Ab in die Zukunft? Lernen mit virtueller Realität!

Wir geben uns in der Weiterbildung viel Mühe, um mit den Inhalten den größtmöglichen Praxisbezug herzustellen.

Denn wir wissen mittlerweile, dass über Handlungsorientierung neues Wissen besser aufgenommen und auch erinnert wird. Auch der Lerntransfer in den tatsächlichen Berufsalltag erhöht sich so enorm.

Doch auch der höchste Praxisbezug ist natürlich am Ende meistens nur eine Annäherung.

Es mag Bereiche und Zielgruppen geben, für die das nicht immer ausreicht. Wie könnten wir also noch näher an die Praxis herankommen?

Angehende Piloten nutzen beispielsweise realitätsnahe Flugsimulationen, komplett mit der technischen Ausstattung. Könnten wir Formen der Simulation auch in der Weiterbildung einsetzen?

Auf Virtual oder Augmented Reality basierende Simulationen versprechen hier viel Potenzial für die Zukunft.

Doch ist VR-Lernen eigentlich wirklich noch Zukunftsmusik oder bereits für ganz normale Weiterbildner:innen anwendbar?

Virtual Reality für das Lernen?

Du hast sicherlich schon einmal eine Virtual-Reality Brille gesehen. Vielleicht verbindest Du VR aktuell aber noch ausschließlich mit Videospielen oder einfach unnötigen Technik-Spielereien.

Auch Augmented Reality ist seit Jahren ein Technik-Trend und ist den meisten Menschen trotzdem höchstens in Form von Apps wie Pokémon GO bekannt.

Dabei ist das Konzept der Immersion, also des „Eintauchens“, auf unendlich viele Szenarien anwendbar.

Kurz zur Unterscheidung der beiden Begriffe: Virtual Reality bringt die Nutzer:innen an den Ort, während Augmented Reality die Inhalte zu den Nutzer:innen bringt. Die Realität wird also für VR komplett ausgeblendet, während sie mit AR um bestimmte Elemente erweitert wird.

Daher bieten AR/VR also ganz neue Möglichkeiten für Lernerlebnisse, die so nah wie nur irgend möglich an die Realität kommen. Für viele Arbeits- und Trainingsbereiche kann das unschätzbar wertvoll sein.

Da können wir zum Beispiel an medizinische Fachkräfte denken, die sicher so viel Praxistraining wie verfügbar gebrauchen können, bevor sie sich an echten Menschen und Situationen versuchen müssen.

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Hinweis: Das Video ist ein VR-Training für Rettungskräfte! Es enthält u.a. nachgestellte Simulationen von Verletzungen!

Das obige Video zeigt einmal, was VR-Lernen realisieren könnte.

Es bietet ein realitätsnahes Szenario eines Ernstfalls, das den Lernenden echtes Anwendungswissen abverlangt.

Für Zielgruppen, die später im Beruf so viel Verantwortung für Menschen tragen, könnte VR-Lernen also sicherlich neue Wege aufzeigen.

Denn natürlich lassen sich solche Szenarien auch „in echt“ nachstellen. Aber das benötigt jedes einzelne Mal Ressourcen, Zeit und Menschen.

Mit einer frei verteilbaren Simulation lassen sich daher hier Einsparungen vornehmen und eine beliebige Wiederholbarkeit schaffen.

Die Zukunft des Lernens?

Die grundsätzliche Digitalisierung schreitet bekanntermaßen unaufhaltsam voran. Ist VR also einfach der nächste natürliche Schritt?

Der Begriff der Immersion fiel eben bereits, auf dem auch das neuartige Konzept des „Immersive Learnings“ aufbaut.

Auch wenn Lernen mit VR-Unterstützung für viele jetzt noch wie eine sehr entfernte Zukunft klingen mag – diese Entwicklungen gehen meistens schneller, als wir denken.

Immersives Lernen verspricht das situative und kompetenzorientierte Lernen, das vor allem auch Rollen- und Perspektivwechsel ermöglicht.

Lernende konsumieren nicht nur passiv Inhalte, sondern sind mitten in Live Situationen, die auch reale Gefühle auslösen. Denn vielleicht hast Du Dir das Video für Rettungskräfte angeschaut.

