Unsere Emotionen und das Lernen

Wie wir uns fühlen, hat einen großen Einfluss auf alles, was wir so tun.

Für uns als menschliche Wesen spielen unsere Emotionen eine wesentliche Rolle und oftmals ist uns diese gar nicht vordergründig bewusst.

Wir nehmen wahr, wie wir uns fühlen – aber nicht immer, woher diese Regungen kommen oder welche teils weitreichenden Folgen das für unser Denken und Tun haben kann.

Auch Lernprozesse werden von Emotionen beeinflusst oder sogar geleitet – doch welche Gefühle helfen der Sache wirklich weiter und welche stehen dem Prozess eher im Weg?

Denn die Verbindungen sind vielleicht nicht immer ganz so eindeutig, wie wir zunächst denken mögen:

Welche Gefühle treten beim Lernen auf?

Stellen wir uns einmal folgende Situationen vor und fühlen (!) uns in zwei unterschiedliche Szenarien ein:

1.

Ich bin Student/in und bereite mich auf eine Prüfung vor. Das Fach ist nicht unbedingt mein Lieblingsthema und ich habe eventuell zu spät mit der Vorbereitung angefangen, da ich mit vielen anderen Fächern und einem Nebenjob beschäftigt war.

Es herrscht Chaos auf meinem Schreibtisch und obwohl ich denselben Abschnitt bereits dreimal gelesen habe, bleibt scheinbar keine Information hängen. Es überkommt mich bereits leichte Panik, wenn ich an die anstehende Prüfung und meine drohende schlechte Note denke.

2.

Ich bin Student/in und bereite mich auf eine Prüfung vor. Ich hatte anfangs noch Schwierigkeiten mit dem Thema, aber ich habe mich rechtzeitig durch die ersten Lernhindernisse gearbeitet.

Jetzt fühle ich sogar einen leichten Stolz, weil ich Fortschritte in einem Thema gemacht habe, das mir eigentlich gar nicht so liegt. So komme ich leichter durch den Rest der Inhalte, denn ich habe das nötige Selbstbewusstsein für das Lernen und die Prüfung.

Es ist offensichtlich, welche Situation wünschenswerter und lernförderlicher wäre. In diesen zwei Beispielen reden wir über dieselbe Person mit demselben Leistungsvermögen – und dennoch können so viele Faktoren den Lernprozess beeinflussen.

Die Lernforschung gibt uns mittlerweile vor allem auch Hinweise darauf, dass das emotionale Erleben des Lernens dabei eine zentrale Rolle spielt.

Lernen und Emotionen – eine einflussreiche Verbindung

Wenn wir Lernprozesse betrachten, konzentrieren wir uns oftmals auf die kognitiven Aspekte. Dabei gab es schon in den 80er Jahren einige Ansätze, die den Zusammenhang zwischen Lernen und Emotionen betrachtet haben.

Dabei gingen die frühesten Studien sogar noch davon aus, dass jedwede Emotion dem Lernen im Weg steht. Denn es wurde angenommen, dass Emotionen von den wichtigeren kognitiven Funktionen nur ablenken.

Dabei können wir als Menschen unsere Kognition ohnehin kaum von Emotion trennen. Wir fühlen immer und ständig, während wir denken und handeln. Es gibt wohl tatsächlich wenige Beispiele, in denen wir rein rational agieren.

Selbst Gegenstandsbereiche wie die Mathematik oder Logik betten wir meistens in Alltagskontexte ein, damit sie für uns greifbar werden. Denn die meisten Menschen haben ohne eine „Geschichte“ wenig Bezug zu reinen Zahlen.

Wenn uns der Bezug fehlt, erinnern wir schlechter und das liegt eben vor allem in unserer Emotionalität begründet: Gefühle verankern sich wesentlich stärker in uns und daher können und sollten wir auch das Lernen nicht von Emotion trennen.

In der Forschung wurde sich in jüngerer Vergangenheit dann vor allem auf den Einfluss „negativer“ Emotionen fokussiert, da wir diese häufig stärker identifizieren können. Denn auch das ist eine sehr menschliche Eigenschaft: Ängste wirken oftmals stärker auf uns als „positive“ Gefühle.

Doch zuletzt haben Studien auch versucht, genau diese besser zu beschreiben und als Katalysator für den Lernprozess einzusetzen:

Was sind Leistungsemotionen?

Eine interessante >>Studie von Craig et al. aus dem Jahr 2004 untersuchte beispielsweise diesen so einflussreichen Zusammenhang. Die Forscher:innen stellten am Ende fest, dass durch ein emotionales Erleben der Wissenszuwachs beim Lernen komplexer neuer Inhalte um 27% gesteigert werden konnte.

Solche Ergebnisse geben wichtige Indizien dafür, dass Lernerfolg maßgeblich mit Lern- und Leistungsemotionen zusammenhängt.

Emotionen sind komplexe affektiv Zustände, denen kognitiv-gedankliche, motivationale, physiologische und expressiv-mimische Anteile zugeschrieben werden.

Betten wir diese Definition in einen Kontext von Lernen und/oder eben auch Leistung ein, bezeichnen wir sie als Leistungsemotionen.

Dabei können wir zum Beispiel noch zwischen ergebnis- und aktivitätsbezogenen Leistungsemotionen unterscheiden (vgl. >>Pekrun 2006). Ergebnisorienterte Emotionen beziehen sich auf erwartete oder erlebte Ergebnisse und Rückmeldungen zu den eigenen Leistungen – beispielsweise die Frustration nach einer „verhauenen“ Prüfung.

Aktivitätsorientierte Emotionen treten konkret während des Lernens auf – also etwa die erlebte Freude bei einem Lernerfolg, wenn wir zum ersten Mal erfolgreich eine neue Tätigkeit ausführen.

Zwei weitere Dimensionen machen die Betrachtung von Leistungsemotionen komplett: Die sogenannte Valenz (positiv/negativ) und die Aktivierung (aktivierend/deaktivierend).

Daraus ergeben sich in der Folge also vier Klassen von Leistungsemotionen:

Positiv Aktivierend: z.B. Lernfreude

Positiv Deaktivierend: z.B. (übermäßige) Entspannung

Negativ Aktivierend: z.B. Angst/Ärger

Negativ Deaktivierend: z.B. Langeweile

Wie entstehen welche Emotionen?

Wir sind natürlich alle fähig zu sämtlichen dieser Emotionen und haben sie sicherlich auch alle schon in verschiedenen Lernsituationen erlebt. Doch aus welchen Gründen entsteht die eine oder andere Leistungsemotion?

Auch hierzu bietet Reinhard Pekrun einen Ansatz: Die Kontroll-Wert-Theorie. Einfach zusammengefasst gibt es hier zwei Faktoren – die subjektiv wahrgenommene Kontrolle über eine Lernsituation und die persönlich zugeschriebene Wichtigkeit.

Bereite ich mich also beispielsweise auf eine große Prüfung vor (=hohe Wichtigkeit) und fühle mich nicht ausreichend vorbereitet (=niedrige Kontrollüberzeugung), so entstehen schnell Emotionen wie Angst oder Hoffnungslosigkeit.

Geht es auf der anderen Seite um eine eher unwichtige Leistungsüberprüfung, führt die gleiche niedrige Kontrollüberzeugung eher zu Langeweile.

Diese zu Grunde liegenden Bewertungsprozesse sind natürlich extrem individuell und verlaufen auch nicht kontinuierlich in dieselbe Richtung. Unsere erlebten Emotionen können sich in ihrer Häufigkeit oder Intensität stark unterscheiden und auch stetig wechseln, während sich unsere subjektive Wahrnehmung verändert.

Für Lernbegleiter:innen sind das im Prinzip gute Nachrichten, denn wenn wir etwa die Wahrnehmung der Wichtigkeit positiv beeinflussen können, können wir auch positiv-aktivierende Lernemotionen fördern.

Welche Gefühle sind denn nun lernförderlich?

In der Klassifizierung oben haben wir bereits gesehen, dass nicht unbedingt nur positiv belegte Emotionen aktivierend sein können.

Manchmal können wir gerade durch „Angst“ vor einer Prüfung sehr zum verstärkten Lernen motiviert werden.

Trotzdem würden sicherlich die meisten Lernbegleiter:innen sagen, dass sie nicht aktiv Angst vermitteln möchten, um die Motivation zu erhöhen. Vermutlich tendierst Du ebenfalls dazu, die positiv-aktivierenden Leistungsemotionen wie Lernfreude verstärken zu wollen.

Hier kann aber übrigens auch die Dosierung eine Rolle spielen: Ein wenig kurzzeitige Überforderung, durch die sich Lernende erfolgreich durcharbeiten, kann langfristig die Motivation und das subjektive Kontrollgefühl sehr erhöhen.

Lernen muss also deshalb nicht immer „einfach sein“ oder „Spaß machen“, aber die Grundemotionen sollten nicht in die deaktivierenden Kategorien abgleiten.

Neben dem Gefühl, Lernsituationen bewältigen zu können, haben wir auch gesehen, wie wichtig die Bewertung der Wichtigkeit für Motivation und Emotion ist. Daraus können wir für uns erneut ableiten, dass Relevanz und Bedeutung der Inhalte immer so deutlich wie möglich sein sollten.

Dabei sind extrinsische Faktoren wie Prüfungen natürlich manchmal ein probates Mittel, aber noch viel effektiver für die subjektive Wahrnehmung der Wichtigkeit ist für Erwachsene der konkrete Bezug zum Berufsalltag.

Wenn wir es schaffen, positiv belegte Lernemotionen mit unseren Inhalten zu verknüpfen, können wir auf natürliche Weise motivieren und die Lernenden emotional aktivieren.

Woran scheitert die Digitalisierung des Lernens?

Es ist vermutlich kein Geheimnis, dass wir digitales Lernen sehr befürworten.

Nicht als Ersatz, nicht als Notlösung – sondern als vollwertiges, eigenständiges Konzept. Denn digitale Lösungen können Lücken füllen und Zielgruppen erreichen, die andere Bedürfnisse haben als die Präsenz vielleicht anbieten kann.

Dabei sehen wir beide Formate gar nicht in Konkurrenz zueinander – beide haben Vorzüge und eventuelle Nachteile oder eignen sich an verschiedenen Stellen.

