Die verschiedenen Sozialformen – Wie Du sie effektiv einsetzt

Ein Seminar wird oft durch die verschiedenen Input- und Arbeitsphasen strukturiert. Grundsätzlich unterschieden wir hier zwischen 4 Sozialformen: Plenum (Input), Partnerarbeit, Gruppenarbeit und Einzelarbeit.

Mit der gewählten Sozialform gibst Du den Rahmen für die jeweilige Arbeitsphase vor. Die Sozialform löst bestimmte Verhaltensweisen und gruppendynamische Prozesse aus, die Du methodisch nutzen kannst. Eine Sozialform bringt Deine Teilnehmer*innen in eine gewünschte Kooperations-Situation und initiiert bestimmte Handlungsmuster.

Wahrscheinlich wendest Du die verschiedenen Sozialformen schon regelmäßig an – aber vielleicht noch ohne System. Daher schauen wir uns hier an, für welche konkreten Anwendungskontexte die unterschiedlichen Sozialformen sich eignen.

Grundsätzlich gilt: Teilnehmer*innen sind verschieden und sprechen auf Methoden und Sozialformen unterschiedlich an. Daher empfiehlt sich immer, eine Variation an Sozialformen einzusetzen, um alle besser in den Lernprozess einzubinden.

1. Plenum

Bei einem Plenum stehst Du als Lehrende*r mit Deinem Input im Vordergrund. Plenum wird manchmal auch „Frontalunterricht“ genannt, aber die meisten Menschen haben zu diesem Begriff mittlerweile schlechte Assoziationen, da es die Gruppe praktisch ausblendet.

Dabei ist die Gruppe selbst und die einzelnen Lernenden im Plenum ein nicht zu vernachlässigender Teil der Dynamik. Auch im Plenum solltest Du darauf achten, nicht an Deinen Teilnehmer*innen vorbei zu präsentieren und ihnen Raum für Fragen und Reflexion einzuräumen.

Ein Input selbst sollte immer strukturiert und am besten auch visuell angereichert sein. Halte Dich im Zweifel immer lieber kurz und teile längere Einheiten auf verschiedene Plenumsphasen auf, die mit anderen Sozialformen verwoben sind.

Stärkere Aspekte:

  • Vermittlung von wichtigem Basiswissen durch Expert*in
  • Gute Steuerung des Ablaufs möglich

Schwächere Aspekte:

  • Hoher Redeanteil der Lernbegleiter*innen bedeutet oft wenig Interaktion
  • Kann Konzentration und Aufmerksamkeit schnell abbauen

2. Einzelarbeit

Einzelarbeit bietet sich immer dann an, wenn Lernende sich einen Inhalt wirklich selbstständig erarbeiten sollen. In Einzelarbeit muss jeder für sich arbeiten und daher können sich einzelne Lernende nicht hinter einer Gruppe „verstecken“ und abschalten.

Einzelarbeit kannst Du auch zur Aufteilung von Arbeit nutzen, wenn sich eine kooperative Arbeit weniger anbietet.

Stärkere Aspekte:

  • Konzentriertes Arbeiten ohne größere Ablenkungen möglich
  • Gibt introvertierteren Teilnehmer*innen Raum, sich mit Inhalten auseinanderzusetzen
  • Fördert Selbstständigkeit und Verantwortung

Schwächere Aspekte:

  • Gibt sozialen Lerntypen keine Möglichkeit zur Diskussion
  • Eher reine Rezeption statt Reflexion
  • Kann lernschwächere Teilnehmende überfordern und demotivieren

3. Partnerarbeit

Partnerarbeit umfasst Kleingruppen aus genau 2 Mitgliedern. Für Partnerarbeiten bieten sich auch immer langfristigere Lern-Partnerschaften an, um individuelle gegenseitige Unterstützung zu fördern.

Bei der Zusammensetzung kannst Du entweder bewusst leistungshomogene Gruppen bilden, um unter den Gruppen keine Frustration auszulösen oder leistungsheterogene Gruppen einsetzen, um individuell zu fördern.

Stärkere Aspekte:

  • Mehr Beteiligung des Einzelnen als in Gruppen
  • Die Kleingruppen lernen sich untereinander besser kennen als in größeren Verbänden (kann bei bestimmten Inhalten sehr von Vorteil sein, wenn auf Vertrauen aufgebaut wird)

Schwächere Aspekte:

  • Partner musst Du vielleicht sorgfältiger auswählen als Gruppen, um gutes Arbeiten zu ermöglichen

4. Gruppenarbeit

Gruppenarbeiten sind vom Prinzip den Partnerarbeiten sehr ähnlich, umfassen aber mehr Mitglieder. Auch Gruppen können über einen längeren Zeitraum gebildet werden. Trotzdem solltest Du aber auch auf eine regelmäßige Durchmischung an anderer Stelle achten, um die Gesamtgruppe zu stärken.

