Förderprogramme für Unternehmen: So finanzierst Du die Weiterbildung Deiner Mitarbeitenden

Die berufliche Weiterbildung ist in der heutigen Arbeitswelt nicht mehr nur eine Option – sie ist entscheidend für den langfristigen Erfolg von Unternehmen und Mitarbeitenden. Ob es darum geht, Mitarbeitende auf die digitale Transformation vorzubereiten oder ihnen höhere Qualifikationen zu ermöglichen, die Weiterqualifizierung stellt oft eine finanzielle Herausforderung dar. Doch viele Unternehmen wissen nicht, dass es eine Vielzahl von Förderprogrammen gibt, die erhebliche Unterstützung bieten.

Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) flossen im Jahr 2022 rund 10,4 Milliarden Euro in die berufliche Weiterbildung​

BIBB – Home. Diese Summe zeigt, wie hoch die Relevanz der Weiterbildung ist. Dennoch nutzen viele Unternehmen diese Fördermöglichkeiten nicht vollständig. Für Aus- und Weiterbildner liegt hier eine große Chance: Mit dem richtigen Wissen kannst Du Unternehmen dabei unterstützen, diese Programme strategisch zu nutzen.

1. Das Qualifizierungschancengesetz: Weiterbildung für die digitale Zukunft

Das Qualifizierungschancengesetz ist eines der umfassendsten Förderprogramme und bietet Unternehmen finanzielle Unterstützung, um ihre Mitarbeitenden fit für die digitale Arbeitswelt zu machen. Es ermöglicht nicht nur die Übernahme von Weiterbildungskosten, sondern auch die Gewährung von Arbeitsentgeltzuschüssen während der Weiterbildungsmaßnahmen.

Was wird gefördert?

  • Kosten der Weiterbildungsmaßnahmen für Mitarbeitende
  • Zuschüsse zum Arbeitsentgelt während der Weiterbildung

Wer kann es nutzen?

  • Unternehmen aller Größen, die ihre Mitarbeitenden auf digitale Herausforderungen vorbereiten wollen.

Deine Rolle als Aus- und Weiterbildner:

Du kannst die strategische Planung und Umsetzung dieser Fördermaßnahmen übernehmen, indem Du die passenden Weiterbildungsmaßnahmen identifizierst und sicherstellst, dass die Lerninhalte die zukünftigen Anforderungen an digitale Kompetenzen abdecken.

Mehr Informationen:
Bundesagentur für Arbeit – Qualifizierungschancengesetz

Der Bildungsscheck NRW: Bis zu 50 % Förderung für KMU

Besonders in Nordrhein-Westfalen gibt es mit dem Bildungsscheck NRW ein starkes Förderprogramm, das KMU und Einzelpersonen dabei unterstützt, ihre Weiterbildung zu finanzieren. Der Bildungsscheck bietet eine Kostenerstattung von bis zu 50 % und eignet sich hervorragend für Unternehmen mit begrenztem Budget.

Was wird gefördert?

  • Bis zu 50 % der Weiterbildungskosten, maximal 500 Euro pro Bildungsscheck

Wer kann es nutzen?

  • Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 249 Mitarbeitenden
  • Einzelpersonen, die sich weiterqualifizieren möchten

Warum es wichtig ist:

Als Aus- und Weiterbildner kannst Du das Unternehmen auf diese Förderung hinweisen und aktiv bei der Antragstellung unterstützen. Gerade für KMU ist dies eine hervorragende Möglichkeit, Mitarbeitende weiterzubilden und gleichzeitig die Kosten im Rahmen zu halten.

Mehr Informationen:
Bildungsscheck NRW

Aufstiegs-BAföG: Finanzielle Unterstützung für höherqualifizierende Abschlüsse

Das Aufstiegs-BAföG (ehemals „Meister-BAföG“) unterstützt berufliche Fortbildungen, die zu einem höheren Abschluss führen – wie den Meister, Techniker oder Fachwirt. Auch wenn es nicht für alle Fortbildungen genutzt werden kann, bietet es vielen Personen eine wertvolle Unterstützung bei der Finanzierung ihrer beruflichen Qualifikation.

Was wird gefördert?

  • 40 % der Lehrgangs- und Prüfungsgebühren als Zuschuss
  • Ein zinsgünstiges Darlehen für den restlichen Betrag
  • Ein Teil des Darlehens wird nach erfolgreichem Abschluss erlassen

Wer kann es nutzen?

  • Personen, die einen höher qualifizierenden Abschluss anstreben, wie z.B. Meister oder Fachwirte.

Warum es wichtig ist:

Für Aus- und Weiterbildner, die Mitarbeitende begleiten, ist es entscheidend, diese Finanzierungsoptionen zu kennen und gezielt zu empfehlen. Es bietet eine attraktive Möglichkeit für Mitarbeitende, ohne finanzielle Hürden einen höheren Abschluss anzustreben.

Mehr Informationen:
Aufstiegs-BAföG

Fazit: Nutze Förderprogramme für strategische Weiterbildung

Förderprogramme bieten eine großartige Chance, die Kosten für die berufliche Weiterbildung zu senken und gleichzeitig die Qualifikation der Mitarbeitenden zu verbessern. Als Aus- und Weiterbildner kannst Du Unternehmen und Mitarbeitende dabei unterstützen, diese Fördermöglichkeiten optimal zu nutzen. Die strategische Integration von Fördermitteln in die Weiterbildungspolitik eines Unternehmens ist nicht nur klug, sondern sichert auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.


Hinweis: Es gibt viele weitere Programme, die nicht alle in diesem Artikel genannt werden konnten. Ein Blick in die Förderdatenbank des Bundes lohnt sich, um spezifische Programme zu finden, die auf individuelle Weiterbildungsbedarfe abgestimmt sind.

Mehr Informationen:
Förderdatenbank des Bundes


Prüfungen im Wandel

Wie neue Prüfungsformen und der Umgang mit Prüfungsangst die Bildungslandschaft verändern

Prüfungen – für viele Lernende das Schreckgespenst jeder Aus- und Weiterbildung. Sie sind der Punkt, an dem das Gelernte auf den Prüfstand gestellt wird. Doch nicht nur für die Lernenden selbst, auch für Ausbilder und Weiterbildneri st der Prüfungsprozess eine Herausforderung, die sich im Laufe der letzten Jahre erheblich verändert hat. Der Trend geht weg von den traditionellen, schriftlichen Prüfungen hin zu praxisorientierten, flexiblen Prüfungsformen. Gleichzeitig hat sich der Umgang mit Prüfungsangst als entscheidender Faktor für den Erfolg herausgestellt.

Doch wie sehen diese neuen Prüfungsformate aus? Und was können wir tun, um Prüfungsangst zu reduzieren und gleichzeitig gerechte und transparente Prüfungen zu gestalten

Deshalb steht auch das Thema Wiederholung im Zentrum vieler Lernprozesse. Doch wie wiederholen wir eigentlich so, dass es wirklich zielführend ist?

Die neuen Prüfungsformen – Weg von der Theorie, hin zur Praxis

Traditionell waren Prüfungen lange Zeit rein schriftlich, und der Fokus lag auf der Abfrage von theoretischem Wissen. Dies mag zwar in vielen Kontexten sinnvoll gewesen sein, ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Die Anforderungen an die moderne Arbeitswelt haben sich verändert, und damit auch die Erwartungen an Weiterbildung und Ausbildung.

Heute geht es vermehrt darum, kompetenzbasierte Prüfungen zu gestalten, die das reale Arbeitsleben widerspiegeln. Dazu gehören:

  • Projektarbeiten: Lernende bearbeiten über einen längeren Zeitraum reale Aufgaben oder Projekte. Diese Herangehensweise ermöglicht es ihnen, komplexe Problemstellungen zu analysieren und kreative Lösungen zu entwickeln – Fähigkeiten, die in der Praxis gefragt sind.
  • Praxisorientierte Prüfungen: Anstatt Fakten abzufragen, müssen die Lernenden ihr Wissen in einem praktischen Kontext anwenden. Diese Prüfungen simulieren reale Szenarien, wie sie im Berufsalltag vorkommen, und bieten den Prüflingen die Möglichkeit, ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.
  • Mündliche Prüfungen und Präsentationen: Hier geht es weniger um das Auswendiglernen von Fakten, sondern um die Fähigkeit, Wissen zu vermitteln und zu argumentieren. Die Lernenden müssen zeigen, dass sie in der Lage sind, komplexe Zusammenhänge zu erklären und zu vertreten.

Diese neuen Prüfungsformen stellen sicher, dass das erworbene Wissen auch im Berufsleben angewendet werden kann – ein entscheidender Schritt weg von der reinen Theorie.

Der Umgang mit Prüfungsangst – Wie Ausbilderhelfen können

Prüfungen sind jedoch nicht nur eine technische Angelegenheit. Sie gehen immer auch mit emotionalem Stress einher. Prüfungsangst ist ein Phänomen, das viele Lernende betrifft – und sie kann den Erfolg einer Weiterbildung massiv beeinträchtigen. Studien zeigen, dass Prüfungsangst nicht nur die Leistung während der Prüfung mindert, sondern auch die Vorbereitung negativ beeinflusst.