Es ist ebenfalls kein Geheimnis, dass die Digitalisierung grundsätzlich immer weiter voranschreitet. Viele Kund:innen und auch Lernende erwarten mittlerweile ein vollwertiges Online-Konzept, das kein Webinar ist.

Trotzdem gestaltet sich der Prozess der Digitalisierung des Lernens an vielen Stellen noch schleppend und das liegt oftmals gar nicht an einer Unwilligkeit der Weiterbildner:innen. Woran hapert es also und was kannst Du tun, wenn die digitale Infrastruktur an Deinem Arbeitsplatz noch besonders in den Kinderschuhen steckt?

Woran scheitert die Digitalisierung?

Wenn man Artikel und Bildungszeitschriften liest, sollte man meinen, dass digitale Weiterbildung schon vollständig auf dem Vormarsch ist.

Auch wir haben erst zum Ende des letzten Jahres über verschiedene Lerntrends gesprochen, die beispielsweise Virtual Reality Elemente beinhalten. Wir sprechen über diese Entwicklungen, weil sie interessant sind und für die Zukunft ein spannendes Lernpotenzial bieten.

In der echten Realität lernen aber natürlich die meisten Menschen immer noch auf sehr traditionellen Wegen und selbst eine digitale Lernplattform wäre für manche Weiterbildner:innen schon ein Luxus.

Die Hürden beginnen oft schon lange bevor überhaupt digitale Konzepte aufgebaut werden. Denn in vielen Fällen sind Entscheidungstreffer:innen der Digitalisierung gegenüber kritisch eingestellt. Daher kommt es vielerorts erst gar nicht zu einer Umsetzung, da

  • Der Startimpuls fehlt
  • Nutzen und Anwendungsgebiete nicht klar genug sind
  • Ressourcen nicht gegeben sind
  • Kompetenzen und Strategien fehlen

Abgesehen von Ressourcen und Finanzierung fangen viele dieser Dinge bei der Einstellung zur Digitalisierung an. Viele Menschen in Management und Führungspositionen sind selbst nicht mit digitalen Lösungen aufgewachsen und haben sicherlich einige Vorurteile verinnerlicht.

Hier steht vor allem die Sorge an erster Stelle, dass Lernen so zu unpersönlich oder nicht effektiv genug werde.

Wenn Du also für eine Bildungsorganisation arbeitest, die sich noch gegen digitale Konzepte sträubt, kannst Du hier ansetzen. Es sollte immer deutlich werden, dass das Präsenzlernen keinesfalls ersetzt werden soll.

Die Zielsetzung ist ein weiteres Standbein, das mit der Zeit geht und auch die Organisation selbst krisensicherer machen kann – die Beweise für diese Notwendigkeit sollten mittlerweile nicht mehr schwierig zu liefern sein.

Oftmals können sich viele Menschen das interaktive digitale Lernen überhaupt nicht greifbar vorstellen und lehnen es gleich kategorisch ab. Hier kannst Du zum Beispiel einfach eine exemplarische Sitzung mit den Entscheidungsgeber:innen durchführen.

Sorge dann natürlich dafür, dass die Methoden einsteigerfreundlich und besonders teilnehmerorientiert sind. Das kann Ängste und Unsicherheit abbauen und demonstrieren, wie digitales Lernen funktionieren kann.

Wenn die Widerstände weiterhin groß sind, können Barrieren langsamer abgebaut werden, indem etwa zunächst nur über ein unterstützendes System gesprochen wird.

Wenn Du ein paar Argumente für eine gute digitale  Plattform suchst, kannst Du diese zum Beispiel >>in unserem Artikel zum Thema finden. Denn eine Lernplattform hat viele Vorteile, die das Lernen sowohl für Lernende als auch für Lernbegleiter:innen effektiver machen kann.

Woran scheitert die Umsetzung?

Wenn die Entscheidung für ein digitales Standbein gefallen ist, sind damit noch längst nicht alle Hürden überwunden.

Tatsächlich lauern bei der Umsetzung oft sogar noch mehr Stolperfallen, da die Planung ohne das entsprechende Expertenwissen erfolgt. Daher kann hier dann schnell Frustration aufkommen und das Gefühl, dass es das alles gar nicht wert war.

Denn ein schlecht umgesetztes digitales Konzept ist keine vollwertige Lösung – hier ist bereits im Vorfeld die richtige digitale Kompetenz gefragt!

Zu Beginn der Pandemie sind beispielsweise die meisten Bildungsorganisationen in die Webinar-Falle getappt, da diese Kompetenzen noch nicht vorhanden waren.

Das sind also die größten Hürden bei der konkreten Umsetzung:

  • Mangel an Fachkräften und Personalengpässe
  • Keine tiefgreifende Digitalkultur –> wenig Austausch und Lernerfahrung unter den Weiterbildner:innen möglich
  • Schlechte Erfahrungen durch suboptimale Planung
  • Datenschutz

In vielen Fällen sind die entsprechenden Stellen einfach noch gar nicht besetzt und es müssen neue Strukturen geschaffen werden. Gleichzeitig müssen bestehende Mitarbeiter:innen geschult und an Bord geholt werden.

All das benötigt Zeit und oft auch ein grundsätzliches Umdenken innerhalb der Organisation. Und ja, das geschieht in den meisten Fällen nicht ganz ohne etwas Widerstand. Daher ist in solchen Phasen aufmerksame Teamleitung besonders essenziell.

Wo kannst Du ansetzen?

Ein großer Zweifel bei der Frage, ob in Online investiert werden soll, ist das Thema digitale Infrastruktur. Es besteht oft die Sorge, dass es für ein Unternehmen oder eine Organisation teuer werden wird – da wird natürlich gleich noch genauer hingeschaut.

Und ja, es gibt einige Faktoren, die für erfolgreiche Online-Konzepte gegeben sein müssen, unabhängig von den entsprechenden Kompetenzen.

Besonders wichtig ist ein wirklich stabiler Internet-Zugang. Das wird tatsächlich gerne manchmal unterschätzt, kann aber vor allem bei gleichzeitiger Nutzung durch mehrere Lernbegleiter:innen ein Knackpunkt werden.

Darüber hinaus muss natürlich eine grundlegende Ausrüstung an Kameras, Mikrofonen und Licht vorhanden sein, wenn das Konzept professionell und vollwertig aufgebaut werden soll. Diese Grundausstattung kann oder muss zum Start aber tatsächlich nicht immer so teuer sein, wie man zunächst denkt.

Es besteht auch immer die Möglichkeit, zu Beginn erst einmal einen designierten Raum für Online-Seminare einzurichten, den sich die Lehrenden teilen. Wenn sich dann alles ein wenig eingependelt hat, kann man hier ausbauen und personalisieren!

Zusammengefasst: Das kannst Du tun

Falls die Digitalisierung des Lernens auch an Deiner Wirkungsstätte eher schleppend voranschreitet, kannst Du den Prozess auf verschiedene Weisen erleichtern.

Hier haben wir Dir noch einmal einige Ansatzpunkte zusammengefasst:

  • Klein anfangen – beispielsweise erst einmal für digitale Lernplattform einsetzen
  • Test-Sitzungen abhalten und praktisch demonstrieren
  • Nutzen und Vorteile herausstellen, um Ängste abzubauen
  • Verantwortung übernehmen

Das wichtigste Fazit ist: Kleine digitale Erfolge schaffen, dann ziehen schneller alle mit. Ein Großprojekt schreckt eher ab und wird weniger gerne bewilligt, aber mit kleineren Fortschritten kann der Weg gebahnt werden.

So können alle Beteiligten in Online-Formate hineinschnuppern und sich eingewöhnen. Wenn Du das digitale Lernen in Deiner Organisation vorantreiben möchtest, musst Du manchmal auch bereit sein, mehr Verantwortung zu übernehmen – etwa in der Schulung.

Denn für den langfristigen Erfolg muss sich eine digitale Lernkultur entwickeln, die alle Ebenen einbezieht. Lehrende tauschen sich ständig über ihre Lerngruppen und methodischen Ideen oder Herausforderungen in der Präsenz aus – genau dieser Austausch muss sich auf Dauer auch für digitale Lösungen entwickeln.

Diese Prozesse passieren nicht über Nacht und erfordern etwas Geduld, daher muss hier die Eingewöhnungszeit eingeräumt werden. Wenn man versucht dieses Umdenken übers Knie zu brechen, entstehen eher noch stärkere Widerstände.

Storytelling – Mit Lerninhalten Geschichten erzählen

Gute Geschichten begleiten uns oft ein Leben lang.

Selbst wenn Du seit Deiner eigenen Kindheit kein Märchenbuch mehr gelesen hast, könntest Du sicherlich noch einige der Klassiker nacherzählen.

Geschichten liegen auch der didaktischen Idee des Storytelling zu Grunde. Das Prinzip ist übrigens so effektiv, dass es nicht nur in der Bildung Anwendung findet – auch im Marketing oder Journalismus ist es etwa eine beliebte Strategie.

Vielleicht wendest Du Elemente des Storytellings auch bereits an, etwa in der Art wie Du Dich normalerweise vorstellst.

Denn eine Geschichte verleiht dem Inhalt eine Struktur und einen Rahmen, an dem wir uns bei der Aufnahme orientieren können.

Wieso ist Storytelling so effektiv?

Unser Gehirn liebt es, Verbindungen und Verknüpfungen anzulegen. Dagegen haben wir oft Mühe, uns isolierte Zahlen und Fakten zu merken.

Außerdem können wir auf den Inhalt einer Story immer auch eigene Erfahrungen und Emotionen anwenden. Das hilft uns, das neue Wissen in bekannte Kontexte einzuordnen und unser Wissensnetzwerk weiter auszubauen.

Das bedeutet dann nicht nur, dass uns der ursprüngliche Zugang leichter fällt, sondern auch dass dieses Wissen langfristiger gespeichert wird.

Darüber hinaus kannst Du über Storytelling auch komplexere und theoretische Inhalte greifbarer verpacken. Da sind wir etwa wieder bei den Matheaufgaben, die in einen kleinen Kontext eingebaut sind, um anhand eines Alltagsbeispiels einen Zugang zu ermöglichen.

Was macht eine gute Story aus?

Geschichten sind also verständlicherweise effektiv, aber wie sieht eine gute Geschichte eigentlich aus?

