Zurück in die Präsenz – Was ist jetzt anders?

Viele Trainer*innen und Dozent*innen sind aktuell wieder mehr oder weniger in Präsenz-Veranstaltungen unterwegs.

Für Einige konnte diese Rückkehr gar nicht schnell genug kommen und so werden auch gerne noch Kompromisse in Kauf genommen – Hauptsache wieder Präsenz!

Doch was hat sich verändert?

Abgesehen von den wechselnden Hygiene-Maßnahmen, über deren Einfluss wir hier gar nicht sprechen wollen. Die letzte Zeit war in vielerlei Hinsicht lehrreich und wir haben alle ungewohnte und neue Erfahrungen gemacht.

Was hat sich in den Köpfen verändert durch die Erfahrungen seit dem letzten Jahr?

Sehen wir Online-Lernen jetzt anders? Oder wollen wir das digitale Lernen so schnell wie möglich wieder hinter uns lassen?

Endlich wieder im Seminarraum!

Es ist verständlich, dass die Wiederaufnahme von Präsenz-Veranstaltungen für viele Trainer*innen eine riesige Erleichterung ist. Das Gefühl von Normalität und die Rückkehr zu gewohnten Abläufen ist eine willkommene Abwechslung nach vielen Monaten des „Distanz-Lernens“.

Wie sehen das eigentlich die Teilnehmer*innen?

Sicherlich freuen sich viele Schüler*innen oder Student*innen, dass sie durch Präsenz-Veranstaltungen wieder mehr sozialen Kontakt zu ihren Freundeskreisen haben können.

Auch wenn sich noch nicht alles wieder ganz „normal“ anfühlt, kann das Online-Lernen diese Komponente einfach oft nicht vollwertig ersetzen.

Und auch für die Familien bietet die Rückkehr zur Präsenz sicherlich ein wenig Entspannung. Denn das Homeschooling hat in vielen Familien durchaus an den Nerven gezehrt.

Doch in der Erwachsenenbildung haben sicherlich auch einige Teilnehmer*innen gemischte Gefühle.

Da Erwachsene häufig neben dem Beruf lernen, bietet ihnen das Online-Lernen größere Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit im Lernprozess.

Fixierte Präsenz-Termine können berufstätige Erwachsene oft schwieriger in ihren vollen Terminkalender integrieren. Auch bietet das flexible Selbstlernen etwa Menschen mit Kindern größeren Freiraum beim Lernen.

Insgesamt haben also viele Trainer*innen und Teilnehmer*innen die räumliche und oft auch zeitliche Unabhängigkeit des Online-Lernens sehr genossen und möchten auch in Zukunft auf diese Weise lernen.

Einige Trainer*innen haben jedoch Online-Seminare sicherlich nur als notgedrungene Übergangslösung toleriert, aber nie wirklich voll hinter dem Konzept gestanden.

Und es ist verständlich, dass Lehrende den echten Kontakt zu ihren Teilnehmergruppen vermisst haben. Daher haben einige Trainer*innen vielleicht auch nur eher halbherzig versucht, sich in digitalen Lernprozessen weiterzubilden.

Präsenz 2.0

Die meisten Lehrenden haben sich jedoch große Mühe gegeben, sich in digitale Lernprozesse einzuarbeiten und ihre Konzepte umzuarbeiten.

Die Rückkehr zur Präsenz mag sich daher erstmal wieder ungewohnt anfühlen. Präsenz muss erst wieder gelernt werden und es müssen sich alle an die jeweiligen Bedingungen gewöhnen.

Denn vor allem die ständig wechselnden Voraussetzungen haben bei Trainer*innen und Teilnehmer*innen große Unsicherheit ausgelöst.

Welche Erkenntnisse der letzten Zeit können wir für die Präsenz mitnehmen?

Viele Lehrende berichten beispielsweise, dass sie sich innerhalb eines Kollegiums wesentlich mehr intern ausgetauscht haben als zuvor. Die erhöhte Kommunikation durch den anfangs größeren Planungsaufwand ist sicherlich ein Element, das auch weiterhin wertvoll sein kann.

Außerdem haben viele Pädagog*innen durch den Online-Unterricht gemerkt, wie wertvoll das Feedback der Teilnehmer*innen für den Lernprozess ist. Die meisten Trainer*innen waren Neulinge im Online-Lehren und haben so verstärkt die Rückmeldungen ihrer Lernenden eingefordert.

Denn normalerweise sind Präsenz-Profis sehr gefestigt in ihren Konzepten und dabei vergessen wir vielleicht manchmal, unsere Methoden regelmäßig zu hinterfragen. Denn Potential für Verbesserung gibt es natürlich immer und indem wir mehr Feedback integrieren, findet auch eine stetigere Weiterentwicklung statt.

Das erhöhte Bewusstsein für digitale Medien hat auch dafür gesorgt, dass sowohl Bildungsträger als auch Teilnehmer*innen wichtige digitale Kompetenzen erworben haben. Die Sensibilisierung für Themen wie den Datenschutz und den sicheren Umgang mit digitalen Inhalten wird auch weiterhin relevant sein.

