Grundsätzlich wollen Erwachsene Teilnehmer/innen eher noch weniger als Jugendliche belehrt werden, sondern sie wollen letztlich selber lernen, und auch in der Weiterbildung gilt selbstverständlich: Der Lehrende kann zwar sein Fachwissen und –können angemessen aufbereiten und einbringen, aber die größere Anforderung ist, dass er dieses fachliche Wissen und Können so aufbereitet und es so „anbietet“, dass die Lernenden es sich aneignen bzw. die entsprechenden Fähigkeiten selbst bilden können. Auch in der Weiterbildung – und hier womöglich noch mehr als in Ausbildung – gelten also die drei berufspädagogischen Grundsätze: Niemand kann gelernt werden! Antworten auf Fragen, die keiner hat, sind sinnlos!
Es kommt nicht darauf an, dass ich das Richtige sage, sondern darauf, dass ich den Teilnehmern helfen kann, selbst das Richtige zu finden!
Schon allein aus Respekt vor dem anderen als erwachsenem und ernst zunehmendem Partner verlangt daher von Weiterbildenden, dass sie sich nicht zum überlegenen Besserwisser aufschwingen. Sie sollen die Rolle desjenigen annehmen und leben, der den weiterzubildenden Erwachsenen auf seinem lebenslangen Lernweg ein Stück weit anregt, unterstützt und begleitet. Dazu berechtigt sollten sie sein, weil sie
a. sich auf diesem Terrain auskennen (fachliche Kompetenz) und
b. wissen, wie Lernprozesse angeregt und unterstützt werden können.
Der Lernbegleiter gibt den Teilnehmern an der Weiterbildung im Rahmen seines „roten Lernfadens“ ihrem Ausbildungsstand entsprechende und unter berufspädagogischen Gesichtspunkten gut ausgewählte Arbeits-Lern-Aufgaben, die von ihnen selbständig zu bearbeiten sind. Er mischt sich dabei möglichst wenig ein, sondern er hält sich zurück, beobachtet, wartet, was kommt.
Im Übrigen lässt er die Teilnehmer ihre ganzen Vorerfahrungen zur Lösung der Aufgabe einbringen und sich zuerst einmal gegenseitig helfen, unter Mobilisierung der Vorkenntnissee, vielen Überlegungen und Erfahrungen und gedanklichem (oder auch tatsächlichem) Probehandeln die Aufgabe zu lösen.
Weiterbildung als Begleitung beim Lernen
Manchmal gib er ihnen einen Input mit auf den Weg oder eine begleitende Hilfe, um eine Frage beantworten zu können oder etwas
Neues auszuprobieren. Der erwachsene Weiterbildungsteilnehmer erfährt, dass er sich selbst gut zu helfen weiß, dass er selber denken kann, dass er aus seinen Vorerfahrungen bei einigem Nachdenken und einigem zusätzlichen Wissen sich selbst ganz gut zurechtfinden
kann und durchaus in der Lage ist, auch ganz neues, ganz anderes zu tun als bisher.
Der lernbegleitende Dozent „führt“ ihn nicht, und „belehrt“ ihn nicht, sondern er gibt Anstöße, Hinweise, Informationen, macht Vorschläge und weist auf Alternativen hin, die der Teilnehmer vielleicht gerade nicht gesehen hat. Er bringt auch hoffentlich ganz neue Gesichtspunkte und Vorgehensvorschläge ein und motiviert die Teilnehmer, diese im geschützten Raum der Weiterbildung einmal auszuprobieren. Nach jeder Erfahrung ebenso wie nach jeder Darstellung wird das Erfahrene oder Dargestellte gemeinsam verarbeitet, ausgewertet, wird nach Übertragung gesucht oder kommt man u.U. auch zu dem Schluss, nicht hilfreich ist. So geht Lernen.
Niemals wird dem erwachsenen Weiterbildungsteilnehmer etwas übergestülpt, aufgezwungen oder „eingetrichtert“ – immer muss es ihm so angeboten werden, dass er es selbst prüfen, abwägen, einschätzen und für sich annehmen oder verwerfen kann. Alles, was der Weiterbildende bringt, hat Angebotscharakter. Wohl darf er erwarten, dass der Teilnehmer sich auf dieses Angebot zunächst einmal einlässt und bereit ist, es sachlich von allen Seiten zu prüfen. Sein Urteil allerdings ist völlig frei und vom Weiterzubildenden zu akzeptieren und zu respektieren.
Wohl darf er ihn einladen (und auch erwarten, dass er der Einladung Folge leistet), das, was vielleicht nicht gleich verstehbar ist, sondern was fremd ist, im geschützten Raum der Weiterbildung einmal zu erleben, zu erfahren, auszuprobieren (Er darf, ja er muss sogar alles versuchen, dem Teilnehmer das schwierige Thema zu erschließen, es ihm zugänglich zu machen und so anzubieten,dass dieser sich wirklich ein eigenes Urteil bilden kann – wie das Urteil ausfällt, ist aber allein des Teilnehmers Sache.