Pausen sind keine verschwendete Lernzeit!

Wir machen uns oft und viele Gedanken über die Gestaltung der Lerneinheiten. Dabei sind die Pausen vielleicht eher etwas, das nebenbei geschieht.

Eventuell sind sie für Dich manchmal sogar eher ein notwendiges Übel, da sie insbesondere Online noch häufiger eingeplant werden müssen. Und wenn Deine Online-Tage ohnehin schon kürzer sind, dann kann Dir die Pausenzeit schon mal wie vertane Zeit vorkommen.

Dabei zeigen aktuelle Studien, dass Pausen genauso wichtig sind wie die eigentlichen Lerninhalte. Denn erst in der Pause können wir unser neues Wissen erst wirklich reflektieren und somit festigen. Folgt dann eine erneute Wiederholung, wird das Gelernte wirklich abgespeichert.

Wiederholung ist essentiell

Der Spacing- oder auch Intervall-Effekt besagt, dass wir uns an länger zurückliegende Dinge schlechter erinnern. Dieses Phänomen kann vermutlich auch jeder von uns bestätigen. Genau aus diesem Grund sind regelmäßige Wiederholungen so wichtig, um Wissen langfristig abrufbar zu halten.

Beim Erlernen neuer Fähigkeiten arbeitet das Gehirn auch während der Pausenzeiten weiter, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. Die erneute Aktivierung der entsprechenden Synapsen stärkt dann die Verbindungen. Am besten ist es sogar, wenn diese Reaktivierung in Form von Handlungskompetenz erfolgt.

Eine besonders effektive Aufstellung kann also wie folgt aussehen: Lernen – Pause – Anwenden – Pause – Lernen – Pause – Anwenden

Ein Konzept wie das Microlearning eignet sich daher ideal für eine Maximierung dieses Effekts. Beim Microlearning sollen kompakte Lernimpulse gegeben werden, die dadurch besonders effektiv sein können. Wenn Du mehr über die Umsetzung von Microlearning erfahren möchtest, kannst Du unseren Artikel hier lesen.

Eine aktuelle Studie zeigt, wie wichtig Lernpausen sind

Erst dieses Jahr hat eine Studie des amerikanischen National Institute of Neurological Disorders and Stroke nachgewiesen, wie unser Gehirn in Pausen arbeitet. Die gesamte Studie im englischen Original findest Du hier zur Einsicht, aber wir fassen die Ergebnisse nun einmal kompakt zusammen:

Während des gesamten Experiments wurden die Gehirnströme der Proband*innen gemessen und so konnte veranschaulicht werden, wie das Erlernen einer (hier sehr einfachen) Fähigkeit abläuft.

Die Testpersonen mussten immer 10 Sekunden eine Tätigkeit ausführen und im Anschluss 10 Sekunden pausieren bevor sie die Tätigkeit erneut ausführen. Die Gehirnströme zeigen dabei: Während der Pausenzeiten erhöht sich unser Kompetenzlevel sogar erheblich mehr!

Darstellung basierend auf der Studie Consolidation of human skill linked to hippocampo-neocortical replay, Juni 2021: Quelle

Auch wenn wir während der Pausenzeiten nicht aktiv lernen, verarbeitet das Gehirn die vielfältigen neuen Informationen. Das nennen die Forscher*innen hier Waking Replay, was soviel bedeutet wie „Wiederholung im Wachzustand“.

Der Begriff grenzt damit von der bereits bekannten Wiederholung im Schlaf ab. Du hast sicherlich schon mal davon gehört, dass unser Gehirn während wir schlafen alles andere als inaktiv ist. Wir lassen die Informationen des Tages Revue passieren und hier entscheidet sich auch, was abgespeichert und was aussortiert wird.

Einen ähnlichen Effekt konnte die Studie nun also auch während der Pausenzeiten nachweisen. Nur können wir hier sogar noch effektiver damit arbeiten und die Lern- und Pausenzeiten verknüpfen.

Was ist also gute Pausengestaltung?

Wie sorgst Du also dafür, dass Deine Pausen diesen Effekten besonders viel Raum geben? Da eine Pause dem Gehirn wirklich Zeit zur Reflexion geben muss, sollten eventuelle Aktivitäten wenig komplex sein.