Partner- und Gruppenarbeiten haben den zentralen Vorteil, dass mehrere inhaltliche Bereiche parallel bearbeitet werden können und so innerhalb derselben Zeit eine höhere Inhaltsdichte erzeugt werden kann. Beide fördern außerdem kooperative und kommunikative Fähigkeiten.

Die Gruppengröße sollte dabei in den meisten Fällen 3-5 nicht übersteigen, da ansonsten die Beteiligung der Einzelnen sehr oberflächlich werden kann. Idealerweise sollten Gruppenaufgaben so konzipiert sein, dass jedes Mitglied einen Beitrag leisten muss. Das kannst Du beispielsweise erreichen, indem jedes Gruppenmitglied einen separaten Text- oder Videoteil zugewiesen bekommt.

Stärkere Aspekte:

  • Fördert breitere gruppendynamische Prozesse, die insbesondere Online sehr wichtig sind
  • Interaktion und Reflexion des Inhalts festigt das Wissen
  • Erlaubt auch immer wieder mehr informellen Austausch

Schwächere Aspekte:

  • Stillere (oder unmotivierte) Lernende können sich leichter hinter einer Gruppe oder einzelnen leistungsstärkeren Lernenden „verstecken“
  • Das kann eventuell auch die ursprünglich motivierten Mitglieder auf Dauer runterziehen

Sozialformen kombinieren

Welche Sozialform Du auch einsetzt, ein paar Voraussetzungen sollten immer gegeben sein: Die Aufgabenstellung, Koordination und mögliche Ergebnispräsentation sollten von Anfang an deutlich sein. Insbesondere wenn Gruppenarbeiten oder Projekte bewertet/benotet werden, solltest Du auf besondere Klarheit achten.

Bei komplexen Gegenständen kannst Du auch immer mehrstufige Methoden einsetzen, die mehrere Sozialformen verbinden. Du kannst beispielsweise erst einzelne Teilbereiche in Einzelarbeit erarbeiten lassen und diese Arbeit dann in einer längeren Gruppenarbeit zusammenfügen lassen.

Die Kombination der Sozialformen hat den Vorzug, dass die potentiellen Nachteile aufgewogen werden können. Indem der Inhalt in verschiedenen Phasen erschlossen wird, bekommen die Lernenden außerdem ausreichend Zeit, um das Wissen zu verinnerlichen und sich zu beteiligen. Zudem werden so alle Schlüsselkompetenzen der verschiedenen Formen gefördert.

Eine sehr effektive Kombinationsmethode ist beispielsweise das Gruppenpuzzle. Es vereinigt Einzel- und Gruppenarbeit mit einem abschließenden Plenum. Diese Methode besteht grundsätzlich aus vier verschiedenen Phasen:

1. Selbstständiges Arbeiten (in der Stammgruppe)

Zunächst einmal werden Stammgruppen gebildet und jedem Gruppenmitglied wird ein Unterthema des Inhalts zugewiesen. Du kannst praktisch jedem Mitglied eine Zahl von etwa 1-5 geben zur späteren Identifizierung.

In dieser ersten Phase bearbeitet jeder Lernende dann seinen/ihren Teil des Oberthemas in Einzelarbeit.

2. Austausch in Expertengruppen

In Phase 2 treffen sich alle Lernenden mit demselben Unterthema in Expertengruppen (also z.B. alle Teilnehmer*innen mit der Nummer 2 in einer Gruppe).

In dieser zweiten Gruppenphase können sich die „Expert*innen“ mit Lernenden austauschen, die dasselbe Thema bearbeitet haben. So kannst Du Missverständnisse ausräumen und eine weitere Reflexion durch den Austausch anregen.

3. Rückkehr in die Stammgruppe

Im Anschluss kehren die jeweiligen Expert*innen in ihre ursprünglichen Gruppen zurück und jeder stellt sein/ihr Unterthema den anderen vor, um am Ende ein Gesamtbild zusammenzufügen. Hier kannst Du auch eine Ergebnissicherung anfertigen lassen.

4. Abschlussdiskussion & Evaluation

Zu guter Letzt kommen alle im Plenum zusammen und reflektieren den Prozess und klären eventuell offene Fragen.

Nach einer so umfangreichen Methode sollte auf jeden Fall auch immer ein Feedback oder eine Evaluation erfolgen. Das ist auch wertvoll für Dich, um in Zukunft vielleicht noch einige Stellschrauben im Ablauf anzupassen.