Grundsätzlich umfassen die meisten Stories die folgenden Elemente:

  • Eine:n oder mehrere Protagonist:innen
  • Ein Ereignis oder Problem
  • Der Umgang mit dem Ereignis: Lösung/Umgehung des Problems oder das Scheitern daran

Der Storyteller Thomas Pyczak beschreibt dies etwa auch in der knackigen Formel „Figur + Zwangslage + angestrebte Befreiung“.

Hier kannst Du vielleicht schon sehen: Dein Thema und Deine Inhalte sollten normalerweise Teil der Lösung oder „angestrebten Befreiung“ sein. Der Mitarbeitende in der Geschichte ist überarbeitet, das Erlernen der neuen Software wird ihn dauerhaft entlasten.

Außerdem solltest Du beim Storytelling für Lernzwecke darauf achten, dass die Geschichte diese Eigenschaften besitzt:

Aktivieren

Die Geschichte sollte zum Zuhören oder Mitmachen anregen. Das schaffst Du vor allem dadurch, dass sie gut an Deine Zielgruppe angepasst ist.

Authentizität ist bei Geschichten besonders wichtig. Wenn Du beispielsweise zu einer Elterngruppe sprichst, kannst Du eine Story aus Deinem Alltag als Elternteil verwenden.

Denn wenn sich Deine Zuhörer:innen oder Lernenden grundlegend mit der Geschichte identifizieren, schenken sie Dir eher ihre Aufmerksamkeit.

Emotionalisieren

Geschichten sprechen unsere Gefühle an – deshalb funktionieren sie in so vielen Bereichen. Wenn wir bei unserem Elternbeispiel bleiben, so verbinden Eltern natürlich direkt viele tiefe Emotionen mit ihrer Rolle und ihren Kindern.

Diese Emotionen kannst Du sowohl „positiv“ als auch „negativ“ nutzen, beides kann effektiv sein. Also entweder ruft die Geschichte Freude/Sicherheit/Vertrauen hervor, oder hat ihren emotionalen Impact über negativ konnotierte Gefühle wie Angst/Schrecken.

In der Werbung wird „Angst vor der Zukunft“ zum Beispiel durchaus oft als Leitmotiv genutzt, aber beim Lernen würden wir in den meisten Kontexten vermutlich eher auf positive Stories zurückgreifen.

Dabei kann eine Geschichte natürlich emotional komplexer sein und über verschiedene Gefühlsstationen gehen, um sich am Ende aber in einer positiven Moral aufzulösen.

Begeistern

Im besten Fall hat eine Geschichte eine solche Wirkung, dass sie nicht nur in dem Moment wirkt. Wenn sich Rezipient:innen wirklich mit einer Story identifizieren oder von ihr begeistert sind, tragen sie sie sogar weiter.

Dieser Faktor ist zum Beispiel in der Werbung ein großes Ziel, aber auch im Lernprozess kann es ein Gradmesser für das Storytelling sein: Denn wenn die Geschichte gut an die Gruppe angepasst ist, können Lernende sie ganz einfach wiedergeben und so verankert sie sich noch mehr.

Denn das macht gute Geschichten aus: Einfach zu begreifen, aber effektiv!

Beispiel: Storytelling im Onboarding

Wie wichtig das Onboarding für Seminare und Unternehmen ist, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Andrea ist besonders bekannt für ihre liebevollen Onboarding-Pakete, die sie auch in Online-Kursen verschickt.

Auch Storytelling kann im Onboarding genutzt werden, sogar in besonders authentischer Form. Dafür musst Du nur regelmäßig kleine Clips von Teilnehmer:innen sammeln, die freiwillig ein wenig von ihrer Geschichte erzählen.

Es funktioniert theoretisch auch in schriftlicher Form, aber in Videoform ist es besonders persönlich und zugänglich. Deshalb gibt es in vielen Medien das Motto „Show, don’t tell“ – audio-visuelle Quellen wirken einfach stärker auf uns.

Mit Videoclips kannst Du zeigen: Was hat die Lernenden (=Protagonist:innen) ursprünglich zu Deinem Seminar gebracht (=Problem) und wie haben sie die Veranstaltung im Verlauf erlebt (=Lösung)?

Echte Menschen aus verschiedenen Lebensbereichen, die ihre authentische Story selbst erzählen, ist eine besonders schöne Variante des Storytelling. So können sich die neuen Teilnehmer:innen direkt mit den Personen und Problemen identifizieren und starten besonders motiviert in Dein Seminar, da sie es als Lösung betrachten können.

Beispiel: Quiz mit Hauptfigur

Leistungsüberprüfungen bringen schon genug Druck mit sich. Mit Storytelling-Elementen kannst Du zum Beispiel Quizze auflockern und Deine Lernenden kognitiv und emotional durch die Fragen führen.

In diesem Zusammenhang können wir auch das Tool Genially sehr empfehlen, da sich hier visuell ansprechende Quizze erstellen lassen, die oft auch in kleine Geschichten eingebettet sind.

Wir haben beispielsweise ein Escape Game mit dem übergreifenden Thema „Eine einsame Insel“ erstellt, das auch Gamification-Elemente beinhaltet:

Die Prämisse der einsamen Insel erschafft dann direkt ein Szenario, auf das sich die Teilnehmer:innen einlassen können – auch wenn es in dem Fall vielleicht etwas weniger realistisch ist 😉

Aber dann betrachten sie auch die Fragen nach Daten und Zahlen in einem ganz anderen Kontext und die Antworten fühlen sich plastischer an, da die Lernenden nicht nur nach Fakten in ihrem Gedächtnis kramen.

Beispiel: Storytelling im Sprachkurs

Geschichten bieten sich beim Thema Sprache und Kultur natürlich besonders an. Denn durch eine Story können die Lernenden nicht nur neues Vokabular kennenlernen, sondern auch andere kulturelle Aspekte.

Dabei ist es grundsätzlich für eine Geschichte gar nicht wichtig, dass wir jedes einzelne Wort verstehen, um die Emotionen zu begreifen.

Eine Storytelling-Einheit kann dann exemplarisch drei Phasen umfassen:

  1. Pre-Telling Phase: Die Neugier auf die Geschichte wird geweckt, zentrales Vokabular wird geklärt, die Hauptfigur wird vorgestellt
  2. While-Telling Phase: Die Geschichte wird erzählt und gegebenenfalls regelmäßig unterbrochen, um die Inhalte bis zu dem Punkt zu besprechen oder über den weiteren Verlauf zu spekulieren
  3. Post-Telling Phase: Die Story wird aufgearbeitet, Lernende geben sie etwa in eigenen Worten wieder oder fassen zentrale Aussagen/Lehren in anderen Formen zusammen

Nutzt Du in Deinen Seminaren bereits die Lernkraft von Geschichten? Wir freuen uns von Deinen Methoden zu hören!

Warum wir als Erwachsene anders lernen

Es ist eine häufig geäußerte Meinung: Erwachsene lernen schlechter und langsamer als Kinder und Jugendliche.

Als Kinder müssen wir innerhalb einer kurzen Zeitspanne sehr viele neue und anspruchsvolle Dinge lernen. Kinder können dabei scheinbar ohne Probleme mehrsprachig aufwachsen und dabei noch Lesen, Schreiben und Fahrradfahren erlernen.

Aber warum ist das überhaupt so?

Ein heranwachsender Mensch verändert sich neurologisch einfach noch wesentlich mehr als ein Erwachsener. Alleine die Pubertät krempelt unser Gehirn einmal komplett um. Nach Abschluss der Pubertät befinden wir uns in einem wesentlich stabileren Zustand – was auch bedeutet, dass uns Veränderungen schwerer fallen können.

Aber es liegt in der Natur des Menschen, sich neue Fähigkeiten anzueignen und sich immer wieder neuen Situationen anpassen zu können.

Das Gehirn bildet sich erst mit etwa 20 Jahren vollständig aus. Das ist im Übrigen auch der Grund dafür, dass junge Menschen häufig unvorsichtig erscheinen und sich den Risiken und Gefahren weniger bewusst sind.

Wieso es einen evolutionären Vorteil bringen soll, dass sich wesentliche Teile des Gehirns erst so spät ausbilden, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Vermutlich wird in dieser Rechnung bereits der Mensch als soziales Geschöpf mit einbezogen. Unsere Eltern ersetzen gewissermaßen mit mehr oder weniger Erfolg den fehlenden Teil des Gehirns eines Heranwachsenden.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?

Ein Neugeborenes startet im Prinzip mit einer leeren Festplatte ins Leben. In den folgenden Jahren selektiert das junge Gehirn basierend auf den Erfahrungen und Eindrücken stark aus. Die Verbindungen werden entweder durch kontinuierliche Reize verstärkt oder durch fehlende Eindrücke abgebaut.

Diese Jahre sind für einen Menschen sehr prägend: es wurde nachgewiesen, dass das Gehirn eines Dreijährigen etwa doppelt so aktiv ist, wie das eines Erwachsenen.

Ab dem 6. Lebensjahr beginnt die intellektuelle Reifephase. Nun reift der Stirnlappen heran, der unter anderem für logisches Denken und Urteilsfähigkeit verantwortlich ist.

In den ersten 10 Jahren unseres Lebens lernen wir tatsächlich schneller. Das liegt unter anderem daran, dass das Lernen danach anstrengender wird. Im Kindheitsalter werden bereits viele grobe Verbindungen angelegt und vertieft. Nach dem 10. Lebensjahr legen wir insgesamt wesentlich seltener vollkommen neue Synapsenverbindungen an und das komplexe System unseres Gehirns wird so etwas weniger anpassungsfähig.

Aus diesem Grund ist es auch wichtig, Kinder an so viele Wissensbereiche wie möglich heranzuführen. Denn auf Verbindungen, die in unseren frühen Jahren angelegt wurden, lässt sich neues Wissen zu einem späteren Zeitpunkt besonders gut aufbauen.

Auch an das Lernen an sich sollten bereits Kleinkinder herangeführt werden. Dabei geht es vor allem um Selbstständigkeit im Lernprozess. Zu keinem Zeitpunkt ist es für einen Menschen wertvoll, Lernerfahrungen durch „Eintrichtern“ zu machen. Daher sollten auch Kinder insbesondere zum eigenständigen und handlungsorientierten Lernen ermutigt werden.

