Trainer:in 4.0 – Wer ist das?

Die Bildungswelt verändert und entwickelt sich kontinuierlich.

In den letzten zwei Jahren haben wir in vielerlei Hinsicht sogar sicherlich eine beschleunigte Entwicklung gesehen.

Das hat bei vielen Trainer:innen Unsicherheit ausgelöst und bis heute fühlen sich einige beim Blick auf die Zukunft überfordert.

Denn gleichzeitig kompetente Präsenz-, Online- und Hybrid-Trainer:innen im ständigen Wechsel zu sein, ist eine ganz schöne Mammutaufgabe.

Wir ziehen daher heute einmal Resümee und haben gesammelt, welche Skills moderne Trainer:innen für eine sichere Zukunft besonders brauchen:

Die richtige Dosis Online

Viele Trainer:innen mussten vor zwei Jahren schmerzlich erfahren, dass sie im Online-Bereich etwas Nachholbedarf haben.

Aber auch jetzt gibt es immer noch viele, die sich mit Online überfordert fühlen. Dabei kann ein solides digitales Konzept ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfestigkeit sein.

Es fühlt sich vielleicht weniger überwältigend an, wenn Du Dir einen kleinen Methodenkoffer anlegst, mit dem Du dich sicher fühlst.

Heißt also nicht, dass Du jede Plattform und jedes Tool in- und auswendig kennen musst. Sondern es reicht oft vollkommen aus, wenn Du Dich detailliert in eine Plattform (wie zum Beispiel Zoom) einarbeitest und dazu drei einfache Allround-Tools (etwa Jamboard, Padlet) gut kennst.

Mit diesen Werkzeugen kannst Du ohne Probleme ein teilnehmerorientiertes Online-Seminar mit Gruppenarbeiten auf die Beine stellen!

Festgefahren?

Auch dies ist eine wichtige Erkenntnis der letzten Zeit: Stillstand ist keine Option.

Ohne Flexibilität und die Fähigkeit auch spontaner zu reagieren, werden wir schnell unschön überrascht.

Verschiedene Formate grundsätzlich zu verstehen und kurzfristig umstellen zu können, ist beinahe unverzichtbar geworden.

Ein verlässliches Konzept zu haben, ist immer gut. Aber bei technischen Störungen oder unvorhergesehenen Umstellungen einige Pläne in der Hinterhand zu haben, kann Dir heutzutage wahrlich das Trainer-Leben retten.

Denn ein Plan A ist immer nur so gut wie ein Plan B.

Nehmer-Qualitäten

Ja, auch kritisches Feedback mussten einige Trainer:innen zuletzt häufiger einstecken als sie es aus ihren Präsenz Seminaren gewohnt waren.

Viele Trainer:innen haben uns erzählt, dass sie dieses Gefühl der Unsicherheit sehr getroffen hat. Denn wenn Du es gewohnt warst, Dich pädagogisch sicher und kompetent zu fühlen, hat Dir die Pandemie vielleicht auch ziemlich den Boden unter den Füßen weggezogen.

Aber selbst aus diesen Erfahrungen können wir für die Zukunft lernen: Kritikfähigkeit ist eine wichtige Kompetenz.

Und die Basis für unsere Weiterentwicklung ist das Feedback der Teilnehmer:innen. Wenn Du Dich in einem Bereich unsicher fühlst, sind Feedback und Austausch sogar noch wertvoller – auch wenn es nicht gleich auf Anhieb so positiv ist wie erhofft!

Die richtige Ausrichtung

Die Zeiten des Frontal-Unterrichts sind vielerorts vorbei – zum Glück.

Denn die meisten Pädaog:innen haben mittlerweile erkannt, dass nur Handlungswissen den Lernenden wirklich langfristig nutzt.

Denn die wichtige Frage, nach der Berufstätige beurteilt werden, ist am Ende nicht „Was weißt Du?“, sondern „Was kannst Du?“.

Und dennoch neigen viele gute Lernbegleiter:innen gerade Online dazu, in alte Muster zu verfallen. Denn wenn Du mehr mit der Technik als der Gruppe beschäftigt bist, lenkt das vom Wesentlichen ab.

