3 Lernhacks, die wirklich funktionieren

„Was zum Henker ist denn ein Lernhack?“, fragst Du Dich jetzt vielleicht noch.

Den Begriff haben wir uns bei Jan Schönfeld und Thomas Tillmann ausgeliehen, die das Buch Lern-Hacks – Mit einfachen Routinen Schritt für Schritt zur agilen Lernkultur geschrieben haben.

An dem kompletten Titel kannst Du jetzt hoffentlich schon erkennen, dass es sich bei einem Lernhack nicht um eine Technik handelt, die den Weg abkürzen oder das Lernen trivialisieren soll.

Im Gegenteil, eine Sammlung guter Lernhacks soll langfristige Lernprozesse und eine Lernkultur in Teams und Unternehmen anregen. Daher richten sich diese Hacks auch besonders an Führungskräfte, Teamleiter:innen, und in unserem Fall auch Weiterbildner:innen.

Denn schließlich leistest Du mit Deiner Lerngruppe auch eine Art Team. Deine Lernenden orientieren sich an Dir und können mit Hilfe von kleinen Hacks auch neue, effektive Lernstrategien von Dir abgucken.

Denn gerade in der Arbeit mit Erwachsenen ist Dir vielleicht auch schon aufgefallen, dass viele Teilnehmer:innen erst auch wieder das Lernen lernen müssen.

1. Mit gutem Beispiel voran!

Die Grundidee

Führungskräfte und Teamleiter:innen geben oftmals die Richtung vor und strukturieren den Arbeitsalltag.

Wenn Du in diesem Alltag auch ganz bewusst Platz für das Lernen schaffst und Lernbereitschaft vorlebst, wirst Du andere um Dich herum ebenfalls dazu inspirieren.

Lernen und Weiterentwicklung ist in Unternehmen häufig ausgelagert, obwohl Lernprozesse besonders effektiv sind, wenn sie ganz nah an der eigentlichen Arbeit stattfinden.

Die folgenden Leitfragen können dabei helfen, durch ein gutes Beispiel eine positive Lernkultur zu verankern:

  1. Wie kann ich als Vorbild das Lernen vorleben und Lernziele setzen?

Alltagsbeispiel: Monats- oder Jahresziele darlegen – nicht nur geschäftliche, sondern auch konkrete Lernziele für die Gruppe. Selbst die konsequente Umsetzung dieser Ziele vorleben und die Einhaltung fördern

  • Wie kann ich mein Wissen und das Wissen anderer für die Gruppe zugänglich machen?

Alltagsbeispiel: Eine Lernplattform einrichten und Inhalte sammeln/zur Verfügung stellen

  • Wie kann ich andere beim Lernprozess begleiten und unterstützen?

Alltagsbeispiel: Weiterführende Trainings empfehlen oder organisieren

Erfolgsfaktoren für den Lernhack:

  • Relevanz: Gib‘ gezielt Informationen und Inhalte weiter, die für Deine Lerngruppe relevant sind – kein Spam!
  • Transparenz: Sei offen und erkläre, wieso Du bestimmte Lernziele setzt. Seid innerhalb der Gruppe ebenfalls transparent, wenn Lernziele nicht erreicht werden. Der Fehler liegt dann meistens nicht bei den Individuen, sondern die Prozesse müssen besser integriert werden

2. Der Umgang mit Fehlern

Die Grundidee

Wo wir gerade beim Thema sind: Fehler und das Scheitern an Zielen sind ein kritisches Thema – und auch wichtige Momente, die eine Lernkultur prägen können.

Sei als Lernbegleiter:in von Anfang an besonders deutlich, dass „Fehler“ ein zu erwartender Teil eines Lernprozesses sind. Vielleicht ist es sogar klug, dieses Wort irgendwie zu ersetzen.

Denn die meisten Menschen haben Angst davor, sich Fehler einzugestehen und vor den Effekten, die sie auf ihr soziales oder berufliches Standing haben könnten.

Dabei sind natürlich auch Teamleiter:innen oder Lernbegleiter:innen keinesfalls perfekt. Niemand lernt Fahrradfahren, ohne sich ein paar Mal langzumachen oder anfangs Stützräder zu verwenden.

