Oftmals fühlt sich in Online-Seminaren die Zeit doppelt so lange an. Das hat verschiedene Hintergründe:
Die Reduktion körpersprachlicher Signale, fehlende Interaktion oder einfach der Bildschirm an sich.
Digitale Ermüdung ist ein echtes Problem für jede/n Online-Trainer/in, aber Du kannst gezielte Maßnahmen ergreifen, um diese Effekte abzumildern.
Das beginnt schon dabei, dass Du in Online-Formaten immer mehr Pausen und kürzere Einheiten einkalkulieren solltest.
Aber selbst, wenn Du das beachtest, kann die Konzentrationsfähigkeit Deiner Teilnehmer*innen immer mal wieder ein natürliches Tief erreichen.
Und wenn die Konzentration schwindet, werden wir weniger produktiv und fehleranfälliger.
Daher gibt es zwei methodische Kniffe, die Du in Deinem Repertoire haben solltest: Energizer und Aufmerksamkeitsbooster.
Wie setzt Du Energizer am besten ein?
Energizer sind kurze Einheiten, die Deine Teilnehmer*innen mit neuer Energie versorgen. Oftmals in Form eines Spiels oder (vor allem Online!) gerne auch in Verbindung mit etwas körperlicher Bewegung.
Wie „verspielt“ Du Deine Energizer angehen möchtest, hängt von Dir und Deinen Teilnehmergruppen ab.
Es muss sich auch nicht unbedingt um vollkommen losgelöste Spiele handeln, sondern Du kannst die Rahmenbedingungen auch in Deinen inhaltlichen Kontext einordnen.
Grundsätzlich eignen sich Energizer-Spiele auch ideal zum Aufbau einer positiven Gruppendynamik. Also kannst Du hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn Du Energizer Varianten wählst, die in Teams gespielt werden.
Zeitlich ist es oft besonders effektiv, wenn Du Energizer zu Anfang einer neuen Einheit und nach Pausen einsetzt.
Online-Seminare erfordern jedoch gerne mal ein wenig mehr Flexibilität als die Präsenz-Variante.
Wann Du Deine Energizer also konkret einsetzt, kann manchmal nur schwierig nach der Uhr geplant werden. Manchmal wirst Du einfach spüren, wie die Aufmerksamkeit zu verschiedenen Zeiten spürbar nachlässt.
Dann solltest Du auch flexibel reagieren können und mit einigen effektiven Energizern im Trainer-Koffer ist das auch kein Problem.
Achte darauf, dass Du vor Beginn das Spiel immer verständlich anmoderierst, damit alle wissen, wie gespielt wird. Eventuell solltest Du auch die technische Seite abdecken, beispielsweise ob die Mikros für den Energizer angeschaltet werden oder die Galerie-Ansicht gewählt werden sollte.
Du kannst solche Energizer-Spiele auch immer mit kleinen (nicht-materiellen) Belohnungen verbinden, um gleich auch noch einen stärkeren Gamification-Effekt einzubauen.
1. Mach schnell!
Hier kommt einer der Klassiker, den wir auch gerne in unseren Veranstaltungen nutzen. Denn das Spiel lässt sich schnell aufbauen und bei Bedarf auch gut inhaltlich steuern.
„Mach schnell“ lässt sich als Energizer besonders gut mit Online-Tools wie Flinga oder Jamboard umsetzen.
Und so geht’s:
- Du suchst einige Bilder heraus oder lässt alternativ jede*n Teilnehmer*in ein Bild aussuchen und an Dich schicken (Je nach Zeitkontingent oder ob Du Spiele lieber vorbereitest. Du kannst beispielsweise aber auch live jedem Lernenden ein relevantes Thema geben und sie dazu ein Bild suchen lassen, das dann verwendet wird)
- Setze die Bilder auf ein Whiteboard und erstellst für alle Teilnehmer*innen eine Figur (daher ist hier Flinga sehr schön!) oder ähnliches
- Du sagst ein Bild an und alle müssen so schnell wie möglich ihre Figur auf das richtige Bild setzen
- Jede Runde scheidet der/die Langsamste aus bis ein/e Sieger/in übrig ist
2. Show me around
Es tut in Online-Seminaren sehr gut, immer mal wieder aufzustehen und die Beine zu strecken.