Daher brauchst Du zumindest handlungsgorientierte Basismethoden, die in verschiedenen Modi funktionieren und in denen Du dich gleichermaßen sicher fühlst.

Auch der Wert der Lerngruppe an sich sollte von modernen Trainer:innen nicht unterschätzt werden. Das riesige methodische Potential, das in der Gruppe schlummert, wird nur durch soziale Lernsettings wirklich genutzt.

Lebenslanges Lernen

Wie wichtig das lebenslange Lernen auch für uns ist, haben wir alle am eigenen Leib erfahren. Idealerweise sollte das nicht ganz so abrupt ablaufen, sondern ein kleines Stück jeden Tag.

Selbst die kompetentesten Trainer:innen können sich noch verbessern und neue Tools und  Methoden entdecken.

Sei neugierig und tausche Dich so viel wie möglich mit anderen Pädagog:innen aus – so fällt es Dir ganz leicht, natürlich up-to-date zu bleiben.

Gerade Online gibt es viele gute Austauschgruppen – wir haben übrigens auch eine, mit über 600 Trainer:innen und monatlichen Treffen, die Du >>hier findest 😉

Teamwork – auch für Selbstständige

Wo wir gerade über das Netzwerken sprechen: Einige freiberufliche und selbstständige Trainer:innen leben manchmal als natürliche Konsequenz in ihrer eigenen Blase.

Dadurch verkümmern die Teamwork-Fähigkeiten ab und zu etwas. Dabei sind zum Beispiel Business Partnerschaften oftmals eine fantastische Gelegenheit, um voneinander zu lernen und Dich besser zu positionieren.

Mit methodisch gleichgesinnten Trainer:innen gemeinsame Lernvideos, Podcasts oder eBooks zu erstellen, kann für alle Seiten fruchtbar sein.

Auf diese Weise hast Du zusätzlich auch immer Ansprechpartner:innen, wenn Du mal eine neue Methode oder ein Tool gemeinsam ausprobieren möchtest.

Kulturelles Bewusstsein

Das globale Dorf in vielen Unternehmen und Lerngruppen schon lange Realität. Und auch über das Internet und soziale Medien vernetzen wir uns immer mehr über Grenzen hinweg.

Das bedeutet auch für Trainer:innen (sowie für Menschen insgesamt), dass interkulturelle Offenheit als Kompetenz immer wichtiger wird.

Tatsächlich kann kulturelle Vielfalt ein unglaublich belebender Faktor für viele Gruppenarbeiten sein. Denn verschiedene Sichtweisen und kulturelle Perspektiven eröffnen allen Teilnehmer:innen neue Horizonte.

Die gute Nachricht zum Schluss

Auch wenn der Blick in die Zukunft vielleicht manchmal ungewiss ist, der Beruf Pädagog:in ist insgesamt ziemlich krisensicher.

Moderne Lernbegleiter:innen mit Erfahrung werden immer gebraucht werden, auch wenn sich Lernformen und Methoden verändern mögen.

Tatsächlich bietet die BBC eine >>Jobsuchmaschine an, die anzeigt mit welcher Wahrscheinlichkeit Berufsfelder automatisiert werden können:

Quelle: BBC

Wenn man dieser Grafik also Glauben schenken mag, brauchen sich Trainer:innen so schnell keine Sorgen machen – solange sie dafür sorgen, dass sie pädagogisch auf der Höhe bleiben.

Gibt es noch einen Kompetenzbereich, den Du persönlich für besonders wichtig hältst? Dann schreibe uns einen Kommentar!

Tipps für Teams und Teamleiter:innen

Die Fähigkeit zu gutem Teamwork ist oft eines der ersten Dinge, die potentielle Arbeitgeber:innen abfragen oder praktisch testen.

Kein Wunder, denn die meisten Menschen arbeiten regelmäßig auf die eine oder andere Weise im Team, in einem Kollegium oder in verschiedenen Gruppen. Teams sind nicht immer einfach zu navigieren, denn es laufen stets vielfältige Prozesse auf einer persönlichen und fachlichen Ebene gleichzeitig ab.

