Blended Learning – Das Beste aus beiden Welten?

Wir thematisieren hier an dieser Stelle häufig die reinen Online-Seminare. Aber auch der Cousin des Online-Seminars hat in letzter Zeit einen großen Schub erhalten.

Das integrierte Lernen oder auch Blended Learning soll die besten Eigenschaften beider Welten verbinden.

Insbesondere in der Übergangsphase wieder hin zu mehr möglichen Präsenzoptionen, wird Blended Learning immer beliebter.

Denn auch wenn viele Trainer*innen ein wenig unfreiwillig in die Online-Welt eingetaucht sind, haben sie doch einige Vorzüge des digitalen Lernens schätzen gelernt.

Was ist Blended Learning also genau und wie integrierst Du Präsenz- und Online-Elemente erfolgreich in ein stimmiges Konzept?

Was ist Blended Learning?

Der Begriff Blended Learning bezeichnet grundsätzlich die Vermischung verschiedener Lernformen. In der Praxis bedeutet das meistens die Kombination von klassischem Präsenzunterricht mit Online-Lernplattformen.

Theoretisch sollen so also die besten Aspekte beider Lernformen kombiniert werden. Einerseits der direkte persönliche Kontakt der Präsenz und die digitale Unabhängigkeit und ständige Verfügbarkeit von Lerninhalten.

Diese Verzahnung von strukturiertem Präsenzlernen und selbstgesteuertem Online-Lernen soll Vorzüge beider Lernformen unterstützen und gleichzeitig die jeweiligen potentiellen Nachteile kompensieren.

Das Konzept Blended Learning ist prinzipiell in allen Feldern der Lehre und des Lernens einsetzbar.

In Fort- und Weiterbildung bietet sich ein integriertes Lernsystem zum Beispiel sehr an, da das Element des zusätzlichen Selbstlernens berufstätigen Menschen mehr Freiheit in ihren Zeitplänen einräumt.

Hochschulen und Universitäten nutzen Blended Learning schon relativ lange und unterstützen ihre Student*innen über Online-Plattformen wie ILIAS oder Moodle. Dennoch ist der deutschsprachige Raum im Vergleich zu etwa amerikanischen Universitäten noch nicht ganz so nahtlos verzahnt.

Vorteile für alle Seiten

Der große Vorteil von integriertem Lernen für die Teilnehmer*innen ist, dass sie ihre präferierte Lernmethode stärker ausprägen können. Die Lernenden, die beispielsweise längeren Vorträgen schlechter folgen, können die Informationen im selbstgesteuerten Lernprozess verinnerlichen.

Die große Selbstbestimmung bietet den Lernenden auch die Kontrolle über ihr Lernszenario und beispielsweise die zeitliche Einteilung. Insbesondere die räumliche und zeitliche Unabhängigkeit von fixen Präsenzterminen erlaubt Lernenden die freie Gestaltung dieses Teils des Lernprozesses.

Zudem lassen sich etwa durch vorgeschaltete Online-Phasen eventuelle Ungleichheiten im Wissensstand der Lernenden ausgleichen. Auf diese Weise kannst Du Unter- bzw. Überforderung entgegenwirken und die Motivation hoch halten.

Digitale Vorzüge nutzen

Die großen Vorteile der Integration von digitalen Lernmaterialien liegen auf der Hand:

Ein wichtiger Vorzug von Online-Lernplattformen ist die dauerhafte Verfügbarkeit von Lernmaterialien. Dadurch wird die Zettelwirtschaft minimiert und Lernende können Unterlagen zu jeder Zeit erneut einsehen oder herunterladen.

Das ist auch von Trainer*innen-Seite ein großer Vorteil: Die Verantwortung für die Unterlagen kann somit nach einem einmaligen Upload mehr in die Hand der Teilnehmer*innen gegeben werden.

Denn auf einer Lernplattform kannst Du wichtige Informationen und Materialien einmal zur Verfügung stellen und dort speichern.

Gleichzeitig hat man durch Präsenz-Einheiten die Vorteile des persönlichen Kontakts, der besonders vielen Trainer*innen sehr wichtig ist. Außerdem profitieren viele Lernende von einem deutlich angeleiteten Lernprozess durch eine*n Expert*in des jeweiligen Faches.

Die persönliche, individuelle Betreuung während der Präsenz-Einheiten stärkt außerdem die Verbindung zwischen Lernenden und Trainer*in und erlaubt mehr gruppendynamische Prozesse.

Zudem kannst Du Dich als Trainer*in auch einzelnen Lernenden stärker widmen und bei Bedarf mehr unterstützen. Insbesondere lernschwächere Teilnehmer*innen leiden oft unter der fehlenden persönlichen Betreuung in reinen Online-Phasen und fallen so nicht von der Gruppe ab.

Gute Integration ist alles

Blended Learning kann toll funktionieren, wenn die Lernformen gut ineinander verzahnt sind. Das Erfolgsrezept soll in der Kombination aus fremd- und selbstgeleiteten Lernprozessen liegen.

Dabei ist der Präsenz-Teil eher fremdgesteuert und der Online-Teil eher eigenverantwortlich gesteuert.

Innerhalb dieser Rahmenbedingungen sind verschiedene Modelle denkbar. Dies sind die drei bekanntesten:

Natürlich sind auch zahlreiche Variationen dieser Modelle möglich, aber diese Ausformungen scheinen in der Praxis des Blended Learning besonders bewährt.

