Warum man Methodenschlachten meistens verliert

Die Aufgabe, ein Präsenzseminar in eine Online-Veranstaltung umzuwandeln, hat dieses Jahr viele Lehrende vor neue Herausforderungen gestellt. Und dabei stand oft eine zentrale Sorge im Vordergrund: wie erzeuge ich in einem Online-Seminar Interaktion?

Das ist wohl auch der größte Wermutstropfen, über den im Zusammenhang mit E-Learning gesprochen wird. Es gäbe keine echte Community, keine Seele.

Viele erfahrene und versierte Präsenz-Trainer haben sich die Frage gestellt, wie sie ihre gewohnt vielfältigen Methoden online abbilden können. Das Ergebnis dieser Frage endet häufig in einer Methodenschlacht. Denn der erste Instinkt sagt einem vielleicht, dass man für viele Methoden auch viele Programme und Tools braucht.

Dabei ist auch in diesem Falle – wie so häufig im Leben – weniger doch mehr. Und zwar nicht weniger Interaktion, weniger Vielfalt oder weniger Expertise. Sondern weniger Methodenchaos.

Es ist vollkommen verständlich, dass Du dich eventuell mit dem Gefühl innerhalb kurzer Zeit viele neue Dinge in dein Repertoire aufnehmen zu müssen, überfordert fühlst. Daher plädieren wir für etwas mehr Leichtigkeit des Lernens.

Weniger Breite, mehr Tiefe

Das Internet ist unheimlich groß und vollgepackt mit mehr oder weniger nützlichen Apps und Programmen. Am Ende deiner Planung hast Du also wahrscheinlich eine ganze Menge an Online-Tools in Deinem neuen Methodenarsenal.

Doch man muss sich bei der Auswahl einer Methode und eines Tools immer fragen:

Dient dies wirklich dem Lerninhalt? Oder will man einfach nur zwanghaft an den Formen des Präsenzunterrichts und den eigenen Lehrgewohnheiten festhalten?

Indem wir möglichst viele verschiedene Tools in den Lehrplan integrieren wollen, belasten wir unter Umständen nicht nur uns selbst, sondern auch die Lernenden. Denn wenn wir uns als angebliche Experten schon mit der Vielfalt an Programmen überfordert fühlen, können wir wohl kaum anderes von unseren Teilnehmer*innen erwarten.

Es ist natürlich unrealistisch zu verlangen, dass ein Trainer jedes einzelne Programm in- und auswendig kennt. Daher kann es stattdessen ratsam sein, sich ein vielseitiges Tool zu suchen und dieses bis ins Detail zu beherrschen.

Die Allzweckwaffe Zoom

Die Konferenzsoftware Zoom ist mittlerweile fast jedem ein Begriff. Die Chancen sind groß, dass du bereits damit gearbeitet hast, oder in Zukunft damit arbeiten wirst.

Viele Trainer verwenden Zoom vielleicht als Ausgangspunkt und möchten es im Seminar um viele weitere Apps ergänzen. Dabei bietet die Software selbst bereits einige integrierte Funktionen, die sich vielseitig einsetzen lassen.

Zoom hat drei wesentliche Features, die Dir in einem Online-Seminar methodisch besonders hilfreich sein können. Dabei sei erwähnt, dass darauf geachtet werden sollte, dass alle Teilnehmer*innen stets die neueste Version der Software verwenden, um Unregelmäßigkeiten zwischen den Versionen zu vermeiden. Zudem lassen sich einige Funktionen, wie etwa die Umfragen, ausschließlich in der lizensierten Version verwenden.

1. Whiteboard + Kommentieren

Das Whiteboard-Feature lässt sich über die Bildschirmteilung nutzen. Es bietet die Möglichkeit zum kollaborativen Zeichnen, Skizzieren und Visualisieren in Echtzeit.

Öffnet man das Whiteboard, erscheinen die Optionen zum Annotieren für alle Teilnehmer*innen des Meetings. Die Zeichentools sind bei Zoom zwar eher auf der schlichten Seite, erfüllen aber viele grundlegende Zwecke. In vielen Szenarios reichen Textfelder und verschiedenfarbige Zeichnungen sicherlich aus. Zusätzlich ist das Stempel-Feature immer eine beliebte Weise einzelne Bereiche zu markieren.

Der aktuelle Status des Whiteboards lässt sich jederzeit als PNG-Screenshot abspeichern. Die Kommentieren-Funktion lässt sich im Übrigen nicht nur im Zusammenhang mit dem Whiteboard verwenden, sondern auch bei der allgemeinen Bildschirmteilung.

Auf diese Weise können Teilnehmer*innen alles annotieren, was auf dem Bildschirm freigegeben wird. So kann man auch als Trainer etwa vorbereitete Grafiken teilen und bearbeiten lassen.

Auch bei der Bildschirmfreigabe lohnt es sich, die Möglichkeiten unter den Reitern „Erweitert“ und „Dateien“ durchzusehen – so kann man beispielsweise auch nur einen frei wählbaren Ausschnitt des eigenen Bildschirms oder Dateien direkt aus Google Drive freigeben.

Falls Dir die Funktionen des Zoom-Whiteboards aber tatsächlich nicht reichen sollten, kannst Du natürlich auf eine zusätzliche App zurückgreifen. Ich habe im Rahmen dieses Artikels insgesamt 10 verschiedene Whiteboards für Browser und mobile Geräte getestet:

Die Tafel 3.0 – Virtuelle Whiteboards im Test

2. Der Chat

Auch der in Zoom integrierte Chatroom kann für vielfältige Zwecke genutzt werden. Als Host hast Du stets die Kontrolle über den Chat: Du kannst in den Einstellungen festlegen, wer mit wem chatten darf oder ob die Funktion überhaupt genutzt werden kann.

Einige Trainer und Vortragende haben wohl Sorge, dass der Chat die störenden, halblauten Nebengespräche aus den Präsenzveranstaltungen zu ersetzen droht. Denn sofern es der Host erlaubt, können die Teilnehmer*innen wahlweise Nachrichten nicht nur an alle anderen, sondern auch an einzelne Mitglieder senden.

Die gezielte Nutzung des Chats kann aber durchaus ratsam sein, denn auf diese Weise lassen sich einige methodische Knoten lösen. So kann man beispielsweise über den Chat nicht nur Textnachrichten und Links verteilen, sondern auch Dateien verschicken.

Die Chat-Funktion kann außerdem in solchen Situationen als Ausweich-Methode verwendet werden, in denen die Mikrofone technische Schwierigkeiten bereiten – und wir alle wissen, dass diese häufiger auftreten, als uns lieb wäre.

Der Chatverlauf lässt sich zudem auch über das Meeting hinaus sichern und so können wichtige Ergebnisse später nachvollzogen werden.

3. Umfragen

Die Umfrage-Funktion ist ein oft übersehenes Feature der Konferenzsoftware. Dabei können die Umfragen als Tool ebenfalls in verschiedenen methodischen Kontexten von Nutzen sein.

Hierbei ist zu erwähnen, dass Umfragen aktuell nur in einem geplanten Meeting genutzt werden können. Zudem muss der Host selbst den Desktop-Client von Zoom verwenden – die Teilnehmer*innen können auf Umfragen aber auch von mobilen Endgeräten zugreifen. Sie können nur vom ursprünglichen Host gestartet werden und nicht nach Übertragung der Host-Steuerung beliebig von anderen Mitgliedern genutzt werden.

Mit der Umfragen-Funktion lassen sich vor einem Meeting Fragen mit mehreren Auswahlmöglichkeiten erstellen. Dabei kann eingestellt werden, ob die Teilnehmer*innen eine oder mehrere Antworten auswählen können. Eine Umfrage kann maximal 10 einzelne Fragen enthalten und man kann pro Meeting bis zu 25 Umfragen erstellen.

