Lean Coffee Prinzipien im Online-Seminar

Kennst Du die Methode Lean Coffee, eine der „modernen“ Moderationsformen in der agilen oder Start Up Szene, bei dem die Tagesordnung von den Teilnehmenden selbst gestaltet wird. Im Wesentlichen funktioniert es folgendermaßen: In der Einladung wird ein grundsätzliches Thema benannt, z.B. Mitarbeiterverpflegung. Lean Coffee ist ein geplantes Format für unstrukturierte Meetings ohne Agenda.

• Lean, weil es den Prinzipien des Lean Thinking (u.a. Verschwendung vermeiden, Lernen verstärken, Eigenverantwortung, das Ganze sehen

• Coffee, weil eine lockere, informelle Atmosphäre wie in einem Coffee-Shop erreicht werden soll

Bei einem Lean Coffee wird immer davon ausgegangen, dass immer die richtigen Leute anwesend sind, da nur diejenigen kommen, denen das grundsätzliche Thema wirklich wichtig ist.

Für Lean Coffee gibt es keine Zeitvorgaben oder -empfehlungen, üblich ist eine Dauer von 1 bis 1,5h.

Jeder Teilnehmer*in kann sein Thema, über das er bei diesem Meeting sprechen möchte, in 1-2 Sätzen erläutern. Jedes Thema eines Teilnehmenden wir dann auf eine Haftnotiz geschrieben und auf ein Whiteboard geklebt. Das Whiteboard hat drei Spalten:

• „zu diskutieren“: Hier werden alle Themen gesammelt, die besprochen werden sollen,

• „in Diskussion“: Hier wird das aktuell besprochene Thema angezeigt,

• „diskutiert“: Hier werden die Themen gesammelt, die bereits besprochen wurden.

Anschließend bekommt jeder 3 Klebepunkte und kann sein€ wichtigsten Themen priorisieren.

Am Ende startet man dann mit dem wichtigsten Thema und über jedes der Themen wird (mit Timer) 10-15 Minuten diskutiert, gebrainstormt, debattiert, wenn es kürzer dauert, kann man weniger wichtigen Themen diese Zeit „schenken“.

Nach der vereinbarten Themenzeit wir demokratisch mit Daumen hoch oder runter abgestimmt, ob das Thema sich erschöpft hat oder ob es eine Verlängerung geben soll. Dann kommt eben das nächste Thema dran und das nächste. So hat man in relativ kurzer Zeit effektive Ergebnisse und die beteiligten Menschen fühlen sich mit verantwortlich. Sicher kann man das als reine Meeting Methode auch Online durchführen, allerdings möchte ich Dir eine Methode nur angelehnt daran empfehlen, um bei einem Online-Seminar, bei dem Du die Gruppe und die Bedarfe sowie die Lernziele nicht gut kennst, Wir hatten das Thema ja letzte Woche in meinem Blogartikel

Für die Umsetzung in der Online-Seminar-Welt nennen wir diese Methode:

Frag mich was Leichteres!

Wichtig für diese Form der Bedarfsermittlung ist, dass Du Deine Teilnehmer*innen per E-Mail erreichen kannst. Die Methode eignet sich auch für größere Gruppen.

Du sendest ca. 2-3 Wochen vor dem Seminarstart eine E-Mail an die Teilnehmer*innen, in der Du darum bittest, mindestens eine und max. fünf Fragen zu stellen, auf die sie gerne in Deinem Online-Training eine Antwort hätten. Gib auf jeden Fall eine Rücksendefrist an. Du kannst für diese Art von Umfrage, google oder Microsoft forms nutzen oder auch das Tool Typeforms.

Sammele alle Antworten und sende dann die komplette Liste an die Teilnehmer*innen, mit der bitte, die drei wichtigsten Fragen zu identifizieren und ein Ranking zu bilden. Damit hast Du die wichtigsten Fragen der Teilnehmenden vorab identifiziert.

Zu Beginn des Online-Seminars kannst Du dann die drei oder fünf wichtigsten Fragen aufgreifen und hast so einen Einstieg in das Thema, welches sich an den Bedürfnissen der Teilnehmer*innen orientiert.

Eine sehr einfach durchzuführende Methode, die natürlich auch für Deine Präsenzseminare geeignet ist, um den Teilnehmer*innen das Gefühl zu geben, das ihre Interessen auch zählen. So hast Du in der Regel schon einmal einen positiven Start.