Heißt, eher keine aufwendigen Spiele mit vielen Regeln. Was sich immer eignet, ist dagegen etwas leichte Bewegung. Gemeinsame Yoga- oder Stretching-Übungen können nicht nur entspannen, sondern auch den gesamten Körper wieder mit neuer Energie versorgen. In Online-Formaten eignet sich allgemein alles, was den Fokus kurzzeitig weg vom Bildschirm lenkt.

Wenn eine Art Pausen-Routine entsteht, ist das sogar noch besser. Denn die vertraute Wiederholung einfacher Muster ist fast wie Meditation und erfordert kaum aktives Bewusstsein. So bekommt das Gehirn eine Pause von neuem Wissen und kann sich der Aufarbeitung widmen.

Insgesamt kannst Du Deine Veranstaltungen auch immer auf allgemeine Planung überprüfen: Gibt es in verschiedenen Intervallen Wiederholungen? Sind die einzelnen Einheiten knackig genug? Gibt es ausreichend Pausen, also wertvolle Reflexionszeit?

Und wer weiß, vielleicht planst Du ja auf Basis dieses neuen Wissens in Zukunft sogar lieber Pausen ein. Denn sie sind erwiesenermaßen keine verschwendete Lernzeit!

Wie viel Spaß darf Lernen wirklich machen?

Lernen kann Spaß machen – Das ist gewissermaßen das inoffizielle Motto hier und Andreas bekannter Hashtag.

Denn ihre Mission ist es, die Erinnerungen an scheinbar ewige Input-Einheiten und Frontal-Unterricht vergessen zu machen. Lernen kann Interaktion bedeuten und ein positives Erlebnis sein.

So weit, so gut?

Dennoch assoziieren immer noch viele Trainer*innen den Begriff „Spaß“ mit Dingen, die sich nicht mit ihrem Verständnis des Lernprozesses vereinbaren lassen. Sie haben Sorge, dass ihre Seminare zu verspielt und ihrem Thema unangemessen werden.

Dafür hat sich sogar der Ausdruck „Disneyfication“ geprägt, der sich an die berühmten Erlebnisparks anlehnt. Denn Kritiker*innen meinen, dass sich auch das Lernen durch Trends wie Gamification oder Edutainment zu sehr einer Unterhaltungsshow annähert.

Sind Quizze, Spiele und Gamification-Einheiten in der Erwachsenenbildung wirklich fehl am Platz? Steht Spaß am Lernen einem effizienten Lernprozess tatsächlich im Weg?

Die Mischung macht’s

Ein Seminar ist keine Gameshow. Deine Aufgabe als Lernbegleiter*in ist es nicht, die Lernenden permanent zu bespaßen. Das sind wir uns vollkommen einig.

In Deiner Verantwortung liegt die Betreuung des Lernprozesses und die Anregung des Lernerfolgs. Dabei musst Du oft die Balance zwischen der Zufriedenstellung der Teilnehmer*innen und Deiner thematischen Agenda finden.

Auch bei einem Gedanken wie Edutainment kann die Waage schnell entweder in Richtung der „Education“ oder des „Entertainment“ ausschlagen. Die Kunst ist es eben, die richtige Balance zu finden.

Konzepte wie Gamification haben sich als Weg zu messbarem Lernerfolg mittlerweile bewährt. Es soll uns über den angeborenen „Spieltrieb“ natürlich motivieren und langfristigen Erfolg versprechen. Aber natürlich kann es auch hier passieren, dass es zu viel des Guten wird.

Die Frage ist: Heiligt der Zweck die Mittel? Wenn Edutainment oder Gamification effektiv motivieren und vermitteln, ist das dann nicht ein ziemlich wünschenswertes Ergebnis?

Es scheint, als liege die Fehlerquelle nicht unbedingt in den Konzepten an sich, sondern eher in der Umsetzung. Gamification-Einheiten eignen sich beispielsweise besonders gut für Energizer oder Aufmerksamkeitsbooster zwischendurch. Diese sind nämlich gerade Online sehr wichtig.

Eine eher spielerische, weniger ernste Einheit kann hier also eine mentale Pause verschaffen und die Lerngruppe mit neuer Energie versorgen. Mehr Infos zur Idee der Gamification findest Du in unserem Artikel hier.

Wenn Du den Spaß also eher als Streusel und nicht als Kuchen begreifst, kannst Du Deine Seminare unter Umständen noch effektiver gestalten.