Ebenso kann die verstärkte Integration digitaler Lernmedien auch weiterhin dem Präsenz-Lernen dienlich sein. Indem die Lernmaterialien differenziert werden, können die Teilnehmer*innen im Lernprozess so vielfältig wie möglich unterstützt werden.

In Zukunft trotzdem mehr digital?

Auch wenn die Vorzüge der Präsenz unbestreitbar sind, haben viele Trainer*innen mittlerweile nämlich auch die besten Teile der digitalen Welt schätzen gelernt.

Dazu zählt unter anderem die größere Vernetzung über lokale Grenzen hinaus. Auch wenn ein großer Teil von Trainer*innen innerhalb ganzer (Bundes)Länder unterwegs ist, waren wohl viele nicht so weitläufig vernetzt wie sie es jetzt sind.

Doch wie sieht die Zukunft überhaupt aus? Es ist unwahrscheinlich, dass die Welt und der Bildungsbereich jemals wieder zu exakt demselben Status wie vor der Pandemie zurückkehren.

Institutionen und Bildungsträger haben neue Systeme implementiert, auf die sie sicherlich in Zukunft nicht mehr verzichten wollen.

Denn seien wir mal ehrlich: Eine Dosis mehr Digitalität hat vielen Bildungsangeboten durchaus gut getan und war wohl ohnehin überfällig. Beispielsweise der Einsatz eines Lernmanagement-Systems kann auch in einer Präsenz-geprägten Zukunft den Lernprozess effektiv unterstützen.

Die Bedenken gegenüber digitalen Elementen wurden in vielen Köpfen abgebaut und die Offenheit für beispielsweise Blended Learning Konzepte erhöht.

Wenn Du zukünftig an einem integrierten Lernkonzept interessiert bist, kannst Du in unserem Artikel zu Blended Learning wertvolle Tipps bekommen.

Durch die besondere Situation haben viele Trainer*innen erkannt, dass man mit Hilfe digitaler Angebote auf unerwartete Dinge besser vorbereitet sein und Ausfälle kompensieren kann.

Es muss also für Dich als Trainer*in kein Entweder-Oder sein. Du kannst in Zukunft weiterhin Deine gewohnten Präsenz-Veranstaltungen abhalten und gleichzeitig einige gute Online-Konzepte auf Lager haben.

Diese Flexibilität kommt nicht nur Deinem Business zu Gute, sondern bietet auch Deinen Auftraggeber*innen eine größere Auswahl. Auf diese Weise kannst Du Deine Angebote diversifizieren und Dich auf neue und breitere Zielgruppen einstellen.

Denn auch wenn die aktuelle Situation Präsenz zumindest teilweise möglich macht, kann sich die Lage schließlich immer wieder unvorhergesehen entwickeln. Indem Du dann sowohl Online- als auch Präsenz-Konzepte parat hast, wirst Du nicht mehr kalt erwischt.

Was wir gelernt haben

Präsenz-Lernen wird seine Bedeutung und seine Vorzüge nicht so schnell verlieren.

Doch es ist unbestreitbar, dass die Digitalisierung des Bildungsbereichs einen weiteren ordentlichen Push bekommen hat.

Sich vollkommen den Vorteilen digitaler Elemente zu verschließen, könnte in Zukunft sogar zum Nachteil werden. Indem wir weiterhin Präsenz-Formate als das Nonplusultra betrachten, stehen wir uns oft mental selbst im Weg.

Denn nur, wenn wir wirklich hinter unserem Konzept stehen, können wir auch die Teilnehmer*innen begeistern.

Selbst klassische Präsenz-Bereiche haben sich seit dem letzten Jahr mit Online-Lösungen angefreundet. Viele Trainer*innen hätten vorher wohl niemals gedacht, dass ihre Fachbereiche jemals online umsetzbar sein könnten.

Und vermutlich hätten sie es auch niemals versucht, wenn sie nicht gemusst hätten.

Homöopath*innen, Therapeut*innen, Sozialarbeiter*innen – alle haben stetig nach neuen Lösungen gesucht. Und das oftmals auch gemeinsam.

Denn es haben sich viele neue Online-Communities für Pädagog*innen entwickelt. Facebook-Gruppen und Foren haben sich als Treffpunkt für lernwillige Lehrende etabliert und engere fachliche Beziehungen geschaffen.

Daher war das Jahr 2020 wahrscheinlich auch für alle Trainer*innen, Lehrer*innen und Dozent*innen das lehrreichste Jahr überhaupt. Es war für viele notwendig, sich weit außerhalb der eigenen Komfort-Zone aufzuhalten und selbst viele neue Kenntnisse zu erwerben.

So destruktiv die Pandemie also in vielen Bereichen des Lebens gewesen ist, so hat die Situation auch Innovation und Kreativität in uns allen befördert.

Und vielleicht wird diese Erfahrung nachwirken und uns daran erinnern, dass die Dinge gerne aus dem Nichts kommen und wir dann breiter aufgestellt sind.