Es besteht neben der vorherigen Planung von Umfragen auch die Möglichkeit, während eines Calls über die Schaltfläche „Abfrage“ in der Menüleiste eine Umfrage zu erstellen. Je nach Umfang und Komplexität der Fragen kann es natürlich sinnvoller sein, eine Umfrage im Vorfeld zu planen – etwa bei einer abschließenden Feedbackrunde. Jedoch kann diese Funktion auch zu spontanen Abfragen genutzt werden.

Die Ergebnisse der Abstimmung können später auch als Bericht gesichert werden – bei Bedarf auch vollkommen anonym.

Die Tatsache, dass Umfragen als Feature relativ unbekannt sind, hängt unter anderem damit zusammen, dass man dieses erst in den Kontoeinstellungen freischalten muss. Falls Du eine detaillierte Anleitung hierzu benötigst, findest Du diese im Help Center von Zoom.

Es lohnt sich bei Zoom wirklich die Einstellungen und Funktionsmöglichkeiten einmal genau zu studieren, denn das Programm ist vielseitiger als es zunächst scheinen mag. Hier verbergen sich unter anderem auch die Breakout-Rooms, auf deren Nützlichkeit wir im Zusammenhang mit Zoom immer wieder gerne hinweisen, da sie in Lernveranstaltungen insbesondere Gruppenarbeitsphasen ermöglichen.

Finde Deine persönliche Allzweckwaffe

Wir haben hier Zoom als Schweizer Taschenmesser unter den Tools vorgestellt, aber derselbe Gedanke lässt sich auch auf andere Programme übertragen. Es gibt viele Apps, die sich für den vielfältigen Einsatz anbieten. Es ist sicher nicht nötig, für jede methodische Kleinigkeit ein designiertes Programm zu nutzen.

Es ist die Anstrengung auch eigentlich gar nicht wert, Zeit und Mühe zu investieren um für jede Methode eine spezialisierte Software zu finden – oder sogar zu kaufen. Stattdessen sollte man sich Programme vielleicht lieber etwas mehr im Detail ansehen und ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten entdecken.

Denn am Beispiel von Zoom erkennt man schnell, dass viele Tools mehr können, als sie auf den ersten Blick offenbaren. Außerdem werden die meisten Online-Tools stetig mit Updates und neuen Features versorgt – es lohnt sich auch hier die neuen Entwicklungen zu verfolgen und auszutesten.

Nur weil Dein Seminar eventuell derzeit online stattfindet, heißt das nicht, dass damit alles aufwändiger und anstrengender werden muss. Und es ist anstrengend, während eines Seminars 25 verschiedene Tabs offen zu haben und 10 verschiedene Programme kompetent bedienen zu müssen.

Auf diese Weise verstrickt man sich lediglich in methodischen und technischen Feinheiten und verliert das eigentliche Ziel der Interaktion doch wieder aus den Augen. Daher ist es eine Überlegung wert, das Online-Lernen nicht komplexer als nötig zu gestalten.

Denn mit etwas weniger Komplexität tun wir wohl nicht nur uns selbst einen Gefallen, sondern auch den Lernenden.

YouTube als Lernplattform – Viel mehr als nur Katzenvideos

Jede Minute werden auf YouTube 400 Stunden Videomaterial hochgeladen und insgesamt wird pro Tag weltweit über eine Milliarde Stunden Videos angesehen – das ist mehr als auf Netflix und Facebook zusammen. Diese Zahlen sind kaum vorstellbar und unterstreichen den Stellenwert der Plattform als Unterhaltungs- und Informationsmedium.

Das allererste Video, das jemals auf YouTube hochgeladen wurde, trug übrigens den Titel „Me at the zoo“ und war ein 19-sekündiger Clip eines der Gründer vor dem Elefantengehege des San Diego Zoos.

Das war im Jahr 2005 – das Thema Tiere ist bis zum heutigen Tag in der YouTube-Landschaft eines der populärsten. Neben den obligatorischen Katzenvideos sind vor allem auch Videos aus den Bereichen Gaming, Beauty und Lifestyle beliebt.

Doch die Video-Plattform hat noch so viel mehr zu bieten –

YouTube ist ein wahrer Abenteuerspielplatz und gleichzeitig eine schier unendliche Quelle des global geteilten Wissens. Dieses Wissen kann man sich auch als Trainer zu Nutze machen.

Man muss tatsächlich nicht unbedingt zu jedem Thema eigene Erklärvideos aufnehmen – dazu fehlt sicherlich auch oft die Zeit. Es kann sich durchaus lohnen, im Vorfeld eines Online-Seminars auf YouTube ein gezieltes Tutorial zu einem verwendeten Tool zu suchen und den Teilnehmer*innen zur Verfügung zu stellen.

Auf diese Weise kann bereits vor Beginn des Seminars oder einzelnen Einheiten eine eigenständige Vorbereitung der Lernenden erfolgen. Dies kann unter Umständen für einen reibungsloseren Ablauf sorgen und Wissenslücken zwischen den Teilnehmer*innen schließen.

YouTube ist seit 2006 auch eine Google-Tochter, man braucht für die grundsätzliche Nutzung der Inhalte aber kein Google-Konto. Dieses benötigt man lediglich zum Kommentieren, Bewerten und Hochladen.

Denn auch wenn man selbst Lehrvideos erstellen möchte, kann man diese auf YouTube hosten. Falls Dich dieses Thema näher interessiert, kann ich Dir diesen Blogartikel ans Herz legen:

Lernen bewegt – Erklärvideos im Online-Seminar

Was macht YouTube als Lernmedium so effektiv?

Auch aus der Perspektive des Lernenden ist YouTube eine wahre Goldgrube. Denn es gibt im Prinzip keine Grenzen bei dem, was man so alles lernen kann. Vom Kochrezept, über amerikanische Geschichte, bis hin zur Quantenphysik. Für beinahe jede Wissens- und Interessensnische bietet YouTube ausgewiesene Experten und eine eigene Community gleich mit dazu. Denn YouTube ist nicht nur eine Video-Plattform, sondern gleichzeitig auch das zweitgrößte soziale Netzwerk mit knapp 2 Milliarden aktiven Nutzern.

Ja, Milliarden. Das ist kein Tippfehler – YouTube wird tatsächlich von einem guten Viertel der Erdbevölkerung genutzt.

Ich persönlich schätze an YouTube vor allem seine Koch-Community. Denn wie die meisten Menschen lerne ich besonders gut audio-visuell. Die Verbindung von Bild, Ton und Text erschafft eine Informationsdichte, die verschiedene Sinne anspricht und eine besonders effektive Wissensvertiefung ermöglicht. Insbesondere komplexe Zusammenhänge lassen sich oftmals wesentlich einfacher demonstrieren als ausschweifend erklären. Die Dreidimensionalität eines Videos kann Verhältnisse abbilden, die allein mit Bildern oder Texten kaum zu greifen wären.

Natürlich kann man ein Rezept für Käsekuchen auch in rein geschriebener Form finden. Jedoch ist es wesentlich leichter zu verfolgen, wenn man tatsächlich sämtliche Einzelschritte in der Entstehung beobachten kann. Ich kann beispielsweise immer wieder nur vermuten, was genau der Autor eines Rezepts nun unter „flüssig“ oder „sirup-artig“ verstehen mag.

In einem YouTube-Video kann ich die zu erzielende Konsistenz live in Aktion sehen und so wesentlich erfolgsversprechender meine eigenen Unternehmungen daran ausrichten. Denn wer gerne backt, weiß, dass Sieg und Niederlage in der Küche manchmal nur 15 Sekunden quirlen auseinander liegen.

