Gruppenarbeit mit Pfiff – 4 kreative Methoden

Das Arbeiten und Lernen in Gruppen ist eine der beliebtesten Sozialformen.

Kein Wunder, denn hier liegt der Fokus mehr auf der Lerngruppe und es werden neben den inhaltlichen auch noch soziale Kompetenzen geschult.

Es gibt zahlreiche Methoden und Ansätze, von denen wir Dir heute einmal ein paar vorstellen, die uns in letzter Zeit überzeugt haben:

Etwas Grundsätzliches!

Ein wichtiger Aspekt bei der Gruppenarbeit gerät gerne einmal in den Hintergrund: Die konkrete Kommunikation. Schließlich erstrecken sich Gruppenaufgaben oder -projekte auch gerne mal über eine Sitzung hinaus.

Obwohl dies natürlich die Basis für alle Gruppenaufgaben ist, scheitert die Bearbeitung viel zu oft an mangelnder Kommunikationsmöglichkeit – insbesondere in digitalen Formaten. Manchmal scheuen Lernbegleiter:innen Online sogar die Gruppenarbeit, da sie glauben, dass es zu kompliziert sei.

Die Kommunikation in den Gruppen muss also zwei Dinge sein: Einfach zugänglich und intuitiv. Wähle eine Plattform oder einen Messenger, den die Teilnehmenden entweder bereits kennen oder im Rahmen der Veranstaltung anderweitig nutzen.

Bonuspunkte werden vergeben, wenn die Interaktion vielfältig und kreativ sein darf oder aufgrund der Aufgabe sogar sein „muss“.

Digitale Tools helfen die langfristige Gruppenkommunikation reibungsloser zu gestalten – Solche Tools sind aber natürlich auch als Add-on in Präsenz-Veranstaltungen sehr effektiv und erlauben Kommunikation über die Sitzungen hinaus!

Methode 1: Licht, Kamera, Action!

Wir sprechen oft darüber, wie Du als Lernbegleiter:in Videoformate nutzen kannst.

Dabei halten auch Deine Teilnehmer:innen ein Videoproduktionstool ständig in ihrer Hand oder haben es in der Hosentasche.

Da in praktisch allen Lerngruppen zumindest das Smartphone vorausgesetzt werden kann, eignet sich eine Video-Gruppenaufgabe auch für beinahe alle Zielgruppen. Denn es geht natürlich nicht darum, ein perfekt produziertes oder bearbeitetes Video zu erstellen.

Vielmehr geht es darum, methodische Abwechslung ins Spiel zu bringen und die Kreativität anzuregen. Eventuell wirst Du sogar überrascht sein, wie kreativ die Endprodukte sein werden.

Im Masterkurs Berufspädagog:in gibt es beispielsweise die Aufgabe, gemeinsam ein eigenes Lernvideo zu erstellen. Du kannst eine solche Aufgabe zum Beispiel auch mit dem letzte Woche besprochenen >>LdL-Ansatz kombinieren:

Die Teilnehmenden bereiten ihre Themen auf und verpacken sie anstatt in einer üblichen Präsentation in einem kurzen Lernvideo für die anderen.

Grundsätzlich können Videos auch auf Teilnehmer:innenseite so viel vielfältiger genutzt werden, als wir es derzeit vielleicht noch tun. Sogar für die Kommunikation zwischendurch können sie eine tolle Variante sein, um Distanz zu überbrücken und mehr Vertrautheit in einer Gruppe zu schaffen.

Methode 2: Gruppenquiz

Quizze sind eine schöne Methode, da sie gleichzeitig den Wissensstand für die Lernenden einordnen, das Wissen festigen und es in neue Kontexte einordnen können. Hier kommen auch Eigenschaften der >>Gamification zum Tragen, wodurch die Lernenden motiviert und durch einen spielerischen Wettbewerb angespornt werden.

Überträgt man alle diese Qualitäten noch in eine aktivierende Gruppeneinheit, hat man eine Methode, die viele inhaltliche und soziale Kompetenzen anspricht.

Diese Form des Gruppenquiz dreht den Spieß sogar noch einmal ein bisschen um, denn die Quizfragen kommen nicht von Dir, sondern von den Teilnehmenden selbst. Das hat zur Folge, dass die Lernenden schon bei der Vorbereitung wirklich über die Inhalte nachdenken und sie verstanden haben müssen.