Ich teile meine Vorstellung

Ich bin ja ein Freund von, by the Way lernen. Deshalb gefällt mir die nachfolgende Methode für die Vorstellung besonders gut. Damit können sich Teilnehmer*innen vorab schon mit sich selbst und dem Thema Präsentation beschäftigen. Diese Methode eignet sich besonders, wenn die Teilnehmer sich besser kennenlernen sollen, weil sie länger zusammenarbeiten. Hierbei wird zusätzlich das Teilen von Dokumenten geübt und Sicherheit beim Umgang mit der technischen Plattform erlangt.

Das Onboarding, das Kennenlernen darf im Online-Seminar insbesondere dann Zeit in Anspruch nehmen, wenn Du ein offenes Seminar hältst, bei dem sich die Teilnehmer*innen gar nicht kennen.

Die Gruppengröße sollte 10 Personen nicht überschreiten, da die Gruppe sonst abschweift. Jede Teilnehmerin jeder Teilnehmer erhält per E-Mail die Aufgabe, ein Dokument, eine Folie, eine Zeichnung mitzubringen, auf der sich eine persönliche Vorstellung befindet. Die Teilnehmer*innen teilen dann per Bildschirm ihre Vorstellung mit den anderen Teilnehmenden.

Wichtig ist, dass die anderen Teilnehmer*innen jedem Präsentierenden ein Feedback schenken sollen. Auch hier kann man die Feedback-Regeln informell mit einplanen.

Feedback kann z, B. in Form einer Umfrage gemacht werden. Was hat mir am Layout besonders gut gefallen? Was ist mir im Gedächtnis geblieben? Bei wem hast Du das Gefühl, Du kennst ihn jetzt schon besser? Wo waren Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten? Welch Präsentation fand ich spannend?

Als Trainer*in muss ich vor allem darauf achten, dass alle Teilnehmer erstes einmal etwas Positives gesagt bekommen und zum Schluss vielleicht noch einen besonderen Tipp vom Trainer/in für die Präsentation. Vielleicht Stimme, Blick in die Kamera oder Ähnliches.

Ein kleiner Energizer

Für Online-Seminare braucht man mehr Pausen und auf jeden Fall Übungen, die die Teilnehmenden in Bewegung bringen. Ich mag zum Beispiel Vorstellungen, bei denen die Teilnehmenden einen Gegenstand zur Kamera holen sollen, der sie am besten präsentiert.

Achte darauf, dass Teilnehmende sich bewegen, sich recken und laut gähnen. Mit Geräuschen! Gemeinsames Lachen sind wichtige Energielieferanten. Halte die Teilnehmenden an zu trinken.

Für Dich selbst gilt das genauso. Achte darauf, dass Du zwischendurch aufstehst, herumgehst. Ich habe deshalb ja schon längere Seminare wieder im Stehen gemacht, weil ich das, aus meiner Sicht unkreative Sitzen schon im Präsenzseminar nicht leiden mag. Bewege Dich so viel wie möglich.

Das letzte Wort haben

Zwei Gruppen einteilen, die Teilnehmenden sollen sich das merken, da es keine Gruppenräume gibt. Du kannst vorab Gruppen festlegen, indem Du z.B. Farben verteilst. Dann gibt man ein Thema aus dem Online-Seminar vor. Beide Gruppen sollen nun möglichst schnell möglichst viele Begriffe aus diesem Thema nennen. Für jede Gruppe antwortet ein Teilnehmender als Sprecher*in, der vorab von der Gruppe ausgelost wird. Gewonnen hat die Gruppe, die zuletzt ein passendes Wort findet. Das Spiel eignet sich gut, wenn ein Kreativitätsschub nötig ist oder als Abschluss für ein Thema. Ich nutze es auch als Wiederholung für den Beginn eines neuen Seminartages.

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Weck mich bitte, bevor Du gehst!

Wie man verhindert, dass man seine Teilnehmer nach dem Online-Seminar aufwecken muss

Gerade stehe ich wieder vor der Herausforderung ein Online-Seminar vorzubereiten. Den Auftrag zum Thema: Social Media für Projekt- und Teamassistenten habe ich heute erhalten. Eigentlich ist das ja nicht mein Spezialgebiet, aber was tut man nicht für eine erkrankte Kollegin. Das Gute daran ist, das wirst Du sehr gut nachfühlen können, die Inhalte sind weitgehend vorhanden. Sicher werde ich das Ein oder Andere anpassen müssen, denn – hier liegt der Haken- bisher ist dieser Teil nur im Präsenzunterricht ausgebildet worden. Also, wie plane ich ein Online-Seminar?

