So geht effektive Wiederholung!

“Übung macht den Meister”

Ein alter Spruch, in dessen Kern aber wohl immer viel Wahrheit stecken wird.

Denn schließlich gibt es da auch noch: “Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen”.

Beides gilt sicherlich auch für Meisterinnen und hat im Grunde dieselbe Aussage:
Wir müssen Fähigkeiten trainieren, um sie immer besser zu beherrschen. Die wenigsten Dinge fliegen uns einfach so zu.

Ja, Lernen ist also manchmal mit ein wenig Aufwand verbunden und Lernhindernisse müssen überwunden werden.

Deshalb steht auch das Thema Wiederholung im Zentrum vieler Lernprozesse. Doch wie wiederholen wir eigentlich so, dass es wirklich zielführend ist?

Wieso eigentlich wiederholen?

Um zu erklären, wieso wir durch Wiederholung lernen, müssen wir einen ganz oberflächlichen Ausflug in die Neurowissenschaft unternehmen.

Denn gezieltes Üben verändert unser Gehirn. Es verarbeitet alle Reize um uns herum in Form von elektrischen Signalen; auch die motorische Kommunikation mit dem Körper.

Je besser die Leiterbahnen für diese Signale funktionieren, desto effektiver werden die Signale transportiert. Durch Wiederholung legen wir Verbindungen an und stärken sie, sodass Impulse besser verarbeitet werden.

Denn egal ob als Kind oder im Erwachsenenalter – das Gehirn funktioniert immer nach demselben Prinzip. Wir verstärken ständig unsere Verbindungen oder bauen ungenutzte ab. Nur legen wir eben später im Leben weniger neue Synapsen an als zuvor.

Daher behalten wir neue Dinge durch Wiederholung besser und länger, da sich die entsprechenden Synapsen stärker ausbilden. Dinge, die wir nur einmal und dann nie wieder anwenden, kategorisiert das Gehirn einfach als „unwichtig“.

Überflüssiges Wissen würde uns nur Speicherplatz auf der Festplatte blockieren.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es nie zu spät ist, neue Dinge zu lernen. Denn unser Gehirn ist bis zu unserem letzten Tag in der Lage, neue Verbindungen anzulegen.

Somit sollte es uns nicht davon abhalten, uns in jedem Alter neue Fähigkeiten anzueignen. Denn im Prinzip passiert im Gehirn von späten Anfänger:innen genau dasselbe wie bei Frühstarter:innen. Mit jeder Übungseinheit verknüpfen sich die jeweiligen Areale des Gehirns stärker.

Egal wann man also das Klavierspielen erlernen möchte, läuft der Lernprozess ähnlich ab. Bereits nach der ersten Einheit verändern sich die Aktivitätsmuster im Gehirn und die Vernetzungen zwischen Hand- und Hörregionen werden stärker. Wenn man weiter übt, so sind diese Verbindungen nach etwa drei bis fünf Wochen stabil und dauerhaft.

Die Eigenschaft unseres Gehirns, sich immer wieder neu zu verschalten und anzupassen, nennen Forscher Plastizität. Diese Eigenschaft bleibt uns ein Leben lang – auch wenn das Maß der Anpassungsfähigkeit mit dem Alter ein wenig nachlässt.

Wiederholen ist nicht gleich Wiederholen!

Wiederholung ist also essentiell.

Doch daraus entsteht häufig eine Fehlinterpretation darüber, was Wiederholung eigentlich beinhaltet.

Denn es bedeutet nicht, dass wir dieselbe Übung 100-mal wiederholen.

Wirklich effektive Wiederholung bedeutet, dass wir neues Wissen auf vielfältige Kontexte anwenden lernen.
Zunächst eignen wir uns also eine Grundkompetenz an, die wir dann stetig erweitern und im Gehirn festigen.