Teamarbeit hat aber auch viele positive Nebeneffekte:

  • Wissensaustausch und diverse Expertisen führen zu besseren Ergebnissen und generieren neues Wissen für alle
  • Schwierige Aufgaben lassen sich gemeinsam oft besser bewältigen
  • Ein gutes Team fördert auch die Eigenverantwortung und Motivation
  • Positive Erfahrungen im Team erhöht die allgemeine Zufriedenheit und damit auch die Produktivität

Doch was ist gutes Teamwork überhaupt genau? Und wie können Teamleiter:innen für gute Stimmung und eine effektive Struktur sorgen?

Wie entsteht ein Team?

Im Grunde gibt es 4 Phasen, die ein Team auf dem Weg zu einer gut geölten Maschine durchläuft:

1. Forming (Orientierungsphase)

Hier beginnt erstmal das soziale und fachliche Abtasten. In dieser ersten Phase ist die Rolle der Teamleitung besonders wichtig. Sie sollte klar kommunizieren und anfänglich vor allem deutliche Anweisungen und Sicherheit geben. Auch die Kontrolle des Leistungsfortschritts ist in der ersten Phase noch ein wichtiges Element, auf dem Weg zu effektiven Einzelleistungen und einem guten Team.

2. Storming (Konfrontationsphase)

Nachdem sich alle ein wenig eingewöhnt haben, fangen die Mitglieder an, sich mehr zu positionieren. In dieser Phase finden alle ihre Rollen und hier muss die Teamleitung besonders aufmerksam sein und die Motivation hochhalten.

In dieser Phase kommt es auch oft zu Konflikten und es ist wichtig, dass diese auch ausgetragen werden – natürlich zivilisiert. So kannst Du späteren Schwierigkeiten vorbeugen, da sie sich gar nicht erst festigen.

3. Norming (Regelungsphase)

Nachdem die manchmal holprigen Anfangsphasen überstanden sind, entwickeln sich Routinen und Konventionen. Wenn die ersten Phasen souverän gemeistert und angeleitet wurden, wird das Team nun zielorientierter und somit auch effizienter. Somit kann die Leitung nun auch weniger kontrollieren – die regelmäßige Kommunikation bleibt aber weiterhin wichtig!

4. Performing (Leistungsphase)

Es hat sich nun alles eingependelt. Rollenverteilungen sind klar und Strukturen greifen. Idealerweise ist die Arbeit durch eine gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung gekennzeichnet. Damit ist auch die Motivation besonders hoch.

Als Teamleitung kommunizierst Du weiterhin und regst auch Austausch untereinander an, aber schenkst auch immer mehr Vertrauen.

Tipps für Teams

Kommunikationswege öffnen

Modernes Teamwork organisiert sich gerne über digitale Kanäle. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nachdem welchen Messenger-Dienst die Beteiligten eventuell bereits nutzen. Es sollte aber ein Dienst sein, der sich einfach über mobile Geräte nutzen lässt.

Je niedriger die Kommunikationsschwelle ist, desto mehr nutzt das Team die Kanäle auch zur informellen Kommunikation. So entwickelt sich schneller eine Gruppendynamik und die Team Mitglieder stellen eher offen ihre Fragen.

Aber auch regelmäßige Live Meetings zwecks Austausch und Klärung sollten im Terminplan verankert sein – natürlich gerne auch per Konferenzsoftware, da sich dies bei vielen Teams und Situationen ohnehin anbietet.

Ein gutes Team besteht aus starken Individuen

Damit Teamarbeit so angenehm und effizient wie möglich ist, müssen alle Einzelnen einen Teil der Last tragen. Das bedeutet, dass alle Team Mitglieder ihren Beitrag leisten müssen und die Arbeit so gleichmäßig wie möglich auf die verschiedenen Schultern verteilt wird.

Dazu zählt auch, dass die Teamleiter:innen die Team Mitglieder entsprechend ihrer jeweiligen Fachgebiete, Backgrounds oder Interessen einsetzt. Denn nur wenn sich jedes einzelne Mitglied am guten Gelingen beteiligt fühlt, sind sie auch motiviert. Das Gefühl von gemeinsamen Zielen ist extrem förderlich für die allgemeine Stimmung.

