Vielleicht der größte und häufigste Einwand, den wir zum Thema Weiterbildung hören ist:
„Ich habe einfach zu wenig Zeit!“
Und das ist sicherlich auch wahr und vermutlich auch ein grundlegendes Problem. Denn es stimmt, dass die meisten Erwachsenen an (zu) vielen Stellen eingespannt und beansprucht werden.
Dann sind wir oftmals mit unserem Alltag und seiner Bewältigung so beschäftigt, dass das Projekt Lernen oder Weiterbildung beinahe unmöglich scheint.
Es klingt also danach, als müssten wir das Konzept des kontinuierlichen Lernens gänzlich überdenken und dafür sorgen, dass es besser in unser Leben passt.
Denn das lebenslange Lernen ist für uns in so vielerlei Hinsicht wichtig – sowohl beruflich als auch persönlich und sogar gesundheitlich.
Wie können wir also auch als beschäftigte Erwachsene mehr und regelmäßiger lernen?
Unser aller Problem
Lebenslanges Lernen ist nicht nur ein Stichwort, dass mittlerweile auch die Aufmerksamkeit der EU in Form der >>Schlüsselkompetenzen gewonnen hat.
Es ist auch für unsere körperliche und geistige Gesundheit unverzichtbar. Der Mensch ist zum Lernen geboren und wir müssen manchmal diesen Lernmuskel zu sehr verkümmern lassen.
Wir müssen lernen, um weiterzukommen. Aber gleichzeitig ist der Berufsalltag selbst so fordernd, dass zum aktiven Lernen kaum Zeit bleibt.
Also ein ganz schönes Dilemma für viele Erwachsene. Denn im Sinne der Employability ist es für uns wichtig, dass wir uns weiterentwickeln und in vielen Themen am Ball bleiben.
Dabei denken wir eventuell beim Thema Lernen immer noch zu engstirnig und verbinden es immer nur mit strukturierter Weiterbildung – die viel Zeit beansprucht, die wir eben nicht haben.
Doch Lernen kann sich vielleicht auch wesentlich flexibler in unser Leben und auch in Teams einfügen, indem wir einfach kleiner denken!
Tiny Learning – die Lösung?
Denn kleiner ist das Stichwort, unter dem „Tiny Learning“ wortwörtlich steht.
Es handelt sich um kleine Veränderungen und Lernhacks, die für mehr Lernerlebnisse sorgen. Dabei baut das Konzept auch darauf auf, dass wir Lernen zur Gewohnheit machen.
Denn wir wissen schließlich alle, dass Kleinvieh auch Mist macht und da stellt auch das Lernen keine Ausnahme dar.
Wenn wir vermeintlich kleine Lernroutinen in unser Leben einbauen, können sie insgesamt eine sehr große Auswirkung haben. Denn Gewohnheiten führen wir unter anderem auch viel eher aus, wenn sie sich einmal gefestigt haben.
Die Grundidee ist also, dass wir dem Lernen bewusster Raum geben und sich diese kleinen Routinen zu einer immer größeren Wirkung zusammenfügen. Die kleinen Lernroutinen sorgen dafür, dass wir keinen Tag ohne Lernerlebnisse und bestenfalls -erfolge abschließen.
Wenn Erwachsene also tatsächlich „keine Zeit“ für eine Weiterbildung im eigentlichen Sinne haben, können sie mit einem solchen Ansatz Abhilfe schaffen.
Dabei können wir auch unsere Teams und Gruppen einbinden, die beim Lernen voneinander profitieren und sich motivieren. Wenn sich Lernroutinen im Kollektiv festigen, werden sie sogar noch kraftvoller.
Kleine Routinen können den Unterschied machen!
Der Mensch funktioniert gut, wenn wir Dinge planbar machen können. Wenn Dinge für uns zur Routine werden, werden sie auch immer natürlicher.
Dabei ist ein Faktor wichtig:
Wenn etwas zu einer förderlichen Routine werden soll, müssen wir einen individuell guten Zeitslot dafür finden. Es spielt keine Rolle, wann diese Zeit für Dich oder Dein Team ist.
Suche nach kleinen Lücken, in die Routinen gut passen können, dann ist die Chance viel höher, dass Du sie auch erfolgreich implementieren wirst.
Diese kleinen Hacks und Ideen können für mehr Lernen im beschäftigten Alltag sorgen:
Check-In 2.0
Du kennst dieses Phänomen vielleicht aus vielen klassischen Meetings. In den ersten Minuten gibt es oft einen kurzen „Check-In“, in denen aktuelle Infos angerissen werden.
