Viele Trainer*innen und Dozent*innen müssen regelmäßig sehr theoretische Inhalte vermitteln.
Okay, sagen wir ruhig einfach „trocken“. Denn vermutlich würden die wenigsten Menschen Gesetzestexte als lebendig bezeichnen.
Dabei ist theoretischer Background oftmals unerlässlich oder sogar Teil eines verbindlichen Curriculums oder Prüfungswissen.
Das heißt: Gewisse Zahlen und Fakten müssen einfach vermittelt werden und es führt kein Weg daran vorbei.
Dennoch gibt es Möglichkeiten, um auch theorielastige Einheiten mehr anzureichern. Auf diese Weise hältst Du nicht nur die Aufmerksamkeit Deiner Teilnehmer*innen über längere Einheiten aufrecht, sondern verankerst dieses Wissen auch noch langfristiger.
Denn es geht nicht darum, einem Thema die Ernsthaftigkeit zu nehmen, sondern für Deine Teilnehmer*innen einen besseren Zugang zu öffnen.
Deinen persönlichen Bezug finden
Als Trainer*in oder Dozent*in bist Du bei theoretischen Themen oftmals vornehmlich Input-Geber*in. Dabei kannst Du dieses Wissen sogar noch effektiver vermitteln, wenn Deine Teilnehmer*innen Dich weniger als neutrale Vermittlungsinstanz wahrnehmen.
Was hat Dich ursprünglich zu Deinem Thema gebracht? Was begeistert Dich auch heute noch daran?
Wenn Du theoretisches Wissen in einen persönlichen Bezug bringst, steigerst Du die Motivation sich dieses Wissen anzueignen.
Perspektive wechseln
Manchmal sehen wir Inhalte einfach zu sehr als unveränderliche Fakten. Wenn Du möchtest, dass Deine Lernenden wirklich interessiert sind, musst Du ihre Perspektive einnehmen.
Was ist der konkrete Nutzen dieses Wissens? Wie werden sie es in Zukunft konkret anwenden können?
Je konkreter und persönlicher die Anwendungszenarien sind, desto plastischer wird der Lerngegenstand. Dabei solltest Du auch immer Deine Zielgruppe bedenken und was für sie im Berufsalltag wirklich wichtig ist.
Du erinnerst Dich sicher noch an den fortgeschrittenen Mathematik-Unterricht, bei dem sich die Schüler*innen ständig gefragt haben, wozu sie das überhaupt lernen sollen. Und zugegeben können sich die meisten Erwachsenen wohl nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal bewusst den Satz des Pythagoras angewandt haben.
Das Gefühl des fehlenden Praxisbezugs kann also ein Motivationskiller sein. Daher ist es so wichtig, dass Deine Teilnehmer*innen den konkreten Nutzen Deiner Inhalte immer vor Augen haben.
Das Wissen, das Du vermittelst, kann für Deine Teilnehmer*innen eine Lösung für reale Probleme sein. Dein Wissen kann ein Geschenk sein, das Du Deiner Lerngruppe gibst. So fühlen sich selbst Zahlen und Fakten weniger wie eine Pflichtübung an.
Finde die Geschichte
Storytelling wird immer mehr zum pädagogischen Trend. Und das nicht ohne Grund, denn Kontextualisierung ist neurologisch wirklich effektiv. Wir merken uns Geschichten wesentlich leichter als isolierte Fakten. Daher ist ein übergeordneter Zusammenhang Deinem Gegenstand immer dienlich.
Finde den roten Faden in Deinen Lerninhalten und ordne die theoretischen Inhalte in eine größere Geschichte ein.
Dieser Ansatz lässt sich auch immer gut mit dem ersten Tipp verbinden, denn wenn die erzählte Geschichte auch noch auf persönlichen Erlebnissen beruht, ist sie doppelt effektiv.
Wenn Du Probleme hast, eine wirksame Geschichte zu finden, stelle die Fragen, die wir in den ersten zwei Tipps aufgestellt haben. Denn sie zielen immer darauf ab, dass Du den wahren Nutzen Deines Lerngegenstandes herausstellst.
Weniger Blocken
Teilst Du Deine Inhalte in vorgeschaltete Theorie und im Anschluss kommt die Anwendung? Das ist schließlich eine übliche Vorgehensweise, da wir denken die Inhalte können nur so logisch aufeinander aufbauen.
Doch Du merkst immer häufiger, dass die Lernenden Dir direkt zu Anfang aussteigen und sich überfordert fühlen?