Nicht nur Spaß beim Lernen, sondern Spaß AM Lernen

Die Begriffe Gamification und Edutainment sind zwei Beispiele für eine didaktische Vorgehensweise, die mehr Spaß in einen Lernprozess integrieren sollen.

Dabei musst Du gar nicht unbedingt auf diese Konzepte zurückgreifen, um Deinen Teilnehmer*innen Spaß am Lernen zu vermitteln. Die wichtigsten Grundsätze für einen positiv empfundenen Lernprozess sind Interaktion und Interaktivität. Denn nichts untergräbt die Motivation schneller als stumpfe Rezeption ohne eigene Beteiligung.

Natürlich musst Du Informationen vermitteln. Aber manchmal vergisst man dabei gerne, dass Menschen erst wirklich in der Phase des Ausprobierens lernen und abspeichern. Indem Du die einzelnen Einheiten kürzer hältst und Theorie und Praxis immer verschränkst, haben Deine Lernenden automatisch mehr Spaß.

Selbiges gilt für Interaktion und gruppendynamische Prozesse. Durch interaktive Einheiten fangen die Gehirne der Lernenden erst richtig an zu Arbeiten und sie entdecken den praktischen Nutzen des Wissens. Die Interaktion innerhalb der Gruppe bereichert dabei den Lernprozess zusätzlich.

Spaß bedeutet nicht immer Spiele. Spaß heißt auch einfach, dass Deine Lernenden aktiv in den Lernprozess eingebunden werden. Freude kann auch einfach dadurch erzeugt werden, dass die Teilnehmer*innen sich motiviert fühlen.

Die Hirnforschung hat sogar gezeigt, dass wir unter Stress erlerntes Wissen später wesentlich eingeschränkter nutzen können. Auch wenn wir uns manchmal an negativ behaftete Dinge langfristiger erinnern, haben positive Erinnerungen einen entscheidenden Vorteil:

Sie motivieren uns dazu, die entsprechende Handlung immer wieder auszuführen. In unserem Fall also, Lernen.

Wenn wir sagen „Lernen kann Spaß machen“ heißt das also vor allem, dass Deine Teilnehmer*innen den Spaß am Lernen selbst entdecken sollen. Denn viele Erwachsene haben leider oft das Gefühl, dass sie nicht mehr so gut lernen und scheuen es daher.

Motivation ist Lernfreude

Selbst, wenn Du weiterhin keine Quizze oder Energizer-Spiele einsetzen möchtest, kannst Du also über verschiedene Wege für mehr positive und damit motivierende Impulse sorgen. Fassen wir noch einmal zusammen, wie Du auch bei Erwachsenen mehr Lernfreude anregen kannst:

  • Lernerfolge mehr reflektieren und positiv herausstellen
  • Mehr Praxisbezug und interaktive Einheiten zur Anwendung
  • Fokus auf Kommunikation und Gruppendynamik
  • Aktive Nutzung der Lerngruppe und des Lernraums
  • Freies und kreatives Denken fördern
  • So viele Sinne wie möglich in die Erfahrung einbeziehen
  • Kollaborative und soziale Lernprozesse anregen
  • Methoden und Lerninhalte variieren
  • Einzelne Einheiten kürzer gestalten und mehr verschränken

Deinem Gespür vertrauen, aber offen bleiben

Was genau „angemessen“ ist, ist sehr individuell. Wir können hier unmöglich allgemeine Aussagen darüber treffen, wie viel Gamification etwa für Dein Thema oder Deine Zielgruppe passend ist.

Glücklicherweise bist Du ja selbst Expert*in für Dein Thema und hast ein Gefühl dafür, was sich Deine Lernenden wünschen würden.

Aber verurteile das Prinzip der Freude am Lernen vielleicht nicht von Anfang an. Denn das ist keine Frage des Alters. Oftmals assoziieren wir Begriffe wie „Spaß“ oder „Spiel“ ausschließlich mit Kindern und denken daher, es sei für Erwachsene nicht angemessen.

Dabei brauchen doch gerade Erwachsene öfter mal ein bisschen mehr Spaß in ihrem beschäftigten Alltag. Wenn wir die Freude am Lernen wieder entdecken, bekommen wir wieder Lust uns weiterzuentwickeln. Am Ende steht immer das Ziel, Deine Teilnehmer*innen zu motivieren und ihnen Lust auf Dein Thema zu machen.