In Form von YouTube steht dem Lernenden nicht nur der Trainer der jeweiligen Disziplin zur Verfügung, sondern immer auch die Weisheit der Masse in den Kommentaren. Hier finde ich unter Umständen Menschen, die dieses Rezept bereits ausprobiert haben, oder Antworten auf Nachfragen, die ich mir auch gestellt hatte. Kann ich zum Beispiel statt Quark auch Frischkäse verwenden? Im Kommentarbereich kann man sich mit anderen Hobbyköchen austauschen und sich deren Meinung und Erfahrungen zu Nutze machen.

Viele Menschen, die YouTube regelmäßig als Unterhaltungs- oder Informationsmedium nutzen, stellen zudem fest, dass die Einbindung in bestimmte Communities und die Interaktion mit anderen Abonnenten und den Kanalbetreibern einen Mehrwert bietet. Die dargestellten Informationen können einfach viel lebendiger wirken, wenn sie mit einer sympathischen Persönlichkeit verknüpft werden.

Natürlich gilt auf YouTube dieselbe Grundregel wie im Internet allgemein: Informationen sind mit Vorsicht zu genießen. Ein gesundes Maß an Skeptizismus ist im Umgang mit Online-Material fast immer angebracht. Daher sollte man sich im Falle von im Rahmen eines Seminars zu verwendenden Videos auf jeden Fall der Qualität versichern.

Wieso sollte ich YouTube konkret als Tool im Seminar nutzen?

Viele Menschen nutzen die Plattform YouTube im alltäglichen Leben als Lernplattform. Zudem haben wir die Möglichkeit angesprochen, YouTube-Videos als vorbereitende Maßnahme im Vorfeld eines Seminars oder einer einzelnen Einheit zu nutzen.

Doch gibt es noch weitere Gründe die Video-Plattform als didaktisches Hilfsmittel zu nutzen. Im Folgenden möchte ich Euch daher zwei Anwendungsszenarien vorstellen, in denen der Trainer YouTube als Tool einbinden kann.

Show, don’t tell

In vielen Vorlesungen und Seminaren hören Lernende von großen Poeten, Wissenschaftlern oder Geschäftsleuten. Als Trainer kann man den ganzen Tag über die vortrefflichen Präsentationstechniken des Steve Jobs berichten. Dabei ist es doch so viel aussagekräftiger, den Teilnehmer*innen einen kurzen Videoclip des Apple-Gründers höchstpersönlich zu zeigen. Eine YouTube-Suche liefert in Sekunden tausende von Videos, mit Hilfe derer sich die eigenen Aussagen anschaulich untermalen lassen.

Natürlich hängt die Anwendung dieser Methode immer vom jeweiligen Themengebiet ab und sollte wohl auch gut dosiert sein, aber insgesamt kann etwas mehr Anschaulichkeit wohl den wenigsten Veranstaltungen schaden. Zudem durchbricht ein kurzer Wechsel des Input-Mediums an der richtigen Stelle stets gut eventuelle Monotonie und verhindert die kognitive Ermüdung der Teilnehmer*innen.

Wichtig ist daher aber auch immer, dass man diese nicht zu lange mit Videos berieselt, denn sonst kommen schnell Flashbacks zum „Film gucken“ in der Schule auf – damals war der Film öfters ein Zeichen, dass der Lehrer an dem Tag einfach keine Lust hatte. Kurze Clips eignen sich daher deutlich besser an bewusst gewählten Stellen zur Akzentuierung eines bestimmten Aspektes.

Und auch bei der Arbeit mit YouTube sind die Voraussetzungen gegeben um das Tool sowohl in Online- als auch in Präsenzveranstaltungen zu nutzen. Wie so oft ist die Funktion der Bildschirmteilung eine praktische Online-Variante, aber man kann auch Links über den Chat oder eine E-Mail zur Verfügung stellen.

YouTube als Recherche-Tool

Wir reden immer wieder davon, wie Lernende in Einzel- und Gruppenarbeiten zur eigenständigen Erarbeitung eines Themenbereichs geführt werden können. Die Vorteile dieser Herangehensweise liegen vor allem darin, dass die Teilnehmer*innen sich aktiv am Lernprozess beteiligt fühlen und das Gelernte auch wesentlich nachhaltiger abspeichern.

YouTube bietet sich als Recherche-Tool insbesondere für Einzelarbeitsphasen an. Wenn man also im Rahmen dieser Phasen verschiedene Themengebiete erarbeiten lässt, können sich die die Teilnehmer*innen auch im selben Raum mit unterschiedlichen Dingen befassen ohne einander in die Quere zu kommen – vorausgesetzt sind in einer Präsenzveranstaltung natürlich Kopfhörer!

Die Vorteile einer multimedialen Erarbeitung des Themas über Videos im Vergleich zu etwa Texten haben wir bereits erörtert. Zusätzlich ist es sinnvoll, die Präsentation der Ergebnisse in die Verantwortung der Lernenden zu legen. Auf diese Weise werden die Lernergebnisse besonders gut konserviert.

YouTube als Lernmedium – auf jeden Fall!

Insgesamt lässt sich festhalten, dass YouTube als Lernplattform zwei wesentliche Vorzüge bietet: Multisensualität und Selbstständigkeit.

Die Einbindung verschiedener Sinneskanäle ist für den Lernerfolg besonders förderlich und erlaubt auch den Zugang zu komplexeren Themenbereichen. Zudem ist der Lernende besonders selbstständig: er kann gezielt Informationen zu einzelnen Inhalten suchen und den Lernprozess selbstbestimmt steuern. Das Lerntempo kann an die individuellen Bedürfnisse angepasst und einzelne Passagen beliebig oft angesehen werden. Darüber hinaus stellt der Community-Aspekt eines sozialen Netzwerks wie YouTube einen zusätzlichen Mehrwert dar.

Und man sollte sich auch nicht davor scheuen, YouTube-Inhalte als visualisierendes Element gezielt in der eigenen Veranstaltung einzusetzen. Und übrigens hier noch ein kleiner Geheimtipp: YouTube bietet auch eine barrierefreie Live-Streaming-Funktion inklusive Chat über einen generierten Link. Die Plattform kann also durchaus auch als kostenfreier Hosting-Service für Webinare & Co. in Betracht gezogen werden.

Das Lernen in heterogenen Teilnehmergruppen – Wieso Unterschiedlichkeit lernförderlich ist

Es ist in der Erwachsenenbildung der absolute Worst Case: innerhalb ein und derselben Teilnehmergruppe ist eine Seite des Raumes gänzlich mit den Lerninhalten überfordert, während die andere sich schon halb zu Tode gelangweilt hat.

Beide Fälle wirken sich destruktiv auf die Motivationskurve aus. Wie kann man also beide Seiten und auch alle Teilnehmer dazwischen ideal fördern und für das Gefühl eines Lernerfolgs sorgen?

Die Heterogenität von Lerngruppen stellt den Trainer immer wieder vor Herausforderungen in der Planung und Durchführung eines Seminars. Da in vielen Fällen die individuellen Wissensstände und der Background sehr unterschiedlich sind, lässt sich nur schwerlich eine Lernmethode in Einheitsgröße finden, die allen Teilnehmern passen soll.

Spontan wünschen sich wohl einige Trainer eine möglichst homogene Lerngruppe, in der die Zusammenstellung im Bezug auf Alter, Bildungshintergrund, Berufsbild und Leistungsfähigkeit möglichst einheitlich sind. Denn es mag leichter erscheinen, eine solche Lerngruppe pädagogisch anzuleiten.