Wenn wir also beim Beispiel des Klavierspielens bleiben:
Du würdest wohl kaum nur ein einziges Stück spielen lernen und für den Rest Deines Lebens nur dieses eine Stück spielen wollen.

Könntest Du dann überhaupt wirklich Klavier spielen? Oder hast Du Dir nur die eine, sehr spezialisierte Fähigkeit angeeignet, ein bestimmtes Stück zu spielen?

Vielleicht würdest Du dieses eine Stück irgendwann zur Perfektion meistern, aber dabei könntest Du Deine erlangte Fähigkeit so viel weiter ausdehnen und auf viele weitere Kontexte (=Stücke) anwenden.

Du hast sicherlich auch selbst schon einmal etwas auswendig gelernt, etwa für eine Prüfung. Eventuell hast Du denselben Inhalt dafür viele Male gelesen oder aufgeschrieben.

Doch Auswendig-Lernen ist das genaue Gegenteil von effektiver Wiederholung. Denn es geht nur um Abspeichern von Information, die dann beinahe unverändert – und auch unreflektiert – wiedergegeben wird.
Das hat wenig mit tieferem Verständnis zu tun oder einer tatsächlichen Anwendungskompetenz.

Daher ist es also grundsätzlich so wichtig, dass wir Wissen verknüpfen. Denn die beste Wiederholung liegt oft einfach in der praktischen Anwendung.

So üben wir effektiv!

Mit diesem ganzen Grundwissen im Gepäck können wir nun den Ablauf gestalten.

Im ersten Schritt lernen wir natürlich erstmal eine bestimmte Kompetenz oder erschließen einen Wissensbereich.

Mit diesem Ablauf gelingt das allgemein am besten:

  1. Einfache Übung:
    Wenn wir in eine neue Übung starten, sollte diese besonders zugänglich sein. Sonst werden Lernende schnell demotiviert. Schließlich stehen ihnen noch keine effektiven Leiterbahnen für diese Signale zur Verfügung.
  2. Übung “korrekt” ausführen:
    Wenn wir verstanden haben, worum es in einer Übung geht, können wir uns mehr auf die genaue Ausführung konzentrieren.
    Das ist wichtig, da wir durch die Wiederholung “falscher” Signale eben auch diese stärken. Dadurch wird es später schwieriger, das zu korrigieren.
    Kurzes, präzises Wiederholen ist dabei immer besser als ausgedehntes, halbherziges Lernen mit vielen Störungen.
  3. Übungen zeitlich aufteilen:
    Starke Synapsen-Verbindungen entstehen nicht über Nacht. Deshalb müssen wir durch regelmäßige Wiederholung dranbleiben. Denn so versteht unser Gehirn, dass es sich hier um wichtige, lernenswerte Inhalte handelt.
  4. Übung variieren:
    Der letzte wichtige Schritt ist nun, die Verbindungen auszuweiten und so ein ganzes Netzwerk zu stärken.
    Wenn wir uns also die Grundlagen des Themas Führungsstile erarbeitet haben, müssen wir diese auf verschiedene Szenarien anwenden – etwa in einem Rollenspiel.
    So wird nicht nur theoretisches Wissen praktischer greifbar, es wird auch breiter mit bestehendem Wissen vernetzt und kritisch reflektiert.

Die wichtigste Erkenntnis ist also:

Wiederholung ist wichtig und muss vielfältig sein, um wirklich effektiv sein zu können!

Pausen sind keine verschwendete Lernzeit!

Wir machen uns oft und viele Gedanken über die Gestaltung der Lerneinheiten. Dabei sind die Pausen vielleicht eher etwas, das nebenbei geschieht.

Eventuell sind sie für Dich manchmal sogar eher ein notwendiges Übel, da sie insbesondere Online noch häufiger eingeplant werden müssen. Und wenn Deine Online-Tage ohnehin schon kürzer sind, dann kann Dir die Pausenzeit schon mal wie vertane Zeit vorkommen.

