Der erste Lerninhalt zählt – So überzeugt er!

„You never get a second chance to make a first impression“

Oder: Der erste Eindruck zählt!

Und das gilt nicht nur beim ersten Date, sondern auch bei einer Weiterbildung oder einem Online-Kurs.

Denn der allererste Lerninhalt kann bestimmen, wie der restliche Verlauf der Veranstaltung sich gestaltet. Du musst die Lernenden also gleich von Anfang an mit an Bord nehmen und sie von Konzept und Lernzielen überzeugen.

Ganz schön viel Druck also auf dem ersten Inhalt. Dabei kann das aber auch eine Chance sein, denn wenn das Blatt noch unbeschrieben ist, kannst Du die Richtung vorgeben.

Wie sorgen wir dafür, dass der erste Kontakt mit den Lerninhalten positiv wird und die richtigen Erwartungen erzeugt?

Wieso der Start so wichtig ist

Wir Menschen sind sehr intuitiv.

Wir entscheiden meistens schnell aus dem Bauch heraus, ob uns Dinge ansprechen oder nicht. Das kann durchaus auch zum Fallstrick werden, denn der berüchtigte erste Eindruck kann uns schließlich auch mal täuschen.

Aber es ist unbestreitbar, wie wichtig der Einstieg in eine Veranstaltung ist.

Denn hier legen wir bereits den Grundstein für die Motivationsdynamik. Die Teilnehmer:innen entscheiden schnell, ob sie ein Thema interessiert oder sie einen Wert für sich darin sehen.

Wenn der Zeiger hier nicht positiv ausschlägt, kann man sie manchmal nur noch schwierig davon überzeugen.

Das gilt ebenfalls für den ersten methodischen Eindruck. Welche Methode Du zum Einstieg wählst, sollte Dein Konzept gut reflektieren.

Wenn Du also mit einer aktivierenden Gruppenübung startest und diese Lernformen später praktisch nicht mehr auftauchen, können sich die Lernenden fehlgeleitet fühlen.

Dont’s

Diese Fehler solltest Du beim Einstieg eher vermeiden, wenn Du die Motivation auch auf Dauer erhalten möchtest:

  • Falsche Versprechungen

Du machst schließlich keine Werbeveranstaltung. Du sollst nicht alles in den Himmel loben, sondern realistische Ziele und Anwendungsbeispiele aufzeigen. Der Mehrwert sollte ganz klar sein, aber auch die Tatsache, dass es sich um einen Lernprozess handelt.

  • Methodisch überfordern

Wenn Du in der ersten Sitzung gleich ein totales Methoden- oder Tool-Feuerwerk abbrennst, kann das schnell nach hinten losgehen – vor allem wenn Du vorher wenig über die Gruppe weißt.

Denn entweder fühlen sie sich gleich überfordert und Du verbringst mehr Zeit mit Organisation und Erklärung, oder sie werden sich auf Dauer ein wenig fehlgeleitet fühlen. Eine Veranstaltung, die besonders aktivierend beginnt und danach diesen Faden nicht mehr aufgreift, kann Enttäuschung hervorrufen.

  • Zu viel Theorie

Wenn der erste Eindruck ein Haufen Dokumente ist, ist das nicht unbedingt ein guter Einstieg. Denn selbst wenn das Wissen sehr wichtig ist, können wir uns die praktische Anwendung zunächst nur schwer vorstellen. Daher ist ein praxisorientierter Einstieg meistens die bessere Variante!

Do’s

Da wir jetzt wissen, was den Einstieg behindern kann – diese Tipps können dagegen bei einem erfolgreichen Start helfen:

  • Persönlich ansprechen

Gerade bei Online-Formaten oder aufgenommenen Videos verfallen wir manchmal gerne in Unpersönlichkeit. Sprich immer ganz direkt zu Deinen Teilnehmer:innen, denn das baut eine Verbindung auf und erhöht vor allem auch die Aufmerksamkeit.

Wenn Lernende gleich nur mit Wissen und Inhalt beschallt werden, schalten sie schneller ab.

  • Erwartungen abfragen

Für die langfristige Motivation kann es wichtig sein, dass Erwartungen erfüllt oder direkt in die richtigen Bahnen geleitet werden. So kannst Du entweder dafür sorgen, dass Du in weiteren Sitzungen auf konkrete Dinge eingehst oder den Mehrwert Deines bestehenden Plans erklärst.

Dafür musst Du die Erwartungen der Lernenden natürlich aber erst einmal kennen. Eine Methode, die Erwartungen abfragt oder einbindet, kann sich daher zum Einstieg besonders eignen. Denn gerade der erste Inhalt muss eben noch nicht die volle inhaltliche Informationsdichte enthalten.

  • Mehrwert vermitteln

Wie einleitend besprochen, ist das praktisch der wichtigste Faktor beim Einstieg. Denn das entscheidet darüber, ob die Lernenden mit einem Motivations-Boost in die Weiterbildung starten, oder nicht.

Es darf kein Zweifel darüber bestehen, dass die kommenden Lerninhalte das (Berufs)Leben der Teilnehmenden aktiv verbessern wird.