Dabei bilden die Präsenz-Einheiten oft den Kern eines Blended Learning Modells.

Es sei erwähnt, dass hierbei „Präsenz“ manchmal auch als Live Webinar oder ähnliches definiert sein kann. Die Grundlage für die Präsenz-Phasen zeichnet sich durch Synchronität aus, das heißt Trainer*in und Teilnehmer*innen sind zur selben Zeit am selben Ort – auch wenn dieser Ort virtuell ist.

Um die Vorzüge der Präsenz optimal auszunutzen, sollte in diesen Phasen ein großer Fokus auf Austausch in der Gruppe gelegt werden. Je mehr Gruppenarbeiten Du einbaust, desto besser werden die potentiellen Nachteile des Selbstlernens kompensiert.

Wenn die Teilnehmer*innen hier viel offenen Raum bekommen, kannst Du in Blended Learning Konzepten auch anspruchsvollere Themen behandeln. Denn idealerweise haben die Lernenden sich in einer vorgeschalteten Selbstlernphase bereits Grundlagen angeeignet.

Software & Didaktik

Das zweite wichtige Puzzleteil beim Blended Learning ist natürlich die Software der Online-Plattform. Die Anforderungen können je nach Fall variieren, aber insgesamt solltest Du auf drei Faktoren besonders achten:

  • Integrationsfreundlichkeit: für alle gängigen Betriebssysteme, Geräte und Browser geeignet
  • Nutzerfreundlichkeit: auch für digitale Einsteiger*innen einfach nutzbar
  • Datenfreundlichkeit: ein transparenter Umgang mit Nutzerdatzen und ein vertrauensvoller Anbieter

Es gibt noch viele weitere Faktoren bei der Auswahl der geeigneten Plattform, wie etwa einen guten Support und die allgemeinen Funktionen. Wenn Du Dir unsicher bist, suche nach einer Plattform, die eine kostenlose Testversion anbietet. So kannst Du die Features ausprobieren, bevor Du Dich festlegst.

Ein didaktisches Konzept für ein Blended Learning Modell ist natürlich sehr individuell. Grundsätzlich solltest Du aber auf besonders nahtlose Integration von Medien achten. Je anschaulicher Du präsentierst, desto effektiver.

Des Weiteren sollte ein solches Konzept an allen Stellen besonders klare Handlungsaufforderungen enthalten. Die gestellten Aufgaben sollten auch vor allem für die Selbstlernphasen deutlich formuliert sein. Dadurch wird verhindert, dass die Lernenden sich während dieser Phasen verwirrt und „allein gelassen“ fühlen.

Auch das Konzept des Microlearning kommt in integrierten Lernkonzepten besonders gut zur Geltung. Kurze 10-Minuten Selbstlernimpulse lassen sich sehr gut auch in einen enger getakteten Alltag einbinden. Dadurch sinkt die Lernhemmschwelle das Gefühl des Lernerfolgs kann sich mit weniger Anstrengung einstellen.

Blended Learning hat keine Nachteile?

Das Ziel von Blended Learning Konzepten ist also prinzipiell die Eliminierung von Nachteilen sowohl der Präsenz- als auch der Online-Seite.

Ein gut umgesetztes Blended Learning Konzept hat sicherlich auch sehr große Erfolgsquoten und ist bei Trainer*innen und Lernenden gleichermaßen beliebt.

Dennoch gibt es auch einige Hindernisse, die der erfolgreichen Umsetzung eines solchen Modells im Weg stehen können.

Beispielsweise wird hier oftmals der sehr hohe didaktische Anspruch eines Blended Learning Konzepts an die Trainer*innen angeführt. Daher seien solche Modelle vor allem für pädagogische Einsteiger*innen sehr anspruchsvoll und schwierig umzusetzen.

Denn im Grunde musst Du, um die Vorzüge beider Welten nutzen zu können, auch direkt zwei verschiedene Welten mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen meistern.

Die zusätzliche Einbindung einer technischen Plattform wird ebenfalls manchmal als Nachteil diskutiert. Dieser Faktor kann sowohl für digital unerfahrene Trainer*innen als auch Teilnehmer*innen eine Hürde darstellen.

Hinzu kommt, dass die Integration von Online-Elementen immer die Möglichkeit bietet, dass technische Probleme auftreten. Wenn wir mal ehrlich sind, treten diese Probleme aber auch bereits in den meisten Präsenzveranstaltungen auf.

Idealerweise solltest Du natürlich aber darauf achten, dass Deine ausgewählte Plattform den Lernenden nur ein Minimum an digitaler Kompetenz abverlangt und strukturiert aufgebaut ist.

Es mag auch einige Themengebiete geben, die sich mit dem Konzept des Selbstlernens weniger vereinbaren lassen. So lassen sich wahrscheinlich Lernerfolge in Sprachkursen ohne Gruppen- oder Trainer-Feedback nur schwierig überprüfen.

Hier kannst Du aber immer die Gewichtung und Taktung von Präsenz und Online zu Deinen individuellen Zwecken verschieben.

Am Ende des Tages kannst nur Du als Trainer*in entscheiden, ob ein Blended Learning Konzept für Deine Themen und Teilnehmergruppen geeignet ist. Bei guter Umsetzung kann es aber sicherlich Lernerfolge befördern und positive Aspekte beider Welten integrieren.

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