Denn im Erwachsenenalter funktioniert das Gehirn nach demselben Prinzip. Wir verstärken ständig unsere Verbindungen oder bauen ungenutzte ab. Nur legen wir eben weniger neue Synapsen an als zuvor.

Daher behalten wir neue Dinge durch Wiederholung besser und länger, da sich die entsprechenden Synapsen stärker ausbilden. Dinge, die wir nur einmal und dann nie wieder anwenden, kategorisiert das Gehirn einfach als „unwichtig“. Überflüssiges Wissen würde uns nur Speicherplatz auf der Festplatte blockieren.

Als Erwachsene lernen wir also insgesamt nicht unbedingt immer schlechter, aber durchaus etwas anders. Kinder lernen wesentlich beiläufiger und spielerischer. Wir wollen häufig auch den allgemeineren Sinnzusammenhang verstehen und lernen in größeren Schritten. Wir neigen beim Lernen vielleicht manchmal dazu, die Sache etwas zu verkopft anzugehen, anstatt einfach Dinge auszuprobieren.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es nie zu spät ist, neue Dinge zu lernen. Denn unser Gehirn ist bis zu unserem letzten Tag in der Lage neue Verbindungen anzulegen.

Somit sollte es uns nicht davon abhalten, sich in jedem Alter neue Fähigkeiten anzueignen. Denn im Prinzip passiert im Gehirn eines späten Anfängers genau dasselbe wie bei einem Frühstarter. Mit jeder Übungseinheit verknüpfen sich die jeweiligen Areale des Gehirns stärker.

Egal wann man also das Klavierspielen erlernen möchte, läuft der Lernprozess ähnlich ab. Bereits nach der ersten Einheit verändern sich die Aktivitätsmuster im Gehirn und die Vernetzungen zwischen Hand- und Hörregionen werden stärker. Wenn man weiter übt, so sind diese Verbindungen nach etwa drei bis fünf Wochen stabil und dauerhaft.

Die Eigenschaft unseres Gehirns, sich immer wieder neu zu verschalten und anzupassen, nennen Forscher Plastizität. Diese Eigenschaft bleibt uns ein Leben lang – auch wenn das Maß der Anpassungsfähigkeit mit dem Alter ein wenig nachlässt.

Das Lernen endet nicht mit der Schule

Wir müssen uns also von der Vorstellung verabschieden, dass das Lernen mit dem Schulabschluss beendet ist. Denn auch in der heutigen Arbeitswelt ist Stillstand keine Option. In beinahe allen Bereichen des Arbeitsmarktes muss man auch als Erwachsener stets zu einer Fort- oder Weiterbildung bereit sein, um mit den modernen Entwicklungen Schritt halten zu können.

Doch als Erwachsene scheuen sich viele Menschen vor einer Weiterbildung und der Erfahrung des institutionalisierten Lernens. In der Erwachsenenbildung stoßen wir daher auf ganz andere Lernwiderstände.

Erwachsene Menschen befinden sich in ganz anderen Lebensumständen als Kinder oder Jugendliche. In den meisten Fällen gehen diese ihrer Schulbildung praktisch hauptberuflich nach. In der Erwachsenenbildung hingegen treffen wir häufig Menschen an, die ihre Weiterbildung zusätzlich zu Beruf und Kindern meistern müssen.

Zudem befassen sich die Lerninhalte in der Erwachsenenbildung meist mit ganz anderen Themenbereichen. Diese kommen häufig aus wesentlich realeren Kontexten und betreffen uns viel direkter.

Der große Erfahrungsschatz eines Erwachsenen kann in einem Bildungskontext auch zu einem Hindernis werden. Da unsere Meinungen und Wissensbestände oft über viele Jahre gebildet wurden, sind wir manchmal etwas festgefahren.

Erwachsene lassen sich meist nicht gerne belehren. Daher liegt ein produktiver Ansatz für Lernumfelder in der Fort- und Weiterbildung auch eher im sozialen und kollaborativen Lernen. Wieso es für Dozenten wichtig ist, das Lernen handlungsorientiert zu gestalten kannst Du in diesem Artikel ausführlicher lesen:

Die wichtigsten Unterschiede – Wie Jugendliche und Erwachsene lernen

Andererseits hat die Erwachsenenbildung auch oft einen Vorteil: im Gegensatz zur Schulbildung entscheiden sich Erwachsene in vielen Fällen ganz bewusst und eigenständig zum Lernen. Diese intrinsische Motivation ist wesentlich wertvoller als die praktisch aufgezwungene Bildung im Rahmen der Schule.

Wieso lebenslanges Lernen so wichtig ist

Ein wesentlicher Grund, warum das Lernen uns als Erwachsenen manchmal schwerer fällt, ist unser großer Wissens- und Erfahrungsschatz. Kinder lernen so schnell, da ihre neurologische Leinwand einfach noch viel mehr weiße Flächen hat. Das Gehirn eines Erwachsenen ist so breit und tief vernetzt, dass eine Neuvernetzung mit mehr Anstrengung verbunden sein kann.

Auch wenn wir also als Erwachsene nicht mehr in der Geschwindigkeit eines Kindes lernen, so ist es wichtig, dass wir das Lernen nicht verlernen. Denn da das Gehirn tatsächlich wie ein Muskel ist, baut er ohne das entsprechende Training schnell ab.

Neurologische Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz werden in unserer Gesellschaft immer häufiger, da die Menschen im Durchschnitt immer älter werden. Daher stellen sich Wissenschaftler die Frage, ob sich degenerativen Erkrankungen im Alter vorbeugen lässt.

Nach neueren Erkenntnissen der Entwicklungsforschung geht man davon aus, dass sich beispielsweise das junge Erwachsenenalter etwa bis zum 45. Lebensjahr ausdehnt und das mittlere Alter bis 65. Erst danach könne man wirklich vom „Alter“ sprechen.

Die Hoffnung ist, dass wenn wir uns unser ganzes Leben lang im Gedächtnistraining üben, sich so der Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter verlangsamen lässt. Studien haben bereits bewiesen, dass geistig aktive Menschen seltener an Demenz erkranken.

Die World Health Organisation (WHO) empfiehlt ganz konkret kognitives Training, dass neue Lerninhalte beinhalten und Routinen vermeiden soll. Klassische Zeitvertreibe wie Sudoku oder Kreuzworträtsel seien weniger effektiv, da so eher bereits vorhandene Wissensbestände abgefragt würden. Man solle hingegen kontinuierlich neue Fähigkeiten entwickeln oder etwa eine neue Fremdsprache erlernen.

Daher könnte lebenslanges und lebensbegleitendes Lernen tatsächlich ein zentraler Faktor in unserer geistigen Altersvorsorge sein.

YouTube als Lernplattform – Viel mehr als nur Katzenvideos

Jede Minute werden auf YouTube 400 Stunden Videomaterial hochgeladen und insgesamt wird pro Tag weltweit über eine Milliarde Stunden Videos angesehen – das ist mehr als auf Netflix und Facebook zusammen. Diese Zahlen sind kaum vorstellbar und unterstreichen den Stellenwert der Plattform als Unterhaltungs- und Informationsmedium.

Das allererste Video, das jemals auf YouTube hochgeladen wurde, trug übrigens den Titel „Me at the zoo“ und war ein 19-sekündiger Clip eines der Gründer vor dem Elefantengehege des San Diego Zoos.

Das war im Jahr 2005 – das Thema Tiere ist bis zum heutigen Tag in der YouTube-Landschaft eines der populärsten. Neben den obligatorischen Katzenvideos sind vor allem auch Videos aus den Bereichen Gaming, Beauty und Lifestyle beliebt.

Doch die Video-Plattform hat noch so viel mehr zu bieten –

YouTube ist ein wahrer Abenteuerspielplatz und gleichzeitig eine schier unendliche Quelle des global geteilten Wissens. Dieses Wissen kann man sich auch als Trainer zu Nutze machen.

Man muss tatsächlich nicht unbedingt zu jedem Thema eigene Erklärvideos aufnehmen – dazu fehlt sicherlich auch oft die Zeit. Es kann sich durchaus lohnen, im Vorfeld eines Online-Seminars auf YouTube ein gezieltes Tutorial zu einem verwendeten Tool zu suchen und den Teilnehmer*innen zur Verfügung zu stellen.

Auf diese Weise kann bereits vor Beginn des Seminars oder einzelnen Einheiten eine eigenständige Vorbereitung der Lernenden erfolgen. Dies kann unter Umständen für einen reibungsloseren Ablauf sorgen und Wissenslücken zwischen den Teilnehmer*innen schließen.

YouTube ist seit 2006 auch eine Google-Tochter, man braucht für die grundsätzliche Nutzung der Inhalte aber kein Google-Konto. Dieses benötigt man lediglich zum Kommentieren, Bewerten und Hochladen.

Denn auch wenn man selbst Lehrvideos erstellen möchte, kann man diese auf YouTube hosten. Falls Dich dieses Thema näher interessiert, kann ich Dir diesen Blogartikel ans Herz legen:

Lernen bewegt – Erklärvideos im Online-Seminar

Was macht YouTube als Lernmedium so effektiv?

Auch aus der Perspektive des Lernenden ist YouTube eine wahre Goldgrube. Denn es gibt im Prinzip keine Grenzen bei dem, was man so alles lernen kann. Vom Kochrezept, über amerikanische Geschichte, bis hin zur Quantenphysik. Für beinahe jede Wissens- und Interessensnische bietet YouTube ausgewiesene Experten und eine eigene Community gleich mit dazu. Denn YouTube ist nicht nur eine Video-Plattform, sondern gleichzeitig auch das zweitgrößte soziale Netzwerk mit knapp 2 Milliarden aktiven Nutzern.

Ja, Milliarden. Das ist kein Tippfehler – YouTube wird tatsächlich von einem guten Viertel der Erdbevölkerung genutzt.

Ich persönlich schätze an YouTube vor allem seine Koch-Community. Denn wie die meisten Menschen lerne ich besonders gut audio-visuell. Die Verbindung von Bild, Ton und Text erschafft eine Informationsdichte, die verschiedene Sinne anspricht und eine besonders effektive Wissensvertiefung ermöglicht. Insbesondere komplexe Zusammenhänge lassen sich oftmals wesentlich einfacher demonstrieren als ausschweifend erklären. Die Dreidimensionalität eines Videos kann Verhältnisse abbilden, die allein mit Bildern oder Texten kaum zu greifen wären.