Was können wir also tun, um Prüfungsangst zu reduzieren?

  1. Offene Kommunikation: Ausbilder sollten von Beginn an eine offene und unterstützende Atmosphäre schaffen, in der über Prüfungsangst gesprochen wird. Wenn die Lernenden wissen, dass sie mit ihren Ängsten ernst genommen werden, fällt es ihnen leichter, diese zu überwinden.
  2. Frühzeitige Vorbereitung: Ein weiterer Schlüssel zur Bewältigung von Prüfungsangst ist eine strukturierte und frühzeitige Prüfungsvorbereitung. Lernende, die gut vorbereitet sind, fühlen sich sicherer und gehen mit weniger Angst in die Prüfung.
  3. Mentale Strategien: Techniken wie Atemübungen oder positive Visualisierung können dabei helfen, den emotionalen Stress vor und während der Prüfung zu lindern. Diese Strategien sollten aktiv in den Lernprozess integriert werden.

Warum herkömmliche Prüfungen nicht mehr funktionieren

raditionelle Prüfungen haben sich lange auf das Abrufen von Wissen und die Beurteilung durch feste Aufgaben konzentriert. Doch KI wie ChatGPT oder AI-basierte Lernsoftware ermöglicht es Lernenden, Antworten auf Prüfungsfragen in Echtzeit zu generieren, komplexe Aufgaben zu lösen oder sogar Projekte und Präsentationen vorzubereiten. Das stellt die gängigen Prüfungsformen vor grundlegende Herausforderungen:

  1. Abschreiben in neuer Form: Mit KI-Tools wie Chatbots oder automatisierten Programmen können Lernende in Sekundenschnelle Antworten generieren. Während das traditionelle Abschreiben aus Büchern früher noch leicht erkennbar war, wird es heute immer schwieriger, von KI-generierte Inhalte von den echten Beiträgen der Lernenden zu unterscheiden.
  2. Reine Wissensabfragen verlieren an Bedeutung: Wenn KI in der Lage ist, komplexe, faktenbasierte Fragen schnell zu beantworten, wird der Wert solcher Prüfungsformen in Frage gestellt. Es geht nicht mehr darum, ob die Lernenden die richtige Antwort kennen, sondern ob sie die Antwort in einem praktischen Kontext anwenden können.
  3. Praxisrelevanz im Fokus: Die Prüfungen müssen sich stärker auf den praktischen Einsatz von Wissen konzentrieren. Das bloße Wiedergeben von Fakten reicht nicht aus, da KI diese Antworten mühelos bereitstellen kann. Stattdessen müssen die Lernenden zeigen, dass sie in der Lage sind, mit dem Wissen flexibel und kreativ zu arbeiten.

Neue Prüfungsformen für die KI-Ära

Wie können wir als Ausbilderund Weiterbildnerauf diese neuen Herausforderungen reagieren? Es gibt verschiedene Ansätze, um Prüfungen zukunftssicher zu gestalten:

  1. Komplexe, kontextabhängige Prüfungen
    Prüfungsfragen sollten vermehrt auf kontextabhängige Szenarien abzielen, die kreatives und kritisches Denken erfordern. KI mag in der Lage sein, Fakten schnell bereitzustellen, aber sie kann nicht die komplexen, strategischen Entscheidungen treffen, die in der realen Arbeitswelt erforderlich sind. Die Lernenden sollten aufgefordert werden, konkrete Situationen zu analysieren und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.
  2. Praktische Aufgaben und Simulationen
    Simulationen oder praxisnahe Aufgaben, die die Lernenden in reale Arbeitssituationen versetzen, sind eine effektive Methode, um sicherzustellen, dass das Wissen anwendbar ist. Diese Form von Prüfungen erfordert von den Lernenden mehr als nur das Reproduzieren von Informationen. Sie müssen das Wissen in einem dynamischen, oft unvorhersehbaren Umfeld anwenden.
  3. Mündliche Prüfungen und Live-Diskussionen
    Eine weitere Möglichkeit, KI-gestützte Prüfungen zu vermeiden, sind mündliche Prüfungen oder Live-Diskussionen. Diese Prüfungsform fordert die direkte Interaktion und das spontane Reagieren auf Fragen oder Herausforderungen – eine Fähigkeit, die KI nicht ersetzen kann.

Der Einsatz von KI in Prüfungen – Chance oder Gefahr?

KI stellt nicht nur eine Herausforderung dar, sondern bietet auch Chancen, Prüfungen transparenter und gerechter zu gestalten. Adaptive Prüfungen, die durch KI unterstützt werden, passen sich an den Wissensstand und das Können der Lernenden an und bieten somit personalisierte Lernwege. Hierbei können Prüfungen dynamisch gestaltet werden: Wenn ein Lernender eine einfache Frage beantwortet, wird eine schwierigere Frage gestellt, die mehr Denkleistung erfordert. Dies ermöglicht eine individuellere Prüfung und reduziert gleichzeitig den Prüfungsdruck.

Jedoch müssen wir sicherstellen, dass die Verwendung von KI in Prüfungen nicht dazu führt, dass die Lernenden ihren Lernprozess delegieren. Der richtige Einsatz von KI sollte darin bestehen, den Lernenden Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie kompetent und kritisch umgehen können, anstatt die Verantwortung für ihre eigenen Leistungen abzugeben.

Fazit: Die Zukunft der Prüfungen in einer KI-getriebenen Welt

Die Anforderungen an Prüfungen ändern sich radikal, besonders in einer Welt, in der KI allgegenwärtig wird. Um sicherzustellen, dass Prüfungen weiterhin ein sinnvolles und gerechtes Mittel zur Bewertung der Lernfortschritte sind, müssen wir neue, praxisorientierte Formate entwickeln, die das kreative Denken und die Anwendung von Wissen in den Vordergrund stellen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Prüfungen ist dabei eine Herausforderung, bietet aber auch die Chance, Prüfungen flexibler, individueller und gerechter zu gestalten.

Für Ausbilder und Weiterbildner bedeutet dies, ihre Prüfungsformate ständig weiterzuentwickeln und sich auf die Veränderungen einzustellen, die KI mit sich bringt. Dies stellt sicher, dass Prüfungen nicht nur Wissen abfragen, sondern die Fähigkeiten der Lernenden wirklich abbilden.

Neue Lernwelten gestalten

Warum didaktische Flexibilität und der Umgang mit sozialen Unterschieden in der Erwachsenenbildung unverzichtbar sind

Die Erwachsenenbildung hat in den letzten Jahren grundlegende Veränderungen erlebt. Während das traditionelle Frontalunterrichtsmodell in der Vergangenheit noch dominierte, erfordert die heutige Lernlandschaft einen dynamischen und flexiblen Ansatz. Dies liegt zum einen an den wachsenden sozialen Unterschieden in den Lerngruppen, zum anderen an den sich ständig weiterentwickelnden Technologien.

Die moderne Erwachsenenbildung, insbesondere im Bereich der Ausbildung und Weiterbildung, steht heute vor großen Herausforderungen. Gruppen werden immer heterogener – nicht nur in Bezug auf das Wissen und die Vorerfahrungen der Lernenden, sondern auch in sozialer Hinsicht. Als Ausbilder oder qualifizierter Weiterbildner ist es deine Aufgabe, flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse deiner Teilnehmenden einzugehen und gleichzeitig die soziale Ungleichheit im Bildungssystem zu berücksichtigen.

Die wachsende soziale Kluft in der Erwachsenenbildung

n der modernen Weiterbildung begegnen wir immer häufiger Teilnehmenden, die aus unterschiedlichen sozialen und beruflichen Hintergründen stammen. Während einige bereits in ihrem Berufsleben fest verankert sind und Weiterbildungsmöglichkeiten als zusätzliche Qualifikation betrachten, gibt es andere, die aus bildungsfernen Milieus kommen und vielleicht die Chance zur beruflichen Verbesserung suchen. Diese Unterschiede bringen verschiedene Lernvoraussetzungen mit sich:

  1. Digitale Zugangsbarrieren
    Die Digitalisierung hat das Potenzial, den Zugang zu Wissen für alle zu vereinfachen, doch in der Praxis zeigt sich oft eine digitale Kluft. Menschen aus weniger technikaffinen Berufen oder sozialen Umfeldern haben häufig nicht denselben Zugang zu digitalen Tools oder verfügen nicht über die nötigen Kenntnisse, um diese effektiv zu nutzen. Hier ist es entscheidend, dass Aus- und Weiterbildne rdie digitale Kompetenz fördern und darauf achten, Lerninhalte so aufzubereiten, dass sie für alle zugänglich sind.
  2. Bildungsstand und Berufserfahrung
    Teilnehmende mit höherem Bildungsabschluss und mehr Berufserfahrung haben oft bereits ein fundiertes Basiswissen, das sie nutzen können. Für sie sind neue Inhalte oft leichter zugänglich. Lernende mit weniger Vorkenntnissen oder Berufserfahrung brauchen dagegen mehr Zeit, um sich in komplexe Themen einzuarbeiten.
  3. Soziale Ungleichheit und Zeitressourcen
    Viele Lernende in der Erwachsenenbildung müssen neben ihrer Weiterbildung arbeiten oder familiäre Verpflichtungen erfüllen. Besonders für diejenigen, die aus benachteiligten sozialen Schichten kommen, ist der Spagat zwischen Arbeit, Familie und Weiterbildung oft eine große Herausforderung. Diese Teilnehmenden benötigen flexible Lernangebote, die es ihnen ermöglichen, trotz schwieriger Lebensumstände erfolgreich zu lernen.