Wie wäre es, wenn wir an einer ähnlichen Stelle Platz für Lernimpulse schaffen?
Denn tatsächlich lernen wir ja alle ständig, und auch oftmals auch informell – ob über YouTube-Videos, Podcasts, Hörbücher oder auch Fachbücher. Teilt doch einfach mal ganz bewusst und regelmäßig in einem designierten „Learn-In“ eure aktuellen Lernimpulse miteinander.
Dafür musst Du keine ganzen Bücher durchgearbeitet haben, vielleicht ist Dir einfach ein besonderer Impuls zuletzt im Kopf geblieben.
Ein solcher Ansatz kann nicht nur für mehr geteilte Lernimpulse aus der Gruppe sorgen, sondern vor allem auch den eigenen Blick dafür schärfen. Dann nehmen wir viel bewusster wahr, wie viele Lernanstöße uns tagtäglich begegnen.
Wenn wir diese stärker wahrnehmen und auch noch in ein Team geben, können daraus dann viel eher weitergehende Lernerlebnisse entstehen. Und das Beste: Das nimmt wirklich nur ein paar Minuten ein und kann eventuell sogar auch über Messenger oder andere Plattformen umgesetzt werden – es muss nur jemand auch die Verantwortung für die regelmäßige Umsetzung übernehmen!
Learning Coffee
Wenn wir diese Idee noch ein wenig weiterdenken, können wir auch ein etwas ausführlicheres Format daraus machen, zum Beispiel mit einer Art „Learning Coffee“.
Hier können wir uns etwa einmal wöchentlich oder monatlich in einer eher lockeren Runde zusammenfinden und Materialien und Impulse teilen. Dafür kann etwa auch eine gemeinsame Mittagspause in regelmäßigen Abständen genutzt werden.
Bei einer solchen Gelegenheit können wir auch über unsere aktuellen Lernprojekte sprechen, denn schließlich widmen wir uns trotzdem alle oftmals einer Form der Weiterentwicklung – selbst in Form eines Hobbys.
Ein solcher Learning Coffee ist niedrigschwellig und sorgt für Interaktion und in Teams für mehr positive Gruppendynamik. Gleichzeitig teilen wir so auch wieder mehr Lernerlebnisse miteinander und schaffen allgemein Raum für das Thema Lernen.
So bleiben Ideen auch nicht immer nur in unserem Kopf, sondern können fruchtbaren Boden über die Gruppe finden. Falls Du alleine arbeitest, kannst Du hier sicherlich auch lokal oder Online eine Community finden – oder sogar einfach selbst starten!
Das gute alte Lerntagebuch
Da wir alles unter die Überschrift eines Perspektivwechsels stellen, können wir auch mit einer altbewährten Methode wie dem Lerntagebuch für mehr Sichtbarkeit sorgen.
Dabei muss es natürlich nicht mehr wortwörtlich ein physischer Gegenstand sein. Du kannst auch einfach ein Online-Dokument aufmachen und hier regelmäßig reinschreiben oder Links notieren. Im Sinne des Lernens als Gewohnheit kannst Du beispielsweise 5 Minuten am Abend einplanen, in denen Du den Tag bewusst reflektierst.
So gehen auch kleinere Lernanstöße in einem vollen Alltag nicht vollständig unter und wir können uns ihnen zu einer gegebenen Zeit in Ruhe widmen und weiterdenken.
Diese persönliche Dokumentation eignet sich dann übrigens auch prima als Grundlage, um sie mit anderen zu teilen. Entweder über die oben genannten Formate oder sogar über einen Blog oder Social Media Account.
Wenn Du nichts öffentlich teilen möchtest, kannst Du trotzdem eine schöne Online-Version erstellen, die Dir selbst als Übersicht dient. Denn wenn wir visuell vor uns haben, welche Impulse wir so alles gesammelt haben, bleiben wir viel eher am Lern-Ball.
Lernen neu gedacht
Du siehst an diesen Beispielen, dass mehr Lernen in einem vollen Alltag gar nicht kompliziert oder extrem strukturiert sein muss. Im Gegenteil, wenn wir anderweitig sehr stark eingespannt sind, können eher entspanntere Lernformate uns sogar noch mehr entgegenkommen.
Denn wir entwickeln uns schließlich nicht nur weiter, wenn wir ganze Lerntage vollpacken und Abschlüsse machen. Diese Ideen sollen daher vor allem auch für mehr Austausch und eine veränderte Perspektive sorgen – denn wir sollten alle in egal welcher Form Zeit für das Lernen finden!
Hast Du noch weitere Ideen für kleine Lernroutinen, die sich in einen vollen Terminplan integrieren lassen?