Du hast es ohne VR-Unterstützung gesehen und bist Dir von Anfang an bewusst, dass es sich um eine Simulation handelt. Trotzdem hat es eventuell bestimmte Emotionen in Dir ausgelöst oder Du hast überlegt, wie Du Dich in dieser Rolle verhalten würdest.

Wir können mit VR-Simulationen also nicht nur Gefühle vor-empfinden, sondern auch motorische Abläufe üben und mit diesen Situationen verbinden.

So können Lernende später wesentlich besser auf die Realität vorbereitet sein. Denn natürlich sind die erlebten Emotionen dann verstärkt, aber zumindest grundsätzlich bekannter.

Denn es macht einen großen Unterschied, ob wir Lernerlebnisse aus der Ich-Perspektive erleben, oder bloß nachvollziehen. Wir können mit VR-Lernen sogar verschiedene Perspektiven einnehmen, die uns ansonsten gar nicht zugänglich wären.

Die Zukunft ist schon hier

Zusammengefasst ist VR-Lernen daher wirklich beinahe der Traum des handlungs- und praxisorientierten Lernens.

Das Lernen anhand von authentischen Problemen und Kontexten, mit denen wir dynamisch interagieren, kann neue Lernwelten eröffnen.

Gleichzeitig ist auch immer eine instruktionale Unterstützung möglich – entweder direkt in der virtuellen Welt oder durch die Lernbegleitung in der Vor- und Nachbereitung.

Mögliche Anwendungsgebiete gibt es viele. Hier sind ein paar Beispiele für Kontexte, in denen virtuelle Lernwelten teilweise bereits umgesetzt werden:

  • Berufsorientierung: Potenzielle Auszubildende könnten über immersive VR-Welten einen besseren Einblick in die Praxis von Ausbildungsberufen bekommen
  • Aus- und Weiterbildung von Fachkräften: Die Deutsche Bahn hat beispielsweise bereits ein eigenes Team für VR-Lerninhalte, die technische Neuerungen für Züge und Stellwerke abbilden
  • Berufsgruppen mit hoher Verantwortung, wie etwa medizinische Bereiche: Neue Operationsverfahren und ihre motorischen Abläufe können im Vorfeld so realistisch wie möglich trainiert werden
  • Beratung und Verkauf: Manche Banken schulen bereits ihre Mitarbeitenden in diesen Bereichen und simulieren etwa Verkaufsprozesse mit VR-Unterstützung

Die Anwendungsideen sind grenzenlos und es werden bereits so viele mehr schon heute umgesetzt, als uns vielleicht bewusst ist.

Bis diese Technologien breite Anwendung finden, wird es eventuell noch eine Weile dauern. Aber Menschen und Unternehmen mit Innovationsdrang erkunden schon jetzt die spannenden Lernmöglichkeiten.

Denn Lernwelten, die außerhalb von Zeit und Raum existieren und gleichzeitig interaktiv nutzbar sind, klingen nun wirklich beinahe traumhaft.

Welches Praxis-Szenario könntest Du Dir beispielsweise vorstellen? Wofür würdest Du eine VR-Ausstattung nutzen, wenn Du alles umsetzen könntest?

Ok, aber wie?

Das klingt doch eigentlich alles wirklich interessant und didaktisch vielversprechend.

Natürlich sind die meisten Unternehmen und Trainer:innen aber im Moment noch nicht mit einer vollen VR-Ausstattung gesegnet.

Wenn Du für Organisationen oder Unternehmen tätig bist, denkst Du sicherlich jetzt schon an die ganze Überzeugungsarbeit, die das kosten könnte.

Aber zum Glück lässt sich solches Equipment auch mieten. Das kann eine Gelegenheit sein, diese spannenden Methoden einmal auszutesten und sich Feedback einzuholen. Die entsprechenden Inhalte kannst Du oftmals sogar schon frei verfügbar finden – wie etwa unser Beispiel direkt über YouTube.

Dann können wir im nächsten Schritt auch Argumente für mögliche Anschaffungen oder weitere Investitionen schaffen!

Du kannst Dir beispielsweise unter diesen Links mehr Informationen zu Projekten über virtuelle Lernwelten und das Equipment holen:

So begleitest Du Deine Lernenden durch Prüfungsstress

Prüfungen – ein Stichwort, das bei vielen Menschen noch immer Stress auslöst, selbst wenn sie schon lange aus der Schule oder weiterführenden Bildung raus sind.