Auch Verantwortung ist hier wichtig, denn das gesamte Team ist für die Arbeit und dann auch für den Erfolg verantwortlich – und verdient gemeinsam das Lob, wenn ein Projekt gelingt!

Im Übrigen solltest Du Erfolge und gute Leistungen auch zwischendurch nicht immer als selbstverständlich betrachten: Wenn die Teamleitung bewusst anerkennende und wertschätzende Rückmeldung gibt, arbeiten Menschen gleich viel lieber.

Das heißt es darf auch gerne mal gemeinsam gefeiert werden. Auch andere Events oder Teambuilding-Maßnahmen können die Zusammenarbeit dauerhaft verbessern.

Konflikte nicht schwelen lassen

Wo Menschen sind, da gibt es Konfliktpotential. Früher oder später kommt es in Teams zu Meinungsverschiedenheiten oder auch persönlichen Differenzen. Oben haben wir das in der zweiten Phase der Teamfindung angerissen.

Andauernde Konflikte zu ignorieren, löst sie nur selten auf. Im Gegenteil, schon bald stören sie auch den Arbeitsfluss und die Kommunikation.

Hier ist es auch immer die Verantwortung der Teamleitung, aufmerksam zu bleiben und Gespräche anzuregen. Es ist oft ratsam, beobachtete Dinge zunächst in Einzelgesprächen anzusprechen. Wenn es Unmut innerhalb des gesamten Teams gibt, sollte aber auch darüber offen gesprochen werden.

Dann ist es wichtig, dass alle zu Wort gekommen und man sich gegenseitig aussprechen lässt. Eine gesunde Konfliktkultur ist auch niemals persönlich, sondern bezieht sich nur auf die Arbeit. In diesem Fall fungieren Teamleiter:innen am besten als Moderator:innen oder im Zweifel sogar Mediator:innen – Du sorgst dafür, dass die Konfliktbewältigung nicht vom Weg abkommt.

Auch aktives Zuhören ist für Teamleiter:innen eine besonders wichtige Kompetenz: Viele Konflikte und Unzufriedenheit kündigt sich oft zwischen den Zeilen an. Dann ist es nötig, dass sich das Team von der Leitung ernst genommen und gehört fühlt.

Eingeschliffen, aber nicht stumpf

Hat ein Team erst einmal die vierte Phase erreicht, sollten die Prozesse weitgehend effizient ablaufen.

Hier lauert die Gefahr, dass sich das Team gegen eigentlich förderliche Neuerungen sperrt. Denn die Zusammenarbeit und Leistung kann fast immer noch optimiert werden. Aber haben Teams sich einmal erst gefestigt, werden sie gerne etwas träge.

Daher ist es wichtig, dass es nie zum völligen Stillstand kommt. Als Teamleiter:in sorgst Du daher dafür, dass die Kooperation dynamisch bleibt und auch regelmäßig neue Dinge ausprobiert werden. Denn nur durch eine konstante Weiterentwicklung bleibt ein Team auch leistungsfähig – professionell-fachlich und menschlich.

Diversität macht kreativ

Je größer die Bandbreite an unterschiedlichen Expert:innen ist, desto kreativer werden die Lösungen.

Dabei gilt Diversität für fast alle Merkmale: sozio-demografisch oder kulturell, aber auch im Hinblick auf Persönlichkeiten und Fähigkeiten. Wenn alle Team Mitglieder denselben Hintergrund haben, kommen sie vermutlich oft an derselben Stelle aus.

Wenn viele verschiedene Backgrounds zusammenkommen, ergeben sich aus einem Team oft viel kreativere und innovativere Ansätze.

In einem sehr heterogenen Team ist der offene und kontinuierliche Austausch dann aber sogar noch wichtiger. Denn aus vielen Perspektiven muss dann manchmal noch stärker aussortiert und zusammengedampft werden.

Die virtuelle Lerngruppe – Sind wir digital teamfähig?

Zum Thema Online-Seminare existiert eine ganze Fülle an Bedenken. Eine der am häufigsten geäußerten Sorgen ist, dass Teilnehmer*innen im virtuellen Raum keine positive Beziehung zum Trainer und zur Lerngruppe aufbauen können.

