Dieser eine Tipp sorgt für mehr Lerntransfer!

Das Thema Praxistransfer tritt für viele Lernbegleiter:innen immer mehr auf den Plan.

Und das ist ein gutes Zeichen, denn hier haben wir oftmals noch eine Menge Verbesserungsbedarf. Wir müssen weiterdenken als nur bis zum Ende einer Veranstaltung.

Auch wir widmen uns diesem Knackpunkt regelmäßig und besprechen, wie wir den Lerntransfer fördern können oder manchmal sogar ungewollt behindern. Du kannst etwa >>hier viele allgemeine Tipps finden und >>in diesem Artikel die größten Transferhindernisse erfahren.

Doch heute nähern wir uns dem Thema von einem ganz besonders praktischen Blickwinkel.

Wie können wir unseren Teilnehmenden eine greifbare Stütze mit auf den Weg geben, die ihnen nach der Veranstaltung helfen kann?

Wir müssen unterstützen

Wieso brauchen unsere Lernenden eigentlich so viel Support beim Transfer?

Nun ja, hast Du schon mal sehr allgemeine Neujahrsvorsätze gefasst und dann wurde erwartungsgemäß nicht viel daraus?

Das liegt daran, dass „Gesünder leben“ ganz einfach viel zu schwammig ist. Es ist kein greifbares Ziel und beinhaltet in dieser Form keine konkreten Schritte.

Unser Gehirn ist also direkt überfordert und wir fallen in unsere üblichen Gewohnheiten zurück. Denn diese sind oftmals stark verankert. Dasselbe gilt für bekannte Arbeitsabläufe, Verhaltensmuster und Team-Strukturen.

Fazit: Transfer braucht konkrete Schritte!

Hier kommen die Pläne ins Spiel

Denn das ist genau der Schlüssel, den die Wenn-Dann-Pläne für einen erfolgreichen Praxistransfer zu Hilfe nehmen.

Sie geben den Lernenden ganz konkrete Szenarien, an denen sie sich orientieren können. Sie funktionieren gewissermaßen wie ein positiver Trigger.

Das „Wenn“ tritt auf und wir erinnern uns automatisch an den zweiten Teil. Dafür ist es allerdings wichtig, dass diese Regeln knackig formuliert sind.

Das „Dann“ muss eine umsetzbare Handlungsaufforderung sein, damit diese Transferhilfe funktionieren kann.

Der Aufbau

  • Wenn…

Der erste Teil der Gleichung beschreibt, in welchen Situationen die neue Handlung auftreten soll. Je konkreter, desto besser.

  • Dann…

Das Dann beinhaltet die neue Handlung und die Umsetzung des Wissens. Hier kann zum Beispiel auch die SMART-Regel* bei der Formulierung helfen.

Gleichzeitig beschreiben gute Wenn-Dann-Pläne also auch Verhaltensweisen, die in Zukunft weniger erwünscht sind und ersetzt werden sollen.

Die Wenn-Dann-Formel unterstützt die Lernenden bei der Implementierung neuer Strukturen und Gewohnheiten.

Eine Gewohnheit ist eine Verhaltensroutine, die durch die Verknüpfung bestimmter Verhaltensweisen und bestimmten Situationen entsteht. Zunächst erfordert diese Verknüpfung mehr aktive gedankliche Kontrolle, bei kontinuierlicher Wiederholung des Musters automatisieren sich die Abläufe aber immer mehr.

Was passiert, wenn sich Teilstücke einer eingefahrenen Verhaltensroutine ändern? Du bist beispielsweise gerade umgezogen. Die Dusche funktioniert vielleicht etwas anders und alle Deine Sachen befinden sich an anderen Stellen in der neuen Umgebung.

Dann muss die übliche Verhaltensroutine erst einmal aktualisiert werden und das Gehirn muss für eine gewisse Zeit bei der Ausführung wieder mehr in den aktiven Modus schalten.

Grundsätzlich funktionieren neue Verhaltensstrukturen also nach diesem Prinzip. Das Wichtige dabei ist, dass es eine gewisse Zeit dauern kann und zu Beginn nicht immer angenehm ist.

Eine alte Verhaltensweise kann zu Anfang zum Beispiel sogar schneller zu einem Ergebnis führen und daher erscheint das neue Verhalten nicht der Mühe wert. Dabei müssen wir uns nur durch diesen Prozess durcharbeiten, um das lohnende Gefühl zu erhalten.

Einige Beispiele

Ein paar Beispiele dafür, wie Wenn-Dann-Leitsätze für einige verschiedene Themen aussehen könnten:

“Wenn ich am Donnerstag von der Arbeit nach Hause komme, dann gehe ich für 20 Minuten spazieren.”

