5 schwierige Online-Situationen und wie Du sie meisterst

Online-Formate sind mittlerweile sehr verbreitet und weitgehend sowohl von Trainer:innen als auch Teilnehmer:innen akzeptiert.

Und trotzdem gibt es nach wie vor besondere Situationen, offene Fragen und Etikette-Unsicherheiten. Denn digitale Räume haben ihre eigene Kultur, an die wir uns gewöhnen müssen, wenn wir noch nicht damit vertraut sind.

Auch nach einigen Jahren, in denen die meisten von uns nun verstärkt Berührungspunkte mit digitalen Formaten hatten, tauchen nämlich in meinen Veranstaltungen immer noch dieselben Fragen auf.

Denn so 100% natürlich fühlt es sich einfach niemals an und als Menschen reagieren wir darauf auf verschiedene Weisen.

Daher schauen wir uns heute einmal 5 klassische Online-Seminar Problemstellen an und vor allem auch, wie Du diese Klippen umschiffen kannst:

Audio & Co.

Bevor wir zum Audio-Thema im Speziellen kommen, direkt einmal ein allgemeiner Ratschlag:

Mache Dich immer mit Deiner entsprechenden Video-Plattform vertraut. Denn Zoom, Microsoft Teams etc. verfügen über viele Features und Einstellungen, die Dir weiterhelfen können.

Das gilt gerade und vor allem hier auch für das Thema Audio. Einsteiger:innen kämpfen häufig damit, dass ständig aus allen Richtungen Geräuschquellen zu kommen scheinen.

Daher würden wir Dir gleich zu Beginn ans Herz legen, Dich mit den Einstellungen vertraut zu machen. Denn sowohl Zoom als auch Teams haben beispielsweise die Möglichkeit, alle Teilnehmenden bei Eintritt automatisch stummzuschalten.

Zoom verfügt darüber hinaus zum Beispiel auch über die Option, den Befehl „Alle stummschalten“ über eine Tastenkombination auszuführen.

Grundsätzlich gilt in Online-Meetings die Etikette, dass Teilnehmende, die gerade nicht sprechen, sich stummschalten und nur den Ton aktivieren, wenn sie sich zu Wort melden. Das verhindert, dass ständig störende Nebengeräusche über die Mikrofone übertragen werden und sich alle konzentrieren können.

Allgemein können hier – gerade zum Einstieg – auch Co-Moderator:innen hilfreich sein. Das kann Dir Sicherheit geben und Du kannst Dich auf Deine Präsentation konzentrieren.

Digitale Motivationsprobleme?

Viele Lernbegleiter:innen berichten, dass sie ihre Teilnehmenden Online wesentlich stiller und gefühlt demotivierter erleben.

Einerseits müssen wir hier darauf hinweisen, dass >>digitale Ermüdung leider tatsächlich existiert und wir hier ein gutes Auge auf die Motivationskurve haben müssen. Online brauchen wir mehr Pausen und es kann auch nie schaden, sich während dieser Pausen vom Bildschirm zu entfernen.

Andererseits können Online aber bei diesem Thema auch starke Verzerrungseffekte auftreten. Wir nehmen Körpersprache über digitale Kanäle einfach reduzierter wahr als in Präsenz. Das kann Dich auf die falsche Fährte führen und Du meinst, es liegt an Dir oder den Inhalten.

Es kann auch sein, dass Deine Lernenden selbst noch digital unsicher sind und sich daher allgemein zurückhalten.

In beiden Fällen hilft nur eins: Dialog!

Kommuniziere direkt und regelmäßig mit den Lernenden, sprich sie einzeln an und hole Dir Feedback zur aktuellen Gemütslage. Es kann Online immer sein, dass Du dann flexibler reagieren musst, wenn tatsächlich ein Motivationstief entsteht.

Zeitmanagement

Die Grundregel ist: Alles dauert länger, als Du denkst.

Das gilt ja eigentlich auch in der Präsenz, vor allem wenn Gruppenarbeiten geplant sind. Auf diese solltest Du im Übrigen auch Online keinesfalls verzichten – sonst droht schnell das Webinar-Koma.