Ein Gruppenquiz lässt sich sowohl Online als auch in Präsenz umsetzen, über eine digitale Plattform können die Kleingruppen eine festgelegte Anzahl an Fragen in Breakout Sessions erstellen.

Dann brauchst Du im Prinzip nur noch eine Punktetabelle, auch das lässt sich über Softwares wie Zoom einfach umsetzen:

Du kannst die Grafik teilen und dann die Punkte entsprechend stempeln. Du kannst unter Umständen ganz im Sinne der Gamification noch eine kleine „Belohnung“ für die Gruppe mit den meisten Punkten ausloben, wenn Du möchtest.

Aus unserer Erfahrung sind Gruppenquizze immer eine sehr erfolgreiche Methode, da es sowohl Spaß macht als auch eine inhaltliche Einheit gut abrunden kann.

Methode 3: NASA-Planspiel

Eine Methode aus der Kategorie der >>Planspiele. Wieso Planspiele so wirksam und aktivierend sind, kannst Du Dir in unserem Artikel zum Thema anschauen, dort findest Du auch noch weitere Beispiele!

Kurz zusammengefasst: Planspiele eignen sich besonders gut für das Teambuilding und für die Schulung von Führungskräften. Denn hier stehen die Themen Kommunikation und Problemlösung in einer Gruppe ganz oben.

Planspiele benötigen immer etwas mehr Zeit für Vorbereitung und Durchführung, lohnen sich aber für die genannten Ziele trotzdem sehr. Du wirst wissen, ob sich eine solche Methode für Deine Zielgruppe und Lernziele eignet, gegebenenfalls kannst Du die Ausgangssituation immer etwas vereinfachen.

Das NASA-Spiel ist allerdings besonders spannend, da es ein sehr interessantes hypothetisches Szenario aufmacht, das aus einer faszinierenden Realität entstanden ist. Ziel der Aufgabe ist es nämlich, gemeinsam Entscheidungen bezüglich überlebenswichtiger Ressourcen abzuwägen, zu diskutieren und zu treffen.

Für diese Methode gibt es am Ende sogar eine „offizielle“ NASA-Lösung für das Szenario, das bei der Nachbesprechung zum Vergleich genutzt werden kann. Dennoch ist die „richtige“ Lösung zuletzt eher nebensächlich, schließlich geht es um Kommunikation und den Weg zum Ziel.

Denn praktisch das wichtigste Element für ein Planspiel ist die anschließende Auswertung und Diskussion – also auf keinen Fall überspringen!

Wenn Dich der Ablauf und die Unterlagen für das NASA-Spiel interessieren, kannst Du hier bei >>Oliver Klee auf Seite 35f im Reader alles zur Methode nachlesen!

Methode 4: World Café

Auch bei dieser Gruppenarbeit steht Kommunikation im Vordergrund und gleichzeitig kommt auch noch etwas Moderation ins Spiel. Diese Methode lässt sich ebenfalls gut in Präsenz mit verschiedenen Tischen als auch Online über Breakout Sessions oder eine separate Plattform wie etwa >>wonder.me umsetzen.

Sie eignet sich bei größeren Gruppen und Themenbereichen, die heruntergebrochen werden sollen.

Das Prinzip ist einfach: Es gibt verschiedene Tische bzw. Räume, denen jeweils ein Thema und ein:e feste:r Moderator:in zugeordnet wird. Die Aufgabe dieser Person ist die Moderation der Gespräche zum jeweiligen Thema, das Stellen von passenden Nachfragen und das Notieren der wichtigsten Ergebnisse oder offenen Fragen.

In der Präsenz kann man hier gut Plakate oder sogar beschreibbare Tischdecken nutzen. Die Online-Räume sollten entsprechend deutlich benannt werden und es sollte ebenfalls eine Form der Visualisierung erfolgen, z.B. über ein geteiltes Whiteboard (Abspeichern nicht vergessen!).

Denn die bisherigen Gedanken bieten den später hinzustoßenden Lernenden sofort einen Überblick über Themen und Ergebnisse, an die sie anknüpfen können.