“Wenn ich eine neue Aufgabe bekommen, dann prüfe ich, ob ich diese in 2 Minuten erledigen kann. Wenn nicht, dann schreibe ich die Aufgabe in mein Notizbuch.”

“Wenn eine Bemerkung mir missfällt, dann nehme ich nicht direkt das Schlimmste an und frage stattdessen genau nach, was gemeint ist”

“Wenn wir in einer Teamsitzung mit einem neuen Thema beginnen, dann höre ich (als Führungskraft) zuerst die Meinungen aller Teammitglieder an.”

Diese Beispiele sind natürlich immer noch sehr allgemein; Deine Teilnehmenden können sie auch auf ganz konkrete Arbeitsabläufe beziehen.

Es kann hilfreich sein, erst einmal klein zu denken. Das kann etwa auch einen bestimmten Tag in der Woche einschließen. Denn manchmal werden Menschen von sehr absolut formulierten Zielen abgeschreckt, da sie sich zu umfassend anfühlen.

Bei der Formulierung der Pläne solltest Du mit Deinen Lernenden auch immer direkt darüber sprechen, was sie als konkrete Hindernisse antizipieren können. Wenn sie wissen, welche Herausforderungen ihnen bei der Umsetzung der Veränderungen im Weg stehen könnten, sind sie besser vorbereitet.

*Die SMART-Regel

Wir haben sie kurz erwähnt und da sie bei der Formulierung guter Wenn-Dann-Pläne helfen kann, erklären wir sie hier noch ein wenig mehr.

Das Akronym steht für

S – Specific (Spezifisch)

M – Measurable (Messbar)

A – Achievable (Ausführbar)

R – Realistic (Realistisch)

T – Time-Bound (Terminiert)

Wenn Zielsetzungen diesen Bedingungen entsprechen, werden sie viel eher umgesetzt. Denn der natürliche Feind der Umsetzung ist die Schwammigkeit.

Wenn Du mehr über Ziele nach diesen Regeln lesen möchtest, kannst Du das beispielsweise >>hier tun.

Übrigens…

Wenn-Dann-Pläne können ein wichtiger Baustein sein, der dem Transfer im Anschluss konkrete Formen geben kann.

Das alleine garantiert natürlich noch keinen Transfererfolg, daher empfiehlt sich immer auch eine weiterführende Begleitung. Das kann etwa über eine Online-Gruppe oder Nachfass-Seminare geschehen.

Hier können die Teilnehmenden reflektieren, inwiefern die formulierten Ziele hilfreich waren oder gegebenenfalls angepasst werden müssen, um in der Praxis noch effektiver zu sein. Manchmal kommen die bei der Formulierung angesprochenen Hindernisse auch doch mehr zum Tragen, als gedacht.

Grundsätzlich hilft eine längerfristige Begleitung dabei, den Prozess der Veränderung zu begleiten und die Bildung der neuen Gewohnheiten zu unterstützen.

Blended Learning, aber wie? – 6 Modelle

Blended Learning – ein Stichwort, das sich seit vielen Jahren im pädagogischen Diskurs befindet.

Nicht ohne Grund, denn in der Theorie ist die Verzahnung von Präsenz- und Online-Phasen schließlich das ultimative Lernformat.

Wieso setzen es dann eigentlich noch immer so wenige Lehrende tatsächlich in der Praxis um?

Eventuell schreckt die Umsetzung nach wie vor ab. Oder es besteht noch Unsicherheit, wie diese Verzahnung eigentlich genau aussehen könnte.

Schließlich fängt das alles schon mit der Frage nach dem Start an. Starten wir Online oder in Präsenz und was macht das für einen Unterschied für das Konzept?

Und wie gewichten wir in der Folge die beiden Phasen für unsere konkreten Lernziele? Viele Fragen und Entscheidungen bei der Planung eines Konzepts.

Aus diesem Grund schauen wir uns heute 3 Grundmodelle des Blended Learning und ihre 3 Varianten an:

Kurz zusammengefasst

Bevor wir uns den Praxis-Modellen widmen, schauen wir uns einmal in aller Kürze an, wieso sich Blended Learning überhaupt lohnen kann.

Denn der mögliche pädagogische Aufwand sollte schließlich auch einige Lernerträge und Vorteile versprechen.

Der Begriff Blended Learning bezeichnet grundsätzlich die Vermischung verschiedener Lernformen. In der Praxis bedeutet das meistens die Kombination von klassischem Präsenzunterricht mit Online-Einheiten.