Warum ist didaktische Flexibilität so wichtig?

Didaktische Flexibilität ist unerlässlich, um auf diese vielfältigen Bedürfnisse einzugehen. Dabei geht es nicht nur um den Einsatz verschiedener Methoden, sondern auch um die Fähigkeit, Lernumgebungen zu schaffen, die soziale Unterschiede berücksichtigen. Eine starre Methodik kann in einer heterogenen Gruppe schnell dazu führen, dass einige Teilnehmende abgehängt werden.

Beispiele für didaktische Flexibilität in der Praxis:

  • Differenzierte Lernziele: Statt einheitliche Ziele für alle Teilnehmenden zu setzen, kannst du differenzierte Lernziele formulieren, die an den individuellen Wissensstand und die berufliche Erfahrung angepasst sind. Dadurch erhält jeder die Chance, in seinem eigenen Tempo zu lernen.
  • Blended Learning und hybride Lernformate: Hybride Formate, die sowohl Präsenz- als auch Online-Lernmodule umfassen, ermöglichen es, flexibel auf die zeitlichen und räumlichen Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen. Vor allem Menschen mit eingeschränkter Verfügbarkeit profitieren von der Flexibilität, die digitale Lernformate bieten.
  • Aktive Lernmethoden und partizipative Formate: Der Einsatz von Gruppenarbeiten, Projekten und Simulationen stellt sicher, dass alle Lernenden aktiv in den Unterricht eingebunden werden. Besonders in heterogenen Gruppen fördert dies den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Teilnehmenden mit unterschiedlichen Hintergründen.

Technologische Hürden und soziale Gerechtigkeit

ine weitere große Herausforderung ist der Zugang zu digitalen Tools. In vielen Weiterbildungskontexten sind technische Geräte oder der Zugang zu schnellem Internet nicht selbstverständlich. Gerade für Teilnehmende aus bildungsfernen oder einkommensschwachen Haushalten sind diese Hürden nicht zu unterschätzen. Hier können Ausbilder durch die Bereitstellung von Ressourcen oder die Auswahl zugänglicher Tools einen wichtigen Beitrag zur Chancengleichheit leisten.

  • Niedrigschwellige digitale Tools: Der Einsatz einfach zu bedienender Plattformen und Apps kann helfen, digitale Zugangsbarrieren abzubauen. Es ist wichtig, dass die technischen Anforderungen an die Lernenden gering gehalten werden, um die Nutzung für alle zu erleichtern.
  • Offline-Optionen und asynchrone Lerninhalte: Nicht alle Lernenden haben die Möglichkeit, regelmäßig an Online-Sitzungen teilzunehmen oder benötigen zusätzliche Offline-Materialien. Die Bereitstellung von asynchronen Lernangeboten wie Aufzeichnungen oder schriftlichen Zusammenfassungen kann die Teilnahme auch unter schwierigen Bedingungen ermöglichen.

Der Schlüssel zur sozialen Gerechtigkeit in der Weiterbildung

ie Förderung von sozialer Gerechtigkeit in der Erwachsenenbildung beginnt mit dem Bewusstsein dafür, dass nicht alle Lernenden mit denselben Ressourcen oder Voraussetzungen ausgestattet sind. Durch didaktische Flexibilität und den gezielten Einsatz von inklusiven Methoden kannst du als Ausbilderoder qualifizierteWeiterbildnerdazu beitragen, diese Unterschiede auszugleichen und allen Teilnehmenden die gleichen Chancen zu bieten.

Es ist deine Aufgabe, Lernumgebungen zu schaffen, in denen sich jedeLernende unabhängig vom sozialen Hintergrund weiterentwickeln kann. Dies erfordert eine kontinuierliche Reflexion deiner Methoden und die Bereitschaft, immer wieder neue Wege zu gehen, um auf die Bedürfnisse deiner Teilnehmenden einzugehen.

Fazit: Didaktische Flexibilität ist der Schlüssel zur sozialen Gerechtigkeit in der Erwachsenenbildung

Die Erwachsenenbildung steht heute vor der großen Herausforderung, soziale Ungleichheiten auszugleichen und gleichzeitig auf die individuellen Lernbedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen. Didaktische Flexibilität ist der Schlüssel, um diese Balance zu erreichen. Indem du auf die Vielfalt in deinen Lerngruppen eingehst und flexible, inklusive Methoden einsetzt, kannst du nachhaltiges Lernen fördern und gleichzeitig einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit leisten.

Die digitale Kompetenz in der Erwachsenenbildung: Herausforderungen für Aus- und Weiterbildner und wie du den Anschluss nicht verlierst

Die Digitalisierung verändert die Bildungslandschaft in einem rasanten Tempo

Als Aus- und Weiterbildner stehst du vor der Herausforderung, digitale Tools nicht nur zu beherrschen, sondern auch sinnvoll in deinen Unterricht zu integrieren.

Doch während einige Lehrende diesen Wandel als Chance begreifen, fühlen sich viele von der Geschwindigkeit des Wandels überfordert. Wie kannst du sicherstellen, dass du nicht den Anschluss verlierst?

Laut einer aktuellen Befragung des Deutschen Schulbarometers 2023 setzen 69 % der Lehrkräfte digitale Medien regelmäßig ein, aber nur 51 % fühlen sich auf die damit verbundenen Anforderungen wirklich vorbereitet​ Das Deutsche Schulportal

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die technische Integration oft schneller verläuft als die notwendige pädagogische Anpassung. Aber woran liegt es, dass viele Lehrende Schwierigkeiten haben, mit der digitalen Entwicklung Schritt zu halten?

Warum Lehrende den Anschluss verlieren?

Es ist nicht nur die Technik selbst, die viele Aus- und Weiterbildner ins Straucheln bringt. Vielmehr ist es der Druck, digitale Werkzeuge mit bewährten pädagogischen Konzepten in Einklang zu bringen und dabei stets die individuellen Lernbedürfnisse der Teilnehmenden zu berücksichtigen

Der Anspruch, digitale Kompetenz zu erlangen, während man gleichzeitig weiterhin die gewohnte Unterrichtsqualität aufrechterhalten muss, führt oft zu Überforderung.

Wie du den Anschluss hältst: Tipps für Aus- und Weiterbildner

  1. Setze Prioritäten bei der Nutzung digitaler Tools
    Niemand erwartet, dass du alle verfügbaren Technologien auf einmal meisterst. Konzentriere dich zunächst auf ein oder zwei digitale Werkzeuge, die einen echten Mehrwert für deinen Unterricht bieten. Diese fokussierte Herangehensweise hilft dir, in kleinen Schritten Fortschritte zu machen, ohne den Überblick zu verlieren.
  2. Nutze Peer-Netzwerke für den Austausch
    Der Austausch mit anderen Aus- und Weiterbildner kann Wunder wirken. Studien zeigen, dass Lehrkräfte, die sich in Netzwerken organisieren, besser mit den Herausforderungen der Digitalisierung umgehen​(Das Deutsche Schulportal). Indem du dich mit Kollegen verbindest, kannst du nicht nur technische Fragen klären, sondern auch innovative didaktische Ansätze entwickeln, die auf digitalen Werkzeugen basieren.
  3. Selbstreflexion: Was funktioniert bereits gut?
    Bevor du neue Technologien einführst, überlege dir, welche Lehrmethoden bereits gut funktionieren und wo digitale Tools sinnvoll integriert werden können. So vermeidest du unnötigen Stress und kannst digitale Werkzeuge gezielt einsetzen, um deine bestehenden Methoden zu unterstützen.

Digitale Kompetenz als kontinuierlicher Prozess

Digitale Kompetenz ist kein einmaliger Meilenstein, sondern ein fortlaufender Lernprozess. Wichtig ist, dass du dir die Zeit nimmst, neue Technologien schrittweise zu integrieren, ohne dich von der Geschwindigkeit des Wandels überrennen zu lassen. Du musst nicht alles auf einmal lernen – aber du kannst mit kleinen Schritten beginnen und dadurch langfristig deinen Unterricht modernisieren und bereichern.