Ähnlich wie Teilnehmende nehmen wir manchmal an, dass digitale Methoden durch kürzere oder nicht vorhandene Wege schneller gehen. Dabei wird dieser Faktor spätestens dadurch ausgeglichen, dass technische Unsicherheiten bei der Bearbeitung aufkommen.

Mache Dich immer vor Seminaren mit den Funktionsweisen der Gruppenräume vertraut. Gib Deinen Lernenden im Zweifel immer etwas mehr Zeit in den Räumen, denn hier können sie auch ein wenig informelle Kommunikation untereinander einbauen, die Online ansonsten gerne einmal zu kurz kommt.

Auch die grundsätzliche Zeitplanung ist Online anders zu gestalten. Kürzere, knackigere Blöcke von maximal 30 Minuten pro Einheit scheinen am besten zu funktionieren. Falls es Dir möglich ist, verteile traditionelle „Tagesseminare“ lieber auf mehrere Tage.

Digitale Pünktlichkeit

Ein Meeting ist für 09:00 Uhr angesetzt und die Teilnehmenden tröpfeln so langsam bis 09:15 ein.

Ja, das Thema Pünktlichkeit nehmen viele Menschen Online nicht ganz so genau. Denn sie glauben, dass sie schließlich die Anfahrtszeit abziehen können und keine große Vorbereitungszeit brauchen.

Dabei vergessen sie aber gerne, dass der Computer oder das Programm dann gerne nochmal Updates machen will, nicht die richtige Kamera angeschlossen ist und so weiter.

Außerdem glauben immer noch einige Teilnehmende, dass digitale Formate weniger „formell“ sind und Pünktlichkeit daher nicht ganz so streng genommen werden muss. Schließlich fällt es weniger auf, als wenn sie verspätet in einen Präsenz-Raum kommen.

Da Unpünktlichkeit aber auch im Online-Raum genauso störend ist, solltest Du auf die Wichtigkeit eines zeitigen Anfangs vor dem Start immer hinweisen. Es kann auch sehr helfen, wenn Du etwa eine halbe Stunde vor Beginn eine Erinnerungs-Mail schickst, auch mit dem erneuten Hinweis sich rechtzeitig einzuwählen.

Du solltest auch einen Warteraum einrichten. Hier kannst Du ebenfalls in Video- oder Textform noch einmal auf den Technik-Check hinweisen.

Schwierige Teilnehmende?

Auch in digitalen Lernräumen menschelt es.

Deshalb solltest Du immer auch zumindest ein halbes Auge auf den Chat haben – hier offenbaren sich offene Fragen schneller. Auch für solche Zwecke können übrigens Co-Moderator:innen sehr helfen, als auch ein zweiter Monitor speziell für den Chat.

Wenn Dich eine zweite Person unterstützt, kann diese auch in 1:1 Chats individuelle Fragen oder technische Probleme klären, ohne den Fluss der gesamten Veranstaltung zu unterbrechen.

Denn allgemein ist die Richtlinie:

Fragen und generell kritische Anmerkungen sollten zeitnah geklärt werden. Nutze die tolle Chat-Funktion, denn sie kann Lernenden mehr Kommunikationsraum als in Präsenz-Formaten geben und sollte nicht ungenutzt verpuffen.

Wenn einzelne Lernende aber zu bestimmten Themen nicht locker lassen, oder die Gruppe viel zu weit vom Thema abkommt, sollten sanfte Grenzen gesetzt werden.

Wenn Einzelne sich sogar tatsächlich als Störer:innen entpuppen, solltest Du dies immer zunächst in einem Einzelgespräch versuchen zu entschärfen. Oftmals liegen auch Missverständnisse vor oder Teilnehmende fühlen sich einfach zu wenig gehört.

Wenn jetzt noch etwas schiefgeht?

Nun ja, das wird es immer.

Auch mit vielen Jahren Online-Erfahrung auf dem Buckel ist man nicht vor Pannen gefeit. Die Verbindung ist schlecht, Tools wollen nicht funktionieren, das Mikrofon spinnt.

Wir müssen uns vornehmen, auch selbst immer lernbereit zu sein und diese Momente einfach als Lernsituationen anzunehmen.