Theoretisch sollen so also die besten Aspekte beider Lernformen kombiniert werden. Einerseits der direkte persönliche Kontakt der Präsenz und die digitale Flexibilität und ständige Verfügbarkeit von Lerninhalten.

Blended Learning kann toll funktionieren, wenn die Lernformen gut ineinander verzahnt sind. Das Erfolgsrezept soll in der Kombination aus fremd- und selbstgeleiteten Lernprozessen liegen. Dabei ist der Präsenz-Teil eher fremdgesteuert und der Online-Teil eher eigenverantwortlich gesteuert.

Als Lernbegleiter:in kannst Du mit Blended Learning daher sehr individuell gestalten, welche Teile Du in Präsenz behandeln möchtest und welche sich für eine Online-Phase oder vielleicht sogar eher für eine reine Selbstlernzeit eignen.

Grundmodell 1: Der Springer

Du musst also überlegen, wie Du die Präsenz- und Online-Anteile gewichten möchtest. Wenn Du noch nie mit Blended Learning gearbeitet hast, kann der klassische Springer ein logischer Startpunkt sein.

Denn hier sind die beiden Anteile im Prinzip gleich gewichtet, da sie sich abwechseln.

Du kannst nun noch die Überlegung anstellen, wie Du starten möchtest. Es stellt sich also die Frage, ob Du Wert auf ein „persönliches“ Kennenlernen legst oder ob Du mit einer unkomplizierten Online-Einheit starten möchtest.

Grundmodell 2: Der Reiher

Beim klassischen Reiher liegt der Fokus auf praxisorientierten Präsenz-Einheiten, die später in eine fokussierte Online-Begleitung münden.

Der Reiher kann also eine sehr ursprüngliche Präsenz-Veranstaltung sein, aber der Lerntransfer wird länger begleitet. Das erzeugt nicht nur einen wesentlich höheren Lernerfolg bei der tatsächlichen Umsetzung, sondern auch mehr Verantwortlichkeit bei den Lernenden.

Außerdem können sie so später auftretende Lernhindernisse mit Dir und der Gruppe teilen. Sie verzweifeln nicht alleine daran, was den Transfer behindert, und stärken gleichzeitig ein mögliches Netzwerk.

2a: Der umgedrehte Reiher

Der Reiher hat zwei denkbare Varianten, die sich für verschiedene Szenarien eignen können. Der umgedrehte Reiher ist praktisch das genaue Gegenstück, indem er eine längere Online-Phase mit einer oder mehreren Präsenz-Einheiten abschließt.

Dieses Modell kann sich zum Beispiel eignen, wenn Du vor einer Präsenz-Phase erst einmal einen gleichmäßigen Kenntnisstand sicherstellen möchtest.

2b: Der begleitende Reiher

Die zweite Variante, der begleitende Reiher, eignet sich speziell für Formate, die auf Tests oder Prüfungen fokussiert sind.

Hier werden zunächst wichtige Basics in Präsenz gemeinsam erarbeitet, während dann eine längere Online-Begleitung vor der eigentlichen Prüfung erfolgt.

Es muss sich auch nicht unbedingt um eine „offizielle“ Prüfung handeln, Du kannst Dein Konzept einfach daraufhin aufbauen. Denn manche Lernbegleiter:innen haben beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass sich mit Test oder Quizzen eine hohe Verbindlichkeit erzeugen lässt.

Grundmodell 3: Das Sandwich

Das Grundmodell Sandwich startet Online und umschließt in der Folge die Präsenz-Einheiten vorher und nachher digital. Hier können die Abstände zwischen den Präsenz-Einheiten gegebenenfalls auch größer werden als bei anderen Modellen.

Es eignet sich also für Ansätze, in denen sich viele Inhalte gut über digitale Lernwege umsetzen lassen, aber gleichzeitig auch etwas Präsenz-Zeit integriert werden soll.

3a: Das umgedrehte Sandwich

Das umgedrehte Sandwich kann entweder eine abgekürzte Variante des klassischen Springers sein, oder eine andere Gewichtung haben.

Denn beim Springer sind Präsenz und Online gewissermaßen gleichwertig und werden in ähnlichem Umfang integriert. Das umgedrehte Sandwich fokussiert sich dagegen eher auf die Präsenz-Einheiten, die in den Zwischenzeiten jedoch Online begleitet werden.

Das können hier also anstatt vollwertigen Online-Meetings auch mehr Selbstlern-Einheiten sein.

Hast Du bereits praktische Erfahrung mit einem Blended Learning Konzept?

Welches dieser Modelle würde Dich am meisten ansprechen, da Du es Dir in der Praxis oder für Deine Zwecke gut vorstellen könntest?