Dabei zeigen aktuelle Studien, dass Pausen genauso wichtig sind wie die eigentlichen Lerninhalte. Denn erst in der Pause können wir unser neues Wissen erst wirklich reflektieren und somit festigen. Folgt dann eine erneute Wiederholung, wird das Gelernte wirklich abgespeichert.

Wiederholung ist essentiell

Der Spacing- oder auch Intervall-Effekt besagt, dass wir uns an länger zurückliegende Dinge schlechter erinnern. Dieses Phänomen kann vermutlich auch jeder von uns bestätigen. Genau aus diesem Grund sind regelmäßige Wiederholungen so wichtig, um Wissen langfristig abrufbar zu halten.

Beim Erlernen neuer Fähigkeiten arbeitet das Gehirn auch während der Pausenzeiten weiter, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. Die erneute Aktivierung der entsprechenden Synapsen stärkt dann die Verbindungen. Am besten ist es sogar, wenn diese Reaktivierung in Form von Handlungskompetenz erfolgt.

Eine besonders effektive Aufstellung kann also wie folgt aussehen: Lernen – Pause – Anwenden – Pause – Lernen – Pause – Anwenden

Ein Konzept wie das Microlearning eignet sich daher ideal für eine Maximierung dieses Effekts. Beim Microlearning sollen kompakte Lernimpulse gegeben werden, die dadurch besonders effektiv sein können. Wenn Du mehr über die Umsetzung von Microlearning erfahren möchtest, kannst Du unseren Artikel hier lesen.

Eine aktuelle Studie zeigt, wie wichtig Lernpausen sind

Erst dieses Jahr hat eine Studie des amerikanischen National Institute of Neurological Disorders and Stroke nachgewiesen, wie unser Gehirn in Pausen arbeitet. Die gesamte Studie im englischen Original findest Du hier zur Einsicht, aber wir fassen die Ergebnisse nun einmal kompakt zusammen:

Während des gesamten Experiments wurden die Gehirnströme der Proband*innen gemessen und so konnte veranschaulicht werden, wie das Erlernen einer (hier sehr einfachen) Fähigkeit abläuft.

Die Testpersonen mussten immer 10 Sekunden eine Tätigkeit ausführen und im Anschluss 10 Sekunden pausieren bevor sie die Tätigkeit erneut ausführen. Die Gehirnströme zeigen dabei: Während der Pausenzeiten erhöht sich unser Kompetenzlevel sogar erheblich mehr!

Darstellung basierend auf der Studie Consolidation of human skill linked to hippocampo-neocortical replay, Juni 2021: Quelle

Auch wenn wir während der Pausenzeiten nicht aktiv lernen, verarbeitet das Gehirn die vielfältigen neuen Informationen. Das nennen die Forscher*innen hier Waking Replay, was soviel bedeutet wie „Wiederholung im Wachzustand“.

Der Begriff grenzt damit von der bereits bekannten Wiederholung im Schlaf ab. Du hast sicherlich schon mal davon gehört, dass unser Gehirn während wir schlafen alles andere als inaktiv ist. Wir lassen die Informationen des Tages Revue passieren und hier entscheidet sich auch, was abgespeichert und was aussortiert wird.

Einen ähnlichen Effekt konnte die Studie nun also auch während der Pausenzeiten nachweisen. Nur können wir hier sogar noch effektiver damit arbeiten und die Lern- und Pausenzeiten verknüpfen.

Was ist also gute Pausengestaltung?

Wie sorgst Du also dafür, dass Deine Pausen diesen Effekten besonders viel Raum geben? Da eine Pause dem Gehirn wirklich Zeit zur Reflexion geben muss, sollten eventuelle Aktivitäten wenig komplex sein.