Gute und gründliche Vorbereitung empfiehlt sich natürlich immer. Aber wir müssen auch ab einem gewissen Punkt den Prozess akzeptieren.

Hast Du noch eine konkrete Frage oder eine Problemstelle in digitalen Formaten, die Dir häufig begegnet?

So förderst Du Selbstlernkompetenz!

Als Lernprozessbegleiter:innen tun wir genau das – das Lernen anstoßen und begleiten.

Das ist eine wichtige Differenzierung, denn es gibt immer noch viele Ansätze, die wesentlich stärker auf eine Lehrperson zentriert sind.

Wir möchten dagegen die Lernenden selbst ins Zentrum stellen und ihnen mehr Eigenverantwortung übertragen. Nicht, weil es so für uns einfacher wird, sondern weil die Teilnehmer:innen auf diese Weise viel dauerhafter lernen.

Denn ihnen alle Inhalte vorzukauen und in einer definitiven Art zu präsentieren, regt ihr Gehirn nicht unbedingt zum lebenslangen Lernen an.

Und da das unser Ziel ist, werden auch die Selbstlernkompetenzen immer wichtiger!

Wie fördern wir also diese Kompetenzen in einer Veranstaltung und machen Teilnehmende zu effektiven und begeisterten Lerner:innen?

Was sind Selbstlernkompetenzen?

Welche Kompetenzen wollen wir eigentlich genau fördern?

Denn mehr Verantwortung im Lernprozess zu übernehmen, klingt eventuell für die Lernenden selbst zunächst nicht besonders attraktiv.

Daher ist es wichtig zu betonen, dass diese Fähigkeiten gerade im Berufsleben unverzichtbar sind. Denn als Erwachsene müssen wir uns nun einmal oft selbstständig weiterentwickeln, um im Beruf dranzubleiben oder neue Möglichkeiten zu eröffnen.

Du vermittelst ihnen also wertvolle Kompetenzen, die weit über diese eine Veranstaltung hinausgehen. Ja, von ihnen wird mehr Eigenständigkeit verlangt, aber das ist im Prinzip nur eine Reflektion der Fähigkeiten, die ihnen auch im Berufsalltag helfen werden.

Dabei gibt es aber übrigens nicht nur Faktoren, die vielleicht im ersten Moment als „Nachteile“ oder „mehr Arbeit“ empfunden werden. Denn wenn Lernende mehr Verantwortung für ihr Lernen übernehmen, können sie es auch immer individueller anpassen.

Wenn ihnen weniger starre Vorgaben gemacht werden, können sie den Lernprozess und das Lerntempo flexibel an ihren Lernbedarf und ihre persönliche Situation anpassen – ein Aspekt, der für Lernende heutzutage immer wichtiger wird!

Diese Selbstlernkompetenzen sind grundsätzlich besonders wichtig:

  • Zielsetzung: Was will ich lernen und am Ende können?
  • Situationsanalyse: Wo stehe ich aktuell und was bringe ich bereits mit?
  • Motivation: Warum ist es für mich wichtig, das zu lernen?
  • Zeitplanung: Wie und wo kann ich das Lernen einplanen?
  • Anwendung: Wo kann ich meine neuen Fähigkeiten üben und implementieren?

Da brauchen wir sie!

Eigenverantwortlichkeit wird also für Lernende immer wichtiger und tatsächlich will auch das für viele Menschen erst einmal gelernt sein.

Deshalb sollte die Förderung von Selbstlernkompetenzen auch so früh wie möglich in der Veranstaltung beginnen – oder am besten sogar noch davor. So wissen die Teilnehmenden nämlich gleich, was sie erwartet und bringen die richtige Erwartungshaltung mit.

Dabei bedeutet Selbstlernen natürlich nie, dass die Lernenden vollkommen ohne Leitplanken bestehen müssen. Durch die Auswahl der Inhalte und Lernmedien gibst Du ihnen immer Hilfestellungen und bringst sie auf den richtigen Weg.