Dann probiere vielleicht einmal, diese Struktur aufzubrechen. Indem Du eher theoretische und mehr praktische Einheiten abwechselnd einsetzt, fühlen sich beide Teile weniger separiert an.
Entgegen althergebrachter Pädagogik kannst Du sogar mit einer einfachen praktischen Übung beginnen, um den Praxisbezug von Anfang an deutlich zu machen. Gleichzeitig hilft die Verzahnung von Theorie und Anwendung dabei, den praktischen Nutzen über das gesamte Seminar noch besser zu erkennen.
Insgesamt gilt auch, dass die einzelnen Einheiten (insbesondere Online!) oftmals kürzer und knackiger sein könnten. Je besser Du einen komplexen Inhalt aufbrichst, desto weniger fühlen sich die Lernenden überfordert. Gleichzeitig können visuelle Hilfen Deinen Lernenden mehr Ankerpunkte bieten als etwa ein reiner Text. Grundsätzlich gilt für theoretische Gegenstände immer: Anschaulichkeit und Verständlichkeit. Für mehr Tipps bezüglich anschaulicher Lernmaterialien, kannst Du beispielsweise diesen Artikel lesen.
Die Gruppe nutzen
Die Lerngruppe an sich sollte auch bei theorielastigen Themen methodisch eingebunden werden. Eine längere Input-Phase sollte meistens mit einer Gruppenarbeit verbunden werden, bei der das neue Wissen häppchenweise reflektiert werden kann.
Das Diskutieren und Hinterfragen der Theorie füllt sie mit deutlich mehr Leben als reine Rezeption. Indem sich die Teilnehmer*innen über den Inhalt austauschen und ihn sich gegenseitig erklären, können sie ihr Wissen besser überprüfen. So werden auch Unklarheiten deutlich, auf die Du später erneut eingehen solltest.
Denn Du kennst es vermutlich: Wenn Du einfach nur nachhakst, ob es Fragen gibt, kommt meistens nicht viel. Das heißt nicht einmal unbedingt, dass alles verständlich war. Sondern vielmehr, dass die Lernenden noch keine Zeit hatten, sich richtig mit den Inhalten zu befassen.
Eine interaktive Gruppenarbeit kann den Teilnehmer*innen daher genau diese wichtige Zeit geben und das Wissen besser festigen. Zeit ist allgemein immer ein Faktor, der Trainer*innen im Nacken sitzt. Aber es lohnt sich wirklich, Dir für die angemessene Anwendung der theoretischen Teile zu nehmen – Deine Lernenden werden es Dir auf jeden Fall danken.
Wenn Du immer noch das Gefühl hast, dass Du Deine Lerngruppe nicht angemessen motivieren kannst, bietet sich vielleicht ein Gamification-Ansatz an. Mit einem spielerischen Belohnungssystem oder Team-Spielen lassen sich Gruppen oftmals natürlich motivieren.
Mehr Infos zu Gamification findest Du in unserem Artikel zum Thema.
Methoden für Gruppenarbeiten
Zwei verwandte methodische Ansätze, die sich gut für die Aufarbeitung theoretischer Konzepte eignen sind Rollen- und Planspiele.
Beide sollen reale Situationen simulieren und erfordern von Deinen Teilnehmer*innen Reflexion und Transfer des Gelernten. Auf diese Weise holst Du Deine theoretischen Konzepte in die Realität und gibst Deinen Teilnehmer*innen ganz plastische Anwendungskontexte.
Rollenspiele beziehen sich normalerweise auf eine einzelne, konkrete Situation. Ein Rollenspiel kannst Du beispielsweise auch in Form einer Diskussion durchführen, bei der die Lerngruppe in Pro- und Contra-Gruppen eingeteilt ist. Denn Rollenspiele befassen sich oft auch mit der Identifikation mit verschiedenen Rollen und der eigenen Interpretation dieser. So kann sich der Gegenstand besonders echt und persönlich anfühlen.
Planspiele sind dabei meistens etwas differenzierter und erstrecken sich über mehrere Runden. Nach jeder Teiletappe wird ein weiteres Ziel oder eine zusätzliche Information in die Gruppen gegeben, das sie in der nächsten Phase erreichen müssen. Besonders interessant (und anspruchsvoll) gestaltest Du ein Planspiel, wenn Du nach einer Phase einen Störfaktor einbaust, der eine reflektierte Änderung der Planung erfordert.
Da ein gutes Planspiel also natürlich genügend Zeit erfordert, eignet sich auch gut als eine Art Abschlussprojekt am Ende Deines Seminars.