Heißt, eher keine aufwendigen Spiele mit vielen Regeln. Was sich immer eignet, ist dagegen etwas leichte Bewegung. Gemeinsame Yoga- oder Stretching-Übungen können nicht nur entspannen, sondern auch den gesamten Körper wieder mit neuer Energie versorgen. In Online-Formaten eignet sich allgemein alles, was den Fokus kurzzeitig weg vom Bildschirm lenkt.

Wenn eine Art Pausen-Routine entsteht, ist das sogar noch besser. Denn die vertraute Wiederholung einfacher Muster ist fast wie Meditation und erfordert kaum aktives Bewusstsein. So bekommt das Gehirn eine Pause von neuem Wissen und kann sich der Aufarbeitung widmen.

Insgesamt kannst Du Deine Veranstaltungen auch immer auf allgemeine Planung überprüfen: Gibt es in verschiedenen Intervallen Wiederholungen? Sind die einzelnen Einheiten knackig genug? Gibt es ausreichend Pausen, also wertvolle Reflexionszeit?

Und wer weiß, vielleicht planst Du ja auf Basis dieses neuen Wissens in Zukunft sogar lieber Pausen ein. Denn sie sind erwiesenermaßen keine verschwendete Lernzeit!

So erstellst Du ein gutes Quiz

Falls das Wort Quiz bei Dir direkt die Assoziation „Prüfung“ hervorruft – keine Sorge!

Ein Quiz legt viel größeren Wert auf eine spielerische Wissensabfrage, die vor allem auch zur Selbsteinschätzung und Wiederholung dient.

Daher kannst Du Quizze auch in jedem Format einsetzen, selbst wenn Dein Seminar überhaupt keine Unterscheidung zwischen bestanden/nicht bestanden umfasst.

Denn das ist der feine Unterschied zwischen einem Quiz und einer Prüfung. Eine Prüfung kann nicht bestanden werden und hat dadurch eine ganz andere Wirkung.

Falls Dein Seminar mit einer verbindlichen Prüfung abschließt, kannst Du mit Hilfe regelmäßiger Quizze sogar die Angst vor der finalen Prüfung abbauen!

Durch die periodische Wissensüberprüfung festigt sich gleichzeitig auch noch das neue Wissen, da ein gutes Quiz immer auch auf Anwendungswissen abzielt. Dazu gleich etwas mehr.

Ein Quiz kann ebenfalls effektiv als Gamification-Einheit eingebunden werden und bei Bedarf auch in Teams gespielt werden.

Die Basics: Fragetypen

Falls Du Dich bereits mal mit Quizzen oder Umfragen beschäftigt hast, kennst Du sicherlich die verschiedenen Fragetypen. Wir zeigen hier kurz die 4 wichtigsten und klären, wie Du die einzelnen Fragetypen am besten einsetzt:

1. Freitext-Fragen

Diese Frageform ist für offene Fragen geeignet. Hier können die Teilnehmer*innen ihre Antworten selbst formulieren und auch mehr ins Detail gehen. Freitext-Fragen bieten sich also vor allem auch für Transferfragen an, da sie frei gestellt sind.

Mit diesem Fragetyp können auch die Lernenden am besten ihren eigenen Wissensstand überprüfen, da sie hier wirklich übertragen müssen.

Freie Fragen eignen sich auch besonders für Umfragen oder eine Feedback-Abfrage.

Für die Lernbegleiter*innen hat diese Frageform allerdings den Nachteil, dass solche Antworten einen größeren Aufwand bei der Auswertung erfordern – vor allem in großen Gruppen!

2. Multiple-Choice Fragen

Der Klassiker unter den Fragetypen. Hier werden Antwortmöglichkeiten vorgegeben und es kann eine oder mehrere richtige Optionen geben.

Dieser Fragetyp ist wesentlich geschlossener und gibt Lernenden auch die Möglichkeit, eher zu „raten“ als wirklich etwas zu wissen.

Multiple-Choice-Fragen sind in der Datenauswertung wesentlich einfacher und eignen sich gut auch für eine prozentuale Darstellung etc.