Ihre Selbstlernkompetenz brauchen sie dann aber an verschiedenen Stellen innerhalb eines Lernprozesses:

  1. Lernplanung und Organisation: Eine Herausforderung, die gerade in Online-Formaten besonders hoch ist. Aber auch in anderen Weiterbildungen sind die Organisation und das Zeitmanagement Knackpunkte
  2. Der Haupt-Lernprozess: Natürlich müssen sich die Lernenden hier besonders einbringen und sich individuell mit den Inhalten auseinandersetzen
  3. Das Lernergebnis: Sich selbst und den eigenen Lernerfolg zu überprüfen ist wichtig für das Erreichen der Lernziele
  4. Die Koordination: Das Lernen muss nicht nur für sich genommen geplant werden, sondern auch in den Alltag integriert werden

So fördern wir sie!

Lernen kann also durchaus zu einem anspruchsvollen Projekt werden, das nur mit der entsprechenden Planung und Motivation wirklich erfolgsversprechend ist.

Durch eine gute Kombination aus Anleitung durch die Lernbegleiter:innen und eine hohe Selbstlernkompetenz werden Teilnehmende also einfach langfristig zu besseren Lerner:innen.

Wie können wir diese Kompetenzen am besten konkret fördern? Hier sind ein paar Tipps, die die richtige Einstellung erzeugen können:

  • Die Inhalte: Die Lernenden benötigen genügend Input und Lerninhalte, die ihnen als Ressourcen für das Selbstlernen dienen. Je vielfältiger diese in ihrer Form sind, desto besser. Weiterführende Links zur Recherche sind immer eine gute Idee
  • Verantwortung übergeben: Lege so viele Aspekte des Lernprozesses in die Hand der Gruppe, wie möglich. Dabei ist es wichtig, dass diese Verantwortung positiv konnotiert wird – denn durch diese Verantwortung können sie viel individueller lernen und betreut werden
  • Der Kontext: Ordne die Inhalte und Maßnahmen immer so nah wie möglich in den beruflichen Zusammenhang ein. Den Teilnehmenden sollte zudem immer bewusst sein, dass sie für sich und ihre Weiterentwicklung lernen und nicht für Dich oder ihre Arbeitgeber:innen
  • Unterstützung: Während dieser Prozesse profitieren die Lernenden besonders von Feedback und Kommunikation. Du kannst sowohl feste Zeiten dafür einräumen als auch eine grundsätzliche Offenheit signalisieren. So kommt bei ihnen nicht die Frustration auf, wenn sie mal weniger erfolgreich sind oder eine Rückmeldung benötigen

Lernen muss für Erwachsene wieder zur Gewohnheit werden. Rege die Teilnehmer:innen daher dazu an, dass sie ihre Selbstlernkompetenz kontinuierlich erproben.

Du kannst ihnen auch während Selbstlern-Phasen konkrete Aufgaben geben, die ihnen dabei helfen.

Individuell fördern

Welche der Selbstlernkompetenzen am meisten gebraucht werden, kann sehr verschieden sein.

Manche Menschen sind zum Beispiel sehr eigenständig, aber notorisch unorganisiert. Daher brauchen sie besondere Unterstützung beim Thema Organisation und Zeitmanagement.

Du kannst also beispielsweise einen Lernplan erstellen, der als Richtlinie und Hilfestellung dienen kann. Diesen können Lernende annehmen, wenn sie es benötigen, und so ihre Selbstlernkompetenz in diesem Bereich stärken.

Unterwegs werden sie sicherlich dann auch individuelle Anpassungen vornehmen und das ist auch gut so. Denn ein vorgefertigter Lernplan kann und soll auch gar nicht für alle Lernenden passen.

Das Ziel dieser grundsätzlich unverbindlichen Vorgabe ist es, dass die Lernenden ein Beispiel an die Hand bekommen. Auf dieser Basis können sie dann in Zukunft eigene Pläne erstellen, die sie beim effektiven Lernen unterstützen können.

Eine Vorlage kann ihnen dabei helfen, nicht bei 0 anfangen zu müssen. Denn wenn es sich eben um einen eher unorganisierten Menschen handelt, fällt ihnen selbst die Erstellung eines effektiven Plans schon ziemlich schwer. Da kann es sogar schnell passieren, dass sie es überhaupt nicht tun.