Und dennoch sind sie für viele Dozent:innen und Weiterbildner:innen ein fester Bestandteil ihrer Veranstaltungen.

Wir kennen das beispielsweise aus der Weiterbildung für geprüfte Berufspädagog:innen. Die Weiterbildung geht über zwei Jahre und in dieser Zeit gibt sich Andrea als Lernbegleiterin alle Mühe, dass die Inhalte und Methoden handlungsorientiert sind.

Und dennoch steht am Ende für die Teilnehmer:innen unter anderem eine unabhängige IHK-Prüfung, auf der nochmal eine Menge Gewicht liegt.

Auf eine zentralisierte Prüfung hast Du oftmals wenig Einfluss und so kannst Du Deine Lernenden nur so gut wie möglich darauf vorbereiten.

Prüfungsangst ist tatsächlich ziemlich weit verbreitet und kann selbst bei Deinen motiviertesten Teilnehmer:innen Blockaden auslösen.

Wie kannst Du als Lernbegleiter:in in der Prüfungsvorbereitung dabei helfen, dass die Lernenden ihre beste Leistung zeigen können?

Das Problem mit der Prüfung

Prüfungen sind eine Form der extrinsischen Motivation. Diese Art der Motivation kommt also von außen und hat weniger mit den persönlichen Faktoren zu tun.

Extrinsische Motivation ist in vielen Fällen weniger lernförderlich und kann eher Druck verursachen.

Denn in einer Prüfung fühlt es sich an, als würde eine Veranstaltung kulminieren und plötzlich muss man auf den Punkt alles aus 2 Jahren können und wissen.

Außerdem sind sie oftmals mit (Abschluss)Noten verbunden, die beispielsweise den weiteren Karriereverlauf beeinflussen können.

Kein Wunder also, dass Teilnehmer:innen Muffensausen bekommen und am Ende oft schlechter abschneiden als erwartet.

So viele Infos wie möglich

Natürlich kannst Du Deiner Lerngruppe nicht die genauen Prüfungsfragen vorgeben, selbst wenn Du sie kennen würdest.

In vielen Fällen kannst Du ihnen aber gute Beispiele an die Hand geben oder thematisch eingrenzen.

Wenn es eine Abschlussarbeit- oder ein -projekt gibt, kannst Du ihnen Beispiele vorheriger Teilnehmer:innen zeigen.

So können sie sich die Anforderungen viel besser vorstellen und ein genaueres Gefühl für die Aufgabe bekommen. Das wird schon deutlich zu ihrer Beruhigung beitragen, da sie sich grob an etwas orientieren können.

Erzähle von den Erfahrungen vergangener Prüfungen und gib der Gruppe so viele Details über den Ablauf wie möglich.

Wer wird ihnen gegenübersitzen und was weißt Du über die Prüfer:innen? Wie gestaltet sich der zeitliche Ablauf ungefähr, in welchem Raum werden sie sein?

Je weniger sie im Dunkeln sind, desto ruhiger werden sie am Prüfungstag sein.

Den Ernstfall simulieren

Mündliche Prüfungen sind für die meisten Teilnehmer:innen ein besonderer Horror. Denn vor einem Plenum aus Prüfer:innen kann man noch weniger nachdenken und die mentalen Blockaden sind oft noch stärker.

Eine gute Möglichkeit, etwas Prüfungsstress zu reduzieren, ist die Simulation dieser besonderen Situation.

Du kannst diese Simulationen sogar in regelmäßigem Abstand durchführen, so baust Du etwas von der Angst über die Zeit ab und nicht erst kurz vorher.

Selbstverständlich liegt auf dem Ernstfall Prüfung nochmal ein ganz anderer Druck, aber die Vorbereitung durch Simulation kann trotzdem effektiv einen Teil davon nehmen.

In vielen Fällen der freiwilligen Erwachsenenbildung raten wir eher davon ab, regelmäßig Leistungsüberprüfungen in Form von verbindlichen Tests oder Prüfungen durchzuführen – da wir eher intrinsisch und natürlich motivieren wollen.