Tatsächlich zeichnen sich aber auch scheinbar homogene Gruppen durch eine individuelle Verschiedenheit aus, die durch ein starres Lehrkonzept vernachlässigt werden. So wird es am Ende des Tages auch innerhalb einer solchen Gruppe Lernende geben, die sich unter- oder überfordert fühlen. Indem die Individualität ignoriert wird, verfestigt sich die Unterschiedlichkeit nur immer weiter.

Auch für die Teilnehmer*innen selbst ist eine Situation, in der die Heterogenität der Gruppe zu einem Nachteil wird, alles andere als angenehm. Jeder von uns war sicherlich auch im Leben schon einmal in der Rolle des Lernenden, der sich in einem Lernumfeld nicht richtig abgeholt fühlte. Denn natürlich ist es schwierig einen Lernraum zu schaffen, in dem jedem Teilnehmer individuell entsprochen werden kann.

Die gute Nachricht: Heterogene Lerngruppen sind lernförderlicher!

Auch wenn die Durchführung eines Seminars mit einem heterogenen Teilnehmerfeld manchmal besondere Herausforderungen darstellt: in der Unterschiedlichkeit der Teilnehmer liegt auch das größte Lernpotential!

Denn wenn Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammenkommen, kann der Austausch besonders lebendig und das Lernen besonders fruchtbar werden. Daher liegt es beim Lernbegleiter, dafür zu sorgen, dass dieser Austausch auf einen entsprechenden Boden fallen kann. Denn wenn in der Erwachsenenbildung Abiturienten oder Akademiker neben Schulabbrechern sitzen, mag ein mancher Trainer unterbewusst zunächst dazu zu neigen die letztere Gruppe als benachteiligt – oder sogar als hinderlich – zu empfinden.

Doch genau diese unterschiedlichen Voraussetzungen kann man durch das richtige methodische Lernumfeld zu einem Katalysator des Lernerfolgs machen!

Lehrformen, die eine Teilnehmergruppe in ihrer Gänze anzusprechen versuchen – wie der klassische Frontalunterricht – machen häufig von diesen potentiellen Vorteilen keinen Gebrauch. Die Herangehensweise, die tatsächlich von der Heterogenität profitieren kann, ist eine Form des sozialen Lernens.

Wie wirken sich Unter- und Überforderung konkret aus?

Überforderung bedeutet Frust. Und anhaltender Frust führt letztendlich zum Aufgeben und resultiert oft auch in einem verminderten Selbstwertgefühl. Das ständige Arbeiten an der persönlichen Leistungsgrenze ist kognitiv äußerst anstrengend und führt letzten Endes nur zu Demotivation.

Dabei liegt die Problematik meist keinesfalls in der intellektuellen Leistungsfähigkeit der Teilnehmer, sondern vielmehr in mangelndem Vorwissen oder methodischen Fehlkalkulationen.

Auf den ersten Blick mag Unterforderung wie das kleinere der beiden Probleme wirken. Denn was macht es schon groß, wenn man mehr weiß und kann als gefordert ist? Tatsächlich ist diese Situation auf Dauer aber für den Lernerfolg genauso hinderlich. Teilnehmer*innen, die sich konstant unterfordert fühlen, schalten irgendwann einfach ab und sind für ein Lernerlebnis nicht mehr zugänglich.

Unterforderung und Desinteresse kann aus verschiedenen Faktoren resultieren, wie etwa einem Vorsprung an Vorwissen oder höherer persönlicher Leistungsfähigkeit gegenüber anderen Teilnehmer*innen.

Zunächst scheinen die beiden Pole wie unvereinbare Extreme zu wirken, doch es gibt Möglichkeiten und Wege die Verschiedenheit der Gruppenmitglieder zu Gunsten einer produktiven Lernerfahrung zu nutzen – ohne dabei eine der beiden Seiten einfach ihrem Schicksal zu überlassen.

Welche Voraussetzungen kann ich vor dem Seminar schaffen?

Zunächst einmal kann man als Lehrender die eigene Grundeinstellung reflektieren. Man kann die Heterogenität einer Lerngruppe bewusst annehmen und sich vornehmen sie zum Vorteil zu nutzen. Zudem muss man eventuell ein klein wenig von der klassischen Lehrerzentrierung ablassen, wenn man zuvor vor allem Lehrformen wie den Frontalunterricht gewöhnt war. Denn wie bereits angesprochen, entfaltet sich das Potential einer heterogenen Lerngruppe erst im sozialen und kooperativen Lernen.

Doch natürlich kann auch die sorgfältigste Planung und die beste Einstellung nicht vor unerwarteten Entwicklungen im tatsächlichen Seminar schützen. Was kann ich also tun, wenn ich bemerke, dass einzelne Teilnehmergruppen unter- oder überfordert scheinen?

Wie lässt sich das Lernumfeld wieder in die Balance bringen?

Der Lehrende muss in diesen Situationen vor allem als Lernbegleiter fungieren. Dieser muss für die Unterschiedlichkeit der einzelnen Gruppenmitglieder offen bleiben und die Inhalte und Methodik gegebenenfalls an ihren Lernstand anpassen. So kann beispielsweise dieselbe grundsätzliche Aufgabenstellung in unterschiedlicher Differenzierung gestellt werden.

Auf diese Weise bekommen lernschwächere Teilnehmer mehr Zeit für die Bewältigung der Aufgabe und leistungsstärkere Gruppenmitglieder üben dabei durch ihre Schnelligkeit keinen Druck aus.

Die beste methodische Vorgehensweise liegt in der Gruppendynamik. Die Arbeit in heterogenen Lerngruppen blüht am meisten in lebendigen Gruppenprozessen auf. Die Individualität der Teilnehmer*innen wird nicht ignoriert, sondern bewusst angesprochen. Hierzu zählt oft auch eine dynamische Anpassung des methodischen Vorgehens.

Wie die Prinzipien des kooperativen Lernens zeigen, ist der Lernerfolg an das Kollektiv geknüpft. Lernen ist keine Einbahnstraße, sondern entsteht zwischen vielen Knotenpunkten. Der Lehrende schafft dabei den Lernraum, in dem die Lernenden besonders viel selbstständige Lernleistung und Eigenaktivität zeigen dürfen. Die Verantwortung des Lernens wird zwischen Trainer und Teilnehmer*innen geteilt, sodass sich jeder Einzelne aktiv beteiligt fühlt.

Besonders zu betonen ist auch die Wichtigkeit von Kommunikation innerhalb der Gruppe. Ein offener Dialog und kontinuierliches Feedback können dabei helfen, den Lernprozess besser zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen.

Bei der Arbeit mit heterogenen Lerngruppen bietet es sich durchaus an, die Sozialformen im Seminar regelmäßig zu wechseln. Es sollte eine gesunde Mischung aus Plenum, Einzel-, Paar- und Gruppenarbeit herrschen. Viele Methoden erlauben auch die stufenweise Kombination mehrerer Sozialformen und bieten so mehr Variation und auch Zeit für die Vertiefung des Gelernten.

Da wie bereits erwähnt die größte Stärke heterogener Teilnehmerverbände in der Gruppendynamik liegt, bietet sich eine besonders hohe Quote an Gruppenarbeiten an. An dieser Stelle möchte ich daher exemplarisch zwei Methoden für Gruppenarbeiten vorstellen, die das kooperative Lernen besonders fördern können.

1. Think-Pair-Share

Diese Methode vereinbart Einzelarbeit mit Gruppenarbeit. Jeder Teilnehmende entwickelt zunächst zu einem vorgegebenen Thema in Einzelarbeit seine eigenen Gedanken und formuliert Ideen. Anschließend werden, abhängig von der Gruppengröße, diese Ideen innerhalb einer Tandem- oder Kleingruppe diskutiert und daraus hervorgehend eine gemeinsame Lösung entwickelt. Jede Gruppe kann schließlich noch ihre Ideen im Plenum vorstellen.