Natürlich kann man ein Rezept für Käsekuchen auch in rein geschriebener Form finden. Jedoch ist es wesentlich leichter zu verfolgen, wenn man tatsächlich sämtliche Einzelschritte in der Entstehung beobachten kann. Ich kann beispielsweise immer wieder nur vermuten, was genau der Autor eines Rezepts nun unter „flüssig“ oder „sirup-artig“ verstehen mag.

In einem YouTube-Video kann ich die zu erzielende Konsistenz live in Aktion sehen und so wesentlich erfolgsversprechender meine eigenen Unternehmungen daran ausrichten. Denn wer gerne backt, weiß, dass Sieg und Niederlage in der Küche manchmal nur 15 Sekunden quirlen auseinander liegen.

In Form von YouTube steht dem Lernenden nicht nur der Trainer der jeweiligen Disziplin zur Verfügung, sondern immer auch die Weisheit der Masse in den Kommentaren. Hier finde ich unter Umständen Menschen, die dieses Rezept bereits ausprobiert haben, oder Antworten auf Nachfragen, die ich mir auch gestellt hatte. Kann ich zum Beispiel statt Quark auch Frischkäse verwenden? Im Kommentarbereich kann man sich mit anderen Hobbyköchen austauschen und sich deren Meinung und Erfahrungen zu Nutze machen.

Viele Menschen, die YouTube regelmäßig als Unterhaltungs- oder Informationsmedium nutzen, stellen zudem fest, dass die Einbindung in bestimmte Communities und die Interaktion mit anderen Abonnenten und den Kanalbetreibern einen Mehrwert bietet. Die dargestellten Informationen können einfach viel lebendiger wirken, wenn sie mit einer sympathischen Persönlichkeit verknüpft werden.

Natürlich gilt auf YouTube dieselbe Grundregel wie im Internet allgemein: Informationen sind mit Vorsicht zu genießen. Ein gesundes Maß an Skeptizismus ist im Umgang mit Online-Material fast immer angebracht. Daher sollte man sich im Falle von im Rahmen eines Seminars zu verwendenden Videos auf jeden Fall der Qualität versichern.

Wieso sollte ich YouTube konkret als Tool im Seminar nutzen?

Viele Menschen nutzen die Plattform YouTube im alltäglichen Leben als Lernplattform. Zudem haben wir die Möglichkeit angesprochen, YouTube-Videos als vorbereitende Maßnahme im Vorfeld eines Seminars oder einer einzelnen Einheit zu nutzen.

Doch gibt es noch weitere Gründe die Video-Plattform als didaktisches Hilfsmittel zu nutzen. Im Folgenden möchte ich Euch daher zwei Anwendungsszenarien vorstellen, in denen der Trainer YouTube als Tool einbinden kann.

Show, don’t tell

In vielen Vorlesungen und Seminaren hören Lernende von großen Poeten, Wissenschaftlern oder Geschäftsleuten. Als Trainer kann man den ganzen Tag über die vortrefflichen Präsentationstechniken des Steve Jobs berichten. Dabei ist es doch so viel aussagekräftiger, den Teilnehmer*innen einen kurzen Videoclip des Apple-Gründers höchstpersönlich zu zeigen. Eine YouTube-Suche liefert in Sekunden tausende von Videos, mit Hilfe derer sich die eigenen Aussagen anschaulich untermalen lassen.

Natürlich hängt die Anwendung dieser Methode immer vom jeweiligen Themengebiet ab und sollte wohl auch gut dosiert sein, aber insgesamt kann etwas mehr Anschaulichkeit wohl den wenigsten Veranstaltungen schaden. Zudem durchbricht ein kurzer Wechsel des Input-Mediums an der richtigen Stelle stets gut eventuelle Monotonie und verhindert die kognitive Ermüdung der Teilnehmer*innen.

Wichtig ist daher aber auch immer, dass man diese nicht zu lange mit Videos berieselt, denn sonst kommen schnell Flashbacks zum „Film gucken“ in der Schule auf – damals war der Film öfters ein Zeichen, dass der Lehrer an dem Tag einfach keine Lust hatte. Kurze Clips eignen sich daher deutlich besser an bewusst gewählten Stellen zur Akzentuierung eines bestimmten Aspektes.

Und auch bei der Arbeit mit YouTube sind die Voraussetzungen gegeben um das Tool sowohl in Online- als auch in Präsenzveranstaltungen zu nutzen. Wie so oft ist die Funktion der Bildschirmteilung eine praktische Online-Variante, aber man kann auch Links über den Chat oder eine E-Mail zur Verfügung stellen.

YouTube als Recherche-Tool

Wir reden immer wieder davon, wie Lernende in Einzel- und Gruppenarbeiten zur eigenständigen Erarbeitung eines Themenbereichs geführt werden können. Die Vorteile dieser Herangehensweise liegen vor allem darin, dass die Teilnehmer*innen sich aktiv am Lernprozess beteiligt fühlen und das Gelernte auch wesentlich nachhaltiger abspeichern.

YouTube bietet sich als Recherche-Tool insbesondere für Einzelarbeitsphasen an. Wenn man also im Rahmen dieser Phasen verschiedene Themengebiete erarbeiten lässt, können sich die die Teilnehmer*innen auch im selben Raum mit unterschiedlichen Dingen befassen ohne einander in die Quere zu kommen – vorausgesetzt sind in einer Präsenzveranstaltung natürlich Kopfhörer!

Die Vorteile einer multimedialen Erarbeitung des Themas über Videos im Vergleich zu etwa Texten haben wir bereits erörtert. Zusätzlich ist es sinnvoll, die Präsentation der Ergebnisse in die Verantwortung der Lernenden zu legen. Auf diese Weise werden die Lernergebnisse besonders gut konserviert.

YouTube als Lernmedium – auf jeden Fall!

Insgesamt lässt sich festhalten, dass YouTube als Lernplattform zwei wesentliche Vorzüge bietet: Multisensualität und Selbstständigkeit.

Die Einbindung verschiedener Sinneskanäle ist für den Lernerfolg besonders förderlich und erlaubt auch den Zugang zu komplexeren Themenbereichen. Zudem ist der Lernende besonders selbstständig: er kann gezielt Informationen zu einzelnen Inhalten suchen und den Lernprozess selbstbestimmt steuern. Das Lerntempo kann an die individuellen Bedürfnisse angepasst und einzelne Passagen beliebig oft angesehen werden. Darüber hinaus stellt der Community-Aspekt eines sozialen Netzwerks wie YouTube einen zusätzlichen Mehrwert dar.

Und man sollte sich auch nicht davor scheuen, YouTube-Inhalte als visualisierendes Element gezielt in der eigenen Veranstaltung einzusetzen. Und übrigens hier noch ein kleiner Geheimtipp: YouTube bietet auch eine barrierefreie Live-Streaming-Funktion inklusive Chat über einen generierten Link. Die Plattform kann also durchaus auch als kostenfreier Hosting-Service für Webinare & Co. in Betracht gezogen werden.

Das Lernen in heterogenen Teilnehmergruppen – Wieso Unterschiedlichkeit lernförderlich ist

Es ist in der Erwachsenenbildung der absolute Worst Case: innerhalb ein und derselben Teilnehmergruppe ist eine Seite des Raumes gänzlich mit den Lerninhalten überfordert, während die andere sich schon halb zu Tode gelangweilt hat.

Beide Fälle wirken sich destruktiv auf die Motivationskurve aus. Wie kann man also beide Seiten und auch alle Teilnehmer dazwischen ideal fördern und für das Gefühl eines Lernerfolgs sorgen?

Die Heterogenität von Lerngruppen stellt den Trainer immer wieder vor Herausforderungen in der Planung und Durchführung eines Seminars. Da in vielen Fällen die individuellen Wissensstände und der Background sehr unterschiedlich sind, lässt sich nur schwerlich eine Lernmethode in Einheitsgröße finden, die allen Teilnehmern passen soll.

Spontan wünschen sich wohl einige Trainer eine möglichst homogene Lerngruppe, in der die Zusammenstellung im Bezug auf Alter, Bildungshintergrund, Berufsbild und Leistungsfähigkeit möglichst einheitlich sind. Denn es mag leichter erscheinen, eine solche Lerngruppe pädagogisch anzuleiten.

Tatsächlich zeichnen sich aber auch scheinbar homogene Gruppen durch eine individuelle Verschiedenheit aus, die durch ein starres Lehrkonzept vernachlässigt werden. So wird es am Ende des Tages auch innerhalb einer solchen Gruppe Lernende geben, die sich unter- oder überfordert fühlen. Indem die Individualität ignoriert wird, verfestigt sich die Unterschiedlichkeit nur immer weiter.

Auch für die Teilnehmer*innen selbst ist eine Situation, in der die Heterogenität der Gruppe zu einem Nachteil wird, alles andere als angenehm. Jeder von uns war sicherlich auch im Leben schon einmal in der Rolle des Lernenden, der sich in einem Lernumfeld nicht richtig abgeholt fühlte. Denn natürlich ist es schwierig einen Lernraum zu schaffen, in dem jedem Teilnehmer individuell entsprochen werden kann.

Die gute Nachricht: Heterogene Lerngruppen sind lernförderlicher!

Auch wenn die Durchführung eines Seminars mit einem heterogenen Teilnehmerfeld manchmal besondere Herausforderungen darstellt: in der Unterschiedlichkeit der Teilnehmer liegt auch das größte Lernpotential!

Denn wenn Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenkommen, kann der Austausch besonders lebendig und das Lernen besonders fruchtbar werden. Daher liegt es beim Lernbegleiter, dafür zu sorgen, dass dieser Austausch auf einen entsprechenden Boden fallen kann. Denn wenn in der Erwachsenenbildung Abiturienten oder Akademiker neben Schulabbrechern sitzen, mag ein mancher Trainer unterbewusst zunächst dazu zu neigen die letztere Gruppe als benachteiligt – oder sogar als hinderlich – zu empfinden.

Doch genau diese unterschiedlichen Voraussetzungen kann man durch das richtige methodische Lernumfeld zu einem Katalysator des Lernerfolgs machen!