Oder sie erstellen einen Plan, der in der Praxis überhaupt nicht funktioniert und das erzeugt nur Frustration. Am Ende denken sie dann vermutlich, dass Lernpläne ohnehin nicht funktionieren und lernen wieder nach der ihnen bekannten chaotischen Art, die unvermeidlich auch zu weniger Lernerfolg führt.

Selbstlernen muss nicht einsam sein!

Die Begriffe Eigenverantwortlichkeit und Selbstlernen klingen eventuell erstmal nach einer ziemlich einsamen Angelegenheit. Das muss es aber gar nicht sein!

Im Gegenteil, alle individuellen Lernenden sollten natürlich auch immer in den Kontext der Lerngruppe eingeordnet werden. Dazu gehört auch der kontinuierliche Austausch untereinander. So teilen sie ihre Erfahrungen und stärken sich gegenseitig.

Viele Menschen brauchen tatsächlich den Dialog mit anderen in einem Lernprozess ganz besonders und daher kann das Thema Selbstlernen für sie erstmal furchtbar klingen.

Sie sollen ja aber auch gar nicht immer nur für sich selbst lernen, sondern ihre Kompetenzen in diesem Bereich ausbauen. Und zwar aus dem Grund, dass sie ihnen dauerhaft das (Arbeits)Leben erleichtern können.

Vor allem der Punkt der Anwendung des Gelernten eignet sich auf lange Sicht auch sehr für eine stärkere soziale Komponente. Denn so können die Lernenden das neue Wissen gemeinsam ausprobieren und ihre Lernfortschritte überprüfen – auch wenn eine eigentliche Veranstaltung längst vorbei ist.

Daher ist es wichtig, dass mit dem Ende einer Weiterbildung die Selbstlernkompetenzen bereits so gestärkt wurden, dass sie in Verhaltensroutinen übergegangen sind. So können die Lernstrategien dauerhaft implementiert werden und begleiten die Lernenden weiterhin.

Gute Vorsätze sind zum Scheitern verurteilt

Es ist ein Klischee, das für viele von uns leider zutreffend ist: Wir nehmen uns pünktlich zum Jahresumschwung eine ganze Menge produktive Dinge vor und setzen davon letzten Endes doch nur die Hälfte um.

Warum sind wir überhaupt so besessen davon, genau zum neuen Jahr unser ganzes Leben umkrempeln zu wollen?

Zeitrechnung ist ohnehin ein menschengemachtes Konzept und daher eigentlich eine Illusion.

Aber es ist dennoch eine kraftvolle Vorstellung, einen Neuanfang machen zu können.

Nach jedem normalen Jahr haben wir schon manchmal das Gefühl, dass wir die Geschehnisse des Jahres einfach gerne hinter uns lassen und einen Schnitt machen würden. Das Jahr 2020 erweckt diesen Wunsch in uns vermutlich in noch stärkerem Maße.

Auch wenn es ungewiss ist, ob und inwiefern das kommende Jahr tatsächlich besser wird, so können wir doch in unsere Pläne und Vorsätze eine Menge Hoffnung setzten.

Und Hoffnung ist das absolute Lieblingsgefühl des Menschen.

Sie sorgt dafür, dass wir immer weitermachen, auch wenn es schwierig wird. Denn ohne die Hoffnung, dass auch eine schwere Zeit vorbeigeht, verlieren wir uns leicht in negativen Gedanken.

So ähnlich funktionieren auch gute Vorsätze:

Ich mag zwar jetzt schlechte Essgewohnheiten haben, mich zu wenig bewegen und zu viel Chaos auf meinem Schreibtisch haben. Aber das ist alles gleich viel erträglicher, wenn man sich mit der Vorstellung aufmuntert, dass das bald alles anders sein wird. Die Zukunft kann theoretisch alles sein und daher können selbst noch so unrealistische Zukunftspläne sehr tröstlich sein.

Eine solche Idee ist besonders schön, weil sie in dem Moment noch keine echte Arbeit verursacht. Wir bekommen also so den psychologischen Bonus, ohne tatsächlich etwas getan zu haben. So können wir unsere Selbstverbesserung noch etwas aufschieben.

