Diese 3 Kompetenzen brauchen Aus- und Weiterbildner:innen jetzt!

Die Lehre verändert sich genauso wie alle anderen Bereiche der Gesellschaft.

Eventuell hast Du in den letzten Jahren aber das Gefühl gehabt, dass sich die Bildungslandschaft besonders schnell verändert hat.

Rasante Digitalisierung, Hybrid, KI – um nur ein paar Stichworte zu nennen, die uns zuletzt gefordert haben. Einige Aus- und Weiterbildner:innen hatten sicherlich den Eindruck, dass sie den Anschluss verlieren könnten.

Mit diesem Gefühl geht manchmal diese Überforderung einher, bei der wir gar nicht mehr wissen, wo wir anfangen sollen.

Daher schauen wir uns heute einmal an, welche Kompetenzbereiche derzeit und in absehbarer Zukunft besonders wichtig sind:

Wie wird moderne Aus- und Weiterbildung aussehen?

Bevor wir die konkreten Kompetenzen zusammenfassen, beleuchten wir erst einmal die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen.

Denn wir können durchaus schon jetzt einige Veränderungen spüren, die sich beispielsweise seit der Pandemie gefestigt haben. Die übergeordneten Bildungsapparate bewegen sich zwar (leider) immer ein wenig langsam und wichtige Anpassungen geschehen oftmals nur mit großer Verzögerung.

Aber wir können als Lehrende trotzdem selbst zu jeder Zeit an vielen kleinen Stellschrauben drehen, auf die wir in der Praxis Einfluss haben.

Um uns anzupassen, müssen wir natürlich erst einmal wissen, an welche Bedingungen. Nach unseren Beobachtungen und Erfahrungen können wir die Entwicklungen auf diese drei Grundpfeiler herunterbrechen:

1. Das Lernen selbst entwickelt sich

Die Art und Weise, wir wir heute lernen und lehren, hat bereits große Umwälzungen erfahren.

Lernen wird auch in Zukunft vor allem

  • selbstorganisiert und eigenverantwortlich
  • zeit- und ortsflexibel
  • vernetzt
  • digitalisiert und vielfältig mediengestützt

sein.

Neben der nötigen Handlungsorientierung verändern sich also auch die Rahmenbedingungen. Grundsätzlich wird die Aus- und Weiterbildung immer teilnehmerorientierter und versucht individuelle Bedürfnisse mehr zu berücksichtigen.

2. Die Rolle von Aus- und Weiterbildner:innen verändert sich

Mit dieser Entwicklung gehen eben auch Veränderungen in unserer Rolle einher.

Vergangen sind zum Glück in den meisten Fällen die Tage des gefürchteten Frontalunterrichts. Wir sind das Bindeglied zwischen der Theorie und der beruflichen Praxis.

Es gibt mittlerweile viele alternative Begriffe, mit denen wir diese Rolle auch besser beschreiben können – wie etwa Lernberatung, Lerncoaching, Lern(prozess)begleitung.

Angelehnt an diese Neudefinition müssen wir natürlich teilweise auch neue Kompetenzen ausbilden und Konzepte verändern.

3. Der Bedarf wird steigen!

Eine interessante Nebenerscheinung der Entwicklungen auf dem Gebiet der Digitalisierung und auch der KI ist, dass eben auch der Weiterbildungsbedarf steigt.

Grundsätzlich also gute Nachrichten für uns. Dafür müssen wir aber natürlich auch selbst in diesen Themen auf der Höhe sein.

Es geht derzeit in vielen Branchen die Sorge um zunehmende Automatisierung um. Auch wenn KI etwa auch unsere Bereiche verändern mag, so wird unsere Expertise zum Glück immer relevant bleiben.

Wo können wir ansetzen?

Lernende erwarten heutzutage einfach mehr.

Das ist ihr gutes Recht und viele Lernbegleiter:innen entsprechen diesen Erwartungen auch auf vielen Ebenen.

Trotzdem ist da bei vielen immer noch dieses nagende Gefühl, dass sich die Dinge verändern und der richtige Ansatzpunkt fehlt.

Daher fassen wir basierend auf den Gegebenheiten der modernen Aus- und Weiterbildung einmal zusammen, welche Skills uns auch in Zukunft das Leben erleichtern werden:

1. Soziale Kompetenzen

Fachliches Wissen ist selbstverständlich immer der Ausgangspunkt in der Aus- und Weiterbildung.