Auch wenn Beziehungen durch das digitale Fenster unseres Bildschirms sich vielleicht anders gestalten, kann es sicherlich ein paar hilfreiche Tipps zur Verbesserung der Online-Arbeit geben.

Bei genauerer Betrachtung arbeiten wir bereits seit der Einführung von Telefonkonferenzen virtuell. Dennoch haben virtuelle Teams und Arbeitsgruppen für uns längst noch nicht denselben Stellenwert wie die tatsächliche physische Anwesenheit eines Teams im selben Raum.

Da wir idealerweise in unseren Online-Seminaren möglichst viel kollaborativ in Gruppen arbeiten möchten, müssen wir bewusste Anstrengungen unternehmen, um virtuelle Teamarbeit möglich und effektiv zu machen.

In den meisten Ratgebern wird darauf hingewiesen, dass auch für virtuelle Teams Anlässe zu persönlichen Treffen geschaffen werden sollten. Da diese Option sich in vielen Situationen in der näheren Zukunft wohl nicht bietet, muss man andere Aspekte des Team-Buildings in Betracht ziehen.

Ist Teamarbeit auf Distanz möglich?

Die meisten Menschen würden wohl der Aussage zustimmen, dass es für echte Präsenz und reale Interaktion keinen Ersatz gibt. Wie kann man digitale Kommunikation und Kollaboration also zu einer echten Alternative machen?

Basierend auf dem folgenden Modell lassen sich einige Faktoren annähern, die unsere virtuelle Teamarbeit positiver gestalten können:

Basierend auf dem Modell “Logische Ebenen” nach Robert Dilts

1. Umgebung

Fangen wir also erst einmal mit der Basisebene der Pyramide an. Umgebung bezieht sich vor allem auf die Plattformen, die wir für unsere Veranstaltungen nutzen. Zwei der wichtigsten Faktoren bei der Auswahl der geeigneten Plattformen sind meist Zweckdienlichkeit und Benutzerfreundlichkeit. Es gibt eine große Auswahl an Tools, die diesen Anforderungen gerecht werden können und sowohl synchrone als auch asynchrone Zusammenarbeit ermöglichen

2. Verhalten

Der Aufbau von Beziehungen ist in der digitalen Sphäre vielleicht eine aktivere Anstrengung als in der realen Welt.

Denn im alltäglichen Büroumfeld entwickeln sich Bindungen auf ganz natürliche Weise durch zufällige Begegnungen und Unterhaltungen. Manche Menschen sind im Knüpfen von positiven Beziehungen eventuell besser als andere, aber wir alle haben diese sozialen Fähigkeiten seit der Kindheit entwickelt.

In einem virtuellen Team müssen wir uns um Beziehungen mehr bemühen und bewusster soziale Bindungen fördern. Denn auch die Fähigkeit mit Hilfe digitaler Kommunikationstools soziale Beziehungen aufzubauen, können wir lernen.

Ein wichtiger Baustein in unserem Verhalten ist dabei Zuverlässigkeit. Da sich sowohl Arbeitsabläufe als auch soziale Situationen viel weniger zufällig gestalten, ist es besonders wichtig, dass wir uns als zuverlässiges Team-Mitglied zeigen.

Zuverlässigkeit erzeugt Vertrauen innerhalb einer Gruppe. Denn auch Vertrauen zu anderen Menschen bauen wir im virtuellen Raum schwieriger auf. Diese Tatsache hängt unter anderem damit zusammen, dass wir bei virtueller Zusammenarbeit weniger Kontrolle über die Arbeit anderer Gruppenmitglieder haben. Daher können wir uns nur durch die konstante Einhaltung von Regeln, Versprechen und Routinen das Vertrauen der Gruppe verdienen.

Bei virtueller Zusammenarbeit kann Ergebnisorientierung sinnvoller als ständige Kontrolle sein. Als Moderator und Lernbegleiter kann man daher eher auf die Erreichung eines Lernziels fokussiert sein und weniger auf jeden einzelnen Schritt. Dies gibt den einzelnen Lernenden zudem die Möglichkeit, einen individuellen, selbstständigen Weg zum Lernerfolg zu finden.