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es deine Aufgabe, Lernende nicht nur mit Wissen zu versorgen, sondern sie auch auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Durch gezieltes Weiterbilden und den Austausch mit Kollegen wirst du in der Lage sein, deine digitalen Kompetenzen stetig auszubauen und deinen Unterricht zukunftsfähig zu gestalten

Die wichtigste Erkenntnis ist also:

Digitale Kompetenz für Aus- und Weiterbildner ist ein kontinuierlicher Prozess ist, der nicht über Nacht erlangt wird. Es geht nicht nur darum, digitale Tools zu verstehen, sondern sie auch sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, ohne dabei überfordert zu werden. Der Schlüssel liegt darin, Prioritäten zu setzen, sich auf wenige, nützliche Technologien zu fokussieren, Netzwerke zu nutzen und den Lernprozess als schrittweise Anpassung zu betrachten.

So geht effektive Wiederholung!

“Übung macht den Meister”

Ein alter Spruch, in dessen Kern aber wohl immer viel Wahrheit stecken wird.

Denn schließlich gibt es da auch noch: “Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen”.

Beides gilt sicherlich auch für Meisterinnen und hat im Grunde dieselbe Aussage:
Wir müssen Fähigkeiten trainieren, um sie immer besser zu beherrschen. Die wenigsten Dinge fliegen uns einfach so zu.

Ja, Lernen ist also manchmal mit ein wenig Aufwand verbunden und Lernhindernisse müssen überwunden werden.

Deshalb steht auch das Thema Wiederholung im Zentrum vieler Lernprozesse. Doch wie wiederholen wir eigentlich so, dass es wirklich zielführend ist?

Wieso eigentlich wiederholen?

Um zu erklären, wieso wir durch Wiederholung lernen, müssen wir einen ganz oberflächlichen Ausflug in die Neurowissenschaft unternehmen.

Denn gezieltes Üben verändert unser Gehirn. Es verarbeitet alle Reize um uns herum in Form von elektrischen Signalen; auch die motorische Kommunikation mit dem Körper.

Je besser die Leiterbahnen für diese Signale funktionieren, desto effektiver werden die Signale transportiert. Durch Wiederholung legen wir Verbindungen an und stärken sie, sodass Impulse besser verarbeitet werden.

Denn egal ob als Kind oder im Erwachsenenalter – das Gehirn funktioniert immer nach demselben Prinzip. Wir verstärken ständig unsere Verbindungen oder bauen ungenutzte ab. Nur legen wir eben später im Leben weniger neue Synapsen an als zuvor.

Daher behalten wir neue Dinge durch Wiederholung besser und länger, da sich die entsprechenden Synapsen stärker ausbilden. Dinge, die wir nur einmal und dann nie wieder anwenden, kategorisiert das Gehirn einfach als „unwichtig“.

Überflüssiges Wissen würde uns nur Speicherplatz auf der Festplatte blockieren.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es nie zu spät ist, neue Dinge zu lernen. Denn unser Gehirn ist bis zu unserem letzten Tag in der Lage, neue Verbindungen anzulegen.

Somit sollte es uns nicht davon abhalten, uns in jedem Alter neue Fähigkeiten anzueignen. Denn im Prinzip passiert im Gehirn von späten Anfänger:innen genau dasselbe wie bei Frühstarter:innen. Mit jeder Übungseinheit verknüpfen sich die jeweiligen Areale des Gehirns stärker.

Egal wann man also das Klavierspielen erlernen möchte, läuft der Lernprozess ähnlich ab. Bereits nach der ersten Einheit verändern sich die Aktivitätsmuster im Gehirn und die Vernetzungen zwischen Hand- und Hörregionen werden stärker. Wenn man weiter übt, so sind diese Verbindungen nach etwa drei bis fünf Wochen stabil und dauerhaft.

Die Eigenschaft unseres Gehirns, sich immer wieder neu zu verschalten und anzupassen, nennen Forscher Plastizität. Diese Eigenschaft bleibt uns ein Leben lang – auch wenn das Maß der Anpassungsfähigkeit mit dem Alter ein wenig nachlässt.

Wiederholen ist nicht gleich Wiederholen!

Wiederholung ist also essentiell.

Doch daraus entsteht häufig eine Fehlinterpretation darüber, was Wiederholung eigentlich beinhaltet.

Denn es bedeutet nicht, dass wir dieselbe Übung 100-mal wiederholen.

Wirklich effektive Wiederholung bedeutet, dass wir neues Wissen auf vielfältige Kontexte anwenden lernen.
Zunächst eignen wir uns also eine Grundkompetenz an, die wir dann stetig erweitern und im Gehirn festigen.

Wenn wir also beim Beispiel des Klavierspielens bleiben:
Du würdest wohl kaum nur ein einziges Stück spielen lernen und für den Rest Deines Lebens nur dieses eine Stück spielen wollen.

Könntest Du dann überhaupt wirklich Klavier spielen? Oder hast Du Dir nur die eine, sehr spezialisierte Fähigkeit angeeignet, ein bestimmtes Stück zu spielen?

Vielleicht würdest Du dieses eine Stück irgendwann zur Perfektion meistern, aber dabei könntest Du Deine erlangte Fähigkeit so viel weiter ausdehnen und auf viele weitere Kontexte (=Stücke) anwenden.

Du hast sicherlich auch selbst schon einmal etwas auswendig gelernt, etwa für eine Prüfung. Eventuell hast Du denselben Inhalt dafür viele Male gelesen oder aufgeschrieben.

Doch Auswendig-Lernen ist das genaue Gegenteil von effektiver Wiederholung. Denn es geht nur um Abspeichern von Information, die dann beinahe unverändert – und auch unreflektiert – wiedergegeben wird.
Das hat wenig mit tieferem Verständnis zu tun oder einer tatsächlichen Anwendungskompetenz.

Daher ist es also grundsätzlich so wichtig, dass wir Wissen verknüpfen. Denn die beste Wiederholung liegt oft einfach in der praktischen Anwendung.

So üben wir effektiv!

Mit diesem ganzen Grundwissen im Gepäck können wir nun den Ablauf gestalten.

Im ersten Schritt lernen wir natürlich erstmal eine bestimmte Kompetenz oder erschließen einen Wissensbereich.

Mit diesem Ablauf gelingt das allgemein am besten:

  1. Einfache Übung:
    Wenn wir in eine neue Übung starten, sollte diese besonders zugänglich sein. Sonst werden Lernende schnell demotiviert. Schließlich stehen ihnen noch keine effektiven Leiterbahnen für diese Signale zur Verfügung.
  2. Übung “korrekt” ausführen:
    Wenn wir verstanden haben, worum es in einer Übung geht, können wir uns mehr auf die genaue Ausführung konzentrieren.
    Das ist wichtig, da wir durch die Wiederholung “falscher” Signale eben auch diese stärken. Dadurch wird es später schwieriger, das zu korrigieren.
    Kurzes, präzises Wiederholen ist dabei immer besser als ausgedehntes, halbherziges Lernen mit vielen Störungen.
  3. Übungen zeitlich aufteilen:
    Starke Synapsen-Verbindungen entstehen nicht über Nacht. Deshalb müssen wir durch regelmäßige Wiederholung dranbleiben. Denn so versteht unser Gehirn, dass es sich hier um wichtige, lernenswerte Inhalte handelt.
  4. Übung variieren:
    Der letzte wichtige Schritt ist nun, die Verbindungen auszuweiten und so ein ganzes Netzwerk zu stärken.
    Wenn wir uns also die Grundlagen des Themas Führungsstile erarbeitet haben, müssen wir diese auf verschiedene Szenarien anwenden – etwa in einem Rollenspiel.
    So wird nicht nur theoretisches Wissen praktischer greifbar, es wird auch breiter mit bestehendem Wissen vernetzt und kritisch reflektiert.

Die wichtigste Erkenntnis ist also:

Wiederholung ist wichtig und muss vielfältig sein, um wirklich effektiv sein zu können!

Der Sommer kommt – jetzt Lernort wechseln!

Hoffentlich ist bald endlich die Zeit gekommen, in der wir uns auf ein paar Wochen semi-stabiles Wetter verlassen können.

Mit milderen Temperaturen kommt auch meistens der menschliche Drang zum Vorschein, mehr Zeit draußen zu verbringen.

Leider scheint das für Viele im Kontrast zu ihren Verpflichtungen im Beruf und in der Weiterbildung zu stehen.

Doch können wir nicht sogar beides verbinden und könnte das vielleicht sogar noch enorme Vorteile mit sich bringen?

Die Umgebung hat Einfluss!

Lernen findet oft in designierten Räumen und an speziell dafür gedachten Lernorten statt. Denn diese haben die vermeintlich ideale Umgebung und Ausstattung.

Doch wir wissen auch, dass ein sehr wichtiger Teil von Aus- und Weiterbildung der Lerntransfer nach der eigentlichen Veranstaltung ist.

Dieser Transfer findet dann natürlich meistens außerhalb eines Seminarraums statt und der entsprechende Raum kann ein Lernerlebnis – und die Effektivität des Prozesses – immer beeinflussen.

Auch wenn wir uns das wünschen würden: Oftmals befinden sich unsere Lernenden nicht gerade am idealen Lernort, wenn sie sich nach der Veranstaltung mit dem neuen Wissen auseinandersetzen.