3. Skalen-Fragen

Dieser Fragetyp fragt Tendenzen ab. Dabei ist zu bedenken, dass der Mensch eine natürliche Tendenz zur Mitte hat. Du musst also gut überlegen, ob Du einen Mittelpunkt anbietest, oder lieber eine gerade Anzahl an Skalenpunkten anbietest – je nachdem ob für Deine Auswertung eine deutliche Tendenz wichtig ist.

4. Zuordnungs-Fragen

Dieser Fragetyp erfordert die Zuordnung von zusammengehörigen Aussagen oder Kategorien. Das lässt sich in Online-Quizzen besonders intuitiv umsetzen mit Hilfe von Drag&Drop Funktionen. Wenn Du diese Fragen anspruchsvoller gestalten möchtest, kannst Du auch überschüssige Antworten einbauen.

Fragen 1-3 erstellt mit Google Forms, Zuordnungsfrage über blink.it

Das macht ein gutes Quiz aus

Jetzt wo die Basics geklärt sind: Wie ordne ich diese Fragen in ein effektives Quiz ein?

  • Der richtige Schwierigkeitsgrad

Stelle durchaus anspruchsvolle Fragen, die aber trotzdem mit Hilfe des bis jetzt behandelten Wissens gut beantwortbar sind. Also am besten ein gesundes Mittelmaß, um Deine Lernenden nicht zu unterfordern, aber auch nicht zu demotivieren.

  • Ausblick geben

Mit den richtigen Fragestellungen kannst Du Deinen Teilnehmer*innen auch einen Ausblick auf die spannenden Anwendungsgebiete geben, die Dein Thema bietet.

Durch Transferfragen müssen sie außerdem wirklich ihre eigenen Überlegungen in die Beantwortung einbeziehen und ihr Wissen anwenden.

  • Variation

Seitenweise Multiple-Choice-Fragen sind eher stumpf und fördern nicht unbedingt eine aktive Auseinandersetzung mit der Thematik.

Also mache auf jeden Fall Gebrauch von verschiedenen Fragetypen und schaue auch welche Möglichkeiten Dein Quiz-Tool vielleicht noch bietet.

  • Auf das Wesentliche konzentrieren

Sorge dafür, dass Du Dich pro Frage auf einen begrenzten inhaltlichen Bereich beziehst. Teile gegebenenfalls komplexere Bereiche lieber auf mehrere Fragen auf. Durch abgeschlossene Teilbereiche können sich Deine Lernenden besser konzentrieren und die Informationen auch abspeichern.

  • Nicht im Dunkeln lassen

Wenn es auf Deine Fragen richtige oder falsche Antworten gibt, solltest Du auf jeden Fall immer die korrekte Antwort direkt auflösen. Ansonsten verfestigt sich schließlich nur das falsch abgespeicherte Wissen.

Quizze als Gruppenarbeit

1.

Zamyat Klein beschreibt beispielsweise eine Quiz-Methode, die Fragen unterschiedlicher Schwierigkeit zu verschiedenen Oberthemen abfragen kann. Sie empfiehlt die Umsetzung über geteilte PowerPoint-Folien, aber Du kannst diese Methode auch über ein Tool wie das Jamboard umsetzen:

Wie die Methode im Detail funktioniert, kannst Du hier in ihrem Artikel lesen.

2.

Ein weiteres Gruppenquiz umfasst gleich zwei Stufen, in denen sich die Teilnehmer*innen mit den Inhalten auseinandersetzen müssen:

Du bildest Kleingruppen und lässt die Gruppen in Breakout Rooms zu vorgegebenen Kategorien Fragen für die anderen formulieren – eine pro Gruppenmitglied.  Auch für diese Methode lassen sich Whiteboards wie das Jamboard sehr gut verwenden.

Du erstellst eine Punktetabelle und dann geht es los: Aus der ersten Gruppe stellt ein Mitglied eine Frage und die anderen Gruppen haben maximal eine Minute Zeit um eine Antwort zu geben.