Doch mit den eben beschriebenen Entwicklungen geht eben auch einher, dass Softskills und zwischenmenschliche Aspekte immer wichtiger für uns werden.

Mittlerweile müssen auch wir in anderen Kompetenzbereichen fit sein. Je nach Bereich können hier beispielsweise Themen wie interkulturelle Kompetenz oder Konfliktbewältigung/Mediation wichtige Ergänzungen sein.

Lernende wollen zukünftig immer mehr auf Augenhöhe begegnet werden – vor allem in der Erwachsenenbildung war das wohl schon immer der Fall.

Ein gutes Bewusstsein auf dem Gebiet der sozialen Kompetenzen kann und sollte im nächsten Schritt auch an die Teilnehmenden weitergegeben werden. Denn diese sind schließlich auch im Beruf immer von Bedeutung.

2. Medienkompetenz

Ja, es mag immer noch Aus- und Weiterbildner:innen geben, die das nicht so gerne hören wollen.

Doch digitale Kompetenzen stellen Dich nicht nur wesentlich breiter auf, sie werden auch für die Vermittlung immer wichtiger.

Medienkompetenz ist an dieser Stelle natürlich ein sehr breiter Begriff. Grundsätzlich sind für Lehrende hier vor allem verschiedene Tools, digitale Lernplattformen, Konferenzsoftwares und Präsentationswerkzeuge relevant.

Doch auch das Thema KI spielt ganz aktuell etwa eine Rolle, da es auch die Lehrpraxis aktiv berührt. Wir haben also die Verantwortung, bei solchen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben.

Medien und Tools können ebenfalls eine zentrale Rolle für die Einbindung von Kommunikationsstrukturen bilden, um zu Punkt 1 zurückzuführen.

Auch als Überleitung zum dritten und letzten Aspekt bildet eine fundamentale Medienkompetenz eine wichtige Basis:

3. Flexibilität

Auch dieses Stichwort kann für manche Menschen eine bittere Pille sein.

Wir sind alle in manchen Bereichen ein wenig festgefahren oder fühlen uns einfach in bestimmten Themen mehr zuhause als in anderen.

Doch Flexibilität wird zukünftig für bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung überlebenswichtig werden. Teilnehmende werden immer mehr den Anspruch stellen, dass Lerninhalte und -settings individuell und personalisiert genutzt werden können.

Dafür braucht es nicht nur die Kompetenzen aus Punkt 2 für die Erstellung entsprechender Inhalte, sondern auch die fortwährende Entwicklung neuer Ansätze, die diesem Anspruch genügen.

Es ist natürlich bequemer, das Lernen auf einen klar abgesteckten Zeitraum zu begrenzen. Doch langfristig werden sich Lernkonzepte immer mehr aufsplittern, um sich in das individuelle Leben der Lernenden einfügen zu können. Das Lernen wird auch auf immer mehr Plattformen gleichzeitig stattfinden.

Wenn wir die Skills und Kompetenzen aus den drei Punkten zusammenfassen, können wir diese Entwicklungen auch stemmen und teilnehmerorientierte Aus- und Weiterbildung gestalten!

Digitale Kompetenz – Schlüsselfaktor und Wegblockade

Wir leben in einer digitalisierten Welt.

Der Umgang mit Technologie ist für viele von uns so alltäglich, dass wir uns ein Leben ohne unsere digitalen Geräte kaum vorstellen können.

Was tun wir also, wenn uns in einem Lernkontext Menschen begegnen, deren digitale Kompetenz praktisch nicht vorhanden ist?

Erst vor einigen Wochen habe ich in einem Präsenzseminar erlebt, dass eine Frau mittleren Alters tatsächlich noch niemals einen Computer auch nur angeschaltet hatte.

Wie kann man Teilnehmer*innen helfen, die in ihrer medialen Kompetenz so weit zurückliegen?

In diesem Kontext sprechen wir hauptsächlich über die digitale Kompetenz in Präsenzveranstaltungen. Natürlich existiert und äußert sich diese Barriere auch im Rahmen von Online-Seminaren – jedoch ist davon auszugehen, dass in vielen Fällen Menschen mit niedriger digitaler Affinität erst gar nicht zu Teilnehmer*innen einer (freiwilligen) Online-Veranstaltung werden.