Im beschäftigten Arbeitsalltag, neben verschiedenen Verpflichtungen oder abends zwischen den Kindern – Ablenkungen für den erfolgreichen Transfer gibt es genügend.

Die „Gefahr“ ist hier dann, dass wir schnell in alte Muster zurückfallen, da wir zu sehr beansprucht werden, um uns auf neues Wissen zu konzentrieren.

Auch die Lernumgebung selbst ist bei den meisten Menschen im häuslichen Umfeld nicht speziell darauf ausgerichtet. Es ist entweder ein eher improvisierter Lernort oder eine Umgebung, die das Gehirn auch mit vielen anderen Dingen verknüpft.

Das spielt dann natürlich gerade beim Online-Lernen eine Rolle und ist ein Faktor, der für Lernbegleiter:innen nur schwierig zu kontrollieren ist. Daher sollten wir immer auch Tipps an die Hand geben, wie ein Lernort angenehmer wird.

Dabei kann es durchaus auch sehr individuelle Präferenzen geben. Es sollen sogar Menschen existieren, die vollkommen unbeeindruckt von einem Chaos im Raum um sie herum am besten lernen.

Es sollte also das Ziel sein, den Lernenden bei der Identifizierung einer lernförderlichen Umgebung zu helfen – wie immer diese nun auch konkret für sie aussehen mag.

Einfach mal rauskommen

Okay, einfach mal woanders lernen. Aber wohin eigentlich gehen?

Von einer Parkbank bis zum Kunstmuseum – je nachdem, welche Lernorte als persönlich wertvoll wahrgenommen werden oder zu den Inhalten passen. In dieser Vielfalt liegt auch die Chance, verschiedene Lernimpulse oder persönliche Lieblingsorte zu finden.

Denn wenn wir uns wohlfühlen, lernen wir am besten.

Zudem finden wir an Orten in der Natur normalerweise besonders viel Ruhe und je nach Wahl weniger Ablenkung. Wenn uns zuhause oder im Büro also die Decke auf den Kopf fällt, kann ein solcher Lernort eine willkommene Abwechslung sein.

Wenn Teilnehmende beispielsweise im häuslichen Umfeld wenig Ruhe finden, kann eine ausgelagerte Einheit ein wichtiger Ausgleich sein – sofern in ihrem Rahmen möglich, natürlich.

Zudem kann hier das genaue Gegenteil zum Lerntransfer am Arbeitsplatz eintreten: Die Distanz zur üblichen Umgebung kann manchmal ebenso das Lernen beflügeln wie die Nähe. So können wir die Inhalte noch einmal ganz losgelöst betrachten und reflektieren.

Tipps zum Lernen „draußen“:

  • Ruhige, entspannte Orte (evtl. mit geeigneter Sitzmöglichkeit) finden
  • Gezielt für Lerneinheiten nutzen, die wenig Material benötigen
  • Entweder Lieblings-Lernorte finden und regelmäßig zum Lernen aufsuchen oder bewusst Impulse variieren

Was ist mit den Ablenkungen?

Wenn es um alternative Lernorte geht, kommt immer schnell der Einwand der möglichen Ablenkungen.

Zunächst einmal würden wir offensichtlich niemandem empfehlen, sich neben eine aktive Baustelle zu setzen. Es sei denn, jemand empfindet dies aus persönlichen Gründen als lernförderlich – hier wären wir wieder bei den individuellen Präferenzen, die es zu ergründen gilt.

Zu einem gewissen Punkt ist dieser Einwand aber sicher berechtigt – nicht alle Menschen können äußere Einflüsse gut ausblenden oder produktiv verarbeiten.

Letzteres kann allerdings tatsächlich ein Vorteil von verschiedenen Lernorten sein, wenn wir uns darauf einlassen können.

Wir können die Umgebung bewusst als Verknüpfungspunkt für das Lernen verwenden.

Da die Eindrücke und Impulse eventuell sehr anders sind als in unserem Alltag, können wir neues Wissen später damit verbinden.

Wir können auch spezielles Lernmaterial nutzen, dass sich etwa für einen Spaziergang eignet. Also zum Beispiel einen Podcast oder anderes Audiomaterial, das wir uns in Bewegung anhören können.

Und das Beste am Lernen in der Natur: Die Pausen sind direkt organisch mit eingebaut!

Denn wir sind im besten Fall ja bereits an einem entspannenden Ort, den wir auch zum Pausieren und Reflektieren nutzen können. Denn Lernpausen sind im Übrigen ebenso wichtig wie die eigentlichen Einheiten – das erklären wir zum Beispiel >>hier genauer.

Kennst Du einen vielleicht eher ungewöhnlichen Lernort, der besonders effektiv ist? Welchen Lernort nutzt Du persönlich gerne?

So ruinierst Du einen Fragebogen!

Eventuell denkst Du jetzt noch:
“Vermutlich kein Titel, den ein hilfreicher Artikel tragen sollte.”

Denn Du möchtest vermutlich eher wissen, wie ein guter Fragebogen aussieht.

Wie es der Zufall will, haben wir vor ein paar Wochen >>einen Artikel darüber geschrieben, wie ein solcher Fragebogen aussehen kann.

In diesem Artikel hatten wir allerdings ebenfalls das Thema Verzerrungseffekte angerissen und gefragt, ob ihr dazu einen eigenen Beitrag sehen wollen würdet.

Denn diese Phänomene bieten tatsächlich genügend Material und hätten an der Stelle einfach zu weit geführt.

Nachdem wir von Euch die entsprechende Resonanz bekommen haben, kommt hier nun also der zweite Teil, bei dem sich alles darum dreht, wie man gute Fragen aus Versehen ruinieren kann:

Das Hauptproblem: Voreingenommenheit

Ergebnisverfälschungen passieren bei Umfragen und empirischen Erhebungen sehr häufig.

Die Ursache lässt sich in den allermeisten Fällen auf einen gemeinsamen Nenner zurückführen: Den Menschen!

Um genauer zu sein, auf die Voreingenommenheit des Menschen. Denn wir sind oftmals nicht so gut in Sachen Objektivität, wie wir annehmen.

Das gilt im Übrigen auch für die Befragten. Auch sie sind zu einem gewissen Grad von ihrer Voreingenommenheit belastet und können durch ihr Antwortverhalten die Ergebnisse verfälschen.

Kleine Fehler schleichen sich schnell ein und sind in den meisten Situationen sogar vollkommen unbeabsichtigt. Sie resultieren einfach aus der Tatsache, dass uns totale Objektivität schwer fällt.

Denn schließlich führen wir Befragungen meistens zu Themen durch, über die wir eine Menge wissen oder die uns persönlich angehen. Beide Faktoren können dazu führen, dass wir die Fragen unbewusst suggestiv stellen.

Wir haben Hypothesen, Antworten, die uns wahrscheinlich erscheinen oder Antworten, die wir uns wünschen würden. Von all diesen müssen wir uns so weit wie möglich lösen und die Fragen neutral und wertungsfrei formulieren.

Diese 5 Fehler bei der Frageformulierung oder dem Design führen dabei besonders häufig zu Messfehlern:

Die Tendenz zum “Ja-Sagen”

Wenn unsere Feedback-Ergebnisse insgesamt sehr einstimmig positiv ausfallen, können wir uns erst einmal freuen.

Im nächsten Schritt sollten wir uns aber auch fragen, ob bei unserem Fragebogen-Design eventuell die Nuancen gefehlt haben.

Die Zustimmungstendenz kann von einigen Faktoren ausgelöst werden.

Einerseits ist es der urmenschliche Drang nach Konformität. Wir sind gerne höflich und geben freundliches Feedback – vor allem, wenn uns im Grunde nicht viel gestört hat oder wir etwa mit der Lehrperson sehr vertraut sind.

Trotzdem hätten wir vielleicht einige, kleinere Verbesserungsvorschläge gehabt, die durch mangelnde Nuancierung verloren gehen.

Ermutige die Teilnehmenden immer zu Ehrlichkeit und konstruktiver Kritik und beeinflusse durch die Fragestellung ihre Meinung nicht in eine bestimmte Richtung.

Deshalb ist es auch grundsätzlich immer wichtig, dass wir Antworten auf einer breiteren Skala als nur Ja/Nein erheben. Auch einige offene Fragen können das Bild abrunden.

Die Tendenz zur Mitte

Da wir gerade von Skalen sprechen: Eine der häufigsten Antwortverzerrungen entsteht durch die Tendenz zur Mitte.

Wenn Du also neben den zwei Extrema noch eine mittlere Option hinzufügst, werden sich wahrscheinlich viele Befragte aus Prinzip hier einpendeln.

Denn tatsächlich “fürchten” sich viele Menschen vor den Antwortoptionen an beiden Enden. Um diesen Effekt abzuschwächen, sollten wir dafür sorgen, dass es bei einer Skala keine Mitte gibt.

Die Anzahl der möglichen Antworten sollte also immer gerade sein. Denn so müssen Befragte eine tatsächliche Tendenz zu einer Meinung entwickeln und können nicht prinzipiell die vermeintlich sicherste Antwort geben.

