Funktionieren Podcasts als Lernmedium?

Das Medium Podcast erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit.

Als Gegenentwurf zu den ebenso beliebten Kurzvideos auf Social Media Plattformen wie Instagram oder TikTok sind Podcasts ein Inhalt, der mehr in die Tiefe geht.

Mittlerweile gibt es zu beinahe allen Themen Podcast-Shows und Deutschland liegt sogar zahlentechnisch weltweit auf Platz 4, mit circa 63.000 regelmäßig produzierten Podcasts.

Zu den beliebtesten Genres zählen Politik & Gesellschaft, Wissenschaft & Technik, Gesundheit und verschiedene Unterhaltungskategorien wie etwa True Crime.

Menschen, die gerne Podcasts hören, schätzen viele Dinge an ihnen. Vor allem aber auch die Tatsache, dass sie gleichzeitig unterhaltsam und informativ sind.

Kann diese besondere Contentform also auch als Lernmedium funktionieren?

Eine große Stärke (+eine mögliche Schwäche?)

Mitunter das größte „Verkaufsargument“ für Podcasts kann auch für den Einsatz als Lerninhalt ein Vorteil sein.

Podcasts sind darauf ausgelegt, einfach über mobile Kanäle konsumiert zu werden. Viele Menschen hören ihre abonnierten Shows von unterwegs, auf der Pendlerfahrt oder im Wartezimmer.

Eine solche Flexibilität und Mobilität sind auch bei modernen Lerninhalten sehr gefragt. Die Lernenden können sich mit diesen Inhalten ganz flexibel befassen und auch in einem vollen Alltag ansonsten ungenutzte Zeiten füllen.

Ein mögliches Manko einer oftmals sehr auf Audio ausgelegten Contentform ist natürlich, dass es nicht gänzlich barrierefrei ist. Die Lösung kann hier allerdings sein, speziell auf Video-Podcasts zu setzen, die es zum Beispiel zahlreich auf YouTube zu finden gibt.

Denn laut Definition sind Podcasts grundsätzlich nicht nur reine Audio-Inhalte und viele Shows binden mittlerweile auch eine Video-Aufnahme der Sprecher:innen in einem persönlichen Studio ein.

Ob Audio oder Audio+Video kann also entweder aus Gründen der Barrierefreiheit entschieden werden, oder aber ganz situationsabhängig von den jeweiligen Lernenden. Wollen sie gerade einen Inhalt im Zug hören oder sich ganz in Ruhe hinsetzen und eine Folge mit Video beim Mittagessen schauen?

An Argumenten mangelt es nicht

Noch nicht überzeugt?

Dabei ist nicht nur die Flexibilität ein Argument für die Nutzung von Podcasts in der Weiterbildung:

  • Abwechslung

Selbst wenn wir uns um einen Methodenmix bemühen – irgendwann haben wir und die Lernenden alles gesehen.

Podcasts sind ein wirklich noch sehr ungenutztes Lernmedium und bieten den Teilnehmenden daher einfach mal neue Impulse.

  • Eine breite Vielfalt

Wenn Du kurz recherchierst, wirst Du vielleicht schnell überrascht sein, welche Nischen-Themen so alles einen eigenen Podcast haben.

Wusstest Du beispielsweise, dass es einen Podcasts speziell für Angel-Köder gibt? Vielleicht wirst Du in der Welt der Podcasts also sogar bei Deinen Themen fündig, selbst wenn diese sonst eher wenig medial abgedeckt werden!

  • Kreativität bei den Lernenden

Als Resultat aus dieser riesigen Themenvielfalt können auch die Lernenden sehr kreativ werden. Bei eher offenen Aufgabenstellungen können sie sich hier richtig austoben und neue Horizonte eröffnen.

  • Diskussionsgrundlage

Durch die gute Mischung aus Unterhaltung und Information sind Podcasts als Lerninhalt eine tolle Diskussionsgrundlage.

Viele Themen eignen sich besonders als Anstoß für sehr aktivierende Methoden, einige Beispiele findest Du im nächsten Abschnitt.

  • (Jüngere) Lernende motivieren

Als moderner Medieninhalt eignen sich Podcasts besonders gut für die Zielgruppe der 18-34 Jährigen, denn diese machen knapp 40% der Podcast-Hörer:innen aus.

Doch tatsächlich können mit Podcasts nicht nur die jüngeren Teilnehmer:innen begeistert werden.

Da es so viele gut produzierte Shows aus den Bereichen Gesellschaft, Wissen und Wissenschaft gibt, können sicherlich auch ältere Lerngruppen neue Favoriten entdecken und vorstellen.

Mögliche Methoden

Diese ganzen Elemente lassen sich natürlich auch in alle möglichen interaktiven Methoden transformieren.

Hier sind ein paar unserer Lieblings-Methoden, die Podcasts als Lerninhalt einbinden:

  • Gruppenarbeiten

Unter diesem Oberbegriff sind einige Methoden denkbar.