Die Methode bietet einerseits jedem Teilnehmer die Möglichkeit in Einzelarbeit seine Gedanken niederzuschreiben und gleichzeitig den Vorteil der Deliberation in Kleingruppen. Diese Sozialform ermöglicht die besonders aktive Reflexion der Ideen und fördert durch die Vorgabe einer gemeinsamen Lösung die Zusammenarbeit.

2. Die Sandwich-Methode

Auch die Sandwich-Methode kombiniert mehrere Sozialformen und besteht aus verschiedenen Arbeitsphasen. Hier werden die Teilnehmer*innen ebenfalls zunächst in Kleingruppen eingeteilt und erarbeiteten ein vorgegebenes Themenfeld eigenständig.

Die erste Arbeitsphase wird dann durch einen eingeschobenen Input durch den Trainer erweitert. Daraufhin überarbeiten die Gruppen auf Basis der neuen Informationen ihre bisherigen Ergebnisse. Anschließend können die Gruppenergebnisse zudem im Plenum diskutiert werden.

Die Sandwich-Methode bietet den Vorteil, dass die Teilnehmer*innen sich in der ersten Arbeitsphase einer Thematik selbstständig und unvoreingenommen nähern können. Der anschließende inhaltliche Input durch den Trainer gibt den Gruppen daraufhin die Möglichkeit ihre Ergebnisse weiter zu vertiefen und eventuell aus neuen Perspektiven zu betrachten.

Das Prinzip der mehrstufigen Erarbeitung eröffnet insgesamt ein großes Lernpotential. So bietet die Methodik den lernschwächeren Teilnehmer*innen die Chance sich in mehreren Arbeitsphasen mit einer Thematik zu befassen. Gleichzeitig ist durch den zusätzlichen Input durch die Lehrperson dafür gesorgt, dass auch leistungsstärkere Gruppenmitglieder nicht durch eine zu ausgedehnte Arbeitsphase ermüdet werden.

Im Übrigen lassen sich Methoden zur Gruppenarbeit auch in Online-Kontexten umsetzen. Hierzu bieten sich beispielsweise die sogenannten Breakout-Rooms an, die einige Anbieter von Konferenztools zur Verfügung stellen. Die Planung eines Online-Seminars sollte nicht dazu verleiten, die Gruppenprozesse auf ein Minimum zu beschränken!

Unterschiedlichkeit: Herausforderung oder Chance?

Am Ende des Tages bleibt vor allem eine Erkenntnis stehen: der Lernbegleiter muss als Konzept offener und eine Lehrveranstaltung individueller werden. Den Lernenden muss so viel Raum wie möglich gegeben werden, sich mit den Inhalten auf einer ganz persönlichen Ebene auseinanderzusetzen und ihr Wissen zu verknüpfen.

Der aktive Dialog ist hierbei ganz wichtig. Denn es geht darum zu vermeiden, dass man sich als Trainer stets nur mit einer kleinen Teilgruppe befasst, während viele andere Lernende frustriert zurückgelassen werden. Ein dynamischer Wechsel an Methoden und Sozialformen ist die ideale Art mit heterogenen Lerngruppen zu arbeiten.

Natürlich ist ein solcher Anspruch an den Pädagogen ein deutlich höherer als die Durchführung eines akribisch vorbereiteten Lehrplans. Jedoch nimmt eine solch dynamische Vorgehensweise auch etwas Verantwortung von den Schultern des Lehrenden und verteilt diese gleichmäßiger auf jeden Einzelnen.

Die Unterschiedlichkeit innerhalb einer Gruppe muss nicht zwanghaft nivelliert werden, sondern kann zu einem Antrieb werden – nicht nur für inhaltliches, sondern vor allem auch für soziales Lernen .

Die Tafel 3.0 – Virtuelle Whiteboards im Test

Die Konferenzplattform Zoom und das Online-Lernen sind seit Beginn des Jahres zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden. Das Jahr 2020 hat uns zum Erwerb neuer Fähigkeiten geführt und viele Lehrende aus ihren fast schon heimischen Seminarräumen verdrängt. Einige Monate sind vergangen und unsere Beziehung zu den verschiedenen Online-Tools ist vielleicht inniger geworden, jedoch stoßen wir häufig in der Praxis noch an Ecken und Kanten, an denen uns unsere guten alten Offline-Medien fehlen.

In vielen Klassenzimmern und Seminarräumen Deutschlands lassen sich Whiteboards finden, die für verschiedenste gestalterische Zwecke genutzt werden können. Whiteboards waren sozusagen die Kreidetafel 2.0 – ich jedenfalls habe deutliche, beinahe albtraumhafte Erinnerungen an das Quietschen von staubiger Kreide auf der waldgrünen Tafel und den ungeliebten „Tafeldienst“ mit dem nassen Schwamm. Das Whiteboard machte diese schaurigen Erinnerungsfetzen vergessen und präsentierte sich als moderne, einfachere Version der Tafel. Wenn es auch weiterhin quietschte, nur irgendwie anders.

Verständlicherweise fehlt uns in diesen Zeiten aber manchmal eine Form der Tafel oder des Flipcharts in unseren Online-Seminaren.

Müssen wir in Online-Seminaren also auf Whiteboards verzichten?

Keinesfalls! Und daher präsentiere ich Euch heute einige Vertreter der virtuellen Variante im Test und prüfe Umfang und Funktionsweise auf Herz und Nieren. Insbesondere die Intuitivität der Bedienung und die unkomplizierte Synchronisation mit anderen Anwendungen soll hierbei im Fokus der Betrachtung stehen.

Das wunderbare an einem virtuellen Whiteboard ist unter anderem der kollaborative Aspekt. Es müssen sich nicht mehrere Leute gedrängt vor einer Tafel in die Quere kommen oder gar abwechselnd aufstehen und so den Arbeitsprozess unnötig in die Länge ziehen. An einem digitalen Whiteboard kann ein ganzer Konferenzraum voller Menschen gleichzeitig stehen und versperrt dabei nicht einmal den Leuten in den hinteren Reihen die Sicht. Das Whiteboard dient als Fläche für gemeinsame Skizzen, Entwürfe und Notizen und erschafft so live vor unseren Augen ein greifbares Ergebnis der Besprechungen – besonders reizvoll für all die visuellen Lerner unter uns.

10 virtuelle Whiteboards im Praxis-Test

Auch hier vorab ein kurzes Wort zum allgegenwärtigen Thema Datenschutz: es lohnt sich durchaus ein kurzer Blick ins Kleingedruckte des jeweiligen Anbieters bevor man seine Ideen und potentiellen Firmengeheimnisse den Servern von Microsoft oder Google anvertraut.

Welches Tool sich anbietet hängt in vielen Fällen auch davon ab, welcher Anbieterfamilie man selbst oder die arbeitgebende Firma angehört. Arbeitet das Unternehmen also mit Microsoft-Produkten, so bietet sich die Nutzung des jeweiligen Dienstes oftmals an. Zusätzlich zu den zwei Big Playern möchte ich euch aber auch einige gänzlich unabhängige Varianten des Whiteboards vorstellen. Denn über den Tellerrand hinaus zu blicken lohnt sich oft, denn es gibt auch abseits der großen Konkurrenten viele kleine und feine Programme zu entdecken. Da die Suche und der Test dieser aber manchmal mühsam sein kann, habe ich mich dieser Aufgabe stellvertretend gewidmet.

Ich habe diese Woche insgesamt 10 verschiedene virtuelle Whiteboards und ihre Funktionen unter die Lupe genommen und möchte meine Ergebnisse an dieser Stelle mit Euch teilen.