Außer den Moderator:innen bewegen sich alle Teilnehmer:innen durch den Raum und am besten über alle Stationen. Grundsätzlich sollten sich die Gespräche unter der Moderation natürlich entwickeln, aber länger als maximal 15 Minuten sollten Teilnehmer:innen nicht an einem Tisch verweilen.

Eine solche eher lockere Gruppenmethode eignet sich besonders, wenn es um das Entdecken und Einordnen größerer neuer Themenbereiche oder ein Brainstorming geht.

Wieso brauche ich beim Online Lernen eine Community und was sind die wichtigsten Faktoren?

Wann brauche ich beim Online Lernen eine Community und was sind die wichtigsten Faktoren?

Im Vorfeld der Online Weiterbildung muss ich planen und klären wie die Kommunikation läuft:

Synchron

Alle Beteiligten sind gleichzeitig anwesend und können aufeinander Bezug nehmen. Z.B. Der Vortag eines Lehrers wird aus dem Klassenraum an de PC Zuhause oder in eine andere Schulklasse übertragen. Die Teilnehmer können unmittelbar miteinander kommunizieren und aufeinander Bezug nehmen.

Asynchron

Teilnehmer sind an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten aktiv. Die Erstellung von Beiträgen oder Bezugnahme in wechselseitiger Kommunikation sind zeitlich entkoppelt. Beispiel: Ein  Lehrer stellt eine Aufgabe in eine Plattform, die von den Lernenden per E-Mail oder per Chat oder per Kommentarfunktion beantwortet wird. Die Kommunikation geht in alle Richtungen allerdings zeitverzögert durch den Austausch von Nachrichten.

Warum ist das wichtig?

Soziales Lernen

Ein ganz erheblicher Teil unseres Lernens findet im Austausch zwischen Menschen statt – eben auch abseits von institutionellen Lernangeboten: in der Freizeit, in persönlichen Gesprächen am Arbeitsplatz oder auch im Internet. Das Internet ist immer mehr ein sozialer Raum, in dem Menschen sich Informationen beschaffen oder Wissen abrufen, sondern in dem sie sich auch über private oder berufliche Themen austauschen. Menschen mit gleichen Anliegen oder Interessen bilden Communities. In Fachforen werden teilweise hochkomplexe Probleme diskutiert. Manches was dort publiziert wird, ist faktisch falsch und dennoch können solche Netzwerke Menschen zum gegenseitigen Teilen von Wissen und Erfahrungen motivieren.

In Communities treffen sich Liebhaber von Orchideen um über die Aufzucht und Pflege zu diskutieren. Viele tausende Beiträge haben die Plattformen in denen Menschen ihr Wissen bereitwillig preisgeben und anderen Orchideensammlern Tipps und Hilfestellungen zu geben. Über Suchfunktionen lassen sich die umfangreichen Informationen aus den Forenbeiträgen hervorholen, in denen teilweise tiefgehendes Wissen sichtbar wird, teilweise sind die Beiträge auch unsinnig und falsch, Mitglieder, die bereits lange sind und viele Antworten gegeben haben genießen einen guten Ruf und sind optisch sichtbar. Es entsteht ein Anreiz: Man möchte Anderen helfen und von Anderen Wertschätzung bekommen.

So können Communities und Gruppen eine erstaunliche soziale Bindungskraft entwickeln, ohne, dass sich die Menschen je von Angesicht zu Angesicht getroffen hätten. Oft kennt man sich nur mit Nutzernamen. Dabei basiert die lebendige Community doch auf sozialen Gratifikationsmechanisemn, die erwünschtes Verhalten belohnen und unerwünschtes bestrafen. Positive Bewertung und Liken erschaffen einen Rang, die Person erhält Anerkennung von Anderen und gewinnt soziales Prestige in der Community.

Dabei ist der Aufbau von Communities gar nicht so leicht planbar. Es reicht eben nicht, einen Server im Internet bereitzustellen, auf dem eine Software installiert wird. Nichts ist langweiliger als ein leeres Forum oder eine leere Gruppe. Hilfreich kann es sein im Vorfeld Initial-Content zu veröffentlichen , um einen Reiz zu setzen, zu dem ein Verhalten von Menschen erwartet werden kann. Gezielt Menschen ansprechen und zur Mitarbeit bewegen, Menschen mögen, wenn sie um Hilfe gebeten werden. Events oder Verlosungen können eingesetzt werden, um die Nutzung attraktiv zu machen.