Du kannst zum Beispiel zu einem Oberthema verschiedene Folgen desselben Podcasts an die Gruppenmitglieder zur Präsentation verteilen.

Je nach Umsetzung solltest Du natürlich auf die Länge achten. Wenn die Aufgabe während der Seminarzeit bearbeitet werden soll, eignen sich kürzere Folgen oder Du kannst Ausschnitte angeben.

Bei einer etwas thematisch offeneren Aufgabe können die Lernenden selbst auf die Suche nach einem Podcast gehen und diesen im Anschluss vorstellen. Entweder suchen sie ein besonders skurrilles Thema (Gewinner:innen können danach per Abstimmung gekrönt werden!) oder eine Show zu einem ihrer Interessen.

  • Diskussionen & Rollenspiele

Durch ihre Natur eignen sich Podcasts wie angedeutet sehr gut als Grundlage für Gruppendiskussionen und auch Rollenspiele.

Hier können gerne auch längere Ausgaben verwendet werden, da das eigentliche Anhören sehr gut in die Vorbereitung ausgelagert werden kann.

Die Diskussion oder ein Pro/Contra-Rollenspiel kann dann während der Sitzung stattfinden.

  • Sprachen

Podcasts können auch beim Sprachenlernen eine schöne Basis sein.

Hier gibt es sicherlich viele neue Begriffe zu entdecken und der Flow der Unterhaltung ist in vielen Fällen eine hilfreiche Mischung aus einem guten Sprachniveau und Natürlichkeit.

Die Lernenden können beispielsweise ihre zugeteilte Folge zusammenfassen und 5 für sie neue Begriffe/Phrasen mit der Gruppe teilen.

  • Den Spieß umdrehen

Je nach Thema und Gruppe kannst Du das Thema Podcast auch von der Produktionsseite angehen.

Im Prinzip kann das also auch eine Art Rollenspiel sein, aber natürlich kann die Folge auch tatsächlich aufgenommen werden. Das bindet zusätzlich die technische Komponente und weitere digitale Kompetenzen ein.

Das Ergebnis muss nicht perfekt oder professionell sein, es geht eher um einen gänzlich neuen Impuls und den Lernprozess während der Erstellung!

Der erste Lerninhalt zählt – So überzeugt er!

„You never get a second chance to make a first impression“

Oder: Der erste Eindruck zählt!

Und das gilt nicht nur beim ersten Date, sondern auch bei einer Weiterbildung oder einem Online-Kurs.

Denn der allererste Lerninhalt kann bestimmen, wie der restliche Verlauf der Veranstaltung sich gestaltet. Du musst die Lernenden also gleich von Anfang an mit an Bord nehmen und sie von Konzept und Lernzielen überzeugen.

Ganz schön viel Druck also auf dem ersten Inhalt. Dabei kann das aber auch eine Chance sein, denn wenn das Blatt noch unbeschrieben ist, kannst Du die Richtung vorgeben.

Wie sorgen wir dafür, dass der erste Kontakt mit den Lerninhalten positiv wird und die richtigen Erwartungen erzeugt?

Wieso der Start so wichtig ist

Wir Menschen sind sehr intuitiv.

Wir entscheiden meistens schnell aus dem Bauch heraus, ob uns Dinge ansprechen oder nicht. Das kann durchaus auch zum Fallstrick werden, denn der berüchtigte erste Eindruck kann uns schließlich auch mal täuschen.

Aber es ist unbestreitbar, wie wichtig der Einstieg in eine Veranstaltung ist.

Denn hier legen wir bereits den Grundstein für die Motivationsdynamik. Die Teilnehmer:innen entscheiden schnell, ob sie ein Thema interessiert oder sie einen Wert für sich darin sehen.

Wenn der Zeiger hier nicht positiv ausschlägt, kann man sie manchmal nur noch schwierig davon überzeugen.

Das gilt ebenfalls für den ersten methodischen Eindruck. Welche Methode Du zum Einstieg wählst, sollte Dein Konzept gut reflektieren.

Wenn Du also mit einer aktivierenden Gruppenübung startest und diese Lernformen später praktisch nicht mehr auftauchen, können sich die Lernenden fehlgeleitet fühlen.

Dont’s

Diese Fehler solltest Du beim Einstieg eher vermeiden, wenn Du die Motivation auch auf Dauer erhalten möchtest:

  • Falsche Versprechungen

Du machst schließlich keine Werbeveranstaltung. Du sollst nicht alles in den Himmel loben, sondern realistische Ziele und Anwendungsbeispiele aufzeigen. Der Mehrwert sollte ganz klar sein, aber auch die Tatsache, dass es sich um einen Lernprozess handelt.

  • Methodisch überfordern

Wenn Du in der ersten Sitzung gleich ein totales Methoden- oder Tool-Feuerwerk abbrennst, kann das schnell nach hinten losgehen – vor allem wenn Du vorher wenig über die Gruppe weißt.