1. Google Jamboard

Schauen wir uns zunächst einmal die Whiteboard-App Google Jamboard an, für deren Nutzung man lediglich ein Google-Konto benötigt. Und bei diesem Stichwort erkennen die meisten auch direkt die zentralen Vorzüge eines Dienstes aus der Google Familie: es ist alles cloudbasiert, automatisch gespeichert und im persönlichen Google Drive verfügbar. Hinzu kommt der unschlagbare Vorteil des gemeinsamen Arbeitens in Echtzeit über sämtliche Plattformen hinweg. Ich habe mir das Google Jamboard sowohl als Web-Anwendung als auch als App für Smartphone und Tablet angesehen und in allen drei Fällen war die Bedienung sehr einfach, übersichtlich und intuitiv. Insgesamt fühlte sich die Arbeit mit dem Jamboard auf dem Tablet am natürlichsten an, da man hier mit dem Finger oder einem Touchpen auf dem etwas größeren Touchscreen besonders gut zeichnen kann.

Die zusätzlichen Funktionen in der mobilen Version lassen unter anderem Emojis und Sticker einfügen und bieten vor allem die Erkennung von handschriftlichen Zeichnungen, Formen und Texten. Diese können dann sofort optional in eine formschönere Variante gebracht werden. Der hier beigefügte Überblick über ein Jamboard zeigt beispielsweise wie eine doch sehr rudimentäre Freihandzeichnung einer Katze mit einem Klick in eine von vielen anderen automatisch vorgeschlagenen Versionen übertragen werden kann.

Auf einem Jamboard lassen sich neben Bildern und Freihand-Zeichnungen auch kleine Haftnotizen einfügen, die mit einer Beschriftung versehen die Inhalte des Jamboards schnell visuell ordnen können. Bilder können entweder direkt vom Gerät oder aus der Cloud hochgeladen werden und so die Inhalte illustrieren. Zudem ist die allseits bekannte Suchmaschine direkt als Bildersuche integriert, um dem Board Bilder aus dem Internet hinzufügen zu können. Insgesamt lassen sich alle Elemente auf einem Board clustern und beliebig anordnen. Zudem gibt es einen Laser-Pointer als Feature, der sich in Live-Settings gut zu Präsentationszwecken eignet. Ein Jamboard lässt sich im Anschluss jederzeit als Bilddatei oder PDF speichern.

Google Jamboard bezeichnet als Marke im Übrigen auch einen physischen 55-Zoll-Monitor, der als digitales Whiteboard für Meetings und Präsenzseminare entwickelt wurde. Allerdings kostet dieses Spielzeug rund 5000 Euro und ist damit eine echte Investition – bleiben wir daher vielleicht doch erstmal bei der Jamboard App.

2. Microsoft Whiteboard

Widmen wir uns nun dem Whiteboard-Werkzeug der Microsoft Familie, schlicht und ergreifend Microsoft Whiteboard betitelt. Dies war bereits in seinen Anfängen ein Feature von Skype for Business und findet sich auch heute in die Konferenz-Software Teams integriert. Auch für die Nutzung des Microsoft Pendants benötigt man ein Nutzerkonto. Die Synchronisierung läuft auch hier über die Cloud (One Drive) und ermöglicht das gemeinsame Arbeiten an einem Board. Jedoch ist das Whiteboard an sich keine reine Web-Anwendung, sondern wird als Programm heruntergeladen und eignet sich somit auch zur Offline-Nutzung. Viele der Grundfunktionen, die bereits bei den Jamboards angesprochen wurden, finden sich auch hier wieder: Notizen, Bilder, Textfelder und freihändige Zeichnungen sind alle im Programm-Umfang enthalten. Des Weiteren hat auch das Microsoft Whiteboard mit Bing eine implementierte Suchmaschine, mit der sich Bilder aus dem Netz einfügen lassen. Selbstverständlich gibt es aber auch hier die Möglichkeit Bilder vom jeweiligen Gerät oder aus der Cloud zu beziehen.

Daher schauen wir uns doch lieber einmal die Features an, die sich unter Umständen unterscheiden. Wie auf dem obigen Bild zu sehen, lassen sich bei Microsoft Whiteboard sämtliche Beiträge mit einem kleinen Daumen-Icon versehen, ähnlich dem „Gefällt mir“-Button bei Facebook. Mit Hilfe dieser Funktion lassen sich auch bei der Arbeit mit vielen Personen an einem Board schnell und übersichtlich Beiträge hervorheben und so ein Meinungsbild erstellen. Sammelt man beispielsweise gemeinsam Ideen für einen neuen Hashtag oder Unternehmensslogan, so könnte jeder Mitarbeitende auf einfache Weise seine Präferenzen kenntlich machen. Da es sich hier um ein Microsoft-Produkt handelt, verfügt es auch über die Kompatibilität mit den übrigen Produktivitätsprogrammen der Familie. So lassen sich beispielsweise einzelne Seiten aus Word-Dokumenten oder Folien aus PowerPoint-Präsentation einfügen.

3. Zoom

Auch wenn Zoom in seinen Grundzügen natürlich keine reine Whiteboard-Anwendung ist, so verfügt auch die Konferenz-Software über ein solches Werkzeug. Daher soll es auch an dieser Stelle kurz erwähnt werden, da Zoom in diesem Jahr zu einem der meistverwendeten Tools in der Arbeitswelt aufgestiegen ist. Das Zoom-Whiteboard lässt sich über die Freigeben-Funktion nutzen und sich dann von den Teilnehmer*innen des Calls kommentieren und live bearbeiten. Hierbei stehen neben Zeichenwerkzeugen auch Textfelder und kleine Stempel als Reaktionsausdruck zur Verfügung. Das Spotlight dient zudem als Zeigewerkzeug während der gemeinsamen Bildschirmnutzung. Das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit kann nun jederzeit als Bilddatei abgespeichert werden und steht nach Beendigung des Calls zur Verfügung. Hierbei bleibt natürlich zu bedenken, dass die Zoom-Software in professionellen Anwendungskontexten kostenpflichtig ist.

Abseits der Tech-Giganten

Es gibt aber natürlich auch abseits von Google und Microsoft einige praktische Dinge im Netz zu entdecken. Insbesondere beim Thema Apps entwickeln kreative Köpfe auf der ganzen Welt jeden Tag neue spannende Anwendungen und so findet sich auch eine Vielzahl an Alternativen bei den digitalen Whiteboards. Wie allerdings jeder Freund kostenloser Anwendungen weiß, bezahlt man diese Unabhängigkeit häufig in der Form von Werbeanzeigen oder gewissen Funktionseinschränkungen.

4. AWW (A Web Whiteboard)

Dies ist auch bei unserem ersten Indie-Vertreter AWW der Fall. Hierbei handelt es sich um eine reine Web-Anwendung, die allerdings auch für den Gebrauch mit einem Touchscreen optimiert ist, sofern der jeweilige Rechner damit ausgestattet ist. Die Benutzeroberfläche ist in englischer Sprache, aber man kommt bei einem solchen Programm vermutlich auch mit visuellen Hinweisen und dem probaten Mittel Learning by doing ziemlich weit. Die englische Sprachausführung zieht sich als Muster durch die hier gezeigten Whiteboards unabhängiger Anbieter, denn der englischsprachige Markt und somit das Angebot an Apps ist natürlich wesentlich größer und vielfältiger. Ich würde wie angedeutet die Barriere im Falle einer Whiteboard-Anwendung nicht als allzu hoch einschätzen, aber es ist ein Faktor, der im Hinblick auf das jeweilige Teilnehmerfeld eventuell bedacht werden muss.