Wenn dann das neue Jahr da ist und wir merken, dass unsere schönen Gedanken mit echter Anstrengung verbunden sind, beginnt erst der schwierige Teil.

Zeitmanagement ist ein wichtiger Skill

Gute Vorsätze zum neuen Jahr offenbaren so häufig ein generelles Problem:

Wir machen sehr gerne Pläne, aber an der Umsetzung scheitert es manchmal. Und sowieso hat man immer zu viel um die Ohren.

Ich habe letztens einen interessanten Ansatz gelesen: selbst gesetzte Deadlines sind nur bedingt nützlich, da sie eigentlich nur dazu führen, dass wir genau bis zu dieser Deadline für die jeweilige Aufgabe brauchen. Frei nach dem Motto: „Ich habe so lange ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe“.

Heißt im Klartext, wenn ich mir eine mentale Deadline für eine Aufgabe bis nächsten Montag setze, dann werde ich es vermutlich auch bis Montag erledigt haben. Wenn ich aber Montag in zwei Wochen festlege, dann wird es auch bis dahin dauern – auch wenn der Arbeitsaufwand sicherlich bis diesen Montag zu schaffen wäre.

Für Menschen, die sich häufig in ihren vielen Aufgaben verlieren, können Zeitmanagement-Skills sehr hilfreich sein.

Es gibt eine Menge an Zeitmanagement-Methoden, wie beispielsweise das Eisenhower-Prinzip oder die ALPEN-Methode. Anstatt hier jedoch einige dieser Methoden im Detail vorzustellen, möchte ich lieber die wichtigsten Aspekte dieser und ähnlicher Methoden zusammenfassen, die ich in der Praxis wirklich hilfreich finde.

1. Aufschreiben gegen das Vergessen

Chaos im eigenen Zeitmanagement entsteht häufig einfach dadurch, dass wir den Überblick über unsere Aufgaben verlieren. Gerade wenn man sehr vielfältige Aufgabenbereiche hat oder mehrere Projekte gleichzeitig betreut, passiert es schnell, dass einzelne Dinge untergehen.

Um zu verhindern, dass uns diese Dinge dann plötzlich zu einem ungünstigen Zeitpunkt wieder siedend heiß einfallen und Stress verursachen, sollte man von Anfang um einen guten Überblick bemüht sein.

Einige Zeitmanagement-Methoden raten dazu, jeden Morgen vor Arbeitsbeginn eine neue Liste anzulegen, andere haben größere Abstände.

Ich finde, die konkrete Gestaltung ist vielleicht auch von der eigenen Arbeitssituation abhängig. Ich persönlich lege eher Wochenlisten an, da meine Arbeitszeit selbstständiger in der Einteilung ist. Für jemanden in einem geregelten Büroalltag bieten sich daher eventuell Tageslisten tatsächlich mehr an.

Wichtig ist auch eigentlich nur, dass man Aufgaben in einer Form festhält. Dabei gibt es sicherlich auch verschiedene individuelle Präferenzen bei analogen und digitalen Möglichkeiten.

Ich bin zugegebenermaßen immer noch ein Pinnwand- und Notizbuchmensch. Vermutlich auch wegen des kleinen Bonus am handschriftlichen Listenführen: das befriedigende Gefühl des Wegstreichens erledigter Aufgaben.

2. Priorisieren

Die meisten Zeitmanagement-Methoden beinhalten zudem einen Vorgang zum Priorisieren der aufgelisteten Aufgaben.

Eine Rangfolge zu erstellen ist bei der Zeitplanung essentiell, um vor allem kurzfristige Stresssituationen zu vermeiden. Wichtigkeit und Dringlichkeit sind dabei Parameter, die man bei der Bewertung anlegen sollte.

Das leuchtet natürlich ein, denn es gibt unter den ganzen Aufgaben sicherlich Dinge, die wichtiger und dringender sind als andere. Daher sollte man dafür sorgen, dass man sich um diese zuerst kümmert.