Wie entstehen digitale Mangelerscheinungen?

Einer der faszinierendsten Faktoren der digitalen Sphäre ist die exponentielle Entwicklungskurve. Für uns als Nutzer wird diese Geschwindigkeit und Flüchtigkeit von Wissen aber auch schnell zum Problem.

Mein Vater arbeitet seit den 80er-Jahren in der IT-Branche. Abgesehen von medienhistorischer Bedeutsamkeit sind die Lerninhalte seines Studiums heute weitgehend veraltet. Und man muss keineswegs so weit zurückgehen, um diese Beobachtung anzustellen: Da sich die Technologie und das Internet in einem solch rapiden Tempo verändern, kann selbst das Wissen von heute morgen schon überholt sein.

Natürlich geht es aber immer um die wertvolle Ausbildung einer digitalen Grundkompetenz als Basis. Denn wenn diese fehlt, wird die Einarbeitung in neue digitale Wissensbereiche besonders schwierig.

Letzten Endes kann man die Ausbildung digitaler Kompetenz auch immer zu einem Teil in die Verantwortung von Unternehmern und Arbeitgebern legen. Das Angebot und die Förderung von Weiterbildungen sind aber natürlich längst noch nicht überall Teil der Unternehmensphilosophie.

Was sind digitale Kompetenzen überhaupt konkret?

Digitale Kompetenzen lassen sich in drei wesentliche Bereiche einteilen:

Diese drei Grundbausteine umfassen die wichtigsten Kompetenzen im Umgang mit Digitalität. So werden einerseits theoretisches Basiswissen über die Funktionsweise von Geräten und Softwares vermittelt, andererseits aber auch Bewertungs- und Handlungskompetenzen ausgebildet.

Insbesondere die kritische Bewertung von Medieninhalten wird als Kompetenz häufig vernachlässigt. Man muss aber durchaus auch den kompetenten Umgang mit Inhalten bewusst anleiten.

Wie kann man diese Kompetenzen didaktisch fördern?

Wobei informatische Grundkenntnisse durchaus hilfreich für ein generelles Verständnis sein können, so halte ich die anderen zwei Bereiche für wesentlich fundamentaler für methodische Ansätze.

1. Medienkompetenz

Medienkompetenz entsteht vor allem durch Reflexion.

Menschen, die mit dem Internet und sozialen Medien nicht vertraut sind, können in Bezug auf die Validität digitaler Inhalte zu Naivität neigen. Daher gilt es, ihnen Bewertungskriterien für den Umgang mit Medieninhalten an die Hand zu geben. Insbesondere Inhalte auf sozialen Medien müssen hinsichtlich ihrer potentiellen Risiken für die reale Lebenswelt thematisiert werden.

Idealerweise entstehen Medienkompetenzen durch praktische Übungen, in denen Teilnehmer*innen Inhalte reflektieren und diskutieren können. Dies kann beispielsweise im Rahmen einer Übungseinheit zum Thema „Fake News“ geschehen, in der die Lernenden Inhalte recherchieren und auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen müssen.

Ein wichtiger Teil des Prozesses ist damit auch die Reflexion der eigenen Arbeitsergebnisse bezüglich ihres ihrer Stichhaltigkeit und Aktualität. Durch diese Verifizierung der Seriosität und des Informationsgehaltes können Teilnehmer*innen ein natürliches Bewertungssystem entwickeln.

2. Anwendungswissen

Zum Anwendungs-Know-how zählt im Zusammenhang mit digitaler Kompetenz vor allem die Sicherheit im Umgang mit Software-Programmen. Oftmals liegen die grundlegenden Bausteine in Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogrammen und Bildbearbeitung.

In diesen Bereich fällt ebenfalls die Anwendung der kollaborativen Softwares, die im Seminar für die gemeinschaftliche Bearbeitung der Übungen genutzt werden, sowie die Methoden der Informationsbeschaffung im Internet.

Je nach Lernkontext zählen hierzu selbstverständlich auch fachspezifische Programme, die im jeweiligen beruflichen Umfeld gebraucht werden.