3. Fähigkeiten

Die wichtigsten Fähigkeiten sind also nicht die technischen – auch wenn diese natürlich in einem gewissen Rahmen gegeben sein müssen. Doch bei virtueller Team-Arbeit ist die emotionale Intelligenz durchaus mehr gefragt.

Dabei ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, eine gesunde Balance zwischen der eigenen Meinung und der Meinung anderer zu finden. Es ist ratsam, sich auch im virtuellen Rahmen nicht vor der Artikulation des eigenen Standpunkts zu drücken. Gleichzeitig muss sich auch jeder Einzelne durch aktive Nachfragen um eine ausgewogene Meinung des Kollektivs bemühen.

Diese Fähigkeiten sind für uns nicht unbedingt immer natürlich und müssen daher ganz bewusst innerhalb eines Teams eingeübt und befördert werden.

4. Grundannahmen

Virtuelle Zusammenarbeit mag zwar ihre Schwierigkeiten haben, aber es gibt auch einige positive Aspekte. Wenn wir uns diese vor Augen halten, können wir schon einmal den ersten Schritt machen und eine bejahende Einstellung einnehmen.

Denn so sehr viele Menschen und vor allem Trainer in diesem Jahr auch die Präsenzveranstaltungen vermisst haben, so ist eine ablehnende innere Haltung wenig produktiv. Dagegen ist es immer konstruktiver, die Online-Sphäre mit ihren Eigenheiten bewusst anzunehmen.

Denn die virtuelle Distanz hat unbestritten auch den Vorteil, dass sie tatsächlich geographische Grenzen überbrücken kann. Wir können problemlos mit Menschen am anderen Ende der Welt kollaborieren. Das eröffnet auch für Anbieter von Trainings und Coachings viele Optionen, ihre Dienste einfacher und breiter zur Verfügung zu stellen.

Virtuelle Zusammenarbeit kann also effektiv sein, wenn wir uns proaktiv verhalten und zur ständigen Weiterentwicklung unserer Fähigkeiten bereit sind.

5. Identität

Der Trainer ist in einem Online-Seminar häufig eine Art Moderator und Teamleiter. Dabei ist es besonders schwierig, ein Team zu führen, dass man nie wirklich arbeiten oder agieren sieht. In Präsenzseminaren kann man sehr viel leichter die Interaktionen und Reaktionen innerhalb der Gruppe beobachten und seinen Plan daran ausrichten.

Eine Gruppe funktioniert am besten auf Basis einer Team-Identität. In einem Umfeld, in dem die Gruppe keinen Raum zur Bildung einer solchen erhält, wird sich die Kollaboration wenig zielführend gestalten.

Wenn man hingegen auch einer virtuellen Team-Identität Raum verschafft, fühlen sich die Gruppenmitglieder auch auf natürliche Weise zu einer konstanten Optimierung der Kollaborationsräume ermutigt.

Informeller Austausch ist wichtig

Bei der Planung von Online-Seminaren steht man häufig vor der Aufgabe, sehr viele Inhalte in einen zu engen Zeitrahmen packen zu müssen.

In Präsenzseminaren planen wir meist mehr oder weniger ausgedehnte Kennenlern-Runden ein. Zudem lernen sich die Teilnehmer*innen im Rahmen informeller Zwischengespräche automatisch besser kennen und formen auf ganz natürliche Weise eine Gruppendynamik.

Da diese Elemente in Online-Seminaren häufig der Zeitplanung zum Opfer fallen, entfällt leider auch ein großer Anteil des gruppenbildenden Austauschs. Da die Teilnehmer*innen im einen Online-Seminar weniger Gelegenheit haben, ein Gruppengefühl beiläufig zu entwickeln, sollten auch Gruppenarbeitsphasen keinesfalls zu kurz kommen.

Daher ist es wichtig, für die persönlichen Aspekte bewusst Platz zu schaffen. Indem man die Kennenlern-Phase streicht, beraubt man die Gruppe ohne es zu wollen eines wichtigen Prozesses. Diese Tatsache beeinflusst dann auch die inhaltliche Arbeit und macht die Gruppenarbeitsphasen eventuell schwieriger.