Schritt 1 Zielgruppe klären

Meine Zielgruppe sind Teilnehmer*innen einer Maßnahme des Jobcenters zur Wiedereingliederung in das Berufsleben. Die Gruppe besteht aus 25 Teilnehmer * innen. Sie sind zwischen 35 und 45 Jahre, eine Teilnehmerin ist über 50 Jahre. Die Teilnehmer*innen haben kaufmännisches Vorwissen, müssen allerdings hier auf einen offiziellen Abschluss hinarbeiten. Das heißt auch, dass die Teilnehmer*innen sich gut kennen, aber es gibt keine Spannungen wegen irgendwelcher Hierarchie Themen. Die Gruppe ist trotz allem so heterogen wie man sie sich als Berufspädagogin wünscht.

Schritt 2 Lernziele bestimmen

Was sollen die Teilnehmer*innen nach den drei Tagen wissen, bzw. (besser) können? Wozu sollen sie befähigt sein oder gibt es Verhaltensänderungen die gewünscht sind?

In den drei Tagen sollen die Teilnehmer/innen ein Grundwissen über die unterschiedlichen Social-Media-Kanäle erhalten.

Sie sollen lernen welcher Kanal für welche Zielgruppe sinnvoll ist und wie man Social Media für die Unternehmenskommunikation nutzen kann. Mehr Informationen habe ich gerade vom Kunden nicht bekommen.

Das ist eines der Hauptprobleme bei der Planung von beruflicher Weiterbildung; dem Kunden sind die Lernziele meist selbst nicht klar. Er kennt das Thema und vertraut darauf, dass wir Trainer die Gießkanne schon weit genug kreisen lassen. Ohne vorhandenes Vorwissen und klare Lernziele soll man dann begeisternde Seminare machen. Am besten so, dass die Teilnehmer*innen am nächsten Tag alles anders machen. Hast Du auch solche Auftraggeber?

Viele Dozenten und Dozentinnen geben sich jetzt damit zufrieden. Nicht weil sie nicht auch bessere Seminare mit mehr Informationen planen könnten, sondern weil sie Angst haben dem Auftraggeber auf den Nerv zu gehen und den hart erarbeiteten Auftrag wieder zu verlieren.

Das geht allerdings immer zu Lasten der Lernenden. Inhalte könnten viel besser auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten werden, wenn diese Informationen vorliegen würden.

Du hast folgende Möglichkeiten, das zu nachzujustieren:

1. Das Gespräch mit dem Verantwortlichen suchen und klären, ob es nicht doch ein klares Lernziel gibt. Am besten SMART formuliert (Dein Erfolg ist daran messbar).

2. Wenn möglich eine digitale Teilnehmerumfrage erstellen und die Teilnehmenden selbst befragen. Wenn es geht dann kannst Du im Vorfeld über Microsoft forms, google forms oder Typeform wunderbar Daten sammeln.

4. Dann hast Du vielleicht am Ende die wichtige Information welche Lernziele die Teilnehmenden haben. Das deckt sich ja häufig nicht mit den Unternehmenswünschen.

5. Du kannst ein Anschreiben machen welche im internen Verteiler an die Teilnehmenden gesendet wird. Hier kannst Du auf die Inhalte des Seminars hinweisen und darum bitten, dass die Teilnehmer*innen sich für den Start schon einmal die größten Herausforderungen in Bezug auf (das Thema) überlegen. Was müsste sich ändern damit Du erfolgreich (Dein Thema) anwenden kannst; versuche hier wirklich herauszufinden, mit welchen Hindernissen die Teilnehmer*innen kämpfen.

Der kleine Tod im Online-Seminar

Wenn gar nichts geht dann muss eben im Seminar eine Methode her, bei der Du zum Start eben genau das herausfinden kannst. Dann lässt sich Erwartung mit dem mitgebrachten Inhalt abgleichen. Hier steht und fällt nämlich dann die Aufmerksamkeit. Spätestens wenn die Teilnehmenden das Gefühl haben, im falschen Seminar zu sitzen. Das ist Online leider noch katastrophaler als im Präsenzseminar. Weshalb? Weil Deine Teilnehmer sich tatsächlich mit etwas anderem beschäftigen können. Sie behaupten einfach die Verbindung ist schlecht und schalten das Video aus, der Ton ist sowieso aus und Du bist mit Deinem Seminar einfach abgemeldet.

Weshalb schreibe ich so überaus ausdauernd zu diesem Punkt?