Die einzelnen Werkzeuge sind soweit bekannt und nicht weiter bemerkenswert. Das Whiteboard kann in seinen grundlegenden Funktionen auch tatsächlich ohne eine Form der Registrierung genutzt werden und auch das Einladen weiterer Mitarbeiter per Link ist ohne Anmeldung möglich. Selbst ein Export des Boards als PDF- oder Bilddatei kann ohne eine Form des Nutzerkontos erfolgen, jedoch wird die Zieldatei dann mit einem Wasserzeichen versehen. Um dieses zu entfernen, müsste man sich dann tatsächlich ein Nutzerkonto anlegen. Wie bereits eingangs erwähnt, wird man in der kostenfreien Version natürlich auch stets von einer kleinen Werbeanzeige unten am Bildrand begleitet und selbstverständlich weisen die Betreiber bei jeder Gelegenheit auf die kostenpflichtige Pro-Version ihres Programmes hin. Wie so üblich ködern die Entwickler den Verwender hier mit einer 14-tägigen Testversion des Premium-Service.

Als wie störend man die Werbeanzeige tatsächlich empfindet, mag bei jedem unterschiedlich sein – ich persönlich fand sie noch diskret genug, dass ich mich nicht allzu sehr abgelenkt fühlte. Aber vielleicht macht sich hier auch einfach nur jahrelange Abstumpfung gegenüber Werbung bemerkbar. Insgesamt war der Funktionsumfang aber selbst ohne die kostenlose Registrierung noch sehr brauchbar. Man muss nur im Hinterkopf behalten, dass die Ergebnisse ohne automatische Speicherung wesentlich flüchtiger und störungsanfälliger sind.

5. InVision Freehand

Dies ist ebenfalls eine Web-Anwendung, die direkt aus dem Browser heraus genutzt werden kann. Die App ist auch in englischer Sprache und benötigt ein eigenes Nutzerkonto inklusive Passwort und E-Mail-Verifizierung – hier ist auch keine Anmeldung über Google möglich. Dafür ist die App jedoch frei von Werbeanzeigen. Bei der Verwendung eines neuen Tools, das nicht mit einem der großen Anbieter verknüpft ist, muss allgemein oft ein gewisser Vorlauf in der Planung berücksichtigt werden. Möchte man also beispielsweise InVision Freehand als Whiteboard-App im Team oder Seminar verwenden, so muss dafür gesorgt werden, dass alle Teilnehmer*innen sich im Vorfeld einen Account anlegen und somit der Zugang zu Beginn eines Seminars gewährleistet ist.

Neben Zeichentools und Post-its verfügt InVision auch über die facebookartige Palette an Reaktions-Emojis. Team-Mitglieder lassen sich schnell und einfach per Mail einladen und einzelne Boards lassen sich in verschiedene Ordner („Spaces“) ordnen. Zudem verfügt InVision über verschiedene Whiteboard-Vorlagen, die die Arbeit erleichtern können, wie beispielsweise ein speziell auf Brainstorming ausgelegtes Board. Ein interessantes Feature ist der integrierte Präsentationsmodus, der bei der Arbeit im Team genutzt werden kann, um einem einzelnen Mitglied kurzfristig die Kontrolle über die Ansicht aller zu geben. Ein fertiges Board lässt sich selbstverständlich jederzeit als Bilddatei herunterladen. Das Programm InVision Freehand ist im Übrigen besonders auf professionelle Anwender verschiedener Branchen auslegt und erlaubt viele zusätzliche Funktionen, beispielsweise die Synchronisation mit einem Grafik-Programm wie Photoshop. Insgesamt fiel mir die Präsentation der Seite und des Tools im Test als besonders aufgeräumt und ästhetisch-professionell auf – auch wenn das natürlich nur der Ausdruck einer persönlichen Präferenz ist.

6. Limnu

Auch hier gelten ähnliche Voraussetzungen: Limnu ist grundsätzlich in englischer Sprache und benötigt zur Verwendung einen eigenen Account, der in der Grundversion aber auch zunächst kostenlos ist. Die Homepage bietet zudem einen registrierungsfreien Test der Funktionen. Den vollem Umfang der Funktionen kann man innerhalb einer 14-tägigen kostenlosen Testversion ausprobieren, danach wird allerdings ein Kostenplan fällig, die verschiedenen Varianten fangen bei 5 Euro im Monat an.

Insgesamt wirkt Limnu in seinen Features weniger verspielt: es gibt neben den Zeichenwerkzeugen und Haftnotizen keine ausgeprägten gestalterischen Möglichkeiten. Zu erwähnen ist allerdings der integrierte Chat sowie die Möglichkeit von Video-Calls im Team. Es könnte unter Umständen sein, dass Limnu weitere Funktionen seines Whiteboards hinter der Paywall verbirgt, diese Vermutung kann ich jedoch nicht verifizieren. Darüber hinaus bleibt natürlich auch die Frage, ob es wirklich notwendig ist, für ein gutes virtuelles Whiteboard eine monatliche Gebühr zu bezahlen, wenn es eine große Auswahl kostenfreier oder integrierter Alternativen gibt.

7. Whiteboard Fox

Auch Whiteboard Fox ist eine browserbasierte Anwendung in englischer Sprachausführung. Sie hat im Gegensatz zu vielen anderen Whiteboards tatsächlich auch den Vorteil, dass man sie ohne jede Anmeldung nutzen kann. Diese Tatsache bezahlt man zwar wie erwartet durch eine kleine Werbeanzeige in der linken unteren Ecke, aber dieser Umstand mag auch hier zu verschmerzen sein. Auch Whiteboard Fox bietet die Standard-Bandbreite an Zeichentools und die Möglichkeit Bilder und Textfelder einzufügen. Das Whiteboard kann per Link mit anderen Mitarbeitern geteilt werden und das fertige Board als Bilddatei gespeichert werden.

Auf bunte Post-its muss man hier aber leider verzichten. Insgesamt ist die Gestaltung der Benutzeroberfläche vielleicht das größte Manko dieser App, denn sie wirkt vergleichsweise altmodisch und zudem nicht besonders übersichtlich. Viele der Tools versteckten sich hinter dem „Options“-Reiter und wären so beinahe übersehen worden. Insgesamt ist das Tool durchaus brauchbar, wenn einem die unkomplizierte Anwendung über den Browser und ohne Nutzerkonto als Faktor wichtig genug ist.

8. Miro

Miro ist ein Tool des kollaborativen Arbeitens, das vielen Online-Trainern bekannt sein dürfte. Hier wurde die web-basierte Variante getestet, aber Miro ist ebenfalls als mobile App verfügbar. Die Eckdaten klingen soweit bekannt: eine Benutzeroberfläche in englischer Sprache, cloudbasiert und eine Anmeldung ist entweder über einen eigenen Miro-Account oder verschiedene andere Konten – etwa bei Google, Microsoft oder Facebook – möglich.

Die App bietet eine große Vielfalt an Templates, die als Vorlage dienen können. Ein 2-minütiges Video-Tutorial führt den neuen Nutzer kompakt in die wichtigsten Funktionen ein. Alle Basis-Features eines virtuellen Whiteboards sind damit abgedeckt. Die App versteht sich selbst jedoch eher als ein Konzeptboard – der Funktionsumfang ist also deutlich vielfältiger als bei vielen anderen Whiteboard-Tools.

So verfügt Miro über ein breites Spektrum an Apps in der App. Es gibt standardmäßig beispielsweise eine integrierte Google-Bildersuche und Tools zum Erstellen von Diagrammen und dem Einfügen der ganzen Palette an Emojis. Zudem lässt sich Miro mit vielen Plug-ins für andere Programme aufrüsten und so nahtloser mit Diensten wie etwa Microsoft Teams verknüpfen. In der kostenlosen Version stehen zudem ein eigener Chatroom und je ein Modus zur Präsentation und Bildschirmfreigabe zur Verfügung.