Einen weiteren Aspekt, den man in die Planung mit einfließen lassen könnte, ist die Tatsache, wie gerne oder ungerne man bestimmten Tätigkeiten nachgeht. Wir neigen alle dazu, unseren ungeliebtesten Aufgaben so lange wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Indem man sich bewusst dazu entscheidet, diese zuerst aus dem Weg zu räumen, vermeidet man, dass sich zu Unliebsamkeit auch noch Zeitdruck gesellt – denn das ist bei der Bewältigung einer Aufgabe für die meisten Menschen nicht hilfreich. Zudem kann man sich im Anschluss sogar noch entspannter den Lieblingsaufgaben widmen.

Wie setzt man Neujahrsvorsätze wirklich um?

Viele von uns können also sicher in Zukunft auch die Verbesserung des eigenen Zeitmanagements auf die Liste mit den guten Vorsätzen schreiben.

Wie zu Beginn besprochen dienen Vorsätze für das neue Jahr häufig gar nicht dem Zweck einer tatsächlichen Veränderung. Sondern vielmehr schwindeln wir uns ein wenig selbst in die Tasche, um uns besser zu fühlen.

Was wäre aber, wenn wir uns für 2021 etwas vornehmen, das wir wirklich umsetzen wollen?

Allgemein scheinen wir bei guten Vorsätzen dazu zu neigen, uns sehr breit gefasste Dinge vorzunehmen. So etwas wie „sich gesunder ernähren“ oder „fit werden“ ist wahrlich kein konkretes Vorhaben.

Das resultiert einerseits darin, dass sich diese Pläne mental leicht umgehen lassen. Solch schwammig formulierte Regeln geben uns keinen genauen Fahrplan vor und sind so wenig verbindlich.

Nimmt man sich dagegen etwas ganz Konkretes vor und erstellt dafür einen Plan, steigen die Chancen auf Umsetzung deutlich.

Neben der Verallgemeinerung nehmen wir uns gleich auch meist eine ganze Palette an Dingen vor, die wir im neuen Jahr verbessern wollen. Praktisch alles, was im vergangenen Jahr daneben gegangen ist, soll nach Mitternacht plötzlich funktionieren.

Das sind nicht nur sehr unrealistische – und auch unfaire – Erwartungen an uns selbst, sondern ruft auch nur schnell das Gefühl der Überforderung hervor. Daher ist es sinnvoller, sich ein – oder allerhöchstens zwei – ganz konkrete Ziele zu setzen. Zu dem Ziel gehört dann auch jeweils ein konkreter Plan, wie man auf dieses Bestreben hinarbeiten möchte.

Noch besser als Vorsätze

Den psychologischen Hintergrund von guten Vorsätzen haben wir nun verstanden. Das neue Jahr ist bald da und wir setzen unsere neuen Hoffnungen in diese vielversprechende hypothetische Zukunft.

Ein wie ich finde noch produktiverer Ansatz ist der folgende:

Anstatt ganz plötzlich mit dem Jahreswechsel eine ganze Menge Dinge ändern zu wollen, kann man sich Etappenziele setzen.

Wieso eigentlich nur gute Vorsätze zum neuen Jahr? Wieso nicht gute Vorsätze für die zweite Woche im September?

Es gibt keinen Grund, sich seine Vorsätze für eine völlig willkürliche Zäsur in der Zeitrechnung aufzuheben. Wenn man wirklich Dinge ändern und erreichen will, dann muss man sofort damit anfangen. Nicht erst Montag, nicht erst im neuen Jahr.

Es kann uns einfacher vorkommen, unsere größeren Ziele im Leben in kleine Häppchen einzuteilen. Ich werde wohl kaum über Nacht zu einer Triathletin. Nicht, dass ich das vorhätte. Aber wenn, dann werde ich das sicherlich nicht urplötzlich am 1. Januar 2021.

Als menschliche Wesen entwickeln wir uns tagtäglich weiter und wir wachsen mit jeder neuen Erfahrung. Indem wir für uns einerseits konkrete und andererseits kleinschrittige Zielsetzungen formulieren, können uns unsere Unternehmungen einfach machbarer und viel weniger erdrückend erscheinen.

Mein Vorsatz ist also, mir keine klassischen guten Vorsätze zu machen. Sondern jeden einzelnen Tag ein bisschen an mir zu arbeiten.