Das erste Gruppenmitglied, das „buzzert“ (über Online-Plattformen wie Zoom kannst Du statt einem „Hier“-Ruf oder einem vorher gewählten Gruppennamen auch etwa die Hand-Heben Funktion nutzen), darf eine Antwort für seine Gruppe geben.

Befindet die fragegebende Gruppe die Antwort für richtig, bekommt die entsprechende Gruppe einen Punkt. Ist sie falsch, wird die Frage an die anderen Gruppen weitergegeben. Pro Runde darf natürlich nur ein*e Vertreter*in aus jeder Gruppe eine Antwort geben.

Let’s Quiz

Wenn Du Quizzes lieber als Wissensabfrage in Einzelarbeit verwenden möchtest, lässt sich das für jeden methodischen Zweck umsetzen.

Es gibt eine große Fülle an Online-Tools für verschiedene Quiz-Bedürfnisse. Daher wollen wir hier keine generische Empfehlung geben, aber ein paar Tools nennen, bei denen Du mit der Recherche anfangen kannst:

  • Mentimeter
  • Google Forms
  • Kahoot
  • Learning Snacks

Du kannst auch regelmäßige Umfragen als Unterform eines Quiz einsetzen, um Stimmungen und Feedback einzuholen. Umfragen befassen sich nicht unbedingt mit inhaltlichen Dingen, sondern eher mit dem Seminarablauf. So bleibst Du in Kontakt mit Deiner Lerngruppe!

Lerntransfer – Wie wird Wissen wirklich anwendbar?

Wir fragen uns oft, wie wir unseren Teilnehmer*innen am besten neues Wissen vermitteln. Dabei steht häufig die Frage im Fokus, wie man Inhalte verständlich darstellt und effektiv selbstständig erarbeiten lässt.

Dadurch gerät eine andere Frage manchmal in den Hintergrund: Wie sorgen wir dafür, dass unsere Lernenden das soeben Gelernte auch tatsächlich langfristig anwenden können?

Denn es ist davon auszugehen, dass wir ohnehin nur einen kleinen Prozentsatz eines Lernerlebnisses dauerhaft behalten. Die bekannte Ebbinghaus’sche Vergessenskurve besagt etwa, dass wir bereits 20 Minuten nach einem Lernerlebnis schon 40% der Inhalte wieder vergessen haben.

Denn der Mensch ist nicht unbedingt dafür gemacht, alles für immer fein säuberlich abzuheften. So bleiben wohl nur ungefähr 15% des Erlernten dauerhaft in unserem Speicher bestehen und wird von Deinen Teilnehmer*innen auch praktisch angewandt:

Um diesen Anteil auf bis zu 85% zu erhöhen bedarf es also einer definierten Phase der Transferbegleitung.

Die reine Vermittlung und Erarbeitung Deiner Inhalte hast Du vermutlich genau geplant und methodisch durchdacht. Doch welche Methoden versprechen am meisten Erfolg beim Transfer von Lerninhalten in den Arbeitsalltag?

Der Unterschied zwischen „Wissen, dass“ und „Wissen, wie“ ist nämlich ein sehr großer. Wenn Du beispielsweise weißt, dass ein Klavier 88 Tasten hat und Du Noten lesen kannst, ist das durchaus viel theoretisches Wissen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Du Klavier spielen kannst. Wertvolles und nützliches Wissen entsteht also erst aus der Verbindung von theoretischem Grundgerüst und der konkreten Anwendung in der eigenen Arbeitspraxis. Die Möglichkeiten zur Umsetzung von handlungsorientierten Lernprozessen sind auch in Online-Seminaren gegeben.

Wiederholung – aber effektiv

Wiederholung sorgt dafür, dass sich die neuen Verbindungen im Gehirn stärker und stabiler ausbilden. Wir merken uns Geschichten und Zusammenhänge wesentlich besser als isolierte Fakten.