Denn entweder fühlen sie sich gleich überfordert und Du verbringst mehr Zeit mit Organisation und Erklärung, oder sie werden sich auf Dauer ein wenig fehlgeleitet fühlen. Eine Veranstaltung, die besonders aktivierend beginnt und danach diesen Faden nicht mehr aufgreift, kann Enttäuschung hervorrufen.

  • Zu viel Theorie

Wenn der erste Eindruck ein Haufen Dokumente ist, ist das nicht unbedingt ein guter Einstieg. Denn selbst wenn das Wissen sehr wichtig ist, können wir uns die praktische Anwendung zunächst nur schwer vorstellen. Daher ist ein praxisorientierter Einstieg meistens die bessere Variante!

Do’s

Da wir jetzt wissen, was den Einstieg behindern kann – diese Tipps können dagegen bei einem erfolgreichen Start helfen:

  • Persönlich ansprechen

Gerade bei Online-Formaten oder aufgenommenen Videos verfallen wir manchmal gerne in Unpersönlichkeit. Sprich immer ganz direkt zu Deinen Teilnehmer:innen, denn das baut eine Verbindung auf und erhöht vor allem auch die Aufmerksamkeit.

Wenn Lernende gleich nur mit Wissen und Inhalt beschallt werden, schalten sie schneller ab.

  • Erwartungen abfragen

Für die langfristige Motivation kann es wichtig sein, dass Erwartungen erfüllt oder direkt in die richtigen Bahnen geleitet werden. So kannst Du entweder dafür sorgen, dass Du in weiteren Sitzungen auf konkrete Dinge eingehst oder den Mehrwert Deines bestehenden Plans erklärst.

Dafür musst Du die Erwartungen der Lernenden natürlich aber erst einmal kennen. Eine Methode, die Erwartungen abfragt oder einbindet, kann sich daher zum Einstieg besonders eignen. Denn gerade der erste Inhalt muss eben noch nicht die volle inhaltliche Informationsdichte enthalten.

  • Mehrwert vermitteln

Wie einleitend besprochen, ist das praktisch der wichtigste Faktor beim Einstieg. Denn das entscheidet darüber, ob die Lernenden mit einem Motivations-Boost in die Weiterbildung starten, oder nicht.

Es darf kein Zweifel darüber bestehen, dass die kommenden Lerninhalte das (Berufs)Leben der Teilnehmenden aktiv verbessern wird.

  • Ersten Lernerfolg schaffen

Zum Start darf es gerne methodisch und inhaltlich simpler sein. Das erleichtert nicht nur allen den ersten Zugang, sondern stellt auch gleich das gute Gefühl eines ersten Lernerfolgs ein.

Dieses Gefühl motiviert uns dann zum Weiterlernen und beruhigt vor allem auch jene Lernenden, die vielleicht noch vom Thema abgeschreckt waren.

  • In Handlung übergehen

Die Teilnehmer:innen sollten im Idealfall auch langfristig handlungsorientiert und nah an der Berufspraxis lernen. Daher sollte auch der erste Lerninhalt relativ bald in eine Handlungsaufforderung überleiten.

Wieso Call-to-Actions auch im Lernprozess so effektiv sind, haben wir beispielsweise in >>diesem Artikel einmal im Detail besprochen!

Beispiel für einen guten Start

Gerade in Online-Formaten haben viele Weiterbildner:innen noch Unsicherheiten, wie sie einen Kurs am besten starten sollen.

Einer der wichtigsten Tipps ist hier: Videos nutzen!

Denn das überbrückt nicht nur die Unpersönlichkeit, sondern aktiviert die Lernenden auch gleich viel mehr als reiner Text.

Hier siehst Du ein kleines Beispiel für das Konzept: Zunächst gibt es ein Video, das die Lernenden begrüßt und die jeweiligen Lernziele und den Mehrwert klar macht.

In diesem Fall ist das einleitende Video etwas umfangreicher, da in dieser Weiterbildung auch verschiedene Projekte und weitere organisatorische Dinge besprochen werden. Normalerweise kannst Du diesen Teil aber auf jeden Fall noch kürzer fassen und Dich wirklich nur auf Mehrwert und Motivation konzentrieren.

Danach folgt ohne Umschweife eine praktische Übung zum übergreifenden Thema des Moduls – und das auch in einem Online-Kurs!

Dasselbe Prinzip kannst Du aber natürlich auch immer in Präsenz umsetzen: Kurz die wichtigsten Informationen zu Thema und Nutzen und dann dürfen sich die Teilnehmer:innen gleich praktisch ausprobieren und eigene Erfahrungen machen.

Das hat nicht nur den Vorteil, dass Langeweile erst gar nicht aufkommt. Auch eventuelle Bedenken oder Vorurteile gegen das Thema können sich so nicht festigen und die Lernenden bekommen einen Einblick in Anwendungsgebiete.

Zwischen Einleitung und praktischer Übung wäre beispielsweise noch ein kurzes Quiz denkbar. Das nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, aktiviert und gibt Dir gleichzeitig für die kommende Zeit wichtige Informationen über Wissensstand und Erwartungshaltung.