeit ausgehen. Diese ist auch Grundvoraussetzung, denn man kann schließlich sowieso niemanden zum Lernen zwingen.

Sehr überspitzt gesagt, kann es Dir also egal sein, ob jemand etwas lernt oder nicht. Natürlich ist es Dir aber nicht egal, sonst wärest Du ja nicht Dozent*in, Trainer*in oder Coach.

Die meisten Trainer*innen, mit denen man so spricht, sind sogar eher empathisch veranlagt und geben gerne sehr viel von sich aus.

Die richtige Balance zwischen professionellem Arbeitsverhältnis und Nahbarkeit zu finden, ist also nicht immer einfach und führt manchmal zu einer Schwierigkeit.

Brauchen erwachsene Lernende Grenzen?

Da man nicht aus einem leeren Gefäß schöpfen kann, muss auch der empathischste Coach ab und zu auch mal an sich selbst denken.

Vielleicht bist Du nämlich auch jemand, der sich mit dem Nein sagen schwer tut und immer versucht alles möglich zu machen. Wahrscheinlich möchtest Du als Pädagog*in auch einfach ehrlich Dein Wissen weitergeben.

So oder so, an manchen Stellen musst Du vermutlich trotzdem eine Grenze ziehen. Denn ein nahbares Auftreten verleitet andere eben oft auch dazu, die Grenzen der Machbarkeit zu überschreiten.

Abgesehen davon kannst Du als Trainer*in natürlich auch den Ablauf eines Seminars mit mehr oder weniger strikten Richtlinien leiten. Vielleicht merkst Du beispielsweise, dass zu offen und locker gestaltete Seminare nicht zum entsprechenden Lernerfolg führen.

Wenn Du Deine Seminare am liebsten auf einer eher persönlichen Basis leitest, ist das vollkommen in Ordnung. Aber Du musst Dir bewusst sein, dass Du so immer einige (auch private) Türen öffnest, die sich nachher nur noch schwerlich schließen lassen.

Heterogenität erfordert Individualität

Oft geht es aber gar nicht anders, denn ein weiteres klassisches Merkmal der Erwachsenenbildung ist die Heterogenität der Lerngruppen.

Jede*r Lernende bringt seine individuelle berufliche Hintergrundgeschichte mit, die oft sehr vielfältig ist. Anders als in einer Schulklasse kannst Du also praktisch gar nichts an gemeinsamem Wissen voraussetzen.

Das Resultat ist häufig, dass Du Dich als Trainer*in sehr persönlich mit einzelnen Teilnehmer*innen auseinandersetzen musst. Das fällt den meisten leichter, wenn man sich auf dieselbe Ebene begibt.

Daher bevorzugen viele Trainer*innen beispielsweise das persönliche Duzen innerhalb einer Lerngruppe. Auf diese Weise egalisierst Du von Anfang an die Beziehung zwischen der vermeintlichen Autoritätsperson und den Lernenden.

Wie wichtig Dir eine persönliche Note in Deinen Seminaren ist, entscheidest Du natürlich selbst. Viel wichtiger ist sowieso immer, dass sich Deine Teilnehmer*innen respektiert fühlen. Denn dadurch, dass sie selbst vermutlich erfahrene Profis auf ihrem Gebiet sind, haben sie gleichzeitig auch immer etwas zu bieten.

Deine Teilnehmer*innen sind keine Kinder oder Jugendlichen und daher in vielen Fällen das bewusste Lernen an sich nicht mehr gewöhnt. Lebenslanges Lernen hat mittlerweile zwar einen größeren Fokus erfahren, aber trotzdem brauchen Erwachsene manchmal mehr Unterstützung im Lernprozess.

Zugegeben könnten sicherlich auch Schüler von mehr individueller Betreuung profitieren, aber Lehrer können dies meist im Rahmen der klassischen Schulbildung gar nicht leisten.

Welches Lernklima ist produktiv?

Die Art und Weise wie ein*e Trainer*in den Lernprozess gestaltet, hat sicherlich großen Einfluss auf das Arbeits- und Lernklima.

Wir hatten früher vermutlich alle einen Lehrer, der für seine Strenge fast schon gefürchtet wurde. Allein der Gedanke an meine frühere Latein-Lehrerin erzeugt bei mir immer noch ein kleines Stechen in der Magengrube.

Habe ich für dieses Fach fleißig Vokabeln gelernt und gewissenhaft Hausaufgaben erledigt? Auf jeden Fall. Denn jeder wusste, wie unangenehm die Situation wurde, wenn man es nicht tat.

Auch wenn Angst vor strengen Konsequenzen also durchaus ein Katalysator für Lernfortschritt sein kann, ist die Verknüpfung von negativen Emotionen mit dem Lerninhalt natürlich nicht dauerhaft förderlich.