Der Erfolg von Online Communities hat die Weiterbildungslandschaft inspiriert, wie sich diese Ansätze auch die Bildungsarbeit übertragen lassen. Die Versuche, in Organisationen Wissensmanagement über Plattformen zu steuern, um den Wissenaustausch von Mitarbeitenden zu fördern. Der Gedanke war, damit Wissen innerhalb der Organisation auch anderen Mitarbeitenden zu Verfügung zu stellen.

Lernbegleitung als Community Management

Als schwerfällig und wenig akzeptiert fanden diese Plattformen wenig Nutzer. Also hat man versucht, Blogs, Wikis und Co. einzusetzen, da viele diese ja in der Freizeit bereits genutzt haben. Manche Unternehmen haben es so geschafft, eine Community innerhalb der Organisation aufzubauen, allerdings haben diese alle eines gemeinsam:

Es braucht unbedingt eine Community Managerin, die die Plattform strukturiert, moderiert, Beiträge verschiebt, bewertet, löscht und auf die Einhaltung von Kommunikationsregeln achtet.

Wenn Antworten nicht aus der Community kommen muss der Manager/die Managerin darauf achten, dass kein Beitrag unbeantwortet bleibt. Diskussionsfäden müssen evtl. aufgegriffen und in richtige Richtungen gelenkt werden.

Dann kann hier ein informelles Lernen am eigenen Problem stattfinden. Menschen werdendazu animiert, Problemlösefähigkeit zu trainieren. Hinzu kommen Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit. Zusammen mit dem Wunsch nach sozialer Anerkennung ist also eine Community ein wichtiger Online Lernraum und unter bestimmten Voraussetzungen hat Lernen in der Gruppe einen Leistungsvorteil.

Für das Internet ist die Frage ob, und wie wir andere Personen als präsent erleben, obwohl sie eben nicht körperlich anwesend ist.  

Deshalb sind hier dem sozialen Lernen auch Grenzen gesetzt, wenn der Lernende aufgrund der Gruppengröße keine Chance hat, die anderen Mitglieder kennen zu lernen, dann entwickelt sich kein „Wir-Gefühl“ welches man von Präsenzlerngruppen kennt. Es bilden sich dann keine Gruppennormen und auch kein gemeinsames Verantwortungsbewusstsein für das gemeinsame Lernziel. Dennoch können auch in sehr großen Gruppen soziale Prozesse stattfinden, die mit einer emotionalen Bindung einhergehen, die für das Lernen wichtig sind. Hier ist die betreuende Instanz diejenige, die den Lernprozess initiiert und steuern kann.

Einen weiteren positiven Einfluss auf die Leistung der Gruppe hat die Kohäsion: Darunter versteht man die Bindungskraft der Gruppenmitgliedschaft und damit die Attraktivität der Gruppe für den Einzelnen sowie die Stärke des Wunsches, in der Gruppe zu bleiben und Anerkennung zu erhalten.

Entstehung von Kohäsion

Die dargestellten Überlegungen machen die Bedeutung von Kommunikation und Kooperation bei digitalen Lernangeboten deutlich. Es reicht nicht aus, die entsprechenden Werkzeuge in der Lernumgebung bereitzustellen. Die Voraussetzung für soziales Lernen ist vielmehr ihre aktive Nutzung. Egal ob bei der Erstellung von Beiträgen oder der Bearbeitung von Lernaufgaben und das Posten für andere Lernende. Wenn die aktive Mitarbeit eine so wichtige Rolle spielt, wie kann der Moderator die Teilnehmenden zu solchen Aktivitäten motivieren und die Plattform so gestalten, dass sie auf den sozialen Austausch ausgelegt ist.

Im Rahmen von Online Seminaren bzw.  Kursen kann die Aufforderung erfolgen, Lernaufgaben in einem bestimmten Format in der Lernplattform oder der Community einzustellen und die Beiträge anderer Teilnehmer zu kommentieren bzw. Feedback zu geben.

Hier kann durch solchen einen Impuls die Basis für Kommunikation und Austausch zwischen den Lernenden geschaffen werden.