Wie der Name bereits nahelegt, entsteht Anwendungswissen am sinnvollsten durch Anwendung. In einem Lernumfeld verspricht ein hoher Praxisanteil daher den nachhaltigsten Lernerfolg. Wenn der Trainer der eigenständigen Erschließung möglichst viel Raum gibt, können Lernende auch ihre Selbstständigkeit ausbauen.

Wie kann man einzelnen Lernenden helfen?

Manchmal muss man die Lernenden einfach dort abholen, wo sie stehen. Unterschiede in der digitalen Kompetenz sind in vielen Lerngruppen vorhanden und sind nicht notwendigerweise ein Stolperstein.

Grundsätzlich möchten wir als Trainer natürlich niemanden aus dem Lernprozess ausschließen. Daher beanspruchen einzelne Gruppenmitglieder manchmal einfach mehr Zeit und eine intensivere Betreuung.

Den Ablauf des Seminars nicht allzu starr zu gestalten, ist generell ein guter Ansatz. Auf diese Weise hat man an jeder Stelle die Möglichkeit, Aufgabenstellungen abhängig vom Leistungsstand differenziert zu stellen.

Lernende mit mangelnder digitaler Kompetenz haben häufig die Sorge, dass sie nicht mit dem Rest der modernen Welt Schritt halten können. Dieser Eindruck kann große Unsicherheit und auch Zukunftsängste auslösen.

Daher ist es wichtig, dass man stets versucht, allen Lernenden das Gefühl zu vermittelt, dass sie für den Lernprozess wertvoll sind. Selbstverständlich haben auch diese Gruppenmitglieder Erfahrungen und Kompetenzen in vielen anderen Bereichen. Wenn man einen Weg findet, ihnen von diesen eine Brücke zu digitalen Wissensbereichen zu bauen, kann sich jeder Lernende eingebunden fühlen.

Insgesamt können auch bei unterschiedlicher digitaler Kompetenz innerhalb einer Gruppe dieselben Grundsätze wie beim Umgang mit heterogenen Lerngruppen hilfreich sein. Falls Dich dieses Thema weitergehend interessiert, so kannst Du in diesem Artikel mehr darüber lesen:

Das Lernen in heterogenen Teilnehmergruppen

Digitale Kompetenz ist Handlungskompetenz

All die besprochenen Aspekte laufen vor allem auf eine Schlussfolgerung hinaus: Medienkompetenzen müssen handlungsorientiert vermittelt werden.

Informatische Grundkenntnisse sind wie Latein – als Verbindungsstück kann es manchmal hilfreich sein, es ist aber nicht unbedingt erforderlich. Am Ende des Tages muss der durchschnittliche Anwender digitaler Medien nicht im Detail wissen, wie ein Computer im Innern aufgebaut ist und wie Software programmiert wird. Es ist essentiell, dass wir wissen – und vermitteln – wie man diese digitalen Tools im beruflichen Alltag effizient anwendet.

Insbesondere ist die Förderung einer digitalen Grundkompetenz wichtig. Es fällt uns wesentlich leichter, uns in neue Dinge einzuarbeiten, wenn wir das neue Wissen mit bereits vorhandenen Wissensbeständen verknüpfen können.

Denn auch wenn sich die digitale Welt weiterhin schnelllebig entwickeln wird, können wir so verhindern, dass einige Lernende vollständig den Anschluss verlieren. Da die Entwicklung einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft auch immer mehr Arbeitsplätze in diesen Bereichen schaffen wird, können Menschen mit mangelnden Kompetenzen große Nachteile auf dem Arbeitsmarkt erfahren.

Das ist vor allem für weniger qualifizierte Arbeitskräfte problematisch, da diese Segmente des Arbeitsmarktes mit größerer Wahrscheinlichkeit wegfallen. Daher ist die Implementierung von digitalen Kompetenzen von besonderer Wichtigkeit.

Zudem haben wir in diesem Jahr kollektiv erfahren, dass unvorhergesehene Entwicklungen jederzeit geschehen können. Viele Menschen, die auf die Digitalität nicht vorbereitet waren, wurden von den Geschehnissen kalt erwischt und mussten in kurzer Zeit sehr viel digitales Wissen aufholen. Wenn wir uns also um eine bessere digitale Kompetenz bemühen, können wir hoffentlich auch gemeinsam besser auf die Zukunft vorbereitet sein.