Denn diese wählen sie im Übrigen oft auch, wenn sie eigentlich gar keine wirkliche Meinung haben. Aus diesem Grund solltest Du darüber hinaus auch grundsätzlich keine Antworten erzwingen.

Erzwungene Antworten sind meistens ohnehin von einem oder sogar mehreren Verzerrungseffekten belegt und daher als Ergebnis wenig wertvoll. Sorge lieber durch ein durchdachtes Fragebogen-Design dafür, dass sich Teilnehmende natürlich zum Antworten ermutigt fühlen.

Primacy/Recency Bias

Diese Verzerrungseffekte werden vor allem durch die Reihenfolge der Antwortmöglichkeiten hervorgerufen.

Primacy Bias bedeutet, dass die ersten Optionen mit höherer Wahrscheinlichkeit gewählt werden – vor allem, wenn die Frage sehr umfangreich ist und es viele Möglichkeiten gibt. Denn dann ermüden Teilnehmende schnell und befassen sich eventuell nicht ausreichend mit allen.

Recency Bias entsteht dadurch, dass die zuletzt gelesenen Antworten am stärksten im Gedächtnis bleiben und damit einprägsamer sind.

Beide Effekte lassen sich teilweise dadurch einschränken, dass die Antwort-Reihenfolge automatisch variiert wird. Über moderne Online-Tools ist das normalerweise problemlos möglich, denn es handelt sich hier um ein sehr bekanntes Phänomen.

Diese Rotation kann ausgleichend wirken. Gleichzeitig sollten wir aber auch das eigentliche Auftreten dieser Verzerrungen dadurch minimieren, dass wir Antwort-Optionen in vernünftigen Grenzen halten.

Füge lieber noch eine offene Option hinzu, bei der Befragte eine eigene Antwort geben können. Über das “Sonstige: ____” Feld deckst Du tatsächlich häufig Antworten auf, die Du nicht bedacht hattest.

Wenn dieses Feld bei einer Frage besonders häufig ausgefüllt wird, solltest Du sehr genau hinschauen. Denn hier haben Deine Befragten offenbar Redebedarf oder Bedürfnisse, die noch nicht ausreichend berücksichtigt werden!

Soziale Erwünschtheit

Dieser Verzerrungseffekt ist vor allem für Dich relevant, wenn Du mit sensibleren oder persönlichen Themen umgehst.

Wir haben bereits die Tendenz des Menschen zur Konformität erwähnt. Soziale Erwünschtheit geht noch einen Schritt weiter.

Hier geht es nicht mehr nur um Höflichkeit, sondern auch um die eigene Selbstdarstellung. Das führt dazu, dass Menschen Fragen so beantworten, wie sie es für erwartet halten – unabhängig davon, ob das ihrer eigenen Meinung oder Realität entspricht.

Schritt 1 für möglichst unverzerrte Antworten sollte natürlich ohnehin immer die Zusicherung der Anonymität sein.

Doch auch die Frageformulierung ist hierfür besonders wichtig. Versuche wirklich, keine Antwort zu suggerieren oder erwünschtes Verhalten nahezulegen.

“Faking” und/oder Unseriosität

Der Vollständigkeit halber müssen wir noch erwähnen, dass Antwortverfälschungen auch einfach durch die Befragten entstehen können.

Sie können sich als Menschen natürlich bewusst dazu entscheiden, ihre Antworten auf ein bestimmtes Ziel hin zu verändern. Vielleicht fürchten sie unterbewusst auch negative Konsequenzen, da sie nicht genügend auf die Anonymität vertrauen.

Es kann auch sein, dass sie einfach “keinen Sinn” in der Befragung sehen oder in diesem speziellen Moment keine Lust haben. Dann kreuzen sie wahllos an, um einfach fertig zu werden. Solche Ergebnisse sind für die eigentliche Auswertung selbstverständlich wertlos.

Der Tipp zum Abschluss

In den meisten Fällen, wie bei einem Feedback-Bogen, wirst Du es vermutlich nicht mit riesigen Datensätzen zu tun haben.

Deshalb kannst Du es Dir vermutlich leisten, das Antwortverhalten der Einzelnen genauer zu analysieren. So kannst Du oftmals erkennen, ob sich Verzerrungen oder Tendenzen eingeschlichen haben könnten.

Denn ähnlich wie die Tendenz zur Mitte gibt es im Übrigen auch sogenannte Härte-oder Milde-Fehler. Denn auch wenn die Mehrheit der Menschen eher zur Mitte tendiert, gibt es genauso einzelne Menschen, die zu den Extrema tendieren.

Wenn Du Dir daher individuelle Verhaltenstrukturen anschaust, kannst Du solche Muster schnell aufdecken. Du kannst auch sehen, ob das Antwortverhalten konsistent ist.

Auf dieser Basis kannst Du besser bewerten, welche Ergebnisse wirklich aussagekräftig sind und welche unter Umständen verzerrt/verfälscht worden sind. Hoffentlich hast Du aber durch ein durchdachtes Design bereits dafür gesorgt, dass die Verzerrungen auf ein Minimum reduziert wurden!

Wieso steigen gerade so viele Lehrende aus dem Beruf aus?

Jede vierte Lehrkraft würde den Beruf wechseln, wenn sie könnte.

Das hat dieses Jahr eine repräsentative Umfrage der Robert Bosch Stiftung unter Lehrenden an allgemein- und berufsbildenden Schulen ergeben.

Ein ganz schöner Hammer – und die Zahlen werden vermutlich so schnell nicht kleiner.

Auch wenn wir hier typischerweise nicht über den klassischen Schulbetrieb sprechen, werfen Ergebnisse wie diese einen Scheinwerfer auf das gesamte Bildungssystem.

Denn ein Berufswechsel ist schließlich keine Entscheidung, die Menschen generell aus einer Laune heraus treffen, da dies ihr ganzes Leben beeinflussen kann.

Was treibt also aktuell so viele Lehrende aus dem Beruf heraus?

Der Klassiker

Das Offensichtliche zuerst:

Es herrscht seit einiger Zeit an vielen Stellen ein extremer Mangel an Lehrkräften. Das natürliche Resultat ist Überarbeitung und eine mangelnde Qualität der Lernbegleitung.

Der Lehrermangel bedeutet für alle existierenden Kräfte, dass sie kontinuierlich die Last mehrerer tragen müssen.

Wir haben beispielsweise bereits >>hier vor Kurzem erst darüber gesprochen, dass gerade auch Lehrende ohnehin gefährdet sind, wenn es um psychische Erkrankungen wie Burnout geht.

Denn Lehren ist schließlich ein Kontaktberuf, der eine hohe psychosoziale und emotionale Belastung mit sich bringen kann. Dieser Umstand wird natürlich durch den Mangel an Lehrkräften nur noch verstärkt.

Kurzum: Viele Lehrende haben einfach nicht mehr das Gefühl, dass sich ihr Beruf auszahlt – denn die psychischen Kosten werden immer höher und die berufliche Erfüllung bleibt auf der Strecke.

Wir können ein Gefühl der Resignation eine Weile aushalten oder versuchen, etwas zu verändern. Aber früher oder später kommt der Punkt, an dem die Zustände nicht mehr tragbar werden.

Denn eine berufliche Überlastung wirkt sich schließlich im nächsten Schritt auf weit mehr als nur den Beruf aus!

Eine große Wertekrise

Natürlich sind also viele Lehrende sehr überanstrengt.

Doch es gibt in der Konsequenz einige innere Konflikte, die bei vielen noch stärker wiegen. Denn schließlich ergreifen die meisten Lehrenden ihren Beruf aus einer Leidenschaft für das Lernen und Lehren heraus.

Doch wenn es ständig an allen Stellen brennt, kann man den eigenen Ansprüchen an Lernprozesse nicht mehr genügen.

Überlastete Menschen können nur noch schwierig bis gar nicht effizient planen, kreativ denken oder teilnehmerorientiertes Lernen anbieten. Es fehlt in vielen Fällen auch einfach die Zeit dazu – und so muss oftmals auf “Bewährtes” zurückgegriffen werden.

Dieses Dilemma belastet eine Menge Lehrkräfte und führt zu immer mehr psychischer Belastung. In der Folge steigen immer mehr ganz aus dem Beruf aus.

Dieser Fakt macht das System insgesamt natürlich nur immer schwächer und viele weitere Lehrende erreichen ihre persönlichen Grenzen.

Denn die meisten Lernbegleiter:innen sind wohl von Natur aus kreative, motivierte Menschen. Sie gehen darin auf, Methoden und Inhalte zu entwerfen. Wenn all das immer mehr austrocknet, steigt die Unzufriedenheit exponentiell.

Überforderung mit den Bedingungen

In der modernen Bildungslandschaft gibt es eine Menge Faktoren, die Lehrende fordern.

Für viele werden diese Anforderungen teilweise einfach zu groß. Die klassische Lehrerausbildung bereitet beispielsweise oftmals überhaupt nicht auf die realen Bedingungen vor.