Wünscht man zusätzlich ein Voting-System, Videochats und einen Timer, so muss man jedoch zur Premium-Version upgraden. Alle diese Features lassen sich wie gewohnt vor dem Kauf 14 Tage lang unverbindlich testen. Danach gibt es verschiedene Preismodelle für Teams und Unternehmen unterschiedlicher Größe. Die Pro-Variante könnte sich auch aus einem anderen Grund lohnen: in der kostenfreien App kann man stets nur drei Boards zur gleichen Zeit bearbeiten. Jedoch hat die Basis-Version gleichzeitig auch einen Vorteil gegenüber den bezahlten Paketen zu bieten – unbegrenzte Teammitglieder, die an einem Board arbeiten können.

Insgesamt bietet die App auch im Basis-Tarif eine vergleichbar große Vielfalt an Funktionen. Falls an dieser Stelle abschließend erneut eine persönliche Meinung erlaubt ist, so fällt Miro als Programm auch besonders positiv durch einen modernen, ansprechenden Look auf.

9. Explain Everything

Die mobile App namens Explain Everything überraschte direkt einmal mit einer Eigenschaft: die Benutzeroberfläche ist tatsächlich auf Deutsch. Allerdings macht sich zugegeben an allen Ecken und Enden bemerkbar, dass hier wohl eine maschinelle Übersetzungssoftware am Werk war. Daher gibt die deutsche Sprachversion auch nicht unbedingt immer genauen Aufschluss über den Inhalt. Abgesehen davon hat die App aber ein durchaus breites Angebot an Funktionen zu bieten. Nach der Anmeldung über ein Nutzerkonto (oder auch ein Google-Konto) stehen dem Anwender auch die meisten davon zur Verfügung. Auf einige Premium-Funktionen, wie etwa die automatische Synchronisierung mit dem Google Drive, muss man aber in der kostenlosen Version dann doch verzichten.

Explain Everything ist als App gleichzeitig aber auch eine Cloud und speichert alle bearbeiteten Boards sicher ab. Das Whiteboard selbst öffnet sich mit einem netten kleinen Tutorial, das dem Verwender die wichtigsten Funktionen kurz näher bringt. Als eins der interessantesten Features sind hier die Audio-Aufnahmen zu nennen, die ebenso wie Bilder auf die Boards eingefügt werden können. Man könnte also ein Board erstellen und zu einzelnen Elementen zusätzlich direkt erklärende Audio-Clips aufnehmen. Während meines Tests habe ich Explain Everything als eine der Apps mit dem größten Funktionsumfang erlebt, was einerseits viele Möglichkeiten bietet, andererseits aber auch neue oder unbedarftere Nutzer überfordern könnte.

10. LiveBoard

LiveBoard ist eine mobile App, die in seiner Gestaltung und Anwendungsweise besonders stark auf eine Verwendung in Lernumfeldern ausgerichtet scheint. Denn neben den üblichen erwartbaren Funktionen eines virtuellen Whiteboards, legt die App einen besonders großen Fokus auf das kollaborative Arbeiten in Echtzeit und die Aufnahme von Live-Sessions. Bereits die kostenfreie Version verfügt über eine eingebaute Chat-Funktion und zusätzlich kann man als Nutzer direkt eine Aufnahme mit Audio und Video des Boards machen.

LiveBoard verfügt neben allen gängigen Zeichentools auch über die Möglichkeit Textfelder sowie Bilder vom Gerät oder direkt aus Google Drive einzufügen. Das Feature Seiten direkt aus einem PDF-Dokument einzufügen ist hingegen hinter der Paywall versteckt. Ähnlich wie beim Google Jamboard kann man auch hier Boards mit mehreren Seiten erstellen. In der Pro-Version ist zusätzlich ein Live-Audiochat zwischen allen Mitarbeitenden möglich. Die App ermöglicht dem Nutzer auch die Anmeldung über ein Google-Konto und ist, wie die meisten getesteten Apps, in englischer Sprache. Der Fokus der LiveBoard App liegt wie erwähnt sehr stark auf der Live-Kollaboration und könnte in seiner Funktion als Whiteboard mit Audio-Chat unter Umständen eine Alternative zu der Arbeit über Zoom sein, wenn ein Videobild der Teilnehmenden nicht nötig oder nicht gewünscht ist. Die Premium-Varianten des LiveBoard fangen bei 5,49€ im Monat an und gehen bis 32,99€. Die App weist zudem zusätzlich auf besondere Deals für Bildungseinrichtungen hin.

Was ist also das Fazit des Tests?

Es gibt einige gute Optionen für virtuelle Whiteboards im Netz. Da viele Menschen am Ende des Tages aber wohl doch die bequeme Variante in der Synchronisation mit einem Konto bei einem der beiden Marktführer suchen werden, hier das Fazit zwischen diesen beiden:

Die von Google entwickelte Version des Whiteboards überzeugt vor allem durch seine einfache, intuitive Funktionsweise und ist durch seine übersichtliche Bedienoberfläche für jeden Benutzer geeignet. Insbesondere die verschiedenen Modi der Handschrifterkennung der mobilen Varianten des Jamboards überzeugen und machen zugegeben auch ganz schön Spaß. Das Microsoft-Pendant benötigt dagegen unter Umständen die ein oder andere Minute mehr, um sich mit den Funktionen vertraut zu machen. Jedoch sticht hier vor allem die besonders praktische „Daumen hoch“-Funktion hervor, die spontan an Facebook erinnert und in der Praxis die interaktive Arbeit und Ideensammlung erleichtern kann. Sowohl das Google als auch das Microsoft Werkzeug profitieren zudem von der integrierten Bildersuche per Suchmaschine.

Doch auch wenn man sich ein paar Schritte vom breit ausgetretenen Pfad der Big Player wegbewegt, findet man gute, unabhängige Anwendungen. Meine persönlichen Favoriten sind in dieser Kategorie Miro und InVision Freehand. Beide Apps verfügen auch in der Basis-Variante bereits über eine vergleichbar große Palette an Werkzeugen. Ob es sich insgesamt lohnt in die Pro-Variante eines Whiteboards zu investieren hängt natürlich immer vom individuellen Verwendungskontext ab. Es lohnt sich auf jeden Fall genau zu überprüfen, ob die hinter der Paywall versteckten Features tatsächlich einen Mehrwert versprechen. Im Zweifelsfall sollte man von dem Angebot vieler Apps Gebrauch machen den vollen Funktionsumfang eine Weile zu testen.

Ein potentielles Manko von Indie-Apps ist natürlich die mehr oder weniger vordergründige Präsenz der Werbeanzeigen. Diese können nicht nur persönlich als störend empfunden werden können, sondern wohl auch in einem professionellen Gebrauchsszenario nicht unbedingt ansprechend wirken. Jedoch gilt diese Einschränkung meist nur für Anwendungen, die keine Registrierung erfordern. Sämtliche Apps im Test, bei denen die Anmeldung über Google oder ein eigenes Nutzerkonto möglich war, blieb danach frei von Fremdwerbung. Ein Nachteil bleibt aber dennoch: man muss meist auf den bequemen Vorteil der automatischen Speicherung und Synchronisation mit der jeweiligen Cloud verzichten.

Insgesamt fällt meine Beurteilung der Anwendung der mobilen Apps in einigen Fällen besser aus, da sich die Natur des Whiteboards mit dem Finger oder einem Touchpen einfach besser einfangen lässt.

Und das alles ganz ohne das Gequietsche von Markern. Von Kreide gar nicht erst zu sprechen.