Es gibt schließlich einen Grund, wieso wir uns an Märchen und Bücher aus unserer Kindheit immer noch erinnern – wenn auch nicht im kleinsten Detail, aber das ist meistens auch gar nicht nötig.

Allerdings bedeutet das nicht, dass derselbe Impuls 10-mal wiederholt die effektivste Speicherung gewährleistet:

Das Ziel sollte eher sein, die Inhalte auf verschiedene Weise zu wiederholen. Du kannst auch dieselben grundsätzlichen Lerninhalte in unterschiedlichen Methoden und Sozialformen erarbeiten lassen. Dazu eignen sich besonders mehrstufige Arbeitsphasen, die etwa sowohl eine Einzelarbeit als auch eine Gruppendiskussion einbinden.

Man geht mittlerweile davon aus, dass Microlearning die effektivste Form der Wiederholung ist: Das bedeutet, dass wir auf regelmäßige, kürzere Impulse noch besser reagieren als auf lange, intensive Einheiten. Diese kleineren Impulse kannst Du in bestimmten Abständen zum Beispiel mit einer einfach umzusetzenden Aufgabe per Mail verschicken, um so die Chance auf Anwendung zu erhöhen.

Im Fall von Online-Seminaren gilt die Richtlinie von leicht verdaubaren Häppchen sogar noch viel mehr, da uns im digitalen Lernraum lange Konzentrationsphasen noch schwerer fallen können.

Quizze und Abfragen auch online umsetzen

Das Gelernte in einem Test oder Quiz erneut abrufen zu müssen sorgt für besseres Abspeichern. Insbesondere wenn man das neue Wissen nicht einfach nur stumpf wiedergeben muss, sondern auch auf neue Kontexte anwendet. Denn je breiter die Informationen in unserem Gedächtnis vernetzt sind, desto tiefer sind sie verankert.

Dadurch wird gleichzeitig auch sichergestellt, dass die Lernenden nicht nur Zahlen und Fakten wiederkäuen, sondern die Inhalte tatsächlich verstanden haben.

Auch im Online-Seminar kannst Du mit Hilfe von interaktiven Tools eine Abfrage, ein Quiz oder sogar eine digitale Schnitzeljagd einbauen. Das gelingt beispielsweise mit den Apps Mentimeter, Learning Snacks oder Actionbound.

Lerntandem

Buddy-Systeme können auch in Online-Seminaren besonders sinnvoll sein. Einerseits können die Teilnehmer*innen sich so gegenseitig regelmäßig helfen und an Aufgaben erinnern, anderseits werden so auch Gruppendynamiken gefördert.

Da der fehlende Austausch untereinander häufig eine Sorge von sowohl Online-Trainer*innen als auch Teilnehmer*innen ist, können so auch wertvolle Gruppenprozesse angeregt werden. Im besten Fall bilden sich so auch längerfristige Lern-Partnerschaften, die die Transfersicherung in der Berufspraxis weiterführend absichern.

Nachfassen

Je nach Gruppengröße und Format Deines Seminars musst Du manchmal bereit für Einzelcoachings sein. Entweder durch Telefonate oder Einzel-Zooms kannst Du überprüfen, wie die Umsetzung der Lerninhalte im praktischen Berufsalltag läuft.

So hast Du ebenfalls die Möglichkeit auf individuelle Entwicklungen zu reagieren und persönliche Szenarien durchzusprechen.

Lerninhalte direkt in den Arbeitsalltag integrieren

Das Problem bei der Transferbegleitung wird wesentlich kleiner, je näher Du Deine Teilnehmer*innen an ihrer tatsächlichen Arbeitsrealität qualifizierst. Wenn der Lernprozess so nah wie möglich an die Arbeitsabläufe herangeführt wird, muss das neue Wissen kürzere Strecken überbrücken. Daher sind Trainings direkt im beruflichen Kontext der Teilnehmer*innen immer am effektivsten.