  • Ersten Lernerfolg schaffen

Zum Start darf es gerne methodisch und inhaltlich simpler sein. Das erleichtert nicht nur allen den ersten Zugang, sondern stellt auch gleich das gute Gefühl eines ersten Lernerfolgs ein.

Dieses Gefühl motiviert uns dann zum Weiterlernen und beruhigt vor allem auch jene Lernenden, die vielleicht noch vom Thema abgeschreckt waren.

  • In Handlung übergehen

Die Teilnehmer:innen sollten im Idealfall auch langfristig handlungsorientiert und nah an der Berufspraxis lernen. Daher sollte auch der erste Lerninhalt relativ bald in eine Handlungsaufforderung überleiten.

Wieso Call-to-Actions auch im Lernprozess so effektiv sind, haben wir beispielsweise in >>diesem Artikel einmal im Detail besprochen!

Beispiel für einen guten Start

Gerade in Online-Formaten haben viele Weiterbildner:innen noch Unsicherheiten, wie sie einen Kurs am besten starten sollen.

Einer der wichtigsten Tipps ist hier: Videos nutzen!

Denn das überbrückt nicht nur die Unpersönlichkeit, sondern aktiviert die Lernenden auch gleich viel mehr als reiner Text.

Hier siehst Du ein kleines Beispiel für das Konzept: Zunächst gibt es ein Video, das die Lernenden begrüßt und die jeweiligen Lernziele und den Mehrwert klar macht.

In diesem Fall ist das einleitende Video etwas umfangreicher, da in dieser Weiterbildung auch verschiedene Projekte und weitere organisatorische Dinge besprochen werden. Normalerweise kannst Du diesen Teil aber auf jeden Fall noch kürzer fassen und Dich wirklich nur auf Mehrwert und Motivation konzentrieren.

Danach folgt ohne Umschweife eine praktische Übung zum übergreifenden Thema des Moduls – und das auch in einem Online-Kurs!

Dasselbe Prinzip kannst Du aber natürlich auch immer in Präsenz umsetzen: Kurz die wichtigsten Informationen zu Thema und Nutzen und dann dürfen sich die Teilnehmer:innen gleich praktisch ausprobieren und eigene Erfahrungen machen.

Das hat nicht nur den Vorteil, dass Langeweile erst gar nicht aufkommt. Auch eventuelle Bedenken oder Vorurteile gegen das Thema können sich so nicht festigen und die Lernenden bekommen einen Einblick in Anwendungsgebiete.

Zwischen Einleitung und praktischer Übung wäre beispielsweise noch ein kurzes Quiz denkbar. Das nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, aktiviert und gibt Dir gleichzeitig für die kommende Zeit wichtige Informationen über Wissensstand und Erwartungshaltung.

Call-to-Action im Lernprozess – Motivation durch Handlungsaufforderung

Menschen tun eher selten etwas außerhalb ihrer Komfortzone, ohne direkt dazu aufgefordert zu werden. Das gilt leider auch für Lernende und neues Wissen.

Im Marketing nennt man eine solche Aufforderung beispielsweise Call-to-Action, also ein Aufruf zur Handlung.

Und auch in einem Lernprozess erzielen wir bessere Ergebnisse, wenn wir klar und deutlich eine Aufgabe kommunizieren. Es signalisiert den Lernenden, dass der Input erst einmal beendet ist und stellt die innere Haltung von Rezeption auf Aktion.

Denn wenn wir nur so vor uns hin rezipieren, geht gerne mal einiges an uns vorbei. Zudem messen wir schließlich gerade in der Erwachsenenbildung oft den Lernerfolg an einer spürbaren Veränderung oder einem Trainingsergebnis.

Als Trainer:innen fragen wir uns häufig, wie wir die Lern- und Anwendungserfolge erhöhen können und direkte Handlungsaufforderungen können eine effektive Möglichkeit sein.

Was motiviert uns überhaupt?

Zunächst einmal fragen wir, was in uns Menschen die Motivation zum Lernen oder zu einer Veränderung hervorruft.

Denn eigentlich ist es ganz simpel: Wir tun Dinge, in denen wir einen Nutzen sehen.

Wir wägen kontinuierlich ab, ob sich neues Wissen oder neue Fähigkeiten für uns lohnen. Denn es prasselt ständig eine Menge auf den Menschen ein und diese Filter sind in unserer biologischen Programmierung verankert.

Denn wir „verschwenden“ nicht gerne Zeit und damit unsere begrenzte Energie auf fruchtlose Aktivitäten.

Das ist auch oft der Grund, wieso Du in Deinen Seminaren immer wieder Teilnehmer:innen beobachten wirst, die scheinbar gar nichts aufnehmen wollen.

Sie sehen in diesem Moment den Nutzen für sich selbst als nicht groß genug an, um die nötige kognitive Energie auf das Lernerlebnis anzuwenden.

Das bedeutet also, Du solltest als Lernbegleiter:in von Anfang an den praktischen Nutzen Deiner Lerninhalte deutlich herausstellen.

Denn die wirklich effektive Motivation ist die intrinsische, also die Motivation aus dem inneren Antrieb heraus.