Lehrformen, die eine Teilnehmergruppe in ihrer Gänze anzusprechen versuchen – wie der klassische Frontalunterricht – machen häufig von diesen potentiellen Vorteilen keinen Gebrauch. Die Herangehensweise, die tatsächlich von der Heterogenität profitieren kann, ist eine Form des sozialen Lernens.

Wie wirken sich Unter- und Überforderung konkret aus?

Überforderung bedeutet Frust. Und anhaltender Frust führt letztendlich zum Aufgeben und resultiert oft auch in einem verminderten Selbstwertgefühl. Das ständige Arbeiten an der persönlichen Leistungsgrenze ist kognitiv äußerst anstrengend und führt letzten Endes nur zu Demotivation.

Dabei liegt die Problematik meist keinesfalls in der intellektuellen Leistungsfähigkeit der Teilnehmer, sondern vielmehr in mangelndem Vorwissen oder methodischen Fehlkalkulationen.

Auf den ersten Blick mag Unterforderung wie das kleinere der beiden Probleme wirken. Denn was macht es schon groß, wenn man mehr weiß und kann als gefordert ist? Tatsächlich ist diese Situation auf Dauer aber für den Lernerfolg genauso hinderlich. Teilnehmer*innen, die sich konstant unterfordert fühlen, schalten irgendwann einfach ab und sind für ein Lernerlebnis nicht mehr zugänglich.

Unterforderung und Desinteresse kann aus verschiedenen Faktoren resultieren, wie etwa einem Vorsprung an Vorwissen oder höherer persönlicher Leistungsfähigkeit gegenüber anderen Teilnehmer*innen.

Zunächst scheinen die beiden Pole wie unvereinbare Extreme zu wirken, doch es gibt Möglichkeiten und Wege die Verschiedenheit der Gruppenmitglieder zu Gunsten einer produktiven Lernerfahrung zu nutzen – ohne dabei eine der beiden Seiten einfach ihrem Schicksal zu überlassen.

Welche Voraussetzungen kann ich vor dem Seminar schaffen?

Zunächst einmal kann man als Lehrender die eigene Grundeinstellung reflektieren. Man kann die Heterogenität einer Lerngruppe bewusst annehmen und sich vornehmen sie zum Vorteil zu nutzen. Zudem muss man eventuell ein klein wenig von der klassischen Lehrerzentrierung ablassen, wenn man zuvor vor allem Lehrformen wie den Frontalunterricht gewöhnt war. Denn wie bereits angesprochen, entfaltet sich das Potential einer heterogenen Lerngruppe erst im sozialen und kooperativen Lernen.

Doch natürlich kann auch die sorgfältigste Planung und die beste Einstellung nicht vor unerwarteten Entwicklungen im tatsächlichen Seminar schützen. Was kann ich also tun, wenn ich bemerke, dass einzelne Teilnehmergruppen unter- oder überfordert scheinen?

Wie lässt sich das Lernumfeld wieder in die Balance bringen?

Der Lehrende muss in diesen Situationen vor allem als Lernbegleiter fungieren. Dieser muss für die Unterschiedlichkeit der einzelnen Gruppenmitglieder offen bleiben und die Inhalte und Methodik gegebenenfalls an ihren Lernstand anpassen. So kann beispielsweise dieselbe grundsätzliche Aufgabenstellung in unterschiedlicher Differenzierung gestellt werden.

Auf diese Weise bekommen lernschwächere Teilnehmer mehr Zeit für die Bewältigung der Aufgabe und leistungsstärkere Gruppenmitglieder üben dabei durch ihre Schnelligkeit keinen Druck aus.

Die beste methodische Vorgehensweise liegt in der Gruppendynamik. Die Arbeit in heterogenen Lerngruppen blüht am meisten in lebendigen Gruppenprozessen auf. Die Individualität der Teilnehmer*innen wird nicht ignoriert, sondern bewusst angesprochen. Hierzu zählt oft auch eine dynamische Anpassung des methodischen Vorgehens.

Wie die Prinzipien des kooperativen Lernens zeigen, ist der Lernerfolg an das Kollektiv geknüpft. Lernen ist keine Einbahnstraße, sondern entsteht zwischen vielen Knotenpunkten. Der Lehrende schafft dabei den Lernraum, in dem die Lernenden besonders viel selbstständige Lernleistung und Eigenaktivität zeigen dürfen. Die Verantwortung des Lernens wird zwischen Trainer und Teilnehmer*innen geteilt, sodass sich jeder Einzelne aktiv beteiligt fühlt.

Besonders zu betonen ist auch die Wichtigkeit von Kommunikation innerhalb der Gruppe. Ein offener Dialog und kontinuierliches Feedback können dabei helfen, den Lernprozess besser zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen.

Bei der Arbeit mit heterogenen Lerngruppen bietet es sich durchaus an, die Sozialformen im Seminar regelmäßig zu wechseln. Es sollte eine gesunde Mischung aus Plenum, Einzel-, Paar- und Gruppenarbeit herrschen. Viele Methoden erlauben auch die stufenweise Kombination mehrerer Sozialformen und bieten so mehr Variation und auch Zeit für die Vertiefung des Gelernten.

Da wie bereits erwähnt die größte Stärke heterogener Teilnehmerverbände in der Gruppendynamik liegt, bietet sich eine besonders hohe Quote an Gruppenarbeiten an. An dieser Stelle möchte ich daher exemplarisch zwei Methoden für Gruppenarbeiten vorstellen, die das kooperative Lernen besonders fördern können.

1. Think-Pair-Share

Diese Methode vereinbart Einzelarbeit mit Gruppenarbeit. Jeder Teilnehmende entwickelt zunächst zu einem vorgegebenen Thema in Einzelarbeit seine eigenen Gedanken und formuliert Ideen. Anschließend werden, abhängig von der Gruppengröße, diese Ideen innerhalb einer Tandem- oder Kleingruppe diskutiert und daraus hervorgehend eine gemeinsame Lösung entwickelt. Jede Gruppe kann schließlich noch ihre Ideen im Plenum vorstellen.

Die Methode bietet einerseits jedem Teilnehmer die Möglichkeit in Einzelarbeit seine Gedanken niederzuschreiben und gleichzeitig den Vorteil der Deliberation in Kleingruppen. Diese Sozialform ermöglicht die besonders aktive Reflexion der Ideen und fördert durch die Vorgabe einer gemeinsamen Lösung die Zusammenarbeit.

2. Die Sandwich-Methode

Auch die Sandwich-Methode kombiniert mehrere Sozialformen und besteht aus verschiedenen Arbeitsphasen. Hier werden die Teilnehmer*innen ebenfalls zunächst in Kleingruppen eingeteilt und erarbeiteten ein vorgegebenes Themenfeld eigenständig.

Die erste Arbeitsphase wird dann durch einen eingeschobenen Input durch den Trainer erweitert. Daraufhin überarbeiten die Gruppen auf Basis der neuen Informationen ihre bisherigen Ergebnisse. Anschließend können die Gruppenergebnisse zudem im Plenum diskutiert werden.

Die Sandwich-Methode bietet den Vorteil, dass die Teilnehmer*innen sich in der ersten Arbeitsphase einer Thematik selbstständig und unvoreingenommen nähern können. Der anschließende inhaltliche Input durch den Trainer gibt den Gruppen daraufhin die Möglichkeit ihre Ergebnisse weiter zu vertiefen und eventuell aus neuen Perspektiven zu betrachten.

Das Prinzip der mehrstufigen Erarbeitung eröffnet insgesamt ein großes Lernpotential. So bietet die Methodik den lernschwächeren Teilnehmer*innen die Chance sich in mehreren Arbeitsphasen mit einer Thematik zu befassen. Gleichzeitig ist durch den zusätzlichen Input durch die Lehrperson dafür gesorgt, dass auch leistungsstärkere Gruppenmitglieder nicht durch eine zu ausgedehnte Arbeitsphase ermüdet werden.

Im Übrigen lassen sich Methoden zur Gruppenarbeit auch in Online-Kontexten umsetzen. Hierzu bieten sich beispielsweise die sogenannten Breakout-Rooms an, die einige Anbieter von Konferenztools zur Verfügung stellen. Die Planung eines Online-Seminars sollte nicht dazu verleiten, die Gruppenprozesse auf ein Minimum zu beschränken!

Unterschiedlichkeit: Herausforderung oder Chance?

Am Ende des Tages bleibt vor allem eine Erkenntnis stehen: der Lernbegleiter muss als Konzept offener und eine Lehrveranstaltung individueller werden. Den Lernenden muss so viel Raum wie möglich gegeben werden, sich mit den Inhalten auf einer ganz persönlichen Ebene auseinanderzusetzen und ihr Wissen zu verknüpfen.

Der aktive Dialog ist hierbei ganz wichtig. Denn es geht darum zu vermeiden, dass man sich als Trainer stets nur mit einer kleinen Teilgruppe befasst, während viele andere Lernende frustriert zurückgelassen werden. Ein dynamischer Wechsel an Methoden und Sozialformen ist die ideale Art mit heterogenen Lerngruppen zu arbeiten.

Natürlich ist ein solcher Anspruch an den Pädagogen ein deutlich höherer als die Durchführung eines akribisch vorbereiteten Lehrplans. Jedoch nimmt eine solch dynamische Vorgehensweise auch etwas Verantwortung von den Schultern des Lehrenden und verteilt diese gleichmäßiger auf jeden Einzelnen.

Die Unterschiedlichkeit innerhalb einer Gruppe muss nicht zwanghaft nivelliert werden, sondern kann zu einem Antrieb werden – nicht nur für inhaltliches, sondern vor allem auch für soziales Lernen .

Was ist eigentlich lernen

Was ist eigentlich Lernen?

Jemand, der, anderen etwas beibringen, also lehren möchte, sollte sich auf alle Fälle auch mit dem Lernen beschäftigen; denn erst, wenn er weiß, was Lernen ist, wie Lernen funktioniert, dann kann er hoffen, dass die Lernenden auch wirklich lernen. Im besten Fall lernen sie dann sogar gerne.