Da ist einerseits die Digitalisierung. Einige Lehrkräfte haben das Gefühl, dass sie mit den Neuerungen und den erforderlichen Kompetenzen nicht mehr Schritt halten können – oder möchten.

Andererseits werden viele Lerngruppen immer heterogener. Die Voraussetzungen sind manchmal so unterschiedlich, dass Lernbegleiter:innen keine gemeinsamen Nenner finden können.

Wir identifizieren auch immer mehr Förder- und Inklusionsbedarfe, die in vielen Fällen nicht ausreichend bedient werden können.

Auch das scheitert nicht am guten Willen oder der Bereitschaft, mit diesen zu arbeiten. Es fehlt Lehrenden einfach an verschiedenen Ressourcen, um wirklich individuell auf Lernbedarfe einzugehen und die Gruppe in gleichem Maße zu stärken.

Negative Erfahrungen mit Führungsetage

Ein weiterer Grund, der bei einem Berufsausstieg häufig angeführt wird, sind schlechte Erfahrungen mit dem System an sich.

Viele Lehrende fühlen sich von ihren Schulen, Bildungsträgern etc. einfach mit der belastenden Situation alleine gelassen. Es gibt zu wenig greifbare Ansprechpartner:innen, die wirklich helfen können.

Lehrkräfte bekommen daher wenig Unterstützung oder können ihre Vorschläge nicht produktiv einbringen. Auf Dauer führt das zu großer Unzufriedenheit.

Es gibt sicher daher auch Einige, die vor einem kompletten Ausstieg erst einmal den Schritt in eine Selbstständigkeit wagen. Denn so erhoffen sie sich mehr Unabhängigkeit und den Gestaltungsfreiraum, den sie so sehr vermissen.

Natürlich kommt ein solcher Schritt mit neuen Herausforderungen, aber es kann eine Zwischenlösung sein, um zumindest vorerst aus dem Hamsterrad auszusteigen.

Eine ehrliche Unterhaltung

Die Chance ist hoch, dass Du Dich selbst als grundsätzlich zufriedene Lehrkraft mit einem dieser Punkte identifizieren kannst.

Oder vielleicht kennst Du diese Dinge aus der Vergangenheit, da sie Dich selbst zu einer Veränderung bewegt haben.

Daher fragen wir an dieser Stelle ganz offen:

  • Wo siehst Du aktuell die größten Belastungen in der Lehre?
  • Welchen Grund hältst Du für ausschlaggebend, dass so viele Lehrkräfte den Beruf wechseln würden?
  • Welche dieser Gefühle kennst Du aus eigener Erfahrung oder hast Du beobachtet?
  • Hast Du in der Vergangenheit mit dem Gedanken eines Berufswechsels gespielt oder tust das vielleicht sogar aktuell?

Wir freuen uns, wenn Du ein paar persönliche Erfahrungen teilen möchtest!

Gamification – Ein Lernkonzept mit Reputationsproblem

Gamification!

Es ist eines von diesen Stichworten, das bei Menschen eine Reaktion hervorruft.

Fast immer gibt es eine spontane Haltung oder sogar eine starke Meinung.

Doch wie viele dieser Meinungen sind tatsächlich fundiert und basieren auf praktischer Erfahrung mit dem Lernkonzept?

Vermutlich eher wenige. Denn Gamification hat mitunter einen schlechten Ruf und ist bei vielen als “unnötige Spielerei” verschrien.

Wie viel ist da wirklich dran und können wir Gamification tatsächlich auch in der Erwachsenenbildung anwenden?

Was stellen wir uns vor?

Die populäre Meinung zum Schlagwort “Gamification” scheint grundsätzlich eher negativ zu sein. Aber warum ist das eigentlich so?

Nun ja, die Assoziation “spielerisch” liegt eben durch den Wortstamm durchaus nahe.

Und spielerisch ist für viele Lehrende das Allerletzte, womit sie sich in Verbindung bringen wollen. Vor allem in der Erwachsenenbildung herrscht bei vielen Bildungsorganisationen die Auffassung vor, dass Lernen seriös sein muss.

Handlungsorientierte Methoden wie Plan- oder Rollenspiele sucht man an vielen Stellen vergeblich und da kommt einem ein Konzept mit dem Namen Gamification natürlich erst recht nicht ins Haus.

Wie sieht die Realität aus?

Doch was ist mit Gamification denn eigentlich wirklich gemeint?

Grundsätzlich liegt man mit der ersten Assoziation natürlich nicht gänzlich falsch. Die Frage ist eher: Ist das wirklich schlimm?

Nichts tötet die Motivation zum Lernen schneller ab als Langeweile und Monotonie.

Daher soll die Integration spielerischer Elemente Abhilfe schaffen und den Lernprozess auflockern. Gleichzeitig soll der natürliche Spiel- und Wettbewerbstrieb des Menschen genutzt werden.

Entgegen der negativen Meinung bedeutet das aber nicht, dass das Lernen kindlich oder zu einer Show werden muss.

Seien wir aber mal ehrlich: Viele Lernveranstaltungen könnten einen Hauch mehr Unterhaltungsfaktor durchaus vertragen.

Denn schließlich wissen wir doch eigentlich alle, dass stundenlange Vorträge, endlose PowerPoints oder Frontalunterricht für die Motivation pures Gift sind.

Und trotzdem wird genau das immer noch so oft durchgezogen, da es als “professionell” und “erwachsenengeeignet” gilt.

Zudem sagt auch niemand, dass Gamification die Basis der gesamten Veranstaltung bilden muss. Tatsächlich eignet es sich ideal dazu, um Konzepte strategisch zu ergänzen.

Wie genau das aussehen kann, schauen wir uns daher jetzt einmal an:

Klare Lernziele

Auch wenn beim Lernen natürlich immer der Weg das Ziel ist, kann es Deinen Teilnehmer:innen helfen, ein konkretes Lernziel vor Augen zu haben.

Denn messbare Ziele schaffen ein längerfristiges Erfolgserlebnis und geben den Lernenden klare Vorgaben, welche Fähigkeiten sie entwickeln sollen und werden. Je deutlicher Du also die Lernziele formulierst, desto mehr erschaffst Du einen transparenten und motivierenden Lernprozess.

Transparenz ist bei Gamification immer eine wichtige Grundregel:

Die Voraussetzungen und „Spielregeln“ sollten immer für alle Beteiligten klar und vergleichbar sein, damit Deine Teilnehmer:innen genau wissen, wie sie sich verbessern können.

Klare Strukturen sorgen dafür, dass die Form nicht vom Inhalt ablenkt.

Denn neben Deutlichkeit ist auch Einfachheit ratsam. Denn wenn die Spielregeln zu komplex sind, erschwert es den Lernenden unter Umständen den Zugang zu den Inhalten.

Vielleicht erinnerst Du Dich noch an eine Situation, in der Du zum ersten Mal ein Gesellschaftsspiel gespielt hast und die vielen Regeln sehr undurchsichtig und verwirrend waren.

Daher sollte der Einstieg in Gamification-Elemente trotzdem niedrigschwellig konzipiert werden, um auch neuen „Mitspieler:innen“ kein zu großes Lernhindernis zu bauen.

Storytelling

Richtig eingesetzt kann Gamification Deine Lernenden besonders persönlich und emotional ansprechen und motivieren.

Test neigen oft dazu, einfach nur Faktenwissen abzufragen. Dabei merken wir uns größere Zusammenhänge und Geschichten wesentlich besser, da unser Gehirn eine breitere Fläche vernetzen kann.

Mit Hilfe von Gamification kannst Du Deine Teilnehmer:innen praktisch auf eine Reise mitnehmen, auf der sie verschiedene Etappen erreichen und schrittweise auf ein Ziel hinarbeiten.

Wenn Du also die Möglichkeit hast, Deine Inhalte in eine übergreifende Geschichte einzuordnen, können sich die Lernenden besser damit identifizieren und dem roten Faden folgen.

Der natürliche Ehrgeiz und “Belohnungen”

Der Mensch an sich misst sich gerne mit anderen. Diesen natürlichen Ehrgeiz kannst Du Dir als Lehrende:r zu Nutze machen.

Mit Hilfe von (eventuell anonymisierten) Rankings wird der Wettbewerb angeregt und Deine Lernenden zu guten Leistungen und aktiver Beteiligung angespornt. Unter Umständen erzeugt man auf diese Weise sogar eine Art positiven Gruppenzwang.

Du kannst in eher unerfahrenen Teilnehmerfeldern auch Tests oder Aufgaben in Gruppen gegeneinander spielen lassen – so fühlen sich die Einzelnen weniger unter Druck gesetzt und es entstehen gleichzeitig gruppendynamische Prozesse.

Und natürlich zählt am Ende schließlich doch nur der olympische Gedanke und alle haben gewonnen, wenn sie etwas gelernt haben.

Die Motivation durch den reinen Wettbewerb ist eine Sache, aber wenn auch noch Belohnungen ausstehen, kann der Lernerfolg sich gleich doppelt lohnen.