Weil Du Dir Gedanken über Methoden und Tools machen kannst so viel Du möchtest; wenn Deine Lernenden nicht in Deinem Boot sitzen, dann schwimmen sie gerade im Online-Seminar einfach davon.

Schritt 3 Einen groben Ablaufplan mit den Seminarphasen erstellen

• Begrüßung, Eröffnung, Vorstellungsrunde – Onboarding

• Sammlung von Beiträgen/Meinungen

• Wissen erarbeiten

• Anleiten und Einteilen von Gruppenarbeiten

• Präsentieren und Auswerten von Gruppenarbeiten

• Diskussionen im Plenum

• Gestaltung von Feedback- und Abschluss- bzw. Rückblicksrunden

• Transferplanung

Hierbei sind dann die Lerninhalte mit Methoden zu belegen. Ich habe es ja gut, die Lerninhalte werden mir vorgegeben und so kann ich mir das sparen meine Inhalte zuzuordnen – ein Schritt den ich jetzt mal auslassen kann.

In dieser Planungsphase liegt ja unsere didaktische Hauptarbeit, da fließt ganz viel Gehirnschmalz hinein, an Bekanntes anzuknüpfen und darauf zu achten, dass man genügend Wechsel der Sozialformen einbaut, dass der Methodenmix dem Lernziel dient. Genügend Pausen und gegebenenfalls auch Aktivierungen einzubauen. Darauf zu achten, dass die Teilnehmer*innen nicht überfordert sind. Nicht nur den Zufriedenheits- und den Lernerfolg zu messen, sondern auch einen Transfererfolg planen und prüfbar machen.

Ich plane das alles als wenn das Seminar offline wäre! Erst wenn ich das ganze Seminar geplant habe schaue ich mir an mit welchen Methoden und Tools ich das Online ersetzen kann.

Das hat für mich den Vorteil, dass ich ein solches Seminar dann auch wieder in Präsenz schulen kann; wenn möglich oder gewünscht. Ich sehe genau, wenn ich kein Tool oder keine passende Methode zur Hand habe, in welcher Rhythmisierung ich eine Methode suche. Ich bewege mich immer noch in bekannten „Präsenzmethoden“, die einem Lernziel einem Lerntyp zuordnen kann. Dann kann ich viel leichter eine „Online-Lösung“ finden.

Vielleicht ist es irgendwann einmal so weit, dass Trainer*innen nur in Online-Seminaren denken können. Ich glaube gerade jetzt ist es gut sich in beiden Welten fachlich auszukennen, zumal man damit auch an Bekanntes für die Teilnehmenden anknüpfen kann. Wenn Du online ein Rollenspiel machst, dann können sich die Teilnehmenden noch sehr gut in das Setting eines Rollenspiels eindenken.

Der Faktor Zeit ist ja bekanntlich immer ein wichtiger Faktor in dieser Planung. In der Weiterbildung gibt es einen Richtwert; nur 80 % der Zeit zu verplanen und 20 % Puffer einzubauen. Ich gehe so weit, dass ich sage, dass sich der Anteil von verplanter Zeit noch um 10-15 % verringert. Das liegt einfach an Unvorhersehbarkeit von Technik, an Kommunikationsstörungen bei Aufgabenstellungen, an mangelnder Disziplin oder Ablenkung der Teilnehmenden bei Online-Seminaren. Die Aufnahmefähigkeit bei Online Seminaren ist einfach auch geringer. Pausen und Aktivierungen sind wichtiger Bestandteil Deiner Online-Planung.

Es ist für Dich besonders dringlich, dass Du gut vorbereitet bist, einen aktivierenden Methodenmix im Koffer hast und dann genau darauf achten kannst wie Deine Teilnehmer reagieren.

Dann wirst Du feststellen, auch Online macht den Teilnehmer*innen das Lernen Spaß. Und Du bist wieder genauso souverän wie in Deinen Präsenz-Veranstaltungen.

Wenn Du jetzt Lust hast, Deine perfekten und super geplanten Präsenz-Seminare in teilnehmeraktivierende Online-Seminare zu transformieren, dann sei dabei wenn am 21.9.2020 mein kostenfreier 5 Tage Kompakt-Workshop für Online-Seminare startet.

5 Aufgaben zu 5 praktischen Tools und Arbeitsweisen … immer mit Tutorials und Reflexion. Mit Live-Videos die Deine praktische Anwendung begleiten. Kolleginnen und Kollegen in der Lerngruppe mit denen Du Dich austauschen kannst.

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