Im Zweifel streust Du einfach mal eine neue Einheit ein und holst Dir besonders aktives Feedback Deiner Lerngruppe ein. Das ist im Allgemeinen immer ein guter Ansatz, um auch Dich und Deine Seminare weiterzuentwickeln.

5 frische Tools für Deinen Methodenkoffer

Es ist kein Geheimnis, dass Trainer*innen ihre Tools lieben. Und in letzter Zeit hat der Tool-Markt sicherlich nochmal einen ordentlichen Boom erfahren und überall schießen die digitalen Lösungen geradezu aus dem Boden.

Du weißt mittlerweile vermutlich auch, dass wir einen eher leichten Methodenkoffer empfehlen. Es ist für Dich und Deine Teilnehmer*innen oft einfacher zu bewältigen, wenn Du eine Handvoll Tools in der Tiefe beherrschst. Denn außer in Fällen in denen Du gezielt digitale Kompetenz schulen möchtest, lenken zu viele Tools ansonsten nur von Deinem Inhalt ab.

Wenn Du auf der Suche nach neuen Tools bist, kannst Du durchaus ab und zu mal die Tools in Deiner Rotation austauschen, anstatt stetig neue hinzuzufügen. Denn oftmals kannst Du methodische Lernziele mit vielen verschiedenen Tools umsetzen. Es macht Dein Gepäck also eher schnell unnötig sperrig, wenn Du für jede Methode ein einzelnes Tool einsetzt.

Grundsätzlich bleiben wir hier dem gewohnten Ansatz treu: Die vorgestellten Tools sind kostenlos und möglichst niedrigschwellig in der Anwendung. Das macht sie auf Teilnehmer*innenseite besonders einfach in der technischen Aneignung und öffnet die Methode für die meisten Zielgruppen.

Hier findest Du nun eine Liste der Tools, die wir in letzter Zeit ausprobiert haben und die vielleicht noch ein wenig abseits des ausgetretenen Tool-Pfades liegen. Die Webseite des jeweiligen Tools ist immer in der Überschrift direkt verlinkt!

1. AnswerGarden

Dieses einfache Schweizer Tool eignet sich ideal zum Brainstormen oder Sammeln von Antworten. Deine Teilnehmer*innen müssen wirklich nur Antworten eintippen. Daher ist es besonders für Lerngruppen geeignet, die digitale Einsteiger*innen sind und sich an die einfachsten kollaborativen Funktionen herantasten möchten.

Du musst nur ein Thema oder eine Frage vorgeben und Dein Antwortgarten wird erstellt. Das Board kannst Du im Abschluss wie üblich über einen Link oder QR-Code verteilen. Die gesammelten Begriffe werden dann in einer Wortwolke visualisiert. Du kannst vorher auch noch ein paar Einstellungen vornehmen, um etwa die Antwortlänge zu begrenzen.

Wenn Dich die zunächst englische Sprachausführung stört, kannst Du über den Chrome Browser mit der rechten Maustaste eine Seite auf Deutsch übersetzen lassen. In den meisten Fällen ist diese Übersetzung auch sehr zuverlässig!

2. Oncoo

Oncoo ist ganz alleine eine nette kleine Tool-Sammlung, die ohne Anmeldung oder Registrierung funktioniert. Wenn Du die Seite öffnest, musst Du zunächst einmal auf die Sprechblase klicken, um die Werkzeugliste zu öffnen.

Das Tool ist besonders darauf ausgelegt, mit vielen Geräten kompatibel zu sein und eignet sich daher auch perfekt für Lerngruppen, in denen die technische Ausstattung sehr heterogen ist. Dafür sind die Werkzeuge aber eher darauf ausgerichtet, dass Lernende einzeln mit dem Tool interagieren und nicht unbedingt auf eine gleichzeitige Visualisierung. Daher hast Du hier die verschiedenen Lehrer- bzw. Schüler-Ansichten.

Mit Oncoo kannst Du aber verschiedene interaktive Methoden umsetzen, wie beispielsweise Kartenabfragen oder Zielscheiben. Wenn Du eine Methode erstellst, bekommst Du einen Code oder Link, über den Deine Teilnehmer*innen dann zu Deiner Kreation gelangen. Über denselben Code kannst Du im Anschluss auch die Ergebnisse prüfen oder für alle zeigen.