Eine Form des Anwendungswissens musst Du in gewisser Weise auch in die Eigenverantwortung Deiner Lernenden legen. Denn es kann nach wie vor niemand zum Lernen gezwungen werden und Du hast wenig Kontrolle darüber, inwiefern sie das Gelernte tatsächlich im Alltag umsetzen werden.

Du solltest diesen Prozess jedoch durchaus bewusst anregen, indem Du Aufgaben gibst, die auch über den Seminarrahmen hinaus die aktive Anwendung der Lerninhalte fördern. Je konkreter Du dabei die Aufträge formulierst, desto wahrscheinlicher werden sie auch umgesetzt.

Es bieten sich auch oft konkrete Umsetzungen in Form von Projektarbeiten an. Diese sollten ebenfalls so nah wie möglich an der Berufspraxis sein, um die theoretischen Lerninhalte so praktisch wie möglich einbinden zu können.

Eine wirkliche Überprüfung des Lernerfolgs und der Transfersicherung ist oft auch immer erst mit einem gewissen Abstand möglich. Falls Du also Seminare oder Schulungen über einen längeren Zeitraum gibst, kannst Du Tests und Wiederholungen auch breiter verteilen und Deinen Teilnehmer*innen so genügend Zeit zur Integration des neuen Wissens geben.

Tagesseminare stellen daher manchmal ein Problem dar: Du bekommst gar nicht die Möglichkeit, einen Lernprozess adäquat zu begleiten und voll auszugestalten. Wenn Du also die Option hast, Deine Teilnehmer*innen längerfristig zu begleiten, sind die praktischen Lernerfolge wesentlich höher. Wenn Du also Angebote machst, kannst Du diese Faktoren als Argumente heranziehen.

Gibt es “hoffnungslose Fälle”?

Da insbesondere Erwachsene nun mal nicht gelernt werden können, wirst Du auch immer Teilnehmer*innen begegnen, die an einer Weiterbildung nicht wirklich interessiert sind. Allgemein ist davon auszugehen, dass trotz Deiner besten Bemühungen und Intentionen immer ein Anteil der Teilnehmer*innen die Trainingsinhalte erst gar nicht versuchen in ihren Alltag zu integrieren.

Das mag manchmal frustrierend oder auch enttäuschend sein, aber ist meistens nicht persönlich. Auch hier kannst Du manchmal durch Einzelgespräche erfahren, ob es eventuell noch eine Möglichkeit auf Besserung oder Kompromiss gibt. Letzten Endes solltest Du Dich aber natürlich nicht zu Gunsten einer Einzelperson komplett auf den Kopf stellen, da Erwachsenenbildung schließlich doch eine Menge mit Eigenverantwortung zusammenhängt.

Professionelle Transferbegleitung wirkt

In beruflichen Weiterbildungen gilt auch online immer noch die Grundregel: Anwendungswissen ist am wertvollsten. Wann immer Du die Möglichkeit hast, solltest Du in der Erwachsenenbildung Deine Teilnehmer*innen selbst aktiv werden lassen.

Das reine Lernen für einen Test oder eine Note wie zu Schulzeiten erzeugt im Grunde etwas, das einer meiner Lehrer „Schwammwissen“ nannte. Das bedeutet, dass wir nur zum Zwecke des Bestehens einer Prüfung unser Gehirn mit kurzfristigem Wissen vollsaugen und sofort im Anschluss wieder ausdrücken.

Kurzfristige Lernerfolge sind ohnehin natürlich nicht die Zielsetzung eines guten Seminars, da im Idealfall natürlich längerfristige Verhaltensweisen oder Techniken erlernt werden sollen. Daher sollten am besten konstante Wiederholung und genügend Zeit eingeplant werden, um diesen neuen Strukturen den entsprechenden Raum zur Entwicklung zu geben.