Selbstverständlich müssen sich klare Regeln und Richtlinien auch nicht in einer solchen Form äußern: Du kannst als Trainer*in das Zepter in die Hand nehmen und Deine Teilnehmer*innen klarer führen, ohne Angst und Schrecken zu verbreiten.

Manche erwachsene Lernende profitieren vielleicht sogar noch mehr von stärkerer Anleitung und genaueren Vorgaben durch eine Lehrperson.

Dennoch ist allein die Tatsache, dass Erwachsenenbildung häufig auf freiwilliger Basis geschieht, meistens ein gutes Fundament für Trainer*innen als gleichberechtigte Lernbegleiter*innen.

Dein Wissensvorsprung und Deine Expertise verleihen Dir natürlich weiterhin einen besonderen Status, aber eine grundsätzliche Gleichberechtigung ist oft besonders produktiv in der Arbeit mit Erwachsenen.

Als nahbarer Mensch und Trainer*in gestaltest Du ein entspanntes Lernklima, in dem Deine Teilnehmer*innen sich trauen Fragen zu stellen und in der Gruppe frei zu interagieren.

Das mag wie eine Selbstverständlichkeit für Dich klingen, aber strengere Führungsstile bieten oftmals einfach nicht den richtigen Nährboden für diese positiven Effekte.

Wieviel Führung ist also nötig?

Es gibt natürlich nie den einen richtigen Weg. Es gibt sicherlich auch gute Argumente für strengere Regeln und klare Grenzen.

Erwachsene hinterfragen grundsätzlich viel mehr und fordern meist mehr Respekt und Gleichberechtigung für sich ein als Kinder oder Jugendliche.

Wie sehr Du die Grenzen aufweichst, liegt letztlich bei Dir und hängt sicherlich auch von Deinem jeweiligen Themengebiet ab.

Wenn Du Wert auf ein Gemeinschaftsgefühl und kollaboratives Lernen legst, ist eine gewisse persönliche Beteiligung vermutlich von Nöten.

In vielen Lernkontexten der Erwachsenenbildung bist Du als Trainer*in auch eher Moderator*in als Lehrer*in. Das heißt, Du eröffnest den Lernraum für eine Lerngruppe und sorgst dafür, dass alle Beteiligten sich darin zurecht finden.

Da insbesondere Online-Seminare kollaborative Elemente benötigen, um die Motivation langfristig aufrecht zu erhalten, ist ein positives Lernklima unbedingt nötig.

Da sich ein solches Klima meist nur auf Basis einer persönlichen Verbindung zu Trainer*innen und innerhalb der Lerngruppe entwickelt, ist der informelle Austausch sogar noch wichtiger.

Online-Seminar zum Anfassen – 3D-Effekte

Einer der Faktoren, die für das Gefühl von weniger Lebendigkeit im Online-Seminar sorgen können, ist die anhaltende Zweidimensionalität.

Wir schauen ständig auf einen Bildschirm und da sich die Menschen darin selten bewegen, verbleiben sie auch meist im selben Abstand zur Kamera und wir bekommen nicht wirklich ein echtes Gefühl für den Raum.

Das Resultat der fehlenden Tiefe ist, dass sich die Menschen und Inhalte für uns oftmals flach und weniger real anfühlen.

Denn Dreidimensionalität ist für die menschliche Wahrnehmung unheimlich wichtig. Natürlich sind wir mittlerweile alle an die zweidimensionale Darstellung in medialen Kontexten gewöhnt, aber das Problem offenbart sich dennoch bei längerer Nutzung häufig in Form von Konzentrationsstörungen oder mangelnder Vorstellungskraft im Bezug auf die Inhalte.

Wie bringst Du das Gefühl von 3D in 2D?

Es ist davon auszugehen, dass Du als Trainer*in nicht unbedingt Zugang zu VR-Brillen hast und voll ausgeformte Simulationen mit Deinen Teilnehmer*innen unternehmen kannst.

Aber auch mit weniger technologisch ausgefeilten Mitteln kannst Du ein Online-Seminar lebendiger und dreidimensionaler gestalten.

Eine relativ einfache, aber effektvolle Möglichkeit, ist der Einsatz von aufklappbaren Materialien oder Leporellos.

Diese Methode ist vor allem für alle unter Euch geeignet, die gerne kreative Flipcharts und ähnliches anfertigen und denen diese Möglichkeit im Online-Seminar oft fehlt.

Flipcharts im Präsenzunterricht werden gerne auch dazu genutzt, um einzelne Teile nach und nach aufzudecken. Diesen Effekt kannst Du übrigens auch digital über ein virtuelles Whiteboard und Klebezettel nachempfinden.