Doch wenn Du Dozent:in für offizielle oder akademische Abschlüsse bist, kann der Fall anders liegen. Dann können Zwischenprüfungen in der Art der tatsächlichen Prüfung denselben Effekt wie eine Simulation haben.

Die Teilnehmer:innen können sich an das Format gewöhnen und werden dann in der Abschlussprüfung hoffentlich weniger von der Situation beeinflusst.

Wenn Deine Veranstaltung mit einem Projekt endet, kannst Du etwa auch die einzelnen Module mit einem ähnlichen Projekt in kleinerem Umfang beenden. So können sie sich in Ruhe mit den Anforderungen vertraut machen oder zum Beispiel das richtige Zitieren üben.

Rechtzeitig anfangen

Die Prüfungsvorbereitung sollte die Lernenden nicht plötzlich zum Schluss überfallen.

Regelmäßige Wiederholungen der prüfungsrelevanten Themen sind immer eine gute Idee. Je mehr du den Weg zur Prüfung in den Weiterbildungsplan einbaust, desto besser können die Lernenden mitkommen.

Wenn Du Deine Weiterbildung grundsätzlich ohne einen Prüfungsdruck gestalten willst, neigst Du vielleicht zum Gegenteil. Wir wollen uns am liebsten auf die Inhalte konzentrieren und handlungsorientiert lernen, dann wird die Prüfung schon klappen.

Aber wir sind ja auch nicht diejenigen, die sie ablegen müssen. Du musst nicht an jeder Ecke an die Prüfung erinnern, aber sie komplett auszublenden kann die Angst am Ende eher noch schüren.

Du kannst sie auch dabei unterstützen, wie sie sich das für die Prüfung nötige Wissen am besten merken. Denn je besser sich die Lernenden vorbereitet fühlen, desto weniger Angst kann sich im Vorfeld ausbreiten.

Besprich‘ mit ihnen zum Beispiel bestimmte Mnemotechniken, also Merkhilfen und Eselsbrücken, für die wichtigsten Fakten und Begriffe.

Du kannst die Gruppe auch anregen, dass sie rechtzeitig eine gesonderte Lerngruppe bilden, in der sie bei Bedarf noch zusätzlich wiederholen können.

Techniken für einen ruhigeren Ablauf

Der Erfolgs- und Leistungsdruck, der hinter einer Prüfung steht, blockiert unser logisches Denken.

Daher können besonders prüfungsangstanfällige Lernende von mentalen Techniken profitieren, die etwas davon nehmen können.

Wenn unser Gehirn zu heiß läuft, können wir mit kleinen körperlichen Impulsen einen Reset erzeugen.

Viele Übungen können wir auch jederzeit ausführen, ohne dass sie andere stören oder sogar ohne dass sie von außen zu sehen sind.

Beispiel:

Konzentriere Dich zum Beispiel für 10 Sekunden ganz aktiv und bewusst auf Deine Zehen und spanne sie an. Selbst ein so kleiner Reiz kann uns wieder zentrieren und negative Gedanken unterbrechen.

Es kann ebenfalls helfen, wenn Du mit der Gruppe über Techniken sprichst, die sie anwenden können, wenn sie mal festhängen.

Grundsätzlich empfiehlt es sich mit den individuell leichteren Aufgaben anzufangen. Wenn sie spontan viele Ideen zu einer Aufgabe haben, sollten sie direkt damit anfangen.

So arbeitet man direkt zu Beginn etwas ab (=Punkte), verschafft sich etwas Ruhe und ein kleines Erfolgsgefühl für den weiteren Verlauf.

Wenn man an einer Aufgabe oder Frage festhängt, sollte man sich nicht zu lange daran aufhalten und lieber mit etwas anderem weitermachen. So verhindert man, dass sich Panik ausbreitet und den Kopf komplett blockiert.

Aus diesem Gefühl heraus können wir nämlich nicht mehr unsere beste kognitive Leistung bringen und es passieren mehr Unkonzentriertheiten, wir überlesen Dinge oder missverstehen eine Aufgabe.

Denn das Wissen ist nicht „weg“, wir können nur in einem so aufgeregten Zustand nicht darauf zugreifen. Sobald wir uns etwas entspannen, können wir das Wissen wieder aktivieren.

Wie gestaltest Du die Prüfungsvorbereitung und hast Du besondere Tipps für Deine Lernenden?