Beispiel für eine einfache Kartenabfrage
Die “Lehreransicht” oder zur Präsentation

3. Classroomscreen

Auch Classroomscreen ist grundsätzlich kostenlos. Du kannst zwar über verschiedene Preismodelle weitere Funktionen freischalten, aber vermutlich wirst Du auch mit dem Basis-Modell gut zurechtkommen. Es erfordert nicht einmal eine Anmeldung, Du kannst einfach über Launch now direkt Deine Bildschirme öffnen.

Das Tool ist im Prinzip eine virtuelle Tafel mit vielen zusätzlichen Funktionen. Du kannst die Uhrzeit oder einen Timer anzeigen, die jeweilige Arbeitsphase über ein Symbol visualisieren oder über einen Zufallsgenerator Lernende aufrufen. Du kannst natürlich aber auch Zeichnen, Schreiben oder ein Hintergrundbild einstellen.

Mit Hilfe der eingebauten QR-Code Funktion kannst Du schnell auf externe Materialien verlinken.

4. H5P

Dieses Tool ist eher für die Methoden-Bastler*innen unter Euch geeignet. Es erlaubt Dir, wirklich kreative und interaktive Lerninhalte zu erstellen, die Du auch auf Webseiten einbetten kannst. H5P kannst Du als Plugin beispielsweise in Deine Seite oder Dein Lernmanagement-System integrieren, die bekanntesten wie Moodle oder Canvas sind hier dabei.

Das alles sollte Dich aber nicht unbedingt vom Ausprobieren abschrecken, denn die Anwendung erfordert keine Experten-Programmierkenntnisse. Wenn Du Dich hier eventuell ein wenig mehr einfuchsen musst, wirst Du mit wirklich einzigartigen Lernbausteinen belohnt.

Mit H5P kannst Du beispielsweise Erklärvideos erstellen, bei denen die Lernenden an von Dir gewählten Stellen Fragen beantworten müssen, um im Video weiterzukommen. Das erhöht die Anforderung und fördert aktives Zuhören und direkte Wiederholung.

5. Plickers

Dieses Tool ist auf Leistungsüberprüfungen, Quizze und Abfragen in Echtzeit spezialisiert. Plickers erfordert für Dich eine Anmeldung, diese ist aber auch über einen vorhandenen Google-Account möglich.

Plickers ist insofern einzigartig, da es eigentlich ein Online-Tool für Präsenz-Seminare ist. Im Gegensatz zu etwa Kahoot oder Quizlet hat es aber einen großen Vorteil: Nur Du als Durchführende*r brauchst ein mobiles Gerät und Deine Teilnehmer*innen geben ihre Antworten über vorher ausgedruckte Antwortkarten, die Du dann mit dem Smartphone scannst.

Die Karten werden von Plickers kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt. Deine Lerngruppen musst Du im Vorfeld entweder manuell eingeben oder über Google Classroom importieren.

Wenn Du Dir die praktische Funktionsweise des Tools einmal genauer anschauen möchtest, empfehlen wir eine YouTube-Suche. Du kannst beispielsweise hier bei diesem Video anfangen, um ein besseres Gefühl für das Tool zu bekommen.

Eine Online-Bildersuche ist im Tool integriert, aber Du kannst auch zu jeder Frage eigene Fotos hochladen. Anstatt Text-Antworten kannst Du etwa auch Bilder oder GIFs als Optionen hochladen. Du kannst zudem immer einstellen, ob Deine Abfrage auf eine vorher eingestellte richtige Antwort überprüfen soll oder nicht.

Gruppengefühl in hybriden Settings

Zunächst einmal klären wir: Was verstehen wir unter einem hybriden Seminar? Der Begriff wird nämlich in verschiedenen Kontexten durchaus mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet.

Ein hybrides Meeting oder Seminar liegt vor, wenn Du gleichzeitig virtuell und physisch anwesende Teilnehmer*innen betreust. Es ist also eine synchrone Verbindung der beiden Seiten.

Die Verzahnung von abwechselnden Online- und Präsenzphasen verstehen wir mittlerweile eher als Blended Learning. Auch dazu haben wir bereits einen Artikel veröffentlicht.

Die Herausforderung einer hybriden Veranstaltung ist, dass es sowohl ein vollwertiges Präsenz-Meeting als auch ein vollwertiges Online-Meeting umfassen muss. Beide Seiten müssen betreut und eingebunden werden, ohne eine zu vernachlässigen.

Bei der Planung ist es also wichtig, dass Du ein hybrides Format immer vollständig aus der Sicht eines Präsenz-Lernenden und eines Online-Lernenden nachvollziehst.