Spiele sprechen unsere Belohnungsmechanismen an und sind daher so attraktiv und unterhaltsam. Dabei muss die Belohnung überhaupt nicht groß oder greifbar sein:

Alleine die Nachricht „Test bestanden“ mit einem kleinen Pokal-Symbol daneben wird von unserem Gehirn als Erfolgserlebnis verbucht. Wenn Du also abgeschlossene Lernschritte auch visuell positiv markierst, fühlen sich selbst kleine Fortschritte für die Teilnehmer:innen größer an.

Da wir diese erzeugten Emotionen gerne immer wieder erleben möchten, werden wir so automatisch zu mehr motiviert!

Also?

Wie Du siehst, müssen wir uns vor dem Begriff Gamification gar nicht fürchten.

Es muss nicht bedeuten, dass es beim Lernen nur noch um Unterhaltung oder Konsumieren geht.

Im Gegenteil: Lernende sollen sehr aktiv an diesen Prozessen teilnehmen und dadurch einen großen Motivationseffekt erfahren.

Wie sehr Du dabei das Thema Wettbewerb in den Fokus stellst, bleibt Dir und der Gruppe überlassen. Es ist kein Muss, kann aber mal eine experimentelle Einheit wert sein – plus abschließendes Feedback, natürlich!

Vielmehr geht es beim Konzept darum, dass wir das Lernen mit positiven, lohnenden Gefühlen assoziieren.

Und dafür eignet sich ein strategisch platziertes Gamification-Element, wie etwa ein aktivierendes (Gruppen)Quiz, tatsächlich hervorragend!

So geht ein guter Fragebogen!

Fragebögen sind ein Klassiker unter den methodischen Tools.

Und das wohl aus gutem Grund. Denn wie sollen wir sonst Antworten finden, wenn wir nichts fragen?

Vor allem beim Feedback und der Evaluation haben Fragebögen schon immer einen Platz.

Dabei lassen viele Fragebögen einige Dinge zu wünschen übrig und sind leider als Konsequenz nicht so effektiv wie sie sein könnten. Was schade ist, denn oftmals gehen interessante Antworten durch eine schlechte Fragestellung verloren.

Schließlich wusste schon Nietzsche: “Dem guten Frager ist schon halb geantwortet”.

Was es also bei einem zielführenden Fragebogen zu beachten gibt, fassen wir jetzt zusammen:

Schritt 1: Konzept und Umfang

Bevor es an die eigentlichen Fragen geht, müssen wir eine klare Zielsetzung formulieren.

Was wollen wir genau erfahren? Welchem Zweck dient unser Fragebogen?

Bereits bei diesem Schritt sollten wir darauf achten, so neutral wie möglich zu formulieren. Also ohne Wertung oder zu viel Voreingenommenheit im Bezug auf die Ergebnisse.

Wir sagen zum Beispiel einmal, dass wir einen Fragebogen erstellen wollen, der die Erwartungen und den Wissensstand vor einer Führungskräfte-Schulung abfragt.

Ein solcher Fragebogen könnte etwa auf diese zwei konkret formulierten Ziele heruntergebrochen werden:

  1. Den Kenntnis- und Erfahrungsstand zum Thema “Führung im Team” erfahren
  2. Erwartungen und Motivation der Teilnehmenden aufdecken

Aufbauend auf diesen Zielen werden letztendlich die Fragen gestellt. In diesem Schritt kannst Du auch zunächst allgemeinere Fragen notieren, die Du später als Ausgangspunkt nutzen kannst.

Bei unserem obigen Beispiel könnten das etwa verschiedene Wissensfragen zu Führungsrollen oder die Frage nach noch zu erlernenden Fähigkeiten sein, die sich Teilnehmende erhoffen.

Deine formulierten Ziele können übrigens auch noch andere Zwecke erfüllen. So können sie sich zum Beispiel als Richtlinie für spätere Methoden oder Maßnahmen eignen – die Ergebnisse natürlich ebenfalls!

Thema Umfang?

Es gibt eine einfache Grundregel, die sich auch auf Fragebögen anwenden lässt:

So umfangreich wie nötig, so kurz wie möglich!

Denn auch bei einem Fragebogen arbeitet die innere Aufmerksamkeits-Uhr gegen uns. Je länger Befragungen dauern, desto ungenauer werden die Antworten.

Aus diesem Grund gibt es auch zwei weitere Regeln für den Aufbau:

  1. Leite mit ein paar einfachen und/oder allgemeinen Fragen ein, um die Motivation aufzubauen
  2. Stelle dann die Fragen, auf die Du am meisten Antworten benötigst, so früh wie möglich

Die ersten Fragen dienen auch hauptsächlich dazu, in das Thema einzuleiten und ein paar kleine “Erfolgserlebnisse” zu schaffen. Dann solltest Du eben direkt die wichtigsten Fragen stellen, denn hier ist die Motivation an ihrem Höhepunkt.

Andere, weniger wichtige Fragen, die später aufkommen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit durch verschiedene Verzerrungseffekte beeinflusst zu werden.

Halte außerdem den Aufwand bei der Bearbeitung immer so gering wie möglich. Stelle nur Fragen, die auch relevant sind. Ob sie das sind, kannst Du über diese Leitfragen herausfinden:

  • Können alle Teilnehmer:innen die Frage beantworten? Oder ist sie nur für eine Teilgruppe relevant?
  • Können die Teilnehmer:innen sich gut an das Erfragte erinnern? Beziehen sich die Fragen auf realistische Zeiträume?
  • Sind die Fragen einfach genug gestellt oder bilden sie eventuell zusätzliche Hürden bei der Beantwortung?

3 Tipps für gute Fragen!

Gut gefragt ist also halb gewonnen.

Dabei ist “schlecht” zu fragen leider wesentlich einfacher. Und hat auch noch Konsequenzen.

So können zu komplexe oder aufwändige Fragen schnell demotivieren und die Antworten werden ungenau, unvollständig oder einfach nicht hilfreich.

Diese drei Tipps helfen dabei, Fragen teilnehmerfreundlich zu stellen und gutes Feedback zu erhalten:

Wortwahl und Stil

Wir haben bereits angerissen, dass einfache Sprache für einen Fragebogen immer am besten ist.

Orientiere Dich immer an Deiner Zielgruppe. Fremdwörter oder technische Fachbegriffe können für eine Zielgruppe angemessen, für die andere aber nur verwirrend sein und die Ergebnisse damit erheblich verfälschen.

Wenn Du, etwa bei einer Erwartungsabfrage vor der Veranstaltung, wenig über die Zielgruppe weißt, formuliere die Fragen immer so einfach wie möglich. Ähnliches gilt für heterogene Gruppen.

Struktur

Lege den Teilnehmenden keine unnötigen Steine in den Weg.

Formuliere keine in sich geschachtelten Fragen. Diese führen oftmals lediglich dazu, dass die Befragten nur Teilantworten geben oder die Frage im schlimmsten Fall überspringen.

Teile komplexere Fragen lieber auf mehrere Einzelfragen auf. So kannst Du gezielter fragen und Teilnehmende werden weniger überfordert.

So wenig wie möglich verfälschen!

Diese Aufgabe ist bei der Frageformulierung wohl am schwierigsten zu bewältigen.

Wir haben das Stichwort Verzerrungseffekt schon einmal kurz genannt – tatsächlich gibt es eine ganze Menge dieser unbeabsichtigten Verfälschungen, die durch die Formulierung oder die Struktur hervorgerufen werden.

Wir können hier nicht auf alle diese Phänomene eingehen, aber wenn Du in Zukunft dazu einen eigenen Artikel möchtest, sage uns gerne Bescheid!

Versuche die Fragen immer ohne Wertung zu stellen, oder ohne eine eigene Meinung oder Erwartung durchscheinen zu lassen. Komplett neutral zu formulieren ist nicht immer einfach, aber für hilfreiche Ergebnisse unverzichtbar.

Versuche in der Formulierung nichts zu suggerieren oder eine erwünschte Antwort nahezulegen. Vollständige Objektivität gibt es bei solchen Fragebögen und der Arbeit mit Menschen ohnehin nicht, aber versuche so nah wie möglich heranzukommen.

Also nicht:

“Ich bin mir sicher, Sie haben in meinem Seminar sehr viel gelernt. Wie würden Sie Ihren Lernerfolg einschätzen?”

Eine solche Formulierung ist beinahe schon ein wenig manipulativ, wenn wir ehrlich sind. Die besseren Alternativen könnten beispielsweise auf einer Skala Vorher und Nachher bewerten lassen, oder nach ganz konkreten Lernerlebnissen oder Kompetenzbereichen fragen.

Denn wenn wir nach ganz konkreten Dingen fragen, erinnern sich Lernende besser und können auch zielführendere Antworten geben!

Du brauchst eine Übersicht und ein paar Tipps zu verschiedenen Fragetypen?

In >>unserem Artikel zum Thema Quizzes findest Du hierzu einige hilfreiche Tipps!