Die Methode „Show me around“ (Führ‘ mich herum) verbindet dabei ein wenig Bewegung mit Teambuilding.
Dazu sei gesagt, dass sie sich eher anbietet, wenn sich Gruppen schon ein wenig aneinander gewöhnt und Vertrauen gefasst haben.
Denn das Prinzip ist, dass sich die Teilnehmer*innen in Kleingruppen gegenseitig ein paar Gegenstände oder Orte im direkten Umfeld zeigen, zu denen sie eine kurze Geschichte erzählen können.
Dabei ist es natürlich jedem Einzelnen überlassen, wie persönlich die kleine Führung sein soll. Indem Du diesen Energizer rechtzeitig ankündigst, können sich die Gruppenmitglieder ihre Gegenstände herauslegen und werden nicht in ihrem privaten Bereich überrumpelt.
So lernen sich die Teilnehmer*innen ganz persönlich kennen und es kommen garantiert viele interessante Geschichten dabei heraus.
Dieser Energizer ist besonders schön, wenn er mit mobilen Geräten verbunden wird, denn so lädt ein solches Intermezzo noch mehr zu Bewegung im Raum ein.
3. Finde den Gegenstand!
Ein weiterer Energizer, der für ordentlich Bewegung in der Gruppe sorgt, ist „Finde den Gegenstand“, denn hier heißt es:
Schnelligkeit gewinnt!
Du sagst nacheinander verschiedene übliche oder auch nicht so übliche Haushaltsgegenstände an, die die Teilnehmer*innen finden und für den Rundengewinn als Erste*r in die Kamera halten müssen.
Bei einem solchen Spiel darfst Du durchaus auch ein bisschen Humor reinbringen und kreative Gegenstände suchen lassen, die vielleicht nicht gerade auf dem Schreibtisch stehen würden.
Wie wäre es zum Beispiel mit Glühbirnen, Sonnenbrillen oder einer Kartoffel? Ein paar Runden reichen aus, um alle Teilnehmer*innen wieder mental und körperlich wachzurütteln.
4. Sound-Quiz
Eine schöne Energizer-Methode, die die Sinne einbindet und Kreativität von den Teilnehmer*innen fordert, ist das Sound-Quiz.
Die Lernenden schalten ihre Kameras aus und am besten auch die Mikros, wenn sie nicht gerade dran sind.
Dann macht jeder reihum ein Geräusch und die Gruppe muss raten, womit der Sound erzeugt wurde. Dabei kann das Geräusch mit dem Mund, einem Gegenstand oder auch über eine digitale Sound-Quelle erzeugt werden.
Falls es sich bei Deinem Thema anbietet, lässt sich das Spiel auch inhaltlich anreichern, indem Geräusche aus einer passenden Kategorie gewählt und identifiziert werden müssen.
Zögerlich mit Spielen?
Du entscheidest, welche Art von Energizer am besten für Deine Lerngruppen geeignet sind. Manchmal haben Trainer*innen Sorge, dass kleine Spiele ihrem Seminar die nötige Ernsthaftigkeit nehmen.
Vielleicht musst Du hier also einfach etwas experimentieren und mit Hilfe von aktiv eingefordertem Feedback von Deinen Gruppen das richtige Maß finden.
Dabei wissen die allermeisten Teilnehmer*innen aus Erfahrung insbesondere etwas Bewegung in Online-Seminaren zu schätzen.
Falls Dein Thema tatsächlich zu ernst für Energizer-Spiele sein sollte, dann halte Dich an gemeinsame Atem- oder kleine Yoga-Übungen.
Mit den richtigen Energizern förderst Du immer wertvolle Konzentration, Achtsamkeit und Offenheit innerhalb der Gruppe – also unterschätze nicht ihre Wichtigkeit in Online-Seminaren!