Daher sind Fehler auch nichts, das versteckt oder verschwiegen werden sollte. Im Gegenteil – ein besonders offener Umgang der Teamleitung mit diesem Thema kann die Lernkultur positiv beeinflussen.

Besonders wichtig ist dafür, dass Lernerlebnisse auch besprochen und ausgewertet werden. Es gibt sogar Ansätze, bei denen Fehler noch mehr ins Zentrum gestellt werden, beispielsweise in einer „Galerie des Scheiterns“:

  • Alle Teilnehmer:innen wählen den für sie lehrreichsten Fehler der letzten Zeit aus und beschreiben diesen genau
  • In einem Workshop-Format erstellen sie alleine oder in Teams Poster zu ihren „Fehlern“, bzw. vor allem zu den Lernerkenntnissen, die sie daraus gezogen haben
  • Anschließend kann es noch ein Voting (z.B. mit Klebepunkten) geben, in dem der gewinnbringendste Fehler gekürt wird

Auf diese Weise soll das Scheitern an sich den Tabu-Charakter verlieren und die offene Kommunikation in der Gruppe gefördert werden.

Erfolgsfaktoren für den Lernhack:

  • Mut: Gerade als Teamleiter:in oder Lernbegleiter:in solltest Du mutig vorangehen und keine Angst haben, über eigene Fehlschläge zu sprechen. Dadurch sendest Du das Signal an die Gruppe, dass sie sich sicher fühlen können
  • Konsequenzen: Die wichtigste Erkenntnis ist am Ende nicht, dass Fehler gemacht wurden, sondern vor allem wie es dazu kam. Welche Annahmen lagen ihnen zu Grunde und wie können die Prozesse in Zukunft verbessert werden?

3. Lern-Cockpit

Die Grundidee

Lernen funktioniert zwar auch mal informell, aber am meisten Lernerfolg haben wir, wenn wir den Prozess reflektieren und planen.

Auch hier kannst Du mit gutem Beispiel vorangehen oder zumindest Hilfestellungen geben. Ein Lern-Cockpit kann individuell angewendet werden, funktioniert aber auch besonders gut für Team-Lernziele.

Die Visualisierung von Lernzielen sorgt dafür, dass sie sich greifbarer anfühlen und verhindern auch, dass sie zu sehr in den Hintergrund geraten. Das kann entweder digital oder wortwörtlich greifbar an der Pinnwand sein.

Denn manchmal kommen Lernende an einen Punkt, an dem sie vor lauter neuen Inhalten gar nicht mehr wissen, was sie eigentlich lernen sollen. Da kann eine deutliche Aufstellung von Lernzielen, und vor allem auch Kompetenzen, durchgehend Klarheit schaffen.

Quelle: lernhacks.de

Mit einem Lern-Cockpit wird nicht nur festgehalten, was gelernt wurde oder gelernt werden soll. Der Lernprozess an sich wird ebenfalls regelmäßig reflektiert und überprüft. Welche Faktoren sind für mich oder die Gruppe lernförderlich oder eher -hinderlich?

Grundsätzlich gestaltest Du mit solchen Tools das Lernen einfach nachhaltiger. Denn gerade bei Weiterbildungen für berufstätige Menschen gehen Lernprozesse gerne mal im Alltag unter. Je einfacher Du es den Lernenden machst, den Überblick zu behalten, desto höher die Chance auf Lernerfolg.

Erfolgsfaktoren für den Lernhack:

  • Einfachheit: Halte die Aufstellung des Lern-Cockpits so simpel wie möglich und so komplex wie nötig. Es soll keine zusätzliche Hausaufgabe sein, sondern ein hilfreiches Werkzeug
  • Kollaboration: Wenn es um Gruppenziele geht, eignen sich vor allem kollaborative Tools, über die alle Teilnehmer:innen das Lern-Cockpit einfach einsehen und aktualisieren können

Dich interessiert das Thema Lernhacks? Diese und viele weitere findest Du im Buch von Jan Schönfeld und Thomas Tillmann

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