Damit sich die Teilnehmer*innen nicht als einzelne verlorene Individuen im virtuellen Raum fühlen, sondern ein Wir-Gefühl entwickeln, ist die persönliche Ebene wichtiger als vielleicht gedacht. Wenn wir räumlich getrennt sind, wird dieser Faktor sogar noch zentraler.

Somit ist es nicht ratsam, die Kennenlern-Runden einfach zu streichen. Ganz im Gegenteil – man sollte sogar noch mehr Raum für aufgelockerte, informelle Einheiten schaffen.

Dazu zählen auch Pausen. Denn auch die gemeinsame Nutzung der Pausen kann das Gruppengefühl befördern. Unter Umständen kann man hier auch gemeinsame körperliche Übungen einbauen, um Geist und Körper zusätzlich wieder aufzuwecken.

Aus den Augen, aus dem Sinn?

Da wir im virtuellen Raum praktisch auf einen Avatar reduziert werden, laufen wir manchmal Gefahr den Kontakt zu wichtigen Aspekten unserer natürlichen Menschlichkeit zu verlieren.

Die Grundlage für alle unsere Beziehungen und Erlebnisse ist immer eine Kombination aus unseren Emotionen und körperlichen Empfindungen. Wenn wir also das Gefühl haben, dass wir virtuelle Dinge gar nicht wirklich real erleben, speichern wir sie auch nicht effektiv ab.

Daher ist es eine sinnvolle Option, inhaltlich passende haptische Elemente in den Seminarplan zu integrieren. So kann man beispielsweise eine Auswahl an Objekten zuvor an die Teilnehmer*innen verschicken oder den Auftrag geben, gewisse Gegenstände zu einer Einheit zu besorgen. Wenn diese realen Objekte dann gemeinsam im Verlauf des Seminars erlebt werden, kann dies eine neue sinnlich erfassbare Ebene eröffnen.

Auch die Interaktion mit anderen Menschen kann sich entsinnlicht anfühlen. Da die reduzierte Körpersprache unsere digitale Kommunikation anfälliger für Störungen macht, können Konflikte noch leichter im Verborgenen entstehen. Da wir also davon ausgehen müssen, dass über virtuelle Kanäle stets ein Teil der Nachricht verloren geht, ist Offenheit und Direktheit besonders wichtig.

So ist es auch für den Moderator eine Aufgabe, aufmerksam zu bleiben und die Interaktion in der Gruppe genau zu beobachten. Potentielle Spannungen sollten offen thematisiert und auch stillere Teilnehmer*innen aktiv eingebunden werden. Eventuell können auch Einzelgespräche hilfreich sein, um sicherzustellen, dass einzelne Lernende nicht versehentlich abgekoppelt werden.

Und immerhin kann man von Glück sagen, dass uns die akute Notwendigkeit virtueller Zusammenarbeit im Jahr 2020 ereilt hat – und nicht 1990. Denn auch wenn ein Zoom Call vielleicht nicht auf dieselbe Ebene wie reale Meetings zu stellen ist, so spricht ein visuelles Medium unsere Emotionen immer stärker an.

Zudem kann man beobachten, dass die Akzeptanz der virtuellen Kommunikation mit zunehmender Gewöhnung ansteigt. Je mehr die Kommunikationspartner an das Medium gewöhnt sind, desto leichter fällt es ihnen, sich wieder mehr auf die Interaktion an sich anstatt auf ihre technologische Natur zu konzentrieren.

Menschliche Beziehungen sind ohnehin wie ein kontinuierlicher Datenfluss. Wir haben über viele Jahre soziale Umgangsformen und eine gewisse Kommunikations-Etikette kultiviert. Das Erlernen neuer Interaktionsformen in der virtuellen Sphäre kann daher große Unsicherheit und auch Erschöpfung auslösen. Durch Achtsamkeit, Sorgfalt und Verlässlichkeit können wir jedoch auch gemeinsam diese neuen Umgangsformen lernen.