Wenn Mitarbeiter:innen eines Unternehmens nur durch ein verpflichtendes Seminar oder eine Prüfung extrinsisch „motiviert“ sind, wirst Du vermutlich einige Teilnehmer:innen erleben, die auf Durchzug schalten.

Die Kunst ist es, den wahren Nutzen Deiner Inhalte herauszustellen und zu kommunizieren, um die intrinsische Motivation zu wecken. Und dieser praktische Nutzen ist oft gar nicht kompliziert zu formulieren:

Beispiel

Dein Seminar

Schulung zu einer neuen Rechnungs-Software

Was gelernt werden soll

Die Einarbeitung und Anwendung eines relativ komplexen Programms

Der konkrete Nutzen

Schneller Arbeit erledigen und damit auch Workload reduzieren = früher Feierabend machen

Hier mal ein Beispiel, das Teilnehmer:innen gerne zunächst abschreckt. Denn Software-Schulungen sind sicherlich bei vielen Zielgruppen alles andere als beliebt.

Eventuell hast Du hier sogar eine Lerngruppe vor Dir, die noch Aufholbedarf bei der digitalen Kompetenz hat.

Hier gilt es also besonders, einen attraktiven Nutzen gleich zu Beginn anzupreisen. Denn je größer der kognitive Aufwand und die innere Ablehnung, desto mehr muss der Nutzen überzeugen können.

Und was könnte vermutlich überarbeitete Mitarbeiter:innen mehr reizen, als der Gedanke ihre Arbeitslast nach einem anfänglichen Aufwand drastisch zu reduzieren?

Den Lernprozess anstoßen

An diesem Punkt hast Du also idealerweise gleich zu Beginn motivierte Teilnehmer:innen geschaffen.

Es ist übrigens durchaus eine gute Idee, in regelmäßigen Abständen an diesen Nutzen zu erinnern, um die Lernenden bei der Stange zu halten.

Der nächste Schritt ist, diese Energie in eine Aktion umzusetzen. Hier kommen die Handlungsaufforderungen ins Spiel.

Was ist ein effektiver Call-to-Action?

✔️ Fokussiert auf einen konkreten nächsten Schritt

✔️ Innerhalb von maximal 5 Minuten umsetzbar oder zumindest terminierbar

✔️ In maximal 3 einfach Sätzen verständlich

Was ist eine gute Handlungsaufforderung nicht?

  • Aufgeteilt auf viele Einzelschritte
  • Mit langer Vorbereitung verbunden
  • Lang und komplex formuliert

So entwickelst Du eine gute Handlungsaufforderung

  1. Die rohe Fassung einer Übung formulieren
  2. Mit Hilfe der drei Kategorien überprüfen
  3. Bei Bedarf überarbeiten

Beispiel zur Überprüfung

Handlungsaufforderung:

Benutze in Zukunft beim Kopieren von Text statt der Maus häufiger die entsprechenden Tastenkürzel. Klebe Dir dazu am besten ein erinnerndes Post-it an Deinen Bildschirm.

  1. Fokussiert auf einen Schritt – NEIN
  2. Innerhalb von 5 Minuten umsetzbar – NEIN
  3. Kurz formuliert – JA

In diesem Beispiel sehen wir, dass eine vermeintliche Handlungsaufforderung schnell schwammig wird. Etwas das im ersten Moment wie eine Aufforderung klingt, ist eigentlich sehr allgemein und zeitlich nicht eingegrenzt.

Zudem sind hier gleich zwei verschiedene Aktionen beschrieben, die beide eher unspezifisch in die Zukunft gerichtet sind.

Daher kannst Du Dir jetzt schon sicher sein, dass dieses Trainingsergebnis sich bei den meisten Teilnehmer:innen nicht festigen wird.

Verbinde einen solchen Call-to-Action stattdessen am besten mit einer direkt anschließenden praktischen Übung, in der sich die neue Fähigkeit einschleifen kann.

Es passiert auch schnell, dass Handlungsaufforderungen zu komplex werden und mehrere Schritte umfassen. Selbst wenn diese Schritte für Dich selbstverständlich sind, können sie unerfahrene Teilnehmer:innen doch überfordern.

Du kannst in diesem Fall etwa auch einen weiteren CTA an anderer Stelle formulieren, bei dem die Teilnehmer:innen sich das Post-it an den Bildschirm kleben und dies sofort umsetzen müssen.

CTAs machen Lernerfolge

Handlungsaufforderungen sollten auch aus Gründen der Aufmerksamkeit regelmäßig eingebaut werden. So verhinderst Du, dass ein Seminar an den Teilnehmer:innen vorbeigeht und sie werden viel mehr praktische Kenntnisse mitnehmen.

Indem eine theoretische Information direkt mit der Praxis verbunden wird, wird sie greifbarer. Außerdem erfahren Deine Teilnehmer:innen so während des Seminars viele kleine Lernerfolge, die die Motivation aufrecht erhalten.

In Verbindung mit einem zu Beginn etabliertem praktischen Nutzen werden Deine Teilnehmer:innen so wirklich einen lohnenswerten Trainingserfolg spüren!