Wir machen uns oft und viele Gedanken über die Gestaltung der Lerneinheiten. Dabei sind die Pausen vielleicht eher etwas, das nebenbei geschieht.
Eventuell sind sie für Dich manchmal sogar eher ein notwendiges Übel, da sie insbesondere Online noch häufiger eingeplant werden müssen. Und wenn Deine Online-Tage ohnehin schon kürzer sind, dann kann Dir die Pausenzeit schon mal wie vertane Zeit vorkommen.
Dabei zeigen aktuelle Studien, dass Pausen genauso wichtig sind wie die eigentlichen Lerninhalte. Denn erst in der Pause können wir unser neues Wissen erst wirklich reflektieren und somit festigen. Folgt dann eine erneute Wiederholung, wird das Gelernte wirklich abgespeichert.
Wiederholung ist essentiell
Der Spacing- oder auch Intervall-Effekt besagt, dass wir uns an länger zurückliegende Dinge schlechter erinnern. Dieses Phänomen kann vermutlich auch jeder von uns bestätigen. Genau aus diesem Grund sind regelmäßige Wiederholungen so wichtig, um Wissen langfristig abrufbar zu halten.
Beim Erlernen neuer Fähigkeiten arbeitet das Gehirn auch während der Pausenzeiten weiter, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. Die erneute Aktivierung der entsprechenden Synapsen stärkt dann die Verbindungen. Am besten ist es sogar, wenn diese Reaktivierung in Form von Handlungskompetenz erfolgt.
Eine besonders effektive Aufstellung kann also wie folgt aussehen: Lernen – Pause – Anwenden – Pause – Lernen – Pause – Anwenden
Ein Konzept wie das Microlearning eignet sich daher ideal für eine Maximierung dieses Effekts. Beim Microlearning sollen kompakte Lernimpulse gegeben werden, die dadurch besonders effektiv sein können. Wenn Du mehr über die Umsetzung von Microlearning erfahren möchtest, kannst Du unseren Artikel hier lesen.
Eine aktuelle Studie zeigt, wie wichtig Lernpausen sind
Erst dieses Jahr hat eine Studie des amerikanischen National Institute of Neurological Disorders and Stroke nachgewiesen, wie unser Gehirn in Pausen arbeitet. Die gesamte Studie im englischen Original findest Du hier zur Einsicht, aber wir fassen die Ergebnisse nun einmal kompakt zusammen:
Während des gesamten Experiments wurden die Gehirnströme der Proband*innen gemessen und so konnte veranschaulicht werden, wie das Erlernen einer (hier sehr einfachen) Fähigkeit abläuft.
Die Testpersonen mussten immer 10 Sekunden eine Tätigkeit ausführen und im Anschluss 10 Sekunden pausieren bevor sie die Tätigkeit erneut ausführen. Die Gehirnströme zeigen dabei: Während der Pausenzeiten erhöht sich unser Kompetenzlevel sogar erheblich mehr!
Auch wenn wir während der Pausenzeiten nicht aktiv lernen, verarbeitet das Gehirn die vielfältigen neuen Informationen. Das nennen die Forscher*innen hier Waking Replay, was soviel bedeutet wie „Wiederholung im Wachzustand“.
Der Begriff grenzt damit von der bereits bekannten Wiederholung im Schlaf ab. Du hast sicherlich schon mal davon gehört, dass unser Gehirn während wir schlafen alles andere als inaktiv ist. Wir lassen die Informationen des Tages Revue passieren und hier entscheidet sich auch, was abgespeichert und was aussortiert wird.
Einen ähnlichen Effekt konnte die Studie nun also auch während der Pausenzeiten nachweisen. Nur können wir hier sogar noch effektiver damit arbeiten und die Lern- und Pausenzeiten verknüpfen.
Was ist also gute Pausengestaltung?
Wie sorgst Du also dafür, dass Deine Pausen diesen Effekten besonders viel Raum geben? Da eine Pause dem Gehirn wirklich Zeit zur Reflexion geben muss, sollten eventuelle Aktivitäten wenig komplex sein.
Heißt, eher keine aufwendigen Spiele mit vielen Regeln. Was sich immer eignet, ist dagegen etwas leichte Bewegung. Gemeinsame Yoga- oder Stretching-Übungen können nicht nur entspannen, sondern auch den gesamten Körper wieder mit neuer Energie versorgen. In Online-Formaten eignet sich allgemein alles, was den Fokus kurzzeitig weg vom Bildschirm lenkt.
Wenn eine Art Pausen-Routine entsteht, ist das sogar noch besser. Denn die vertraute Wiederholung einfacher Muster ist fast wie Meditation und erfordert kaum aktives Bewusstsein. So bekommt das Gehirn eine Pause von neuem Wissen und kann sich der Aufarbeitung widmen.
Insgesamt kannst Du Deine Veranstaltungen auch immer auf allgemeine Planung überprüfen: Gibt es in verschiedenen Intervallen Wiederholungen? Sind die einzelnen Einheiten knackig genug? Gibt es ausreichend Pausen, also wertvolle Reflexionszeit?
Und wer weiß, vielleicht planst Du ja auf Basis dieses neuen Wissens in Zukunft sogar lieber Pausen ein. Denn sie sind erwiesenermaßen keine verschwendete Lernzeit!