Eins sei vorweg gesagt: Die Moderation eines hybriden Seminars kann sehr anspruchsvoll sein und Du tust Dir immer einen Gefallen, wenn Du einen Co-Moderator für den technischen Support einsetzt oder direkt designierte Rollen an einzelne Teilnehmende verteilst.

Wieso überhaupt Hybrid?

Vielleicht fragst Du Dich gerade, wieso ein hybrides Format überhaupt den ganzen Aufwand wert sein sollte oder man nicht einfach direkt mit der ganzen Gruppe auf Online umsteigt.

So sehr wir hier auch digitale Lösungen befürworten, so lässt sich nicht abstreiten, dass Präsenz-Formate ein besonderes Feeling und natürlichen Austausch mit sich bringen. Wenn Du die Möglichkeit hast, diesen Modus anzubieten, öffnest Du auch die Meeting-Tür für digital weniger kompetente Teilnehmer*innen.

Natürlich müssen sie auch in einem hybriden Seminar mit Tools und Technik umgehen, aber sie fühlen sich durch die tatsächliche Anwesenheit einer Gruppe im Raum weniger allein gelassen und die Hürde nach Hilfe zu fragen ist geringer.

Ein weiterer Vorteil für Dich und Deine Zielgruppen: Hybrid ist durch die Online-Komponente flexibel und örtlich unabhängiger. Teilnehmer*innen, die nicht vor Ort sein können, nehmen trotzdem aktiv teil und für Dich als Trainer*in kann es Deine Angebote weiter öffnen.

Arbeitest Du vielleicht öfter Inhouse oder schulst Mitarbeiter*innen (inter)nationaler Unternehmen? Dann kann eine hybride Veranstaltung eine tolle Lösung sein, um Lernende aus verschiedenen Standorten zusammenzubringen. Es ist gewissermaßen eine Variante, bei der sich alle in der Mitte aus Online und Präsenz treffen können.

Auch wenn in der Praxis die technische Komponente doch meist sehr stark ausgeprägt sein wird, denn eine reguläre Präsenz-Veranstaltung an den virtuellen Teilnehmer*innen vorbei zu halten, ist schließlich alles andere als Interaktion.

Wenn Du wirklich nur einen Präsenz-Vortrag an virtuelle Teilnehmer*innen übertragen möchtest, bietet sich ein reines Live Streaming mehr an.

Die Grenzen aufheben

Die wahrscheinlich größte Sorge bei hybriden Veranstaltungen ist, dass sich zwei isolierte Gruppen entwickeln. Denn oftmals haben Trainer*innen so das Gefühl, dass sie sich besser auf die einzelnen Seiten konzentrieren können.

Für einmalige Veranstaltungen mag das sogar noch funktionieren, aber in längerfristigen Lerngruppen kann diese Vorgehensweise schnell der Gruppendynamik im Wege stehen. Und selbst in Tagesseminaren ist eine Durchmischung bei kollaborativen Arbeiten eine gute Alternative.

Das gilt im Übrigen auch für die Pausengestaltung. Über Plattformen wie wonder.me kannst Du beispielsweise den informellen Austausch zwischen beiden Gruppen anregen. Weitere allgemeine Tipps zur Planung und Durchführung von hybriden Meetings findest Du beispielsweise in unserem Artikel hier.

Denn hier wollen wir heute konkret einige Ansätze vorstellen, mit denen hybride Lerngruppen über Online-Tools kollaborativ arbeiten und kommunizieren können. Denn ohne digitale Unterstützung wirst Du nicht erfolgreich hybrid arbeiten können.

Grundsätzlich eignen sich alle Methoden für Online-Seminare auch für hybride Settings. Niedrigschwellige digitale Tools sorgen dafür, dass die Veranstaltung nicht zu virtuell wird und sich alle mehr auf die Inhalte konzentrieren können.

1. Der Chat verbindet

Wenn es dir technisch möglich ist, ist es eben immer von Vorteil, wenn alle Teilnehmer*innen an einem virtuellen Meeting teilnehmen. Das bedeutet, dass auch die anwesenden Teilnehmer*innen mit Geräten ausgestattet sein sollten und an etwa einem Zoom-Meeting teilnehmen.

Auf diese Weise kannst Du gleichzeitig an die gesamte Gruppe Links über den Chat verteilen. Die anwesenden Lernenden müssen also nicht unbedingt ständig über die Geräte arbeiten, aber grundsätzlich auf das Meeting Zugriff haben.

Der Chat eignet sich auch immer für Kommunikation und methodischen Einsatz. Der Chat bietet sich immer dann an, wenn es um eine Sammlung von Antworten oder einfach eine Beteiligung aller geht.

So kannst Du beispielsweise zu Beginn oder zum Abschluss mit einem „Emoji-Gewitter“ die Stimmung in der Gruppe visualisieren. Das Chat-Gewitter kann gut für einführende Fragen oder zum Beispiel abschließendes Feedback genutzt werden. Als Variante gibt es auch das sogenannte #TIL-Gewitter (TIL steht für Today I Learned, dt. Heute habe ich gelernt), bei dem alle Lernenden ihre wichtigste Erkenntnis des Tages in den Chat schreiben.

Der Chat kann auch für Energizer wie etwa einen Wortpuzzle verwendet werden, bei dem die Teilnehmer*innen ihre gefundenen Antworten in den Chat schreiben.

2. Kennenlernen nicht vergessen

Wir empfehlen auch für reine Online-Seminare immer, dass die Einführungsphase nicht gestrichen wird. Insbesondere, wenn Du längerfristige Lerngruppen bilden möchtest. Denn in digitalen und hybriden Settings braucht die Gruppendynamik eben manchmal einen kleinen Anschubs.

Es beginnt damit, dass die Online-Lernenden kurz eine Seminarraum-Tour bekommen, denn so fühlen sie sich weniger auf Distanz gehalten und können ein Raumgefühl entwickeln. Während der Kennenlern-Phase oder in Pausen-Einheiten kannst Du die Teilnehmer*innen immer auch „auf Reisen“ schicken, damit sie sich die gegenseitigen Umgebungen zeigen können.

So lässt sich das entfremdete Bildschirm-Gefühl etwas abmildern und die anderen Lernenden bekommen etwas Dreidimensionalität. Denn das Ziel ist, dass sich die Lerngruppe für beide Seiten realer anfühlt und übergreifender informeller Austausch angeregt wird.

Wenn Du eine überschaubare Gruppengröße und die technische Ausstattung dafür hast, kannst Du sogar jeden/jede virtuellen Teilnehmer*in im Raum über ein designiertes Gerät an einem Platz visualisieren. Aber das ist wirklich schon sehr fortgeschritten 😉

3. Mobile Geräte nutzen

Selbst wenn Du auf der Präsenz-Seite nicht mit vielen technischen Lösungen ausgestattet bist, kannst Du auf eines meistens zählen: Die Teilnehmer*innen auf beiden Seiten haben normalerweise Zugriff auf ein Smartphone.

Das heißt das Handy ist das ideale Verbindungsstück für viele Übungen, wenn Du Apps einsetzt, die sich gut über ein mobiles Gerät verwenden lassen.

Ein Beispiel kann etwa das Tool Mentimeter sein, mit dem Du Quizzes, interaktive Präsentationen oder Votings umsetzen kannst.

Über Links oder QR-Codes kannst Du Deinen anwesenden und virtuellen Teilnehmer*innen schnell Zugang zu Deinen Inhalten geben und es können sich alle gleichermaßen beteiligen. Es empfiehlt sich, die Aufgabenstellungen deutlich und eher einfach zu halten.

4. Whiteboards visualisieren für alle

Virtuelle Whiteboards eignen sich für hybride Veranstaltungen besonders gut. Denn Du kannst sie gleichermaßen von beiden Gruppen nutzen lassen, indem Du das Whiteboard im virtuellen Meeting teilst und auch im Seminarraum zeigst.

Das funktioniert natürlich besonders gut, wenn Dein Raum vorne einen großen Bildschirm hat über den Du Inhalte (oder auch die virtuellen Teilnehmer*innen) zeigen kannst. Ein solches Setup ist für hybride Seminare sehr zu empfehlen.

Die anwesenden Teilnehmer*innen können dann je nach Aufgabenstellung selbst an ihren Geräten etwas eintragen oder – wenn Du den Anwesenden eine Geräte-Pause geben möchtest – sammelst Du Wortmeldungen von allen und trägst stellvertretend ein. Auf diese Weise entsteht besonders im physischen Raum fast schon wieder ein nostalgisches Tafel-Feeling.