Aber wenn Du es trotzdem lieber ein wenig haptischer möchtest, kannst Du Deine echten Flipcharts und Plakate entsprechend vorbereiten.

Du kannst etwa ein Leporello einzeln anfertigen, oder es auf einem Plakat zum Aufklappen anbringen. Alternativ kannst Du auf Deinem Plakat oder Flipchart auch kleine Türchen oder Klappen einbauen. All diese kleinen Tricks erschaffen die Illusion von Dreidimensionalität und erzeugen interessante visuelle Reize.

Den Input häppchenweise darzustellen hat auch einige Vorteile: Zum einen wird der Inhalt so für die Teilnehmenden besser verdaulich und sie haben mehr Zeit, um sich gemeinsam und gleichzeitig auf einzelne Teilstücke zu konzentrieren und Details wahrzunehmen.

Lego im Online-Seminar?

In vielen Trainingsgebieten setzen Trainer*innen auf modellhafte Darstellungen mit Figuren und Szenarien, die für die jeweiligen Inhalte und Prozesse relevant sind. Kleine Figürchen vermenschlichen und visualisieren den Input ein wenig und werden daher oftmals in sozialen Fachgebieten eingesetzt.

Es muss nicht gleich ein professioneller Schaukasten sein, aber hier kannst Du je nach Gebiet kreativ werden.

Vielleicht haben ja sogar Deine Kinder bereits das passende Lego- oder Playmobil-Set und lassen es Dich einmal ausleihen (Du hast es schließlich bezahlt, oder nicht?).

Diese Methode der Inhaltsvermittlung ist auch ganz sicher nicht nur für die Arbeit mit Kindern oder Jugendlichen geeignet. Teilnehmer*innen aller Altersklassen können von einer anschaulichen Darstellung profitieren und die unerwartete Umsetzung lockert gleichzeitig auch noch die Stimmung auf.

Auch wenn in der Arbeit mit Kindern viel häufiger mit Materialien zum Anfassen gearbeitet wird, gibt es keinen Grund auch nicht in der Erwachsenenbildung davon Gebrauch zu machen. Denn Inhalte für Erwachsene neigen häufig dazu, sehr vertextlicht und weniger anschaulich zu sein.

Selbst das Wort Modell hat wohl für die meisten Erwachsenen oft eine theoretische Konnotation. Dabei kann eine praktische, dreidimensionale Ausgestaltung wesentlich effektiver sein.

Denke beispielsweise einmal daran, wie komplex die Erklärung eines DNA-Stranges in Worten wäre. Das Helix-Modell, das wahrscheinlich auch in Deinem Biologie-Klassenzimmer stand, unterstützt die Erklärung sicherlich ungemein.

Mit Hilfe von Modellen kannst Du also Zusammenhänge sehr plastisch darstellen. Insbesondere auch wenn es um Menschen und ihre (räumliche) Beziehung zueinander geht, kann eine solche Methode viele Worte schnell ersetzen.

Was brauchst Du an Equipment?

Vielleicht fragst Du Dich jetzt noch, wie genau Du Deine 3D-Materialien technisch am besten zeigen kannst.

Wenn Du gerne mit kreativen Kamera-Perspektiven arbeiten möchtest, empfiehlt sich eine Dokumentenkamera. Diese Kameras sind praktisch in ein Stativ eingebaut und sehr flexibel in viele Winkel drehbar.

Diese Kameras sind außerdem darauf spezialisiert, Objekte und Text in Nahaufnahme zu zeigen.

Wenn Du eine solche Investition nicht direkt machen möchtest, kannst Du aber auch erstmal Dein Smartphone und ein möglichst flexibles Stativ verwenden. Wenn Du Dein Smartphone nicht direkt mit Deiner Konferenzsoftware als zweite Kameraperspektive nutzen kannst, brauchst Du eventuell eine App (z.B. manycam).

Natürlich erzeugen diese Tricks nicht wirklich ein dreidimensionales Bild, aber Deine Teilnehmer*innen bekommen so wesentlich mehr geboten, an dem sich ihr Raumgefühl orientieren kann.

Zudem kann diese Variation in der Darstellung einfach den Trott eines Online-Seminars ein wenig aufbrechen und etwas mehr Praxis-Gefühl vermitteln.

Die hier besprochenen Tipps erfordern eventuell ein klein wenig mehr Bastelei von Deiner Seite, als Du normalerweise an den Tag legen würdest. Diese Methoden sind daher besonders für Trainer*innen geeignet, die ähnliche Dinge gerne in ihren Präsenz-Trainings anwenden und nicht alles auf virtuelle Optionen umstellen möchten.