Lernen kann Spaß machen

Erst einmal gilt es, mit einem verbreiteten Missverständnis aufzuräumen: Unter „Lernen“ wird von vielen Menschen „Aufnehmen und Behalten von Wissen“ verstanden. Das ist das eben jenes Lernen, mit dem wir es in der Schule hauptsächlich zu tun hatten, und bei den meisten Menschen hat diese Erfahrung das Bild vom Lernen nachhaltig beeinflusst. Lernen bedeutet allerdings viel, viel mehr, und genau genommen muss der Mensch praktisch alles Lernen, was er benötigt, um in seiner Umgebung leben und handeln zu können: Das Allerwenigste kann er von Geburt aus, das Meiste – Gehen, Sprechen, Autofahren, Nahrung zubereiten, Konflikte behandeln, sich anziehen, Lesen und Schreiben, Flirten, zuverlässig sein, sich ausdrücken, ein Handy bedienen, sein eigenes Leben in den Griff bekommen und unendlich viel mehr – muss er sich im Laufe seines Lebens erst aneignen, d.h. eben: lernen.

​Bewusster oder gewollter Lernvorgang

​Lernen ist somit die Selbstentwicklung des Menschen. Hinter jeder Veränderung der Person (ohne die körperliche Veränderung) steckt ein – bewusster oder unbewusster, gewollter oder auch nicht gewollter – Lernvorgang, mit dem sich der Mensch an die Bedingungen seiner Umwelt anpasst und dadurch prägt, formt und bringt er sich selbst hervor. Man unterscheidet verschiedenen Lernebenen, die deutlich machen, was alles erlernt und gekonnt werden soll:

​Wissen

Fertigkeiten

Fähigkeiten

Kompetenzen

Selbstbild

​Insofern kann man Lernen als eine Art menschlichen Grundprozess ansehen, der genau so zum menschlichen Leben gehört wie etwa das Atmen oder Verdauen. Lernen ist permanente Verarbeitung von Erfahrungen mit der Umgebung und ihre Umsetzung in „persönliche Ausstattung“ (also in Wissen, Fähigkeiten, Einsichten, Gefühlsstrukturen, innere Haltungen usw.). Lernen ist somit Teil der menschlichen Grundausstattung.

​Lernen liegt in unserer Natur

​Lernen ist etwas, was gesunder Mensch nicht erst lernen muss, sondern ganz selbstverständlich als eine zunächst ganz unbewusste Energie mitbringt. Davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man kleine Kinder beobachtet, die gar nicht anders können, als Lernen – und denen das offenbar auch Spaß macht.

Lernen ist geradezu die ursprüngliche Lebensform, und es gehört zu den irritierenden Erfahrungen, wenn man erlebt, wie diese Lernenergie später dann möglicherweise erlahmt, Lernen verweigert, vermieden, abgewehrt wird und nur noch schrecklich viel Mühe zu machen scheint.

Lernlust oder Lernlast – Lernprozesse wieder in Gang bringen

​Dann lautet die Frage nicht: Wie kann jemand lernen, sondern sie lautet: Was ist passiert, dass diese ursprüngliche Energie des Lernens versiegt ist, und welche Barrieren müssen über weggeräumt werden, damit sich diese Lernlust wieder entfalten kann?

​Im Kontext des lebenslangen Lernens geht es also darum, nicht nur Lernprozesse in Gang zu bringen, sondern eben sehr oft, Lernhindernisse zu beseitigen. Die entscheidende Frage lautet also: Was hindert Dich eigentlich am Lernen?  Es ist selbstverständlich auch ein Lernvorgang, wenn wir Eigenschaften und Gewohnheitenbilden oder ablegen, wenn wir unser Verhalten oder unsere Überzeugungen ändern.

​Für berufliches Lernen ist dieses weite, über bloße Wissensaufnahme hinausgehende Lernverständnis außerordentlich wichtig, denn hier reicht es ja niemals aus, die Dinge zu wissen – man muss sie auch tun können, d.h., man muss lernen, zu handeln undsich selbst, seine Bewegungen, Gefühle, Absichten, Erwartungen, Vorgehensweisen usw. entsprechend zu steuern.

Formelles und informelles Lernen

Wenn man Lernen so weit fasst, dann fällt gleich noch wichtiges Merkmal des Lernens auf: Das wenigste, was der Mensch lernt, lernt er mit Lehrer und innerhalb von organisierten Lerninstitutionen wie Schulen u. ä. Lernen ist also offenbar überhaupt nicht daran gebunden, dass einer da ist, der lehrt. Das hat in der Lernforschung zu der begrifflichen Unterscheidung von formellem und informellem Lernen geführt. Formelles Lernen bezeichnet geplante Lernwege die meist dann in Umgebungen stattfinden, die ausdrücklich zum Lernen geschaffen worden sind.

​Das informelle Lernen dagegen ist das Lernen, welches sich praktisch überall abspielt, ohne dass es geplant oder organisiert wird. Es findet ganz selbstverständlich und spontan statt. Beim informellen Lernen handelt es sich häufig um sogenanntes „implizites“, d.h. unbewusstes Lernen, das sich beinahe als ein Nebenprodukt anderer Tätigkeiten ergibt.

Man schätzt, dass auf diese informelle Weise etwa 70% allen menschlichen Lernens zustande kommt! Das heißt: Weitaus das Meiste, das wir lernen, lernen wir außerhalb von speziell dafür vorgesehenen „Lernanstalten“ und vollkommen unabhängig davon, dass da einer ist, der uns etwas beibringen will oder uns zum Lernen anleitet.

Wer kennt das nicht, dass man gar nicht merkt, dass und was man gelernt hat. Es gibt keine Lebens- und Handlungssituation in der nicht gelernt wird, unabhängig davon, ob sie in einem institutionellen Rahmen stattfindet, der bewusst dem Lernen dient – also in Schulen, Kursen, Seminaren, etc., vorausgesetzt, es sei denn, diese Situation wird bereits vollständig beherrscht.

Informell zu lernen, ist die primäre, ursprüngliche Entwicklung. Formelles Lernen tritt dann auf, wenn etwas zu komplex ist, um informell, d.h. ohne Hilfe gelernt werden zu können, oder wenn etwas gelernt werden soll, dass der Lernende von sich aus nicht lernen möchte, z.B., weil es ihn gerade nicht interessiert bzw. weil er es ausseiner aktuellen Situation heraus nicht braucht (oder nicht zu brauchen meint).

​Fremdbestimmtes Lernen

​Bei diesem letzten Fall handelt es sich um eben jenes fremdbestimmte Lernen, d.h. um ein Lernen, von dem andere sagen, dass es wichtig und notwendig ist. In diesem Fall werden Lernziele durch irgendwelche Instanzen definiert und vorgegeben. Das Lernen wird also nicht durch den Wunsch oder die Notwendigkeit ausgelöst, eigene Erfahrungen zu verarbeiten, sondern durch eine Forderung außenstehender.

​Da dies die vorrangige Erfahrung in der Schule ist, identifizieren Lernende häufig formelles Lernen vor allem mit Fremdbestimmung, Zwang und fremden Forderungen. Auf diese Weise ist Lernen bei sehr vielen Menschen negativ besetzt und löst nicht gerade Lust und Bereitschaft aus (zweifellos einer der Gründe, weshalb die Kraft zum Lernen im späteren Leben bei vielen Menschen blockiert ist).

​Allerdings darf nun auch klar sein, dass dieses fremdbestimmte formelle Lernen nur einensehr geringen Teil des Lernens überhaupt ausmacht und keineswegs allgemein für Lernenstehen kann. Coen van Houten unterscheidet z.B. drei verschiedene Arten des Lernens:

Das Lerndreieck


#LernenkannSpassmachen
#Berufspädagoge#Learninbydoing#Handlungsorintiert#teilnehmeraktivierend

Überlebensfähig durch Handlungskompetenz

Jedes Unternehmen, jede Institution muss gerade jetzt in einem veränderten und ungewissen Umfeld überleben. Kundenstrukturen und Kundenbedürfnisse ändern sich laufend, ständig erscheinen neue Produkte, Trends ändern sich, Lieferanten fusionieren, Mitbewerber entwickeln immer wieder neue Strategien, neue Technologien erlauben veränderte Abläufe, und auch der gesetzliche Rahmen unterliegt Veränderungen. Weiterentwicklung ist also eine Pflicht und keine Kür.

Dieser Wandel im beruflichen Umfeld, der immer beschleunigter stattfindet , fordert von Arbeitenden abgesehen von vielen fachliche Qualifikationen, eine völlig neue Zusammensetzung und Gewichtung der persönlichen Voraussetzungen, wenn er in der modernen Arbeitswelt zurechtkommen will. Früher sprach man tatsächlich von „Kenntnissen und Fertigkeiten“, wenn man die Lernziele der Aus- oder Weiterbildung bezeichnen wollte. Heute muss man von “beruflicher Handlungsfähigkeit“ bzw. von „Handlungskompetenzen“ sprechen. Diese werden eben dann  weiter untergliedert in fachliche, methodische, soziale und personale. Das Wort „Kompetenz“ weist darauf hin, dass es nicht mehr um den Besitz eines bestimmten Wissens oder darum geht, eine bestimmte Handfertigkeit zu erreichen:

Prof. Dr. John Erpenbeck

D. h. es geht darum, die Person, in die Lage zu versetzen, Aufgaben die, nicht genau vorhersehbar oder uneindeutig sind, selbständig zu erkennen, sie zu verstehen, sie durchdenken zu können, in der Lage zu sein sie zu lösen und zu beurteilen (planen, ausführen und kontrollieren).

Als Zielbegriff für die berufliche Weiterbildung bedeutet der Kompetenzbegriff:

Die Absolventen sollen in der Lage sein, sich in den beruflichen Aufgabenfeldern selbständig und erfolgreich zu bewegen. Dabei sollen sie sich auch selbständig in Arbeitssituationen zurechtfinden können, die man jetzt noch gar nicht kennt, mit Technologien umgehen können, die noch gar nicht existieren, und sich in Verfahren einarbeiten können, die ganz anders sein werden als diejenigen, die sie in der Ausbildung kennen gelernt haben.

Das heißt im Klartext: Lehren und Lernen für berufliche Situationen, die man heute noch gar nicht kennt!

Lernfähigkeit wird unter den geschilderten Bedingungen zur wesentlichsten persönlichen Voraussetzung Berufstätiger, und sie schließt offensichtlich einen ganzen Kranz von Fähigkeiten ein, wie Wahrnehmungsfähigkeit, Kreativität, Flexibilität, Offenheit, „Gespür“ für Situationen, und vor allem anderen: die Fähigkeit zu selbstbewusstem, selbständigem Handeln unter höchst unsicheren Bedingungen, verbunden mit der Freiheit, sich von dem, was man selbst gut konnte, auch wieder zu verabschieden, um Neues aufzunehmen.

Wenn also fachliches Wissen und Können schnell veralten, können wir uns nur auf die persönlichen und sozialen Fähigkeiten, auf die Kompetenzen als dauerhafte Werte verlassen. Handlungskompetenzen vor allem sind es, die Mitarbeitende in Zukunft brauchen, um den ständigen Wandel, um die Unsicherheiten des Umfelds zu meistern und sich immer wieder schöpferisch darauf einzulassen.

Wollen wir Berufstätige also „zukunftsfähig“ machen, dann müssen wir dafür sorgen, dass sie vor allem Kompetenzen ausbilden, dass sie lern- und entwicklungsfähig werden und aus den sich wandelnden Situationen heraus selbständig schöpferisch handeln können.

Das muss deshalb – über die Vermittlung des zweifellos notwendigen fachlichen Wissens und Könnens hinaus, oder besser: um dieses als aktuellen Kern und Anlass herum –Ziel erwachsenengerechter Form der Weiterbildung sein: Fähigkeiten zum selbständigen und proaktiven, d.h. gestaltenden Handeln unter extremen Unsicherheitsbedingungen zu bilden.

Gelingt uns als Lehrende das, ist nicht nur eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der einzelnen Unternehmen geschaffen, sondern es wird dann auch ein unschätzbarer Beitrag für die persönliche Zukunft von Menschen geschaffen.

Denn, was für das Wirtschafts- und Arbeitsleben gesagt wird, kennzeichnet heute ja auch das gesamte persönliche Leben von jedem einzelnen Menschen.

Nicht nur innerhalb seines Berufs ist jeder von Unsicherheit, der Notwendigkeit der Neuorientierung und Neuentscheidung, von beschleunigtem Wandel umgeben und von Forderungen danach, in all dem trotzdem den eigenen Weg zu finden. Moderne Weiterbildung kann so zu einem nachhaltigen Beitrag der Persönlichkeitsbildung werde.

Wie kann Weiterbildung das sicher stellen? – Wie lehrt man Handlungskompetenzen?

Selbständig, problemlösefähig und flexibel wird man nicht dadurch, dass man die Wichtigkeit dieser Fähigkeiten „mit dem Verstand“ – einsieht, sondern nur dadurch, dass man in echte Situationen kommt, in denen diese Fähigkeiten gefordert werden.

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Wie geht lernen?

Lernen durch Handeln

Unsere Bildungsinstitutionen sind, von einem kognitiven

(= auf Wissen bezogenen) und rationalistischen  (= von der Vernunft geprägt) Verständnis des Lernens geprägt:

Das Lernen besteht vor allem in der Aufnahme und dem Behalten von Wissen, bestehend aus Informationen und theoretischen (gedanklichen) Zusammenhängen auch Deutungen. Auch in der beruflichen Bildung wird häufig die Wissensvermittlung übermäßig betont, obwohl hier eigentlich gelernt werden soll, wie man richtig arbeitet. Diese Überzeugungen von Lernen äußern sich z.B. in folgenden „Grundmissverständnisse“, die man immer wieder hören kann:

Erst muss man den Lernenden einmal erklären, wie es richtig geht, und die Theorie dazu vermitteln; das gilt als Voraussetzung für ein verändertes oder verbessertes Handeln:

Wer eine Sache weiß, einen Zusammenhang begriffen und gedanklich erfasst hat, der wird – so die stillschweigende Annahme – auch so handeln.

Möchte man also, dass jemand neue Handlungsweisen lernt oder bestehende Handlungsweise verändert muss man ihm das entsprechende Wissen, die entsprechenden Einsichten, Gedanken und Theorien vermitteln. So kommt es, dass man heute z.B. jemandem, der, ein Unternehmen gründen möchte umfassende Informationen über Preisbildung, Marketing, Logistik, Prozesssteuerung, Finanzierung, Marktmechanismen usw. beibringt, in der Annahme, dass ihn all dieses Wissen zu richtigem Handeln befähigen wird – in der Realität sieht das dann oft aber anders aus.

Besseres Wissen befähigt angeblich zu besserem Handeln

Handeln ist in diesem Verständnis etwas, das sich aus Wissen bzw. „richtigem“ oder „wahrem“ Denken notwendigerweise ergibt: Denkt man etwas richtig, kann man ja gar nicht anders, als richtig handeln. Deshalb, so gängige Praxis, muss man Menschennur richtiges Wissen und Denken lehren, dann wird sich auch ihr Handeln entsprechendändern.

Einfache  Alltagserfahrungen weisen allerdings sehr schnell darauf hin, dass an dieser grundlegenden Vorstellung vom Lernen als einer Wissensaufnahme, die Handeln ermöglicht, irgendetwas nicht stimmt.

Wieso erleiden Autofahrer Unfälle, obwohl sie wissen, dass sie nicht auf dem Handy tippen sollen?  Wieso haben junge Akademiker, die erfolgreich studiert haben, in ihrer ersten Stelle so etwas wie den bekannten Praxisschock?  Weshalb werden Sicherheitsvorschriften missachtet, obwohl darüber ausführlich belehrt (und möglicherweise sogar eine Prüfung abgehalten) wurde?

Gelerntes Wissen resultiert also keineswegs immer im gewünschten Handeln: „Sie wissen, wie es geht, können es aber nicht“  (Um neu oder verändert zu handeln, genügt es also doch nicht, nur neues Wissen und Denken aufzunehmen und zu üben. )

Etwas praktisch tun zu lernen – Fahrradfahren, kundenorientiert beraten, soziale Konflikte lösen usw. -, geht nicht einfach über den „Kopf“. Der Glaube an die Kraft der Vernunft ist nützlich und wichtig allerdings reicht das nicht, um zu verstehen, wie richtig handeln gelernt wird.

Dafür gibt es unzählige  Beispiele, die zeigen, dass ein praktisches Können vorhanden ist, ohne dass zuerst entsprechendes Wissen gelernt wird: Im Allgemeinen dürften Menschen, die gut Fahrrad fahren können, dies nicht über die Vermittlung einer Theorie des Fahrradfahrens gelernt haben. Auch bei anderen praktischen Fähigkeiten z.B. Schwimmen oder Tanzen, beim Lernen von Fremdsprachen, Verhandeln oder Flirten nützt es wenig, sich zunächst mit entsprechendem Fach- und Hintergrundwissen zu bereichern. Solche Handlungen lernt man offenbar auf anderen Wegen als das Ansammeln von Theorien.

Das bedeutet keineswegs, dass letzteres überflüssig wäre: Wir greifen gern darauf zurück,wenn beim Vollzug der jeweiligen Handlung unerwartete Widerstände und Hindernisse auftreten, die wir verstehen möchten. Haben wir aber zu früh Wissen über solche Hindernisse erworben, hilft es uns in der Regel nicht, diese Hindernisse zu vermeiden: Wir verstehen dieses Wissen über die Hindernisse meist erst dann, wenn wir die Hindernisse erfahren haben.

Mit großer Sicherheit haben die meisten Menschen das Fahrradfahren dadurch gelernt, dass man sich aufs Fahrrad gesetzt und es einfach unbefangen probiert haben. Das klappt nicht immer auf Anhieb, einige Stürze und aufgeschürfte Knie waren unvermeidlich, aber letztlich konnten wir es dann irgendwann ganz alleine. Hilfreich war dabei möglicherweise die Hand eines Erwachsenen, die manchen Sturz verhindert, bevor das Kind das richtige Gefühl für die Balance ausgebildet hat– aber lernen muss man selbst, und zwar ohne Theorie, alleine durch das Tun.
Kinder lernen das Fahrradfahren nur durch das Fahrradfahren

Mit großer Sicherheit haben die meisten Menschen das Fahrradfahren dadurch gelernt, dass man sich aufs Fahrrad gesetzt und es einfach unbefangen probiert haben. Das klappt nicht immer auf Anhieb, einige Stürze und aufgeschürfte Knie waren unvermeidlich, aber letztlich konnten wir es dann irgendwann ganz alleine. Hilfreich war dabei möglicherweise die Hand eines Erwachsenen, die manchen Sturz verhindert, bevor das Kind das richtige Gefühl für die Balance ausgebildet hat– aber lernen muss man selbst, und zwar ohne Theorie, alleine durch das Tun.

Höhen und Tiefen des Lernens

Dieser praktische Lernprozess ist nie geradlinig, sondern führte über mehrere Höhen und Tiefen, durch die man sich durchbeißen musste, bis man schließlich gelernt hat, alle schwierigen Situationen, die beim Fahrradfahren auftreten können, erfolgreich zu meistern.

Die möglicherweise auf Kinder niedergehende rationalen Erklärungen und Anweisungen des stützenden Erwachsenen sind dabei eher lästig und wenig hilfreich, ja, Wissen und kann bei derartigen Lernprozessen sogar störend sein: in der Frühphase des Radfahrenlernens fiel man regelmäßig dann herunter, wenn uns plötzlich bewusstwurde, dass keiner mehr das Rad hält oder uns auffängt. Mit dem Verlust der Unbefangenheit durch Wissen kam die Angst, und mit der Angst die Unfähigkeit, praktisch zu lernen

Damit stoßen wir hier auf ein fundamentales Gesetz des praktischen Lernens, des Lernens von Handlungen:

Es is einfach nicht so, dass wir erst Wissen aufnehmen und dann entsprechend Handeln, sondern handeln lernen wir nur dadurch, dass wir – handeln!! Wir lernen etwas zu tun, indem wir es tun; indem wir also diese Handlung (die wir noch nicht können) ausführen!

Das klingt paradox, und ist es auch. Deshalb formulieren wir diese grundlegende Einsicht über das Lernen auch als das sogenannte

Berufliche Bildung in Deutschland: das EU-Reformprogramm “Lissabon 2000”
von Georg Rothe KIT Scientific Publishing 2008