Blended Learning – ein Stichwort, das sich seit vielen Jahren im pädagogischen Diskurs befindet.
Nicht ohne Grund, denn in der Theorie ist die Verzahnung von Präsenz- und Online-Phasen schließlich das ultimative Lernformat.
Wieso setzen es dann eigentlich noch immer so wenige Lehrende tatsächlich in der Praxis um?
Eventuell schreckt die Umsetzung nach wie vor ab. Oder es besteht noch Unsicherheit, wie diese Verzahnung eigentlich genau aussehen könnte.
Schließlich fängt das alles schon mit der Frage nach dem Start an. Starten wir Online oder in Präsenz und was macht das für einen Unterschied für das Konzept?
Und wie gewichten wir in der Folge die beiden Phasen für unsere konkreten Lernziele? Viele Fragen und Entscheidungen bei der Planung eines Konzepts.
Aus diesem Grund schauen wir uns heute 3 Grundmodelle des Blended Learning und ihre 3 Varianten an:
Kurz zusammengefasst
Bevor wir uns den Praxis-Modellen widmen, schauen wir uns einmal in aller Kürze an, wieso sich Blended Learning überhaupt lohnen kann.
Denn der mögliche pädagogische Aufwand sollte schließlich auch einige Lernerträge und Vorteile versprechen.
Der Begriff Blended Learning bezeichnet grundsätzlich die Vermischung verschiedener Lernformen. In der Praxis bedeutet das meistens die Kombination von klassischem Präsenzunterricht mit Online-Einheiten.
Theoretisch sollen so also die besten Aspekte beider Lernformen kombiniert werden. Einerseits der direkte persönliche Kontakt der Präsenz und die digitale Flexibilität und ständige Verfügbarkeit von Lerninhalten.
Blended Learning kann toll funktionieren, wenn die Lernformen gut ineinander verzahnt sind. Das Erfolgsrezept soll in der Kombination aus fremd- und selbstgeleiteten Lernprozessen liegen. Dabei ist der Präsenz-Teil eher fremdgesteuert und der Online-Teil eher eigenverantwortlich gesteuert.
Als Lernbegleiter:in kannst Du mit Blended Learning daher sehr individuell gestalten, welche Teile Du in Präsenz behandeln möchtest und welche sich für eine Online-Phase oder vielleicht sogar eher für eine reine Selbstlernzeit eignen.
Grundmodell 1: Der Springer
Du musst also überlegen, wie Du die Präsenz- und Online-Anteile gewichten möchtest. Wenn Du noch nie mit Blended Learning gearbeitet hast, kann der klassische Springer ein logischer Startpunkt sein.
Denn hier sind die beiden Anteile im Prinzip gleich gewichtet, da sie sich abwechseln.
Du kannst nun noch die Überlegung anstellen, wie Du starten möchtest. Es stellt sich also die Frage, ob Du Wert auf ein „persönliches“ Kennenlernen legst oder ob Du mit einer unkomplizierten Online-Einheit starten möchtest.
Grundmodell 2: Der Reiher
Beim klassischen Reiher liegt der Fokus auf praxisorientierten Präsenz-Einheiten, die später in eine fokussierte Online-Begleitung münden.
Der Reiher kann also eine sehr ursprüngliche Präsenz-Veranstaltung sein, aber der Lerntransfer wird länger begleitet. Das erzeugt nicht nur einen wesentlich höheren Lernerfolg bei der tatsächlichen Umsetzung, sondern auch mehr Verantwortlichkeit bei den Lernenden.
Außerdem können sie so später auftretende Lernhindernisse mit Dir und der Gruppe teilen. Sie verzweifeln nicht alleine daran, was den Transfer behindert, und stärken gleichzeitig ein mögliches Netzwerk.
2a: Der umgedrehte Reiher
Der Reiher hat zwei denkbare Varianten, die sich für verschiedene Szenarien eignen können. Der umgedrehte Reiher ist praktisch das genaue Gegenstück, indem er eine längere Online-Phase mit einer oder mehreren Präsenz-Einheiten abschließt.
Dieses Modell kann sich zum Beispiel eignen, wenn Du vor einer Präsenz-Phase erst einmal einen gleichmäßigen Kenntnisstand sicherstellen möchtest.
2b: Der begleitende Reiher
Die zweite Variante, der begleitende Reiher, eignet sich speziell für Formate, die auf Tests oder Prüfungen fokussiert sind.
Hier werden zunächst wichtige Basics in Präsenz gemeinsam erarbeitet, während dann eine längere Online-Begleitung vor der eigentlichen Prüfung erfolgt.
Es muss sich auch nicht unbedingt um eine „offizielle“ Prüfung handeln, Du kannst Dein Konzept einfach daraufhin aufbauen. Denn manche Lernbegleiter:innen haben beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass sich mit Test oder Quizzen eine hohe Verbindlichkeit erzeugen lässt.
Grundmodell 3: Das Sandwich
Das Grundmodell Sandwich startet Online und umschließt in der Folge die Präsenz-Einheiten vorher und nachher digital. Hier können die Abstände zwischen den Präsenz-Einheiten gegebenenfalls auch größer werden als bei anderen Modellen.
Es eignet sich also für Ansätze, in denen sich viele Inhalte gut über digitale Lernwege umsetzen lassen, aber gleichzeitig auch etwas Präsenz-Zeit integriert werden soll.
3a: Das umgedrehte Sandwich
Das umgedrehte Sandwich kann entweder eine abgekürzte Variante des klassischen Springers sein, oder eine andere Gewichtung haben.
Denn beim Springer sind Präsenz und Online gewissermaßen gleichwertig und werden in ähnlichem Umfang integriert. Das umgedrehte Sandwich fokussiert sich dagegen eher auf die Präsenz-Einheiten, die in den Zwischenzeiten jedoch Online begleitet werden.
Das können hier also anstatt vollwertigen Online-Meetings auch mehr Selbstlern-Einheiten sein.
Hast Du bereits praktische Erfahrung mit einem Blended Learning Konzept?
Welches dieser Modelle würde Dich am meisten ansprechen, da Du es Dir in der Praxis oder